Verboten! <3 - Teil 21

Autor: lucy-josephin
veröffentlicht am: 25.07.2012


Liebe Grüße aus Spanien, bei mir waren beste Surf-Wellen udn schönes Wetter!

Wir hielten abrupt an und stiegen aus. Paul schloss sein Auto ab und begleitete Angel und mich zum See, der in schillerndes, buntes Licht getaucht war. Überall hingen Lampions, an Ästen aufgehängt, und die unzähligen Bänke und Tische waren von jungen Menschen bevölkert. "Hey Angel, Sky!" winkte Diana uns zu sich. Wir begrüßten die Gastgeberin überschwänglich und stellten ihr Paul vor. Die Beiden kamen ins Gespräch, ich wusste nicht mehr über was, und irgendwann zog ich Angel mit zu den anderen Gästen. Diana schien sich für Paul zu interessieren und die beiden verstanden sich ziemlich gut. Ich sah mich um, die halbe Schule musste hier sein. Diana war für ihre Partys berühmt-berüchtigt geworden, so tummelten sich hier auf engstem Raum 8-12 Klässler von allen Schulen, Jüngere und Ältere. Angel suchte gelangweilt das Buffet ab und stopfte sinnlos ein Stück Kuchen in sich, trank dann ein ganzes Glas Erdbeer-Bowle auf ex. "Was ist denn mit dir los?" fragte ich vorsichtig und schob sie etwas abseits von der trinkenden, tanzenden und quatschenden Menge. "Nichts!" rief sie aufgebracht und fuchtelte mit den Händen vor meinem Gesicht herum. "Angel!" ermahnte ich sie, hielt ihre Arme fest, "Sag es mir." Ihr Wiederstand wurde schwächer und schwächer, bis sie schließlich seufzend flüsterte: "Fabian hat mich betrogen." Meine Augen wurden groß und irgendwie fühlte ich mich bestätigt. Ich konnte Fabi noch nie richtig leiden. "Mit wem?" fragte ich und schüttelte Angel leicht an den Schultern. "Barbie." Warum hatte ich überhaupt gefragt? Wenn ein Typ seine Freundin mit jemanden betrog, dann mit Barbie. Trotzdem tat mir Angel leid. Sie liebte ihn und er war ein Arsch. "Wenn ich den in die Finger bekomme!" knurrte ich und ballte eine Hand zur Faust. Jetzt war es Angel, die mich zur Vernunft rief: "Sky! Vergiss es. Er ist den Ärger nicht wert." Ihre Worte klangen schwach, es kostete sie Kraft, das auszusprechen. Wie hatte sie es bloß ausgehalten, den ganzen Tag mit dieser Last so fröhlich zu sein?! Das Mädchen war mir ein Rätsel und Freude zugleich. Ich sah, wie ihr eine kleine Träne über die gerötete Wange glitt und nahm sie in den Arm: "Schon gut, er hat dich nicht verdient. Vergiss den Arsch und reiß auf dieser geilen Party einen heißen Jungen auf!" Ich spürte ihr Lächeln an meiner Schulter und zog sie hoch. "Auf in die Schlacht!" meinte ich übermütig und wir liefen ins Getümmel. Die improvisierte Tanzfläche füllte sich rasend schnell und Angel tanzte die Hälfte der männlichen Gäste an. Die meisten wurden, soweit sie es nicht schon waren, genauso gut gelaunt wie sie. Ich stand schnell wieder abseits und nippte an der köstlichen Erdbeer-Bowle, sah mich schweigend um. Inzwischen waren noch mehr Leute aufgetaucht, mal mehr, mal weniger interessiert musterte ich die Masse. Angels Problem beschäftigte mich noch... Warum machte Fabi Schluss, legte aber ein paar Tage zuvor noch Leidenschaft an den Tag!? Es war mir ein Rätsel... Plötzlich umschlossen Hände meine Hüfte und drehten mich herum. Überrascht, und auch ein bisschen erschrocken, sah ich Paul in die Augen. "Hey!" meinte er, "Warum stehst du hier so allein?" Schulterzuckend deutete ich auf Angel, die gerade eng umschlungen mit einem großen blonden Typen tanzte. "Was ist mit Fabi?" fragte Paul sofort. "Er hat sie mit der Schulschlampe betrogen..." raunte ich, und trotz der nun lauten Musik verstand er. "Die Arme." seufzte er und schloss damit das Thema, dass er mich auf die Tanzfläche schob. Paul wusste ja, dass ich nicht tanzen konnte und so zeigte er mir lachend weitere Moves. "Tut mir Leid, Kleine, aber du hast einfach keinen Groove. Da hilft selbst der beste Trainer nichts!" Dieser Satz brachte Paul einen Stoß in die Rippen ein, sodass er sich glucksend entschuldigte. Er versuchte es mir zu zeigen, doch ich konnte es beim besten Willen nicht besser und so alberten wir ausgelassen herum. Ich legte irgendwann die Arme um seinen Hals und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sofort blickte er sich um, sah mich dann an und nickte. Ich grinste. Paul war auch aufgefallen, dass Angel und der Typ verschwunden waren. Wohin wusste niemand... Mein Blick schweifte durch die Menge und auf einmal erkannte ich statt Angel, eine andere bekannte Bewegung. Die Person, die ich nur von hinten sah, hatte die Statur und die Körpersprache von jemanden, den ich nie wieder hatte sehen wollen.
Das konnte nicht sein...
Das war nicht...
Dort, ein paar Meter weiter, stand...
Vic!
Ich zog hörbar die Luft ein und blickte hastig weg. Ich wusste nicht, ob Vic, ich meine Herr Davids, mich ebenfalls entdeckt hatte. Der Gedanke an unseren Kuss, der mir so durch Mark und Bein gegangen war, schob sich vor mein inneres Auge. Seine sanften, würzigen Lippen, die Berührungen, die auf meiner Haut wie Feuer brannten und unser Zungenspiel.
Warum war ER hier?

