Eine Katatrophe kommt nie allein - Teil 11

Autor: Kathrin.
veröffentlicht am: 30.05.2012


Also, erstmal danke für die Kommentare. Würde mich wieder über eure Kommentare freuen. Gerne auch Kritik oder Verbesserungsvorschläge. Wünsche euch viel Spaß bei dem Teil.:)

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. Doch plötzlich wurde ich wieder herumgerissen und fest pressten sich Felix Lippen auf meine. Ich stieß ihn weg.
„Felix! Hör verdammt nochmal auf!“
„Womit soll ich aufhören?“, fragte er schelmisch grinsend.
„Mich so zu küssen obwohl ich ganz genau weiß, dass du nichts für mich empfindest!“, schrie ich ihn an.

Das saß. Er liebte sie. Doch das durfte niemand erfahren. Und jetzt tat sie so als hätte sie es nicht gespürt. Er war wirklich verletzt. Sie hatte ihn da getroffen wo es wirklich schmerzte. Doch er hatte es verdient. Und sie kannte seine Geschichte nicht. Sie traf keine Schuld. Er hätte sich selbst eine reinhauen sollen. Aber in ihrer Gegenwart setzte sein Verstand völlig aus. Er wurde einzig und allein von seinen Gefühlen geleitet. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass das Verlangen nach einer Frau schon einmal so groß war wie zu Anna.
Er liebte sie.

Ich trat am nächsten Nachmittag durch unsere Wohnungstür. Ich hatte die ganze Nacht bei Laric verbracht, wir hatten geredet. Uns noch besser kennengelernt. Clemens war eifersüchtig wegen des Kusses gewesen. Und ich hatte ihn eifersüchtig sein gelassen und mich über die Zeit mit meinem Bruder gefreut. Ich hörte Stimmen aus Felix Zimmer. Kurz nachdem ich die Tür geschlossen hatte, ging seine Zimmertür auf. Max und Marius traten aus. Zwei die auch mit mir Abitur gemacht hatten. SEHR gute Freunde von Felix.
„Ey, Felix! Wer ist deine heiße Mitbewohnerin?“, rief Marius jetzt.
„Marius. Max. Freut mich euch wieder zu sehen.“, sagte ich kühl. Felix trat zu uns und raunte ihnen etwas ins Ohr.
„ANNA?!“, kam es von den beiden wie aus einem Mund.
„Ahoi.“, sagte ich gelangweilt und drängte mich an ihnen vorbei. Nicht ohne von oben bis unten gemustert zu werden.
„Ist die hei geworden!“, hörte ich Marius sagen. Ich musste grinsen und ging in mein Zimmer. Hatte ich mich wirklich so verändert? Ich fand nicht. Natürlich hatte ich mich verändert. Aber mein Charakter war immer noch derselbe. Hatten sie mich damals wirklich nur wegen meines Übergewichtes so fertig gemacht? Solche Idioten. Ich sah auf mein Handy. Drei SMS. Fünf verpasste Anrufe. Alle von Clemens. Ich rief ihn zurück ohne die Nachrichten gelesen zu haben. Er nahm nach dem ersten klingeln ab.
„Hey.“, sagte ich.
„Hey. Ich hab mir Sorgen gemacht? Wo warst du?“
„Bei Laric. Bist du noch sauer?“, ich hasste ewiges drum herum Gerede.
„Nein. Bin ich nicht.“, ich glaubte ihm nicht. Aber okay. Wenn er es so wollte. „Können wir uns sehen?“, fragte er.
„Ja.“, ich wusste nicht was ich sonst sagen sollte.
„Soll ich gegen um acht bei dir vorbeikommen?“
„Ja. Okay. Wir sehen uns dann.“, ich legte auf. Schon wieder hatte ich dieses Gefühl. Schon damals hatte ich es gehabt, wenn wir uns verabredet hatten, telefoniert hatten. Meine Hände zitterten. Ich war eindeutig nicht besonders belastbar. Ich kramte in meiner Plattensammlung. Fand im Moment aber keine die wirklich zu meiner Stimmung passen wollte. Also ließ ich es bleiben. Es war fünf Uhr also hatte ich noch drei Stunden bis Clemens da sein würde. Ich schmiss mich auf mein Bett und schlief sofort ein.

