The Life Shot - Teil 5

Autor: Yaksi
veröffentlicht am: 04.05.2012


|Vier|
- Getestet

Ich drücke auf »Play« und starre erst einige Sekunden ernst in die Kamera, bevor ich anfange zu reden.
„Liebe Carmen, ich frage mich, was du wohl gerade zu Hause in Schottland machst“, ich werfe einen Blick auf meinen Wecker. „Obwohl…eigentlich frage ich mich das nicht. Ich kann mir denken, dass du gegen 23 Uhr zufrieden im Bett liegen wirst und schlummerst“
Ich seufze und lausche kurz in die Stille hinein.
„Höchstwahrscheinlich würdest du mich als »komplett bescheuert« beschreiben, wenn du wüsstest, was ich jetzt vorhabe. Ich selbst bin mir nicht einmal mehr sicher, ob ich in meinem Kopf noch ganz richtig bin. Aber zu meiner Verteidigung: Es passieren wirklich seltsame Dinge in St. Michaelis!“
Ich berichte kurz von meinem höchst unheimlichen Traum und dem Feuer im Café.
„Schlussfolgerung: Ich bin verflucht. Oder verhext. Oder beides, wenn das geht“ Ich runzele über meine eigenen Worte die Stirn. „Jedenfalls muss ich jetzt zur Tat zuschreiten. Wenn ich alles stumm über mich ergehen lasse, dann werde ich wohl nie aus dem Kreis ausbrechen können“
Nervös fummele ich an dem schwarzen Saum meines Pullovers. Ich habe mich komplett in dunklen Tönen gekleidet - das macht es irgendwie … zurechnungsfähiger.
„Mein Plan: Ich werde mir gleich das Auto von meinem Vater schnappen und die Strecke abklappern, die Leona auch gefahren ist. Ich hoffe, dass ich mich auf meine Instinkte verlassen kann. Wenn ich weiß, wo sie in jener Nacht hinwollte, dann…gelange ich vielleicht auf die richtige Spur“
Super Plan, Sidney.
„Okay, Carmen. Beschreibe mich als naiv, leichtsinnig oder geisterkrank. Ich habe mittlerweile selbst herausgefunden, dass ich nicht mehr ganz frisch bin. Und genau deswegen ist dieser Plan doch nahezu perfekt für mich - ebenso unverantwortlich wie ich“
Ich schalte die Kamera aus und werfe einen prüfenden Blick aus dem Fenster. In Noahs Zimmer sind die Gardinen zugezogen, kein Licht ist zu sehen.
Nachdenklich beiße ich mir auf die Unterlippe.
Noch kann ich einen Rückzug antreten. Noch kann ich mich aus der ganzen Sache raus halten.
Doch ich schüttelte energisch den Kopf und stehe auf. Nein, wenn ich jetzt nicht in Aktion trete, werde ich wohl nie Licht in die Dunkelheit bekommen.
Mein Traum ist mir noch deutlich vor Augen, ich hoffe, dass ich die Strecke von Leona leicht finden werde.
Ich atme zittrig ein und versuche meinen Puls zu beruhigen. Entschlossen schnappe ich mir die Taschenlampe und mein Handy, ehe ich vorsichtig die Zimmertür öffne.
Stille empfängt mich.
Abermals beiße ich mir auf die Unterlippe, welche schon ganz wund von all dem grüblerischen Kauen ist. Langsam schleiche ich an das Schlafzimmer meines Vaters vorbei, wo ich leise Schnarch-Geräusche hören kann. Das erleichtert mich ein wenig.
Mein ganzer Körper kribbelt vor lauter Aufregung und ich halte konzentriert den Atem an, als ich Schritt für Schritt die einzelnen Stufen nach unten gehe. Bei der letzten Stufe angekommen, kann ich schon den Autoschlüssel am Brett hängen sehen und danke Gott, dass er es mir so einfach macht.
Hastig schnappe ich mir den Schlüsselbund und schlüpfe durch die Haustür nach draußen. Langsam und ohne ein Geräusch zu machen, schließe ich sie wieder und stoße erst einmal die angehaltene Luft aus.
Die erste Hürde ist geschafft.
Der alte Wagen, welcher in der Einfahrt steht, ist mir schon vertraut. Ich kann damit umgehen und fahren, was es zu einem leichten Spiel für mich macht.
