Wer bist du wirklich? - Teil 5

Autor: Nancy
veröffentlicht am: 20.04.2012


So Leute hier der fünfte Teil! :) Es freut mich, dass viele die Geschichte lesen und auch kommentieren. :* :)

________

Der Bus rollte durch die Stadt, Leute stiegen ein oder aus, andere blieben einfach sitzen, nur um später auch auszusteigen. Dicke Regentropfen fielen auf den Boden, einige zogen ihren Weg von einer Fensterecke zur anderen, sie verkleinerten oder vergrößerten sich. Der Himmel war mit grauen Wolken bedeckt und die Sonne hatte keine Chance mit ihren wärmenden Strahlen die dichte Wolkenmauer zu durchdringen. Inzwischen saß ich schon Stunden im selben Bus, auf demselben Platz und hörte dasselbe Lied. Immer und immer wieder drang derselbe Text und dieselbe Melodie in meine Ohren. Der Akku meines MP3-Players sank von mal zu mal. Bei der nächsten Station stieg ich aus, meine Beine waren vom langem sitzen eingeschlafen doch ich kämpfte mich trotzdem durch den Regen und die Kälte. Es schüttete und das Nass spritzte auf, wenn ein Auto durch eine Pfütze fuhr, um mich schwirrten viele Menschen in bunten Regenmänteln und Regenschirmen. Ungeschützt stampfte ich durch eine Pfütze, das Wasser sickerte durch die Stoffschuhe und meine Socken saugten sich voll. Langsam kroch die Kälte unter meinen Klamotten, mein Körper wurde mit einer Gänsehaut überzogen und ich zitterte am ganzen Leib. Vor unserem Haus hörte ich laute Schreie. „Es ist mir egal! Ich werde sie jetzt suchen gehen!“, stirnrunzelnd brachte ich die letzten Meter unseres Vorgartens hinter mich, gerade als ich den Schlüssel ins Schloss stecken wollte wurde die Tür von innen aufgerissen. „Hope!“, stürmisch riss mich Thony in seine Arme und drückte mich fest an sich. „Wo warst du denn?“ Klar, Barbie war ja auch noch da. Emotionslos schaute ich ihr in die Augen und sagte: „Weg.“ Mit diesem Wort drängte ich mich an allen vorbei und lief nach oben in das große Badezimmer, wo ich heißes Wasser in die Wanne laufen ließ. Meine Oberschenkel waren eingefroren, das heiße Wasser brannte auf der Haut trotzdem blieb ich liegen bis mir wärmer wurde. Nach einer gefühlten Ewigkeit umhüllte ich meinen Körper mit meinem weichen Bademantel, barfuß tapste ich in mein Zimmer, wo ich mir eine schwarze Jogginghose, einen warmen roten Rollkragenpullover und rote Flauschsocken anzog. Mein Kopf brummte und pochte, meine Beine fühlten sich schwach an, die Haare standen in alle Richtungen und meine Augen drückten keine Gefühle mehr aus, das glitzern darin war verschwunden. In der Küche bereitete ich mir eine Tasse heiße Schokolade zu und setzte mich auf den Stuhl. „Wie geht’s dir?“, Dan kam in den Raum gestiefelt und ließ sich neben mir nieder, ich zuckte mit den Schultern und nahm einen großen Schluck aus meiner Tasse. „Hope, was ist los?“, schüchtern blickte ich auf und mein Blick traf den seinen. Seine wunderschönen grünen Augen zogen mich in einen Bann, es war unmöglich wegzusehen. Es war so, als würde mich etwas Unsichtbares zwingen ihm in die Augen zu schauen. „Nichts.“ Ich umschloss mit meinen Fingern die Tasse, leichter Dampf stieg nach oben, meine Nase zog den Duft meines Getränkes ein. Dan saß immer noch neben mir und behielt mich im Auge, unbeeindruckt stellte ich meine inzwischen leere Tasse in das Spülbecken. „Ich geh ins Bett.“, schnell flüchtete ich auf mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett fallen ließ. Tränen suchten sich erneut ihren Weg über mein Gesicht, einige landeten auf meinen vollen Lippen, sie schmeckten salzig und warm. Gelangweilt starrte ich an meine türkisfarbenen Wände. Ich wusste nicht wieso, aber vor ungefähr fünf Jahren wollte ich unbedingt ein Zimmer in Türkis, jetzt fand ich es nur noch hässlich. \'Tja dann mach was dagegen.\' Die Idee war gar nicht mal so schlecht, überzeugt davon etwas verändern zu müssen eilte ich die Treppe nach unten. In der Garage fand ich einen fast vollen Eimer. `Rot´ war mit einer kringeligen Schrift auf den Deckel geschrieben, ich fand außer dem Eimer mit der roten Farbe auch noch weiß, ich schnappte mir verschiedene Pinseln und brachte meinen `Schatz´ nach oben, wo ich alle Möbel in die Mitte meines Zimmer verschob, das Bett baute ich so gut es ging auseinander, ich würde mich später in der Stadt nach einem neuen umsehen. Nachdem ich mit größter Mühe den Schreibtisch, meinen Kleiderschrank und mein Nachtkästchen verschoben hatte legte ich alte Zeitung auf dem Boden aus und klebte zum Schluss Steckdosen, Deck-und Bodenleisten, den Lichtschalter und den Türrahmen mit Klebeband ab. Die Tür-, West- und Ostseite strich ich weinrot, die letzte Wand, welche sich im Süden befand wurde weiß. In der linken oberen Ecke zeichnete ich drei weinrote Kreise in verschiedenen Größen und in die Mitte der Wand schrieb ich fein säuberlich `Liebe ohne Gegenliebe ist wie eine Frage ohne Antwort!