„Was ist mit ihr passiert? War die auf Abnehmkurs, oder was?“, Max und Marius konnten es immer noch nicht fassen. Er antwortete gar nicht mehr. Jedes mal, wenn sie ihren Namen nannten versetzte es seinem Herz einem Stich. Seine Gedanken kreisten fast nur noch um sie. Und wenn sie sich nicht um sie drehten, dann um Sex mit ihr. Es war verhext. Er bekam sie nicht aus seinem Kopf. Was hatte sie nur mit ihm gemacht?

Ich hatte mich in Schale geworfen. Ich trug ein kurzes, schwarzes, trägerloses Kleid und mörderische schwarze High Heels. Meine Haare ließ ich ganz offen. Normalerweise steckte ich mir immer noch eine Klammer oder so hinein, doch heute waren sie wild und ungebändigt. Sie sahen so aus wie ich mich fühlte. Verwirrt. Und aufgewühlt. Ich hörte Stimmen im Flur, meine Zimmertür öffnend sah ich wie Felix und Clemens sich wie zwei Raubtiere musternd, anstarrten.
„Hey.“, sagte ich und strahlte Clemens an. Es durchlief mich schon wieder heiß und kalt, als ich ihn sag.
„Wow. Du siehst toll aus!!“, sagte er, musterte mich und zog mich dabei mit seinen Blicken aus. Felix starrte mich einfach nur an. „Könne wir?“
„Klar.“, ich lächelte und er legte seinen Arm um mich. Unglaublich was diese schlichte Berührung in mir auslöste. Alles fing an zu kribbeln und ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden. Er führte mich raus ins Treppenhaus. Und immer noch sah ich in diese unergründlichen, tiefbraunen Augen. Und dann küsste er mich. Nicht so stürmisch wie gestern, zärtlich, aber doch mit einer Leidenschaft die alles in mir aufflammen ließ.
„Wenn du mich so weiterküsst, dann gehen wir am besten gleich wieder rein.“, raunte er. Ich atmete schwer. Dann nahm er meine Hand und wir gingen in ein wunderschönes Restaurant.

Es wurde ein toller Abend. Wir lachten viel und küssten noch mehr. Wir gingen hinaus in die kühle Abendluft.
„Also. Sind wir jetzt zusammen?“, fragte er lachend.
„Ähh… Ich weiß nicht.“, was war plötzlich los mit ihm? Früher hatte er ewig gebraucht. Und jetzt? Jetzt ließ er nichts anbrennen.
„Du spürst es doch auch, oder?“
„Ja, na klar. Aber… Lass mir bitte noch Zeit. Ich… verstehst du mich?“, das alles ergab überhaupt keinen Sinn, doch er nickte nur verständnisvoll.
„Soll ich dich noch nach Hause bringen?“
„Nein. Ist schon okay.“, ich lehnte mich vor, küsste ihn sanft auf den Mund und drehte mich um. Ich spürte seinen Blick im Rücken, drehte mich jedoch nicht um. Ich wäre ihm sonst um den Hals gefallen. Und dann hätte ich ihn besinnungslos geküsst. Und dann hätte er mich zu sich und in sein Bett genommen. Und dafür war ich jetzt noch nicht bereit. Diese ganze Felix Geschichte beschäftigte mich noch viel zu sehr. Ich sah mich um. In fünf Minuten würde ich zu Hause sein. Und dann musste ich Felix wieder in die Augen sehen. Ich hing meinen Gedanken nach.
Plötzlich tauchte jemand neben mir auf.
„Na Kleines, erinnerst du dich noch an mich?!“, neben mir tauchte der Typ auf, der mich schon einmal abgepasst hatte. Scheiße.
„Verschwinde!“, sagte ich nur.
„Sonst was?“, fragte er herausfordernd.
„Trete ich dir in deine Eier bis das du nach Hamburg fliegst!“, ich wollte einfach nur weg.
„Aber, aber. Wurdest du etwa so erzogen?“, tadelte er mich fast väterlich. Ich wollte einfach nur wegrennen, doch meine Beine waren wie gelähmt.
„Was wollen sie von mir?“, ich bekam Angst. Solche Angst die einem langsam den Nacken hochkriecht und sich dann überall ausbreitet. Ich begann zu zittern.

