Gegen alle Schwierigkeiten... - Teil 2

Autor: Kathy
veröffentlicht am: 17.04.2012


„It´s a beautiful day....“
Ich werde mitten aus einem wundervollen Traum gerissen. Ich drücke den Wecker aus und quäle mich aus dem Bett. Heute Morgen sieht es freundlich aus, doch als ich aufs Thermometer schaue, vergeht es mir. Wir haben Ende September, OK, aber es sind nur fünf Grad. Ich gehe erst mal ins Bad und suche mir dann Klamotten zusammen. Eine blaue Jeans, ein Logesleeve und mein fetter Zipfelponcho von Vans werden es wohl tun. Dazu wähle ich einen gelben Schal, passende Longchamp und schwarze Uggs.
Natürlich bin ich zu spät als ich das Haus verlasse und so wartet Tobias schon an der Stelle, wo ich Gestern in ihn reingelaufen war.
Er hält mir einen Thermosbecher mit Kaffee hin.
„Morgen.“
Er sieht mich verpennt an. „Gestern Regen, heute diese Kälte. Ich möchte wieder in mein Bett.“
Ich nehme den Becher entgegen und sehe ihn Verständnisvoll an.
„Ich weiß was du meinst. Ich würde mich auch wahnsinnig gerne wieder unter meine Decke kuscheln.“
Wir sitzen nebeneinander im Bus und er grinst mich an. „Wir haben Gestern deinen Schrank gar nicht aufgebaut.“
Nein, das hatten wir wirklich nicht. Doch das war nebensächlich. Ich hatte den schönsten Nachmittag seit langem.
„Stimmt. Wenn du Zeit und Lust hast, können wir das ja heute Nachmittag in Angriff nehmen?“
Tobias legt seine Hand auf meine und drückt kurz zu. „Gerne. Wir können ja vorher bei mir vorbei gehen. Ich würde dir gerne etwas zeigen.“
Ich würde also sein zuhause sehen.
„Natürlich. Ich bin dann schon mal gespannt.“
Ich strahle ihn an und bin erfreut, dass er es erwidert.
„Ich muss heute Nachmittag auch Einkaufen gehen. Möchtest du mitkommen oder eher nicht?“
Er sieht mich von der Seite an.
„Ich komme mit, wenn ich heute Abend für dich kochen darf.“
Ein interessanter Vorschlag. Ich müsste nicht alleine essen. „Gut. Darfst du. Vielleicht können wir uns ja danach noch einen Film anschauen?“
Er tut einen Moment lang so, als wenn er ernsthaft überlegen muss, lacht dann und nickt dabei. „Sehr gerne. Möchtest du einen aussuchen?“
Oho, er riskiert etwas...
„Was hältst du denn von Pulp Fiction?“
Ich sehe die Erleichterung auf seinem Gesicht. „Den finde ich super.“
Wir sind an unserem Klassenzimmer angelangt und gehen zusammen rein. „Hoffentlich geht der Tag schnell rum.“

In der Pause saß ich mit Anne und Mara in der Cafeteria Kaffee trinken. Die beiden gehen in meine Klasse und sind ganz nett.
Anne erzählt gerade von ihrem Freund und davon, dass ihre Eltern so begeistert von ihm wären. „Sag mal Mona, was läuft da eigentlich zwischen dir und Tobias?“
Die Frage kam von Mara.
„Ich weiß nicht was du meinst. Ich finde ihn einfach nur nett.“
Die beiden brechen in lachen aus. „Natürlich. Ist das dein letztes Wort?“
Ich nicke und sehe die beiden relativ böse an. Ich mag es nicht, wenn sich jemand ungefragt in mein Leben einmischt.
„Auch gut. Aber lass dir eins gesagt sein: Tobias ist ein Idiot. Er ist einer von den Typen, die totale Angst vor einer Beziehung haben.“
Ich sehe Anne irritiert an.
„Und das weißt du aus eigener Erfahrung?“
Sie lacht und schüttelt den Kopf. „Nein, aber Jessy war mal mit ihm zusammen.“
Jetzt muss ich lachen.
„Und? Wolltet ihr länger mit der zusammen sein?“

Tobias wartet an der Bushaltestelle auf mich.
Ich hatte noch ein Gespräch mit meinem Geschichts-/ Klassenlehrer.
„Hi.“ Er lächelt mich an und ich fühle mich gleich besser. „Was wollte denn Herr Koch von dir? Nichts Schlimmes hoffe ich.“
Wir waren beim Einsteigen ziemlich weit hinten gewesen und so war nur noch ein Platz frei. „Na komm, ich nehme dich auf den Schoß.“
Ich mache es mir bequem. „Er will meine Eltern kennen lernen. Nächste Woche schon.“
Sein Blick verfinstert sich. „Sind die denn nächste Woche schon wieder da?“ Und wieder hatte er das Problem gleich erkannt.
„Nein. Die kommen erst in zwei Wochen wieder.“ Er streicht mir mit seiner Hand über den Rücken. Mein Blick trifft den seinen und ich bin gefangen. Ich schaffe es einfach nicht wegzusehen und ihm scheint es genauso zu gehen. Die Fahrt scheint schneller zu gehen und schon sind wir ausgestiegen.
Er nimmt meine Hand und wir machen uns auf den Weg zu ihm. Sein Haus ist wirklich riesig. „Wow... Ihr habt ja eine Menge Platzt.“
Tobias bleibt in der Tür stehen.
„Eine große Fläche um sich einsam zu fühlen.“ Ich drücke seine Hand fest mit meiner. „Lass uns direkt in mein Zimmer gehen.“
Ich bin schon gespannt, wie er wohl wohnt und folge ihm durch die beeidruckenden, restlichen Zimmer. Vor einer gewaltigen Tür bleibt er stehen und dreht sich zu mir um. „Es wird nicht das sein, was du erwartest.“
Und mit dieser, mich verwirrenden Aussage öffnet er die Tür zu seinem Reich. Er geht direkt zum Fenster und öffnet es. Ich schaue mich um und es ist tatsächlich anders. Doch die weißen Wände die nur mit einer einzigen Landkarte geschmückt sind, passen zu ihm. Ich gehe näher zu der Karte und sehe, dass verschiedene Orte mit Stecknadeln markiert sind. „Was hat es mit den Nadeln auf sich?“
Ich gehe zu ihm rüber und stelle mich dicht hinter ihn. Ich merke, dass irgendwas nicht stimmt. „Das sind Orte an denen ich als Kind mit meinen Eltern war.“ Ich lege einen Arm um seine Hüfte und lege meine Wange sanft an seinen Rücken.
„Sie sind dir sehr wichtig oder?“ Er drückt sich noch fester an mich.
„Sie waren mal für mich da. Wir sind mal eine Familie gewesen und jetzt ist nichts von dem geblieben, was mir mal etwas bedeutet hat.“
Ich weiß, wie schwer es für ihn sein muss. Ich selbst fühle mich manchmal leer, verlassen und ganz alleine auf dieser Welt. Es ist nicht einfach, immer an seinen schulischen Leistungen gemessen zu werden. Ich würde gerne einmal wieder mit meinen Eltern lachen. Es würde es mir vielleicht leichter machen, mit dem Tod meines Bruders zu leben.
„So komm schon Tobias… wir beide haben genug Trübsal geblasen und gehen jetzt zusammen ins Kino. Ich muss mich dringend ablenken und dir würde das auch ganz gut tun“ Ich ergreife lachend seine Hand und ziehen ihn einfach mit mir.






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