´ Und direkt darunter würde ich mein zukünftiges Bett stellen. Nachdem ich die rot und weiß betupften Zeitungen in den Müllgebracht, die restliche Farbe zurück in die Garage und das Klebeband entfernt hatte holte ich mir eine helle Röhrenjeans und ein schwarzes Nike T-Shirt aus dem Schrank. Glücklich darüber, dass niemand im Haus war stieg ich unter die Dusche und wusch mir die Farbe ab, ein Gemisch aus weinrot und weiß floss zusammen mit dem Wasser in den Abfluss. Der Schaum des Duschgels bedeckte meinen Körper, der Wasserstrahl prasselte auf meinen Rücken, genüsslich schloss ich die Augen und vergaß für einen Moment alles. Gedankenverloren ließ ich meine Augen geschlossen, dachte nur an das warme Wasser, welches meinen Körper sanft streichelte. \'Schlaf nicht ein! Du kannst sowieso nicht davon laufen also lass es lieber bleiben! \' War ja klar, dass mein Hirn mir wieder einen Strich durch die Rechnung zog, wie immer holte es mich zurück auf den Boden der Tatsachen, von welchem ich soeben mühevoll abgehoben war. Ein Seufzer entwich meiner Kehle, jetzt, wo mir wieder bewusst ist, wovor ich versucht habe zu fliehen. Aber wie hatte Shakespeare einmal trefflich zitiert? Der ärgste Fehler, den ihr habt, ist verliebt zu sein. Vielleicht lag er gar nicht so falsch, vielleicht ist es wirklich ein Fehler, sich zu verlieben? Aber wie soll es ein Fehler sein? In Büchern findet jede Prinzessin ihren Prinzen, aber trifft es auch auf’s wahre Leben zu? Oder viel mehr, trifft es auch auf mein Leben zu? Werde ich jemals glücklich verliebt sein? Werde ich jemals in den Armen eines Mannes liegen, welcher mich abends auf die Stirn küsst und sagt, dass er mich liebt und er es auch ernst meint? Wie viele Menschen haben sich wegen der Liebe umgebracht? Wieso behaupten viele, Liebe sei das schönste Gefühl, wenn es schon so viele Menschenleben nahm? Immer noch in Gedanken nahm ich etwas Geld und den Schlüssel, ehe ich aus dem Haus verschwand. Wo Thony, Dan, Barbie und Carly steckten interessierte mich im Moment wenig. Mein Handy lag ausgeschaltet auf dem Küchentisch, wer sollte mich auch anrufen? Ich schlenderte zu einer Bushaltestelle und wartete auf den Bus, welcher mich in die Stadt brachte. Während der Fahrt lag mein Kopf an die kühle Scheibe gelehnt, leise drang das Lied Forever young von One Direction in meine Ohren, ich summte leise die Melodie und wie von selbst tippten mein Finger den Rhythmus auf meinem Oberschenkel. Irgendwann erreichte ich mein Ziel, ein großer Laden, es gab die unterschiedlichsten Betten: breite und schmale, Hochbetten und Himmelbetten, Doppelbetten und normale, helle und dunkle, hohe und niedrige. Dazu noch die verschiedensten Matratzen und Bettbezüge. Ein etwa zwanzigjähriger Verkäufer fragte höflich, ob er mir helfen könnte. „Nun, ich möchte ein neues Bett mit Matratze und am besten auch noch einen Bettbezug.“, schüchtern lächelte ich ihn an, seine blonden Haare schimmerten im Licht wie Honig und seine blau-braunen Augen strahlten. „Aber sicher, dann kommen sie mal mit.“ Er verschwand in einer Abteilung Doppelbetten. Er zeigte mir verschiedene Modelle, doch es gab keins, welches mich wirklich ansprach. Andere Verkäufer hätten schon längst aufgegeben und mich in einen anderen Laden geschickt, aber der Blonde redete munter weiter und erklärte mir die Vorzüge eines hässlichen Bettes. Es war hoch und tief schwarz, das Gestell war aus Metall und sah einfach grässlich aus. Gelangweilt ließ ich meinen Blick über die Betten schweifen, bis er an einem wunderschönen Bett hängen blieb. Es war vielleicht 1,40m x 2,00m, in einem schlichten hellbraun mit ebenso braunen Füßen, an der einen schmalen Seite war ein breites Brett angeschraubt. „Was ist mit diesem Bett?“, ich deutete auf den Traum aus Holz und wartete. „Nun, dass ist ein Bett aus Buchenholz, ziemlich schick aber leider auch dementsprechend teuer.“ – „Wie viel kostet es?“ Ich musste dieses Bett unbedingt haben, egal wie teuer es sein mag, zur Not frag ich eben Mama und Papa. „Nun ich denke mit Matratze und Bettbezug dürften sie mit knapp 1085,- rechnen.“ Puh 1085,- war schon eine große Summe, aber ich war überzeugt: Dieses Bett und kein anderes! „Ich nehme es.“ Grinsend umkreiste ich das Bett um sicherzugehen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und ich denke, dass habe ich. „Ok. Wenn sie mir bitte zur Kasse folgen würden.“ Freundlich lächelte er mir entgegen. Nachdem geklärt war, dass er sich um den Transport des Bettes kümmern würde und ich mir ein passenden Bezug ausgesucht und bezahlt hatte verließ ich das Geschäft. Mein Magen meldete sich mit einem lauten Knurren. Viele Leute schauten sich verwirrt um, peinlich berührt hastete ich die Straße entlang zum Mc Donald’s. Ich bestellte mir einen Big Mac zum mitnehmen, bezahlte und knabberte auf dem Weg nach Hause an meinem Burger.