Er lag auf seinem Bett uns starrte an die Decke. Max und Marius waren schon seit einiger Zeit wieder weg. Sie fuhren weiter nach Italien. Er zog seine Schuhe an und ging heraus. Er dachte nur an Anna. Ihre grünen Augen, in denen er sich immer wieder verlor und die so viel mehr sagten, als sie sprach, lügen konnte sie gut, doch wenn man sie kannte, und ihr dann in die Augen sah merkte man das sie etwas verbarg. Ihre blonden Locken, so wild und ungebändigt, wie sie selbst. Sie war so schön. Doch er hatte sich nicht in sie verliebt, weil sie schön war. Nein. Er liebte sie, weil sie einfach sie selbst war. Ohne Umschweife, nichts Gekünsteltes fand er an ihr. Sie war einfach sie selbst, ehrlich, leidenschaftlich, chaotisch, ein bisschen verrückt und er wusste, dass er sie am liebsten vor allem möglichen beschützt hätte. Und dann sah er sie. Sich wehrend. Und schon wieder fasste sie dieser ekelhafte Kerl an. Alles ging in ihm durch. Niemand sollte seine Anna verletzten. Sie gehörte ihm. Egal, mit wem sie gerade zusammen war.

Ich spürte wie das Gewicht des Mannes von mir fiel. Ich schloss die Augen und zitterte dabei wie Espenlaub. Ich spürte wie ich hochgehoben wurde und schreckte zusammen.
„Schh. Alles ist gut. Ich bin bei dir.“, ich würde diese Stimme unter tausenden erkennen. Leicht öffnete ich die Augen und blickte in das bernsteinbraun von Felix. Zärtlich lächelte er mich an. Und dann wurde alles schwarz.

