Eine Katatrophe kommt nie allein

Autor: Kathrin.
veröffentlicht am: 16.04.2012


Es klingelte. Heute schon zum siebzehnten Mal. Christoph und ich suchten einen Mitbewohner. Denn eine Dreizimmer Wohnung in München mit unserem sowieso schon knappen Studentengeld, konnten wir uns beim besten Willen nicht leisten.
„Wenn’s der nicht ist mach ich dir Tür heute nicht mehr auf!“, stöhnte ich und schlurfte zur Tür. Doch als ich die Tür öffnete erstarrte ich. Vor mir stand Felix. Er hatte mit Christoph und mir Abitur gemacht. Acht Jahre waren wir, erst in derselben Klasse, dann im selben Kurs. Acht Jahre. Und ich konnte ihn bis auf die Knochen nicht ausstehen.
„Was willst du denn hier?“, fragte ich entsetzt.
„Kennen wir uns?“, fragte er mit einem Stirnrunzeln. Wollte der mich veralbern? Na gut, ich hatte mich in den Jahren den denen wir uns nicht gesehen hatten schon sehr verändert. Ich hatte viel abgenommen, hatte nun auch aufgehört meine Locken zu glätten und aufgehört meine Haare braun zu Färben, nun sah man mein helles blond.
„Ja!“, zischte ich gereizt.
„Na, daran könnte ich mich aber erinnern.“, säuselte er und fuhr sich dabei durch die mittelbraunen, mittellangen Haare.
„Kommst du jetzt endlich?“, rief jetzt Christoph.
„Komm rein.“, sagte ich zu Felix und winkte ihn in das leere Zimmer, in das wir eine alte Couch und einen noch älteren Tisch gestellt hatten. Christoph hatte sich gerade eine Zigarette angezündet. Und Felix erkannte ihn natürlich sofort.
„Felix! Mensch, was machst du denn hier?“, lachte Christoph und die beiden umarmten sich herzlich und fest.
„Ich studiere hier schon seit meinem Jahr in England, aber meine WG löst sich gerade auf und ich suche eine neue.“, gab jetzt auch er lachend zurück. Ich fühlte mich überflüssig und ging in die Küche Kaffee kochen. Träge tätigte ich die gewohnten Handgriffe und setzte mich schließlich auf das ausgesessene Sofa plumpsen. Doch dann hörte ich plötzlich ziemlich laut: “WAS DAS IST ANNA? WAS IST DENN MIT DER PASSIERT?!“
„Schhhht!“, machte Christoph. Und zischte Felix jetzt wütend an. Doch was er sagte konnte ich nicht verstehen. Kurz danach traten beide in die Küche. Felix starrte mich perplex an. Christoph stieß ihn wenig sanft mit dem Ellenbogen an. Ich setzte mich auf und schenkte mir Kaffee ein, ich hatte absolut keine Lust mit Felix in einem Raum zu sein. Eine Minute später trat Christoph in mein Zimmer.
„Anna, er bekommt das Zimmer. Er zahlt sogar mehr als wir wollten. Außerdem hat er die Kaution Bar dabei. Und wir kennen ihn schon.“, versuchte er mir beizubringen.
„Nein. Nein. Nein. Christoph, das geht nie und nimmer gut. Das ging schon zu Schulzeiten nicht gut. Was soll das denn jetzt werden?“, versuchte ich verzweifelt meinen Protest, aber ich wusste jetzt schon das ich auf verlorenem Posten kämpfte. Doch selbst ich wusste, dass Felix uns da ein Angebot gemacht hatte, dass wir nicht ablehnen konnten.
„Du kannst ihm doch aus dem Weg gehen. Du weißt genauso gut wie ich das wir das nicht ausschlagen können.“, schlug er meinen eher halbherzigen Protest nieder.
„Ich weiß.“, gab ich kleinlaut zurück. „Ja, jetzt geh schon und sag ihm dass er das Zimmer hat!“, sagte ich weniger zickig als beabsichtigt. Er grinste breit und schloss mich dann schließlich in seine Arme. Ich lachte verlegen und schubste ihn schließlich heraus. Kurz danach hörte ich beide ein klatschen und lachen.
„Anna! Wir gehen heute Abend feiern. Kommst du mit?“, rief Christoph. Ich dachte kurz nach.
„Ja.“, rief ich schließlich und ging sofort ins Bad. Als ich aus wieder aus der Dusche stieg, mich in ein Handtuch wickelte und aus dem Bad trat tigerte Christoph schon nervös vor dem Bad auf und ab.