Ich schloss die Haustüre auf und hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer. Thony und Dan saßen auf der Couch, alleine. Erleichtert atmete ich tief durch und goss mir ein Glas Cola ein, welches ich mit schnellen Zügen lehrte. „Hope!“, hörte ich die Stimme meines Bruders, ich wusste, er wollte mich auf meine miese Laune ansprechen. Gespielt glücklich setzte ich mich im Schneidersitz vor ihm auf den Boden. „Hope, was ist los mit dir?“, mit seinen blauen Augen durchbohrte er mich, die Belustigung, welche sonst immer in seinen Augen zu sehen war, war verschwunden. Stattdessen nahmen Angst, Besorgnis und Ernst den Platz ein. „Nichts ist los Bruderherz. Hab nur schlecht geschlafen, dass ist alles.“ Ich grinste ihn an und wollte aufstehen, doch er hielt mich zurück. „Hope erzähl\' mir keinen Scheiß!“ Man konnte deutlich sehen, wie die Wut in ihm aufkochte, seine Hände waren zu Fäusten geballt und die Lippen aufeinander gepresst. „Thony es ist nichts, glaub mir doch. Du bist mein Bruder und ich würde dich nicht anlügen.“ Ich hielt seinem Blick stand, wenn ich jetzt meinen Blick abwenden würde, dann würde er merken, dass ich log. Er seufzte und nickte schließlich. „Danke Thony.“ Ich gab ihm ein Küsschen auf die Wange und rief Carly an.






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24 Teil 25 Teil 26 Teil 27


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz