Wer bist du wirklich? - Teil 10

Autor: Nancy
veröffentlicht am: 08.05.2012


Hey hey Leute, sorry, für die lange Wartezeit, hier ein neuer Teil von "Wer bist du wirklich?" :)))

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Noch mal und nochmal rief ich mir die Erzählung meiner Mutter ins Gedächtnis, ich war nun ein Vampir?! „Ich muss erst mal in Ruhe über alles nachdenken.“, nuschelte ich, der Appetit ist mir nach dieser Erzählung vergangen. Leise verließen Grady und ich den Raum und schlüpften in unser Zimmer. Inzwischen war der Himmel klar, die Sterne leuchteten und eine Sternschnuppe zischte am Horizont vorbei. „Wieso tust du dass?“, fragte Grady und leckte meine Hand ab. „Wieso tu' ich was?“, irritiert verschränkte ich die Arme hinter meinem Kopf und beobachtete diese wunderschöne Nacht. „Ich kann deine Gedanken nicht mehr lesen, du hast eine Schutzmauer aufgebaut, was es jedem unmöglich macht, in deinen Kopf zu dringen.“ - „Aber wie habe ich das den getan?“, ich hatte nur die Sterne und die dunkle Nacht beobachtet, bis Grady mich darauf aufmerksam gemacht hatte. „Nun, ich denke du hast dies unbewusst gesteuert, wie gesagt, du musst noch eine Menge lernen. Die Geschichte, das Kämpfen mit und ohne Elemente und schließlich die Fähigkeiten, aber jetzt leg dich schlafen, ich bin sicher, du haust all diese Vampire um!“, Grady streckte sich und rollte sich vor meinem Himmelbett zu einer grauweißen Kugel zusammen. „Noch eine Frage.“, Grady hob seinen hübschen Kopf und betrachtete mich aus seinen klugen Augen. „Kann dich außer mir noch jemand verstehen?“ „Nein, andere wie zum Beispiel deine Familie hört nur die typischen Wolfslaute.“ Wenn ich also mit Grady über meine Gefühle zu Dan spreche, dann würde es niemand erfahren, aber wollte ich das überhaupt? Wollte ich, dass jemand wusste, wie ich zu ihm stand? Aber vielleicht konnte mir Grady sagen, wieso er plötzlich so anders war. „Grady?“, fragte ich erneut, der Wolf öffnete ein Auge, genervt schielte er zu mir nach oben, schnell warf ich meinen Plan über Bord. „Gute Nacht.“, antwortete ich stattdessen und drehte ihm den Rücken zu. Niemals würde jemand erfahren wie ich fühle, niemals, ich werde allein bleiben, allein mit dem Schmerz und der Trauer. Lautlos liefen die Tränen über mein Gesicht, ich machte mir keine Mühe, sie wegzuwischen, es folgten doch sowieso immer wieder neue. Ich kuschelte mich tiefer in die weichen Kissen, schloss die Augen und wartete, bis ich endlich einschlief.

