Eine Katatrophe kommt nie allein - Teil 19

Autor: Kathrin.
veröffentlicht am: 27.10.2012


Danke für die lieben Kommentare. Und großes danke an all meine Leser. Ich hoffe das euch der Teil gefällt.


Es war so wie damals. Nur noch schlimmer.
„Anna, Anna. Was ist passiert?“, Christoph kniete sich neben mich, sah mich prüfend an.
„Felix, er weiß es und er ist gegangen.“, wieder rannen die Tränen über meine Wangen. Er sah mich nur geschockt an.
„Dieses Arschloch.“, zischte er. „Tut dir irgendetwas weh. Brauchst du einen Arzt?“, fragte er jetzt besorgt. Ich schüttelte nur mit dem Kopf. Er lächelte. „Zieh dir was bequemes an und dann wieder ab ins Bett. Du bist ganz blass. Ich koch dir einen Tee.“, oje. Jetzt bemuttelte mich sogar Christoph schon.
„Ich bin schwanger nicht krank.“, grummelte ich und er lachte nur. Ich tat trotzdem was er sagte. Wenig später kam er mit einer dampfenden Tasse Tee wieder.
„Wie passiert, hm?“, fragte er.
„Ja. Sehr viel.“
„Wir haben schon ewig nichts mehr gemeinsam gemacht, oder uns mal allein getroffen und geredet.“
„Ja. Viel zu lang. Du hast mich durch so vieles hindurch begleitet. Und jetzt das.“, ich streichelte über meinen Bauch.
„Ach Anna. Von dir hätte ich das echt nicht erwartet.“, ich sah ihn Stirn runzelnd an.
„Wieso?“
„Naja. Du wolltest immer deine Freiheit. Und ich dachte das bleibt so bis du alt bist.“, wir mussten beide lachen. Er legte sich neben mich. Wie lang hatten wir das nicht mehr getan? Schon mit Vierzehn hatten wir schon so dagelegen und über das Leben philosophiert. Wir mussten gar nichts sagen. Alles was ihr sagen wollten hatten wir gesagt und jetzt war er einfach nur für mich da. Und das tat einfach nur gut.

Sie war schwanger. Schwanger. Wie hatte das passieren können? Jetzt musste er wohl endgültig mit ihr abschließen. Doch er liebte sie einfach viel zu sehr um sie nicht mehr zu sehen. Er konnte nicht ohne sie leben.
„Felix!“, rief es hinter ihm. Es war Laric. Oh nein. Er blieb stehen und wartete bis er ihn eingeholt hatte.
„Hat sie es dir gesagt?“, er nickte.
„Und was wirst du jetzt tun?“, fragte er weiter. Er zuckte mit den Schultern
„Soll sie doch mit ihm glücklich werden.“, antwortete er emotionslos. Laric zog die Stirn in Falten.
„Mit ihm?“, fragte er verständnislos.
„Na mit Clemens, dem kleinen Arschloch.“, gab er bissig zurück. Laric fing an schallend zu lachen. Den Witz hatte er wohl nicht verstanden. Dann wurde er wieder ernst.
„Bist du gegangen nach dem sie dir gesagt hat, dass sie schwanger ist?“, er nickte. Dann fuhr er sich aufgebracht durch die Haare und versuchte vergeblich sein Lachen zu unterdrücken.
„Du Idiot! Du bist der Vater! Anna ist von DIR schwanger!“, rief er jetzt aus. Ihm entglitten alle Gesichtszüge. Dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Er war ja so dumm. Wie hatte er sie nur wieder zu verletzten können. Dann sah er Laric an der ihn immer noch auslachte. Doch dann drehte er um und sprintete zurück zu Anna.
Er liebte sie jetzt noch mehr. Und ihr ungeborenes Kind.

