Eine Katatrophe kommt nie allein - Teil 20

Autor: Kathrin.
veröffentlicht am: 05.11.2012


Viel Spaß. Ich hoffe der Teil gefällt euch.

Doch all diese Gedanken wurden bedeutungslos, als ich um die letzte Ecke bog und einen Krankenwagen vor unserem Haus sehen sah und Christoph und Laric, die mit einem betretenen Ausdruck daneben standen. Ich rannte los. Nur ein Gedanke hallte durch meinen Kopf. Felix. Felix. Felix. Felix. Felix. Wie ein Mantra betete ich seinen Namen in meinem Kopf. Endlich erreichte ich die beiden. Sie sahen mich traurig an. Nein. Nein. Nein! Das durfte nicht sein. Nein, nicht jetzt. Jetzt wo alles sich zum Guten wendete. Ich blickte in den Krankenwagen und dort lag er regungslos auf der Bahre. Ich begann zu schluchzen. Laric zog mich fest in seine Arme.
„Er wurde angefahren. Das Schwein hat die Polizei schon mitgenommen.“, raunte er mir ins Ohr. Ich fing wieder an zu schluchzen.

Stunden später standen wir gemeinsam vorm OP-Bereich. Immer wieder liefen Schwestern und Ärzte vorbei, aber keiner konnte mir Antworten geben. Ich war zu keinem richtigen Gedanken mehr in der Lage. Felix. Felix. Felix. Bitte, bitte, komm zurück zu mir. Ich aß nichts und trank nichts. Mein Gesicht war aschfahl. Laric saß neben mir. Den blick leer an die Wand geheftet. Lea kam angerannt und zog mich in ihre Arme. Dann Laric. Was mich, am Rand meines Bewusstseins, verwunderte.
„Anna. Anna. Wie geht’s dir?“, sie hielt mich an den Schultern fest. Ich zuckte mit den Schultern. Zu mehr war ich nicht fähig.
Dann endlich kam ein Arzt aus dem OP. Ich stand auf. Ernst blickte er uns an. Mir sank der Mut nun endgültig. Der letzte Hoffnungsschimmer wurde niedergewalzt.
„Guten Abend. Ich bin Dr. Meier. Ihm geht es den Umständen entsprechend. Er hat sich zwei Rippen gebrochen, eine schwere Gehirnerschütterung und einen kleinen Riss in der Milz, doch wir konnten alles vollständig operieren. Er wird jetzt erst einmal bewusstlos sein. Haben sie Geduld mit ihm“, meinte der Arzt und sah mich an.
„Kann ich zu ihm?“, platzte ich heraus. Er nickte zögerlich.
„Kommen Sie.“ Ich drehte mich zu Lea und Laric um, doch sie schienen mich überhaupt nicht mehr wahrzunehmen.

Es war furchtbar ihn so zu sehen. Mit den ganzen Schläuchen. Er sah so hilflos aus. Sofort stiegen mir die Tränen in die Augen. Ich nahm einen Stuhl und setzte mich an sein Bett.
„Reden Sie mit ihm. Erzählen Sie ihm einfach etwas.“, meinte Dr. Meier und ging. Ich nahm seine Hand und drückte sie gegen meine Wange.
Und dann begann ich zu erzählen.

„Ich war heute beim Arzt. Es wird ein Junge. Ich hoffe du freust dich. Ich habe mir auch schon ein paar Namen überlegt. Ich wollte nichts was so nach 08/15 klingt. Weißt du. Aber als Zweitname Felix. Was hälst du davon?
Ich glaube Laric und Lea sind zusammen. Laric und Lea. Klingt süß, oder? Wusstest du davon? Ich würde mich so sehr für sie freuen. Sie hat so viel mit Björn durchgemacht. Ich will einfach nur, dass es ihr gut geht. Weißt du? Sie ist meine beste Freundin. Ich will einfach nur, dass es ihr gut geht. Wenn ich mal heirate so sie meine Trauzeugin sein.
Aber das ist alles völlig bedeutungslos. Ich will nur, dass du wieder aufwachst. Mich in deine starken Arme ziehst und sagst, dass du mich liebst. Ich liebe dich so sehr, Felix. Ich kann nicht mehr ohne dich. Ich kann nicht. Bitte bleib bei mir. Bei uns. Bei mir und deinem Sohn. Wir brauchen dich so sehr.“, ihre Stimme brach ab. Sie fing an zu weinen. Er wollte aufwachen. Aufwachen. Nur für sie. Und ihren Sohn. Er wollte sie in seine Arme ziehen und einfach nur festhalten. Sie sollte sich an ihn kuscheln. So wie sie es schon immer getan hatte. So, dass er wieder alles andere vergessen konnte und nur noch an sie dachte. Er wollte ihre Tränen wegwischen. Und sie küssen. Bis sie sich ganz in ihm verlor. Und sie sollte ihm gehören. Nur ihm allein.
Er nahm alle seine Kraft zusammen. Und öffnete seine bleischweren Lider. Er sah sie verschwommen an der Seite seines Bettes sitzen. Sie war so schön.
„Heirate mich.“, sagte er ganz leise. So leise, dass er Angst hatte sie könnte es nicht hören. Doch sie hob ihren wunderschönen Kopf und sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an. Sie sprang auf und küsste ihn. Die Stirn. Die Wangen. Ihre Tränen tropften auf sein Gesicht.
„Heirate mich.“, raunte er noch einmal. Und das letzte was er wahrnahm bevor ihn die Dunkelheit wieder verschluckte war ihr: „Ja, Ja. Ja. Ja. Ja.“
Er liebte sie so sehr.

Dieser kurze Moment hatte gereicht. Er war zu mir zurückgekommen. Und etwas schöneres hätte er nicht sagen können. Der Moment war perfekt. Ich saß an seinem Bett. Ab und zu kamen Schwestern und Ärzte um alles zu checken. Immer wieder bekam ich aufmunternde Blicke. Und dann übermannte mich meine Müdigkeit.
„Hey.“, krächzte er. Ich schrak hoch. „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.“
„Schon in Ordnung.“, ich stand auf und gab ihm einen Kuss. Sanft streichelte er mir durchs Haar.
„Ich liebe dich.“, sagte er. „Und jetzt wirst du meine Frau.“, er grinste selbstgefällig und ich musste Lachen.
„Sag’s nochmal.“, murmelte er. Ich lachte. „Ich höre nichts lieber. Dein Lachen verzaubert mich immer wieder.“, er sah mich lächelnd an.
„Ja. Ich will dich heiraten.“, murmelte ich. Und Felix strahlte.






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