„Mach's gute Hope, pass auf dich auf. Wir sehen uns in sechs Wochen.“, verabschiedete sich meine Familie und meine Freunde. Sie würden zurück nach Amerika fliegen und ich? Ich werde hier in Irland bleiben, obwohl ich Null Komma Null Lust darauf hatte. „Tschüss.“, nuschelte ich nur, nickte ihnen zu und verließ den Raum. Wieso eine herzliche Umarmung und großen Tamtam veranstalten, wenn sie zurück flogen? Ich schlängelte mich durch das Gebäude, drei Tage war ich nun hier, übermorgen würde die Schule beginnen und ich war offiziell in einem polnischen Internat, doch in Wirklichkeit war ich hier. „Hope, es ist Zeit. Mr. Darshel wartet schon im Raum 75b auf dich.“, ertönte Mrs. Kolums Stimme, er war einer meiner Lehrer und unterrichtete mich im Kampf mit Elementen und Fähigkeiten, während Mr. Darshel versuchte mir den ganzen Geschichtskram in mein Hirn zu hämmern. Doch am wenigsten konnte ich Ms. Loughthall leiden. Nicht, dass ich auf ihre Schönheit eifersüchtig wäre, nein, aber ihre Art hatte mich gestern in meiner ersten Unterrichtsstunde auf die Palme gebracht! Jeden Tag jeweils eine Stunde trainieren, kämpfen mit und ohne Fähigkeiten, dass richtige Anwenden und kontrollieren der Elemente und Emotionen und schließlich der langweilige Theorieunterricht. Fünf Stunden, was an sich eigentlich wenig ist, doch vier Stunden kämpfen ohne eine Pause und mit diesem lästigen Gerede von meinem ach so tollen zweitem Ich kann ein Vormittag ziemlich anstrengend sein. Dementsprechend war auch meine Laune im Keller gewesen. „Ah Hope, da bist du ja endlich! Ich werde auch nicht jünger, wir dürfen keine Zeit verlieren, wenn du gegen die bösen Mächte kämpfen willst und dazu gehört nun einmal Praxis sowie die Theorie. Also setz' dich endlich, damit wir beginnen können.“ Ich stöhnte innerlich und machte mich auf meine zweite langweilige Geschichtskunde gefasst. Das gleichmäßige Ticken der Uhr und Mr. Darshel's tiefe Stimme waren die einzigen Geräusche, die die Stille durchbrachen. Mein Lehrer strich sich eine seiner blonden Strähnen zurück, welche sich aus seinem Pferdeschwanz gelöst hatte, seine grüngrauen Augen waren auf mich gerichtet und sein kompletter Körper war schwarz umhüllt, obwohl es drückend heiß war. „Nun Hope, dann wollen wir mal sehen, wie du aufgepasst hast. Nenne mir bitte alle Fähigkeiten, sowohl alle Methoden einen Vampir zu töten und die schwierigste. Außerdem darfst du mir einen mündlichen Bericht über dich in der alten Sprache liefern.“ - „Es gibt drei Fähigkeiten, jedoch beherrscht jeder nur eines der Fähigkeiten, außer die Königsfamilie der Guten, sowohl auch der Bösen Seite. Die Fähigkeiten sind das löschen und wiederherstellen der Erinnerungen, das Kontrollieren von Lebewesen und schließlich die Verwandlung in Pflanzen oder Tiere. Man kann einen Vampir töten, indem man in seinen Kopf eindringt und brennende Impulse ausstößt, welche den Körper von innen heraus auffrisst, oder man stößt ein brennendes Messer oder einen spitzen Holzpflock in sein Herz. Die erste Methode ist die schwierigste, aber auch die qualvollste.“ - „Gut Hope, leider ist die Zeit schon um, aber du wirst mir morgen den mündlichen Bericht liefern.“ Mit einem nicken verabschiedete ich mich und lief hastig den Gang entlang, um meine nächste Stunde abzusitzen.