Christoph und ich saßen immer noch in meinem Zimmer und hörten The Cure, als ich die Wohnungstür auffliegen hörte, schnelle, stampfende Schritte hörte, bis meine Zimmertür aufgerissen wurde. Felix stand im Türrahmen. Jetzt saß ich kerzengerade in meinem Bett. Hinter Felix trat Laric. Ziemlich aus der Puste schnaufte er: „Komm Christoph!“ Dann verschwanden sie. Und ich war mit ihm allein. Nervös rutschte ich aus meinem Bett. Wir standen uns gegenüber und keiner wagte es auch nur ein Wort zu sagen.
„Laric hat es mir gesagt.“, ich sah ihn vorsichtig an und er strahlte. Er strahlte über das ganze Gesicht. Pure Erleichterung breitete sich in mir aus.
„Das heißt, du freust dich also?“, strahlte ich zurück. „Freuen?“, fragte er jetzt wieder ernst und sofort hörte ich auf zu lächeln. „Freuen ist untertrieben, Anna. Ich bin überglücklich.“ Und jetzt konnte ich wieder lächeln. Er zog mich stürmisch in seine Arme. Ich schrie überrascht auf.
„Ich liebe, liebe, liebe dich!“, rief er so laut, dass ich nur noch mehr lachen musste.
„Und ich liebe dich.“, sagte ich und strich über seine Wange. Dann zog er mich wieder fest an sich.
„Die letzten Monate waren schrecklich für mich Anna. Ich dachte wir hätten es endlich geschafft. Und dann…“, er unterbrach sich und erschauerte an den Erinnerungen. Ich lehnte mich gegen ihn. Auch ich dachte an die vergangenen Monate…und Jahre. Ich stellte die unausweichliche Frage: „Warum hast du mich damals verlassen? Ich dachte wir hätten alles überwunden. Ich habe mich total auf dich eingelassen. Du warst der erste Mann den ich wirklich geliebt habe. Das mit Marcus war nichts gegen dich… Und dann. Ich war total am Ende, Felix. Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen wie es mir ging. In diesen drei Jahren habe ich mich komplett in mich selbst zurückgezogen. Als ich dich dann vor drei Monaten getroffen habe wusste ich plötzlich nichts mehr. Alles was ich mir in den Jahren aufgebaut hatte ist zerfallen. Ich war einfach noch nicht bereit. Du warst wieder da und so wie damals. Ich hatte einfach Angst. Angst, dass du mich wieder verlässt. Angst, dass ich dir wieder nicht genug bin… Deswegen habe ich dir auch nichts von der Schwangerschaft erzählt. Ich habe gedacht du würdest wieder verschwinden. Mich wieder allein lassen. Mich und unser Kind. Was dann ja auch so war…“, ich konnte nicht mehr weiterreden. Die Tränen liefen über meine Wangen. Er zog mich noch fester in seine Arme.
„Anna, ich will, dass du nie wieder meinetwegen weinst. Ich liebe dich so sehr. Als du gegangen bist konnte ich verstehen wie es dir ging. Und das hat mich so verletzt. Ich habe gemerkt was für ein Arschloch ich war… Aber es ging damals einfach nicht anders.“
„Aber warum? WARUM, verdammt!?“, rief ich jetzt. Oje, die Schwangerschaftshormone gingen mit mir durch. Beschwichtigend legte er mir die Hände auf die Schultern.
„Weil ich dich so geliebt habe.“, ich runzelte die Stirn.
„Ich hatte so etwas vor dir erst einmal erlebt. Sie war schön, intelligent und ich fragte mich immer wieder warum sie eigentlich mit mir zusammen war. Sie hätte jeden haben können. Und dann nimmt sie ausgerechnet mich. Ich war überglücklich und blind vor Liebe. Richtig blind. Sie hat mich ausgenutzt, hintergangen belogen. Als sie sich dann von mir trennte meine sie nur, ‚Verlassen, oder verlassen werden, Schätzchen‘, das hat mir den Rest gegeben. Ich bin zu dem Arschloch geworden, der dich damals so fertig gemacht hat. Weil du mir eigentlich da schon nicht egal warst, ich konnte es nur nicht zugeben. Ich war zu Stolz. Und auf Marcus war ich einfach eifersüchtig. Ich habe ihn dafür gehasst, dass er dich glücklich macht. Jetzt war es genauso mit Clemens. Ich hätte ihn dafür umbringen können, dass er dich glücklich macht und nicht ich.“, das waren wahrscheinlich die längsten Sätze die Felix an mich gerichtet hatte. Und wahrscheinlich auch die schönsten.
„Bitte, Anna. Kannst du mir verzeihen?“, fragte er hoffnungsvoll. Ich nickte, zu mehr war ich definitiv nicht fähig. Er strahlte, ich lächelte. Er küsste mich stürmisch. Seine Zunge fand meine und ich schwebte auf Wolke 7.
Wir lagen auf meinem Bett. Mein Kopf lag auf seiner Brust und sein Arm war um mich geschlungen. Wie lang hatte ich mir das gewünscht! Er hatte sich zu mir und dem Kind bekannt. Er hatte sich für mich entschieden! Ich konnte es immer noch kaum glauben. Es kam mir vor wie im Märchen.
„Ich hab Hunger.“, grummelte ich. Felix lachte. Doch wir standen auf. In der Küche saßen Christoph und Laric. Sie sahen uns wissenden Gesichtern an, sagten jedoch nichts. Worüber ich sehr dankbar war.
„Anna hat Hunger.“, sagte er trocken und wir mussten lachen.
Nachdem ich aufgegessen hatte betrachtete ich die Männer neben mir am Tisch. Am längsten haftete mein Blick an Felix. Jedes Mal, wenn ich ihn ansah, sah ich meine Zukunft. Mein neues Leben. Mein Leben mit ihm. Es machte mich einfach glücklich. Es war ein unbeschreibliches Gefühl das mich durchströmte als ich ihn ansah. Lächelnd erwiderte er meinen Blick. Es war so wie es sein sollte.

Am nächsten Tag hatte ich eine Untersuchung beim Frauenarzt. Ich hatte Felix nichts gesagt. Ich hatte es einfach vergessen.
„Sehr schön. Alles in Ordnung. Ihr Kind erfreut sich bester Gesundheit.“, lächelte mich Dr. Hoffmann an.
„Möchten sie wissen was es wird?“, fragte mich der Arzt lächelnd und als ich eifrig nickte, vertiefte es sich.
„Also, Sie erwarten einen gesunden Jungen.“, ein Strahlen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ein kleiner Felix.

Ich ging beschwingten Schrittes nach Hause. Ich würde es Felix sofort sagen. Hoffentlich würde er nicht enttäuscht sein. Vielleicht wollte er ja lieber ein Mädchen? Doch all diese Gedanken wurden bedeutungslos, als ich um die letzte Ecke bog und einen Krankenwagen vor unserem Haus sehen sah und Christoph und Laric, die total aufgelöst daneben standen.






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