„Man! Bist du auch endlich fertig. Felix holt uns dann ab.“, gab er mir zu verstehen. Ich trocknete mir die Haare, zog mir einen Seitenscheitel und steckte sie mit einer Klemme zurück. Dann zog ich mir einen schmalen Lidstrich, tuschte mir die Wimpern und trug dezenten Lippenstift auf. Ich stellte mich vor meinen Schrank und entschloss mich schließlich für enge schwarze Jeans, ein enges weißes Top und zog eine schwarze kurze Lederjacke darüber. Dazu wählte ich rote High Heels. Kurz nachdem ich nochmal einen prüfenden Blick in den Spiegel geworfen hatte, klingelte es schon. Ich hatte gar nicht gemerkt wie die Zeit vergangen war. Doch Christoph erreichte vor mir die Tür, sah mich vorher aber grinsend an, ich boxte ihn lächelnd in die Seite. Seine braunen Augen lachten, seine dunkelbraunen Haare hatte er zur Seite gegelt. Er trug eine ausgewaschene Jeans, ein schwarzes T-Shirt und eine dunkelblaue Kapuzenjacke. Ich grinste ebenso schalkhaft zurück. Wir lachten und er öffnete die Tür. Felix bernsteinfarbene Augen lachten uns entgegen. Er trug dunkelblaue Jeans, ein weißes T-Shirt, wie ich, eine schwarze Lederjacke, einen Strickbeanie und schwarze Sneakers. Er sah gut aus. Unverschämt gut. Und ich ohrfeigte mich innerlich dafür, dass ich so an ihn dachte. Doch ich bemerkte befriedigt, dass er mich auf dieselbe Art und Weise musterte.
„Können wir?“, fragte er schließlich. Und ich nickte nur stumm. Wir wohnten im dritten Stock. Als wir an Felix Auto waren, stieg Christoph sofort vorne ein. Mir blieb nichts anderes übrig, als mir auf der Fahrerseite, von Felix den Stuhl zurückklappen zu lassen und, indem ich ihm meinen Arsch ins Gesicht reckte, nach hinten zu kriechen. Ich konnte seine Blicke förmlich spüren und war heilfroh, dass ich endlich saß. Wir fuhren in einen ziemlich guten Club. Zu dem wir eigentlich auch hätten laufen können. Felix stellte sein Auto in einer Seitenstraße ab und wir liefen zum Eingang. Davor warteten schon vier Kumpels von Felix, die mir sogleich vorgestellt wurden: „Also, das sind Jakob, Matze, Lukas und Mattes.“ Nacheinander zeigte er auf die Jungs, wir reichten ihnen die Hand.
„Jungs, das sind Christoph und Anna, meine neue WG.“
„Anna…“, sagte, glaube ich Lukas, in einem gespielt verführerischen Ton. „Wo hast du sie denn aufgetrieben Felix? Solche hübschen Frauen sind doch gar nicht deine Liga.“, lachte er scherzhaft. Ich musste mit lachen und wandte mich Richtung Eingang. Hinter mir hörte ich leises Gemurmel. Als ich den Club betrat war er schon voll. Hitze umfing mich und ich suchte eine der ausgepolsterten Ecken zum Sitzen. Neben mir ließen sich Mattes und Matze nieder.
„Also, schöne Anna. Was möchtest du trinken?“, fragte mich Matze. Ich musste lachen, über so viel Charme Offensive und sagte schließlich: „Ein Bier, bitte.“ Und grinste. Ich zog meine Jacke aus. Dann machte ich mich auf den Weg zur Toilette. Ich sah noch einmal kurz in den Spiegel und zupfte alles zu Recht. Als ich mich durch die Massen zur Ecke kämpfen wollte hielt mich plötzlich jemand am Arm fest. Ein mir unbekannter Typ grinste mich anzüglich an und starrte auf meine Brüste. Ich riss meinen Arm weg und wollte wieder weiter gehen und wieder hielt er mich fest. Er lehnte sich zu mir herab und säuselte: „Na, so eine schöne junge Dame ganz alleine hier.“ Und lachte. Der war ja so was von sternhagelvoll
Sie hatte sich so verändert. Ich konnte gar nicht aufhören sie anzustarren. Früher da war sie so zurückhaltend und still gewesen. Aber jetzt! Sie hatte sich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich komplett gewandelt. Das änderte jedoch nichts an meiner Abneigung zu ihr.






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