Als ich den Motor starte, sende ich Stoßgebete gen Himmel, dass Papa nicht davon wach wird.
Kurz halte ich inne, bevor ich Gas gebe und auf die Straße fahre.
Jetzt kann mich nichts mehr aufhalten.
Nervös und unruhig fahre ich die Strecke von Leona entlang, welche allmählich Gestalt annimmt. Ich bin wirklich nervös und frage mich, was mich wohl erwarten wird.
Vielleicht gar nichts? Möglicherweise ist meine ganze Aufregung umsonst! Das wäre mehr als Verschwendung.
Ich schalte das Radio ein wenig lauter, um mich abzulenken. Doch die Nervosität sitzt tief in mir fest.
Im nächsten Moment reiße ich das Lenkrad rum, weil ich beinahe die Einfahrt zum Waldweg verpasst hätte. Mit klopfendem Herzen fahre ich den modrigen Weg entlang, schwarze Silhouetten stehen bewegungslos am Rand und greifen mit ihren knorrigen Armen ins Nichts.
Das Scheinwerferlicht reicht nicht sehr weit, die Schlaglöcher kommen unerwartet. Bei jedem »Rumms« bleibt mein Herz kurz stehen.
Ich glaube schon, an einem Herzinfarkt zu sterben, als endlich der Bach zu meiner Rechten auftaucht und ich - wie Leona in meinem Traum - am Rand parke.
Mit einem mulmigen Gefühl steige ich aus dem Auto, meine Hände zittern ein wenig. Die Nacht ist kühl und erfrischend, der halbe Mond zerreißt die Dunkelheit an manchen Stellen. Ein leichter Nebel schleicht sich um meine Beine, als ich wieder den unsichtbaren Weg entlang gehe. Ich bin mir sicher, den richtigen Pfad zu nehmen und laufe schnurstracks zwischen die Bäume. Nur meine Schritte und der hektische Atmen unterbrechen die Stille.
Ich schlucke hart und beginne auf einmal zu zweifeln. Orientierungslos drehe ich mich einmal um die eigene Achse.
Was mache ich eigentlich hier?!, frage ich mich plötzlich von Panik ergriffen.
Angst kriecht in mir hoch, nimmt die Kontrolle von mir. Ich beschleunige meine Schritte und laufe einfach weiter.
Da! - ein Geräusch.
Mein Puls geht schneller, jede Faser meines Körpers ist angespannt. Ich bleibe stehen und halte kurz den Atem an. Wieder ertönt ein Rascheln, diesmal kommt es von meiner linken und nähert sich bedrohlich schnell.
Ein Kidnapper! Ein Mörder!
Lauf!
Doch gerade, als ich mich in Bewegung setzen will, schließt sich auf einmal eine Hand um meinen Mund, während die andere mich an meiner Hüfte packt und mir mit einem Ruck den Boden unter den Füßen nimmt. Wehrlos falle ich rücklings auf die weiche Erde.
Die Hand an meinem Mund ist immer noch an Ort und Stelle, und als ich mich aufrichten will, setzt sich jemand plötzlich rittlings auf meine Hüften und drückt mit seiner anderen Hand meine Kehle zu.
Panik und Angst wallt in mir auf. Mit einem gedämpften Schrei bocke ich auf und versuche meinen Gegenüber von mir runter zu schubsen. Doch ich bin viel zu schwach.
Im Mondlicht kann ich das blonde Haar meines Angreifers erkennen, seine hellbraunen Augen bohren sich in meine, die scharfen Gesichtszüge kommen mir bekannt vor.
„Nik!“, krächze ich dumpf und versuche mit meiner Hand seinen Griff um meinen Hals zu lockern.
Tatsächlich gibt er auf einmal nach und schaut mich mit einer Mischung aus Missverstehen und grüblerischem Nachdenken an. Keine Reue ist in seinem Blick zu erkennen.
Keuchend atme ich stoßweise die Luft ein, sein Gewicht wird mir unangenehm schwer.
„Ich habe mehr erwartet“, murmelt er und rollt sich von mir runter.
Erleichtert atme ich auf, doch im selben Moment runzele ich die Stirn.
„Was sollte das?“, frage ich vorwurfsvoll und setze mich auf.
„Ein Test“, meint er tonlos. Er steht direkt vor meinen Füßen und als er zu mir runter schaut, fallen einzelne Strähnen in sein hübsches Gesicht.