Ich hörte Gemurmel im Flur. Dann wurde die Tür geöffnet. Langsam öffnete ich die Augen. Ich war nicht in meinem Zimmer. Das war Felix Zimmer. Es setzte sich jemand neben mich.
„Morgen, Kleines.“, Laric.
„Hey.“, sagte ich rau.
„Was machst du denn nur für Sachen?!“, zärtlich streichelte er mir über den Kopf.
„Weiß auch nicht.“, und zuckte mit den Schultern.
„Ich will nicht, dass du abends noch einmal allein raus gehst. Wer weiß wie oft dir dieser Kerl noch auflauert!“, er war richtig aufgebracht. Ich spürte seine Sorge. „Papa weiß auch schon Bescheid. Er wollte heute irgendwann vorbei kommen.“
„Wie spät ist es?“, fragte ich jetzt.
„Kurz nach um eins.“, sagte er nüchtern. „Du hast fast zwölf Stunden geschlafen.“ Ich schloss wieder die Augen.
„Anna?“
„Hmm.“, ich konnte nicht reden.
„Bitte tu mir den Gefallen. Ich will dich nicht schon wieder verlieren, kurz nach dem ich dich gefunden habe.“, seine Stimme brach. Ich musste lächeln. Die Wärme in seiner Stimme, diese Liebe, mir standen Tränen in den Augen. Ich blickte ihn an und nickte nur, dann schloss er mich fest in seine Arme.
„Ich muss jetzt wieder los. Arbeiten. Ich würde gerne noch bleiben.“, er zuckte hilflos mit den Schultern.
„Kein Problem. Ich komm schon klar.“, versuchte ich fest zu sagen, was mir aber kläglich misslang. Er sah mich skeptisch an, sagte aber nichts. Zum Abschied umarmten wir uns und er verließ den Raum. Dann drang nur erneutes Gemurmel aus dem Flur herein. Ich hörte die Wohnungstür und dann öffnete sich die Zimmertür und Felix kam herein. Er sagte nichts, sah mich nur an.
„Anna, ich hatte solche Angst um dich.“, begann er schließlich doch. Ich drehte mich weg. Ich wollte das nicht hören. Warum hatte ihn das überhaupt gekümmert? Verliebt war in mich ja sowieso nicht. „Anna, bitte sieh mich an.“, ich hatte gar nicht gehört, dass er sich neben mich gesetzt hatte. Seine Stimme war ganz nah an meinem Ohr. Ich blickte ihn an. Er legte seine Hand auf meine Wange und sofort fühlte ich mich geborgen.
„Anna. Du musst ihn anzeigen. Dieses Schwein hat es nicht anders verdient.“, ich wollte das nicht hören. Ich wusste, dass ich es musste, aber aus irgendeinem Grund konnte ich es nicht.
„Ich weiß. Aber ich kann nicht.“, ich sah weg. Ich wollte nicht, dass er meine Schwäche sieht. Meine Verletzlichkeit.
„Warum nicht?“, fragte er ruhig. So viel Ruhe und Gelassenheit brachte mich aus der Fassung. Mein sowieso schon instabiles Nervengerüst stürzte zusammen wie ein Kartenhaus.
„Weil ich Angst habe!“, schrie ich ihn an. „Weil ich Angst habe, dass er mir immer wieder auflauern wird! Oder das er überhaupt nicht zur Verantwortung gezogen wird Ich habe Angst!“, schrie ich ihn wieder an. Im ersten Moment war er völlig perplex. Dann zog er mich fest an sich. Ich begann zu schluchzen und fing an bitterlich zu weinen. Ich konnte es nicht mehr zurückhalten. Zu lange war ich stark gewesen. Die Strapazen hatten mich mitgenommen. Ich hing in seinen Armen wie ein Häufchen Elend. Und ich hasste mich dafür. Dafür, dass ich nicht stärker war, dafür, dass ich es liebte so in seinen Armen zu liegen, obwohl ich genau wusste, dass er nicht dasselbe fühlte wie ich. Es war zum kotzen. Und trotzdem ließ ich mich jetzt von ihm trösten, genoss die Nähe, die Geborgenheit.
„Ich begleite dich.“, das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Er konnte doch nicht einfach so mit mir umspringen! Aber ich war zu müde um mich zu wehren. Ihm Kontra zu geben. Ich spürte seine Überraschung förmlich.
„Wann möchtest du zur Polizei?“
„Weiß nicht. Ich will es am liebsten schnell hinter mir haben.“, sagte ich kühl. So kannte ich mich nicht. Ich war in diesem Moment nicht mehr ich selbst. Aber ich konnte nicht anders.
„Okay. In einer Viertelstunde?“, fragte er sanft. Ich nickte.

Endlich hatte sie dieses Schwein angezeigt. Er war gerne mitgekommen. Für sie. Sie waren auf dem Rückweg vom Präsidium und schwiegen. Es machte ihm nichts aus. Er genoss es sogar ein bisschen. Sie war eingeschlafen und ihr Kopf lehnte an der Scheibe seines Golfs. Er widerstand dem Drang sie zu berühren. Denn wenn er einmal angefangen hatte würde er nicht mehr aufhören können. Er parkte vor der Wohnung, löste ihren Gurt und hob sie hoch. Wie zerbrechlich sie doch war. Er fühlte sich als könne er in ihr innerstes sehen. Genau in diesem Moment stand die Welt kurz still. Wie er sie liebte. Er fand einfach keine Worte dafür. Es war so unwirklich. Er, der immer einsam war. Nur Bettgefährtinnen hatte. Noch nie eine richtige Beziehung. Und dann verliebte er sich in das Mädchen, die Frau, die er immer und immer wieder beleidigt hatte, sie zutiefst verletzt hatte. Und jetzt? Er liebte sie. Wollte, dass sie glücklich war. Wollte sie immer in seinen Armen halten. Sie beschützen. Er öffnete irgendwie die Wohnungstür und legte sie in sein Bett. Es gefiel ihm viel zu sehr sie dort zu sehen. Selbst, wenn sie keinen Sex gehabt hatten. Er wollte, dass sie immer in diesem Bett liegt. Er wollte, dass sie zu ihm gehört. Er liebte sie.






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