Das ist das Leben - Teil 9

Autor: Lil
veröffentlicht am: 12.05.2012


Ich wollte Jonathan ewidern, dass er aber niemals so schnell sein konnte, es sein denn er wäre auf einen neuen Pfad gestoßen, von dem er mir nichts erzählt habe, als ich zweierlei bemerkte: Der Körper hinter mir roch nicht nach frisch gemähtem Rasen und Leder und ein wenig nach Moschus. Und die Stimme hatte diesen samtenen Ton. Jetzt jubilierte mein Herz und mein Bauch. Mein Kopf war zwar nicht enttäuscht, dafür aber TOTAL sauer und...es war als lege sich ein schwerer, grauer Schleier über all mein Denken, als ich Tommys Hand unter meinem Shirt spürte, der meinen Bauch streichelte. Ich lehnte mich gegen ihn und hörte ihn irgendwelche Sachen murmeln, die ich nicht verstand. Ich versank in einer Welt in der es nur Tommy und mich gab. Seine Hand auf meinem Bauch. Seine schöne Stimme. Seinen Mund an meinem Ohr. Seine starke Brust in meinem Rücken. - Bis ich ein Rascheln hörte. Es riss den grauen, schweren Schleier weg und ich konnte Tommy von mir weg stoßen. Ich atmete hastig. Ich kam mir vor wie ein Junkie, der seine Lieblingsdroge seit Wochen nicht mehr bekommen hatte und diese gerade beispielsweise in ein Gulliloch hat fallen lassen. Denn das war er doch. Tommy war wie eine Droge für mich. Von der man immer mehr wollte und mehr, obwohl man ganz genau weiß, dass sie nicht gut für einen ist. Eine Droge die mein Herz aussetzen ließ, meinen Körper schweben lassen konnte und mein Denken abschaltete. Jonathan stolperte auf die Kreuzung, sah mich und Tommy. Ich gegen einen Baumstamm gelehnt, Halt suchend, verzweifelt ins Leere starrend. Und Tommy der mir gegenüberstand, dessen Blick auf mir ruhte, den ich aber nur spüren konnte. Hilfe suchend schaute ich Jonathan an. Er wusste sofort was in mir vorging. Begriff auch, was mich vor dem Badezimmer beschäftigt hatte. Er verstand alles auf Anhieb, als er mir in die Augen sah. Und ich verstand, dass er verstanden hatte. Jonathan kam auf mich zu. Gerade in dem Augenblick, bevor er meinen Ellbogen berührte, knurrte Tommy. Jonathan erstarrte in der Bewegung und blickte zu ihm. „Was willst du hier, Brüderchen?“, grollte Tommy. Jonathan ließ von mir ab und wandte sich seinem Bruder zu. Denn das waren sie – beide waren Söhne von Frau und Herr Milbert. Auch wenn der eine aussah wie die Sonne höchstpersönlich und der andere wie der Mond. Und die Sonne sich benahm, als gehöre die Nacht ihr allein und der Mond den Tag lieber mochte - um das Ganze mal symbolisch auszudrücken. „Punkt eins – wenn hier jemand das Brüderchen ist, dann wohl du. Du bist ja ein ganzes Stückchen später auf der Welt gewesen als ich. Punkt zwei – Müsstest du nicht längst in deinem Bettchen liegen? Punkt drei – dasselbe könnte ich dich auch fragen - was du hier machst.“ Jonathan seine Stimme blieb ruhig. Tommy dagegen rastete komplett aus, seine Stimme klang, als ob sie einen zerätzen könnte:„Ich bin über 18 und ich kann machen was ICH will. Der Grund dafür, warum ich NICHT in meinem 'Bettchen' liege und hier draußen bin. Und ICH nenne DICH 'Brüderchen' wenn es MIR passt, egal ob es stimmt oder nicht. Und ICH will, dass du die Finger von ihr lässt. Denn SIE gehört MIR.“ Wenn die Sonne so ausflippte, war sie kein schöner Anblick und verlor ihre Wirkung komplett über mich. Das hatte den Vorteil, dass ich wieder einigermaßen normal denken konnte. Allerdings reichten solche Aussetzer nicht zur Entliebung aus. „Hör mal, Tommy. Ich bin nicht dein Haustier, also gehöre ich dir auch nicht. Denn ICH gehöre MIR selbst allein und ich denke, du solltest dir ein neues Spielzeug suchen.“ Das ich für ihn nichts weiter als ein Spielzeug war, hatte sich ja mehr als deutlich bei meinem Besuch vor knapp einem Jahr bewiesen, als ich gerade vor seiner Zimmertür stand. Zu meiner Schande muss ich mir eingestehen, dass ich zum Knutschen hatte vorbeikommen wollen. Ich blieb stehen, um leise zu klopfen und hörte eine Stimme. Du, Tommy, telefoniertest gerade.




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