„Ein Test?!“, wiederhole ich aufgebracht und rappele mich ein wenig geschwächt auf. Hilfesuchend stütze ich mich an einem Baum fest.
Mein fassungsloser Blick bohrt sich in die Augen von Noah’s Zwillingsbruder, welcher heute Nachmittag noch sein spöttisches Spiel getrieben hat, in diesem Moment aber alles andere als belustigt wirkt.
„Was machst du überhaupt hier?“, hake ich weiter nach und fasse mir an die Kehle. Ich räuspere mich.
Nik hebt eine Augenbraue. „Das gleiche könnte ich dich fragen“
„Wolltest du mich etwa töten?“
Er schnaubt verächtlich. „Warum sollte ich so etwas tun?“
„Deshalb frage ich ja“
Der Blondschopf schüttelt den Kopf. „Wie gesagt, es war nur ein Test“
Ich stöhne genervt. „Was denn für ein Test?“, frage ich erneut, wütend über seine ungenauen Informationen. „Antworte doch mal vernünftig! Bist du mir etwa verfolgt, nur um im Wald eine Attacke vorzutäuschen?“
Nik schaut weg.
„Verdammt, wer bist du eigentlich? Was fällt dir ein, irgendwelche »Tests«…“, ich setze das Wort mit meinen Fingern in Anführungszeichen, „…mit mir zu machen? In der Nacht, im Wald. Das ist doch krank!“
Als er immer noch wegschaut, fahre ich mir gereizt durch die Haare.
Dieser Typ hätte mich umbringen können! Er hat mir die Kehle zugedrückt ohne irgendein Motiv!
Ich versuche meine Angst mit meiner Fassungslosigkeit und dem Zorn in den Hintergrund zu schieben.
„Vergiss es“, meine ich schließlich und mache eine wegwerfende Handbewegung. „Kein Wunder, dass dein Bruder dich nicht mag, wenn du irgendwelche gewalttätigen Tests mit Leuten machst“
Okay, das war fies.
Abrupt dreht Nik seinen Kopf zu mir um und funkelt mich böse an. Mit geballten Fäusten steht er auf einmal dicht vor mir, sein Körper ist angespannt vor unterdrückter Wut.
„Pass auf, was du sagst“, zischt er bedrohlich. „Du kennst mich nicht. Du kennst im Grunde genommen niemanden hier. Misch dich verdammt nochmal nicht in irgendwelche Angelegenheiten ein!“
Ich schlucke hart und beiße mir auf die Unterlippe, weiche seinem düsteren Blick jedoch nicht aus.
„Du weißt nicht, was hier vor sich geht. Und glaube mir, es ist besser, wenn du es auch niemals erfahren wirst. Deine einzige Chance, diesem großen Ärger zu entfliehen, ist wieder zurück nach Europa zu ziehen. So, wie es deine Eltern damals getan haben“
Ich runzele die Stirn. Der Inhalt seiner Worte macht mir Angst.
Auf einmal habe ich ein ganz ungutes Gefühl, ich fange an zu zittern und unzählige Fragen schießen mir durch den Kopf.
„Was weißt du?“, frage ich ein wenig kleinlaut und recke mein Kinn, um meine Unsicherheit zu verbergen.
Nik schüttelt den Kopf - beinahe warnend - und rückt von mir ab. „Mehr, als mir gut tut“, meint er. Er schaut kurz ins Leere, bevor er seinen Blick wieder hebt. „Und du solltest aufhören Fragen zu stellen. Um das Thema von vorhin wieder aufzunehmen: Nein, ich bin dir nicht gefolgt. Ich hatte nur etwas zu erledigen“
„Nachts?“, frage ich entrüstet.
Nik schaut mich eindringlich an. „Keine Fragen. Mich geht es auch nichts an, was du hier rumgetrieben hast“
Dann setzt er sich auf einmal in Bewegung und verschwindet zwischen den Bäumen.
Zittrig atme ich die Luft ein.
Mein Kopf ist plötzlich wie leer gefegt.

**
„Du hast Post“
Verwundert schaue ich meinen Vater an, als er mir am nächsten Morgen einen Brief in die Hand drückt. Ich lasse den Löffel in meinen Frühstücksflocken liegen und betrachte kurz die hellblaue Tinte auf dem Umschlag, ehe ich ihn ein wenig ungeschickt öffne.