Mit frischen Klamotten, einem weichen Fleecehandtuch, Shampoo und einem nach Himbeere duftenden Duschgel bewaffnet schlug ich den Weg zum Badezimmer ein, wo ich mich sofort den Klamotten entledigte. Ich stellte das Wasser an und genoss das warme Nass, meinen verschwitzen Körper rieb ich mit dem Duschgel ein und wusch ihn ab, ehe ich ihn erneut einseifte. Nachdem ich auch meine Haare gewaschen hatte und noch einige Minuten unter dem Strahl stand rubbelte ich meinen Körper mit dem cremefarbigen Handtuch ab. Mit einer schnellen Bewegung wischte ich den Dunst am Spiegel mit meiner Hand weg. Ein Mädchen mit rötlichen Haaren und braunen Augen blickte mir entgegen, sie hatte unnatürlich blasse Haut und sah mitgenommen aus. Seufzend wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab, zog die kurze Jogginghose und ein oranges Top an, meine feuchten Haare kämmte ich kurz, ich band einen Pferdeschwanz, cremte meine freien Körperstellen mit einer Bodylotion ein und verließ das weiß geflieste Bad. Ich beschloss, einen kurzen Abstecher in die Küche zu machen, wo ich mir einen Apfel aus der Obstschale schnappte. Mit Schwung saß ich auf der schwarzen Arbeitsfläche, welche einen wunderschönen Kontrast zu den weißen Schränken bot. Die Wände waren ab der Mitte nach unten gefliest und die obere Hälfte erstrahlte in einem sommerlichen grün. Ich fühlte mich einsam und alleine, meine Familie und meine Freunde sind bestimmt schon längst in Amerika, nicht das ich Barbie zu meinen Freunden zählte, aber auch sie war in Amerika, bei Dan. Sofort drehten sich meine Gedanken nur noch ihm, wie er Adonisgleich in meiner Zimmertür stand und mich auf der Suche nach meinem Kleid beobachtete, diese Szene ließ mein Herz höher schlagen. Wieso war er jetzt anders? Er war nicht mehr der nette Dan, nein, er hatte sich verändert, er schrie mich an und hatte nur noch diesen kalten Blick für mich übrig. Wollte er nur wissen, ob ich mit mir spielen lasse? Vermutlich hatten alle anderen davon gewusst. Oh Gott, was wenn Carly ihnen meine Gefühle offenbart hatte? War sie so gemein? Nein, obwohl Carly mich jahrelang belogen hatte, dies würde sie nie tun, wie waren doch noch Freundinnen, oder? 'Hope, wo lebst du eigentlich?! Wäre sie deine Freundin, hätte sie dich nicht belogen. Du kannst ihr nicht mehr vertrauen. Welchem Wesen auf zwei Beinen kannst du noch trauen?! Sieh es endlich ein, du bist allein! Alle sind zurück in San Francisco, Grady ist weg und du sitzt hier alleine.' Natürlich war mir bewusst, dass ich alleine hier saß, ohne irgendjemanden, ich war allein. Aber wann war ich das nicht? Die einzige, die wirklich immer für mich da war hat mich schamlos belogen. Tränen sammelten sich in meinen Augen, ich schloss sie, nur um die einzelne Träne zu spüren, welche sich aus meinen Augenwinkel gestohlen hatte und sich nun langsam Richtung Boden ran, die Spuren, die sie hinterließ brannte auf meiner Haut. Wie sehr würde ich mir wünschen, dass er hier wäre, sie wegwischte, mich einfach in seine muskulösen Arme schloss und mir sagte, dass alles gut wird. Wie gerne würde ich ihm in seine grünen Augen blicken, durch sein schwarzes Haar streichen, seine zarte Haut berühren oder seine vollen Lippen auf den meinen spüren? Doch all das würde nur ein Traum bleiben, ein Traum von vielen. Er wird mich niemals so sehen, wie ich ihn sehe. Das Rad der Zeit dreht sich immer weiter, Sekunden vergehen, wir ergreifen die Chance oder lassen sie vorbeiziehen, nur um später zu bereuen, was wir getan haben, doch dann wird es zu spät sein. Das Rad dreht sich immer weiter und weiter, irgendwann ist für jeden die Zeit zu gehen, ob Unsterblich oder nicht, spätestens wenn wir zu schwer verletzt wurden und keinen Sinn mehr an unserem weiteren Dasein sehen. Irgendwann kommt die Zeit, für jeden von uns. Doch das Rad wird sich dennoch weiter drehen. Ob wir wollen oder nicht, auch der schönste Moment wird vergehen und alles was uns bleibt sind die Erinnerungen. Egal ob schöne oder traurige, sie brennen sich in unsere Köpfe und Herzen und lassen sich nie ausradieren. Wir nehmen sie sozusagen mit ins Grab, alleine oder mit Freunden und Familie, aber dass ist jetzt egal, mein Leben, so wie ich es kannte ist vorbei und wird wie die Vergangenheit nie wieder zurückkehren. Kopfschmerzen machten sich bemerkbar und signalisierten mir, dass ich mal wieder zu viel nachgedacht habe. Frische Luft. Aber wie kam ich aus diesem Haus, ich wusste noch nicht einmal, wo der Ausgang oder der Eingang war, dass einzige was ich wusste war, dass es viele Türen gab. 'Denk doch einfach an den Ort du Sumpfhuhn.' Klar, wieso bin ich nicht selber darauf gekommen? Einfach an den beliebigen Ort denken und immer dem Gefühl nach hatte Grady mir geraten. Ich schloss die Augen und dachte an die freie Natur, zwitschernde Vögel, Rehe und Hasen, welche über Felder liefen, einen rauschenden Bach und an die Baumkronen, welche sich sanft im Wind hin und her wiegten. Als ich meine Augen öffnete folgte ich meinem Gefühl zur Freiheit.





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