Neugierig und mit pulsierendem Herzklopfen entfalte ich das linierte Blatt, ein schwerer Duft schlägt mir entgegen, der mir bekannt vorkommt.
An dem Datum kann ich erkennen, dass der Brief schon vor sieben Tagen abgeschickt wurde. Schon die erste Zeile verrät mir, wer ihn geschrieben hat.
»Wo Liebe wächst, gedeiht Leben - wo Hass aufkommt droht Untergang«, ist der erste Satz, der mit entgegen prangt.
Darunter befindet sich der Name Mahatma Gandhi, von dem dieses Zitat stammt.
Ich seufze und lese weiter.
»Liebe Sidney,
dieses Zitat von Mahatma Gandhi ist eines meiner Lieblingsaphorismen und ich wollte es unbedingt mir dir teilen.
Ich hoffe, dass du dich in der neuen Stadt gut zurechtfindest und deinen tollen Charakter nicht verlierst. Das wäre wirklich Schade, zumal du solch ein gutmütiger Mensch bist.
Du fehlst hier, Sidney. Glenlomond ist ohne dich ein wenig verstimmter geworden. Und ich glaube, dass Elvis dich auch vermisst hat.
Er ist vorgestern gestorben, es war kein schmerzvoller Tod. Ich bin mir sicher, dass deine Abwesenheit ihm Kummer zubereitet hat, aber das soll kein Vorwurf sein.
Es ist so still im Haus geworden, ich habe das Gefühl, dass sich alles allmählich dem Ende neigt. Mein Leben ist langsam ausgehaucht, ich weiß, dass eines Tages die Zeit für mich kommen wird.
Du, Sidney, hast jedoch noch so viel vor dir.
Genieße dein Leben, sauge jeden Moment tief in dir auf und vergesse ihn nicht. Jede Erinnerung ist wertvoll - ob gut oder schlecht.
Alles Liebe, Ebbey«
Ich starre das weiße Papier mit der hellblauen Tinte aufgelöst an.
Die Worte von der alten Dame berühren mich irgendwie, sie sind schön und traurig zugleich.
Elvis ist tot. Und Ebbey glaubt, dass auch ihr Leben sich dem Ende neigt.
Seufzend fahre ich mir durch die Haare.
Wenn die freundliche Dame tatsächlich bald sterben sollte - auch wenn der Gedanke unmöglich ist -, dann möchte ich ihrem letzten Willen keinen Abschlag tun.
Ich werde mein Leben genießen. Und all jene Erinnerung behalten.


Ein paar Minuten später befinde ich mich schon auf dem Beifahrersitz neben Amy. Mein kleines Begrüßungslächeln ist eher matt und vorsichtig. Es wirkt eine Spur zu entschuldigend.
Zwischen uns fallen nicht viele Worte, stillschweigend hängt jeder seinen Gedanken nach. Ich frage mich, ob es sich gelohnt hat, gestern Nacht in den Wald zu fahren.
Im Grunde genommen bin ich nur noch verwirrter, als ich es schon vorher war. Die überrumpelte Begegnung mit Nik und das grobe Gespräch haben mich nachdenklich gemacht.
Was wollte er an mir testen? - Und wieso hat er sich von dem unsinnigen Test mehr erhofft? Was hat er erwartet?
Ich seufze.
Um mich abzulenken, unterbreche ich die Stille mit der erstbesten Frage, die mir in den Sinn kommt. Diese Frage kommt mir so normal vor, als würde sie in mein jetziges Leben nicht hineinpassen. Als wäre mein Leben außergewöhnlich.
Ist es das?
„Du und Kyle…“, beginne ich vorsichtig und suche nach den richtigen Worten, um es nicht so plump klingen zu lassen.
Überrascht dreht sich Amy zu mir um und hebt die Augenbrauen.
„Wie lange seid ihr eigentlich schon zusammen?“
Sie lächelt und schaut wieder auf die Straße. Eine Weile lang sagt sie nichts, als müsste sie erst rechnen, wie lange sie und Kyle schon ein Paar sind.
Schließlich antwortet die Blondine: „In zwei Wochen haben wir unser Einjähriges Jubiläum“
Ihr Lächeln wird nun strahlender und ich kann das heitere Mädchen deutlich hervorstechen sehen. Amy ist wirklich glücklich mit Kyle.
Ich nicke und schaue wieder aus dem Fenster.

Die Fahrt zur Schule kommt mir heute länger vor.
Wieder steuert meine Chauffeurin zielstrebig ihren Parkplatz an und wird dort auch schon von Leona erwartet.
Die beiden verhalten sich ganz normal. Amy, welche mein kleines Geheimnis mit dem Traum kennt, lässt sich nichts anmerken. Sie lacht und plaudert wie ein Weltmeister.
„Heute habe ich endlich wieder Cheerleader-Training“, höre ich Leona seufzen.
„Oh ja!“, freut sich die Blondine. „Und ich kann wieder beim Drama Club mitspielen“
Die beiden Freundinnen vertiefen sich in ihr Gespräch, während ich ein wenig ratlos daneben stehe. Als das Duo auf das Thema »Homecoming« zusteuert, wendet sich der schwarzhaarige Lockenschopf an mich.
„Weißt du schon, mit wem du zum Homecoming-Ball gehen wirst?“, fragt sie mich.
Verdutzt schaue ich Leona an. Ist die Frage ernst gemeint? „Ich denke mal, dass ich überhaupt nicht hingehen werde“, erwidere ich und weiche den entsetzten Blicken aus.
„Du wirst nicht hingehen?“, hakt Amy perplex nach.
Ich hasse es, mich rechtfertigen zu müssen. „Nun, ich denke nicht, dass es irgendwen gibt, mit dem ich zum Ball gehen könnte“, meine ich leicht verärgert. „Außerdem ist es EURE Schule, EUER Ball und ich muss mich noch erst an die Umstände gewöhnen“
„Aber du gehst jetzt auch auf diese Schule“, beharrt Amy. „Also bist du auch ein Teil von uns“
„Ich bin aber noch nicht so sehr mit dieser High School vertraut wie ihr“, erwidere ich.
Warum wollen sie es nicht verstehen?
Ich bin neu, quasi eine Außenseiterin, die noch nicht von dem Schulgeist gepackt wurde und auch nur einen dünnen Faden zur neuen High School besitzt. Ich habe kein besonderes Verhältnis zu den Schülern, der School Spirit fällt dementsprechend eher oberflächlich aus.
„Mit wem geht ihr denn hin?“, frage ich, um mich ein wenig interessiert zu zeigen.
Amy lächelt. „Das ist ja wohl keine Frage für mich“, meint sie augenzwinkernd.
Leona verdreht die Augen. „Ich bin mir noch nicht sicher“, sagt sie. „Ich habe schon drei Anfragen bekommen, aber bis jetzt…ist irgendwie noch nicht der Richtige dabei“
„Frag doch Noah“, schlage ich vor.
Der Lockenschopf schnaubt verächtlich. „Wenn, dann muss mich der Junge fragen und nicht andersherum. Und außerdem ist Noah ein Freund von mir, den ich bisher noch nie in der Kategorie »Date« eingeordnet habe“
Ich hebe die Augenbrauen. Leona ist ganz schön wählerisch, stelle ich fest.
Die beiden Schönheiten lassen das Thema - zu meinem Glück - fallen.

Der Homecoming beginnt in drei Wochen und besteht aus einer Parade, einem wichtigen Football-Spiel am Freitag und dem anschließenden, bekannten Ball am Abend.
Ich kenne den ganzen Trubel schon und habe wenig Lust auf verträumte Mädchen, die sich den Homecoming-Ball schnell herbeisehnen oder aufgeregt tuscheln, wer wohl das neue Homecoming-Königspaar werden wird.
Seufzend höre ich Mr. Doyle zu, der einen Monolog nach dem anderen herunter rattert und dabei per PowerPoint-Präsentation seinen Vortrag veranschaulicht.
Meine Gedanken schweifen wieder ab.
Homecoming - alte Schüler kommen zur High School zurück.
Ich finde es irgendwie schicksalhaft. Einst haben meine Eltern dieses besondere Fest gefeiert, auch an dieser Schule und nun soll ich das Gleiche tun.
»Nachhause kommen« bedeutet das Wort.
Ich frage mich, ob ich wirklich zurück komme. Wird die Heimatstadt meiner Eltern mein neues Zuhause sein?






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