Victor fuhr mit seinem Freund Matthias auf dem Waldweg zur Party. Sie mussten schnell sein, sie hatten jetzt wirklich lange genug gebraucht. Dieser blöde Verkehr! Unwirsch parkten sie, sodass knirschender Kies davonflog. Die Beiden schleppten den schweren DJ-Pult zur improvisierten Bühne. Eigentlich bestand diese aus ein paar Tischen, die nebeneinander standen. Als sie es endlich geschafft hatten und ihn dort schnaufend abstellten, erhob er sich und sah sich um. Und da sah er sie. Zwischen den Menschen, einen gutaussehenden Jungen anlächelnd. Victor wusste nicht, als er zusagte, dass SIE hier wäre. Dann hätte er Matthias nicht geholfen, die Sachen seiner Schwester für ihre Party herzufahren. Oder vielleicht hätte er es gerade deshalb getan. Wer konnten schon ahnen, dass ein so ein Sunny-Boy auftauchte und ihm Sky wegnahm? Jetzt war es zu spät. Ein kleiner Geist in seinem Hirn gab kleinlaut zu bedenken, dass es ein Missverständnis sein könnte. Der kleine Geist war die Hoffnung, die er unentwegt von dem Kuss genährt hatte. Victor ignorierte den Anblick, sowie den Hoffnungsschimmer gekonnt und wandte sich ruckartig seinen Freunden zu. Diana lief auf sie zu, umarmte stürmisch ihren großen Bruder, dann nickte sie verhalten Victor Davids zu. Seitdem er Praktikant bei ihnen war, hielt sie sich zurück. Er konnte es ihr nicht verübeln. Dann solltest du es Sky auch nicht verübeln, sie ist jung!, schrie eine andere Stimme. Verärgert schüttelte er den Kopf, was ihm verständnislose Blicke von Matthias und Diana einbrachte. "Ihr wollt bestimmt noch ein wenig bleiben, Jungs!? Probiert die Erdbeer-Bowle, die ist wirklich gut. Amüsiert euch, aber nicht auf Kosten meiner Freunde! Und vergesst ni..." Dianas schneller Redeschwall, der nicht zu versiegen schien, ging schließlich in der Menge unter. Matthias verdrehte die Augen und zog seinen Freund, der verkniffen auf die Tanzfläche starrte, mit sich. Vic konnte Sky nun nicht mehr entdecken, sie war vom Erdboden verschluckt, nicht mehr aufzufinden, verschwunden! "Suchst du jemanden?" fragte Matthias mit hochgezogener Augenbraue und musterte ihn. "Nein, ich dachte nur, ich hätte einen Bekannten gesehen..." murmelte dieser und ließ sich die empfohlene Erdbeer-Bowle, die schon einen großen Verlust vorzuweisen hatte, einschenken. Mit ein paar Schlucken, ohne den Alkohol zu genießen, trank er das Glas aus und drehte sich nach Matthias um. Er tanzte übermütig mit einem Mädchen, das, Victor war sich nicht ganz sicher, in der 9 Klasse war. Sie war viel zu jung für Matthias, aber beide hatten ihren Spaß. Schon zig Mal hatte er seine Berufswahl verflucht, als er Sky kennenlernte, doch heute stach es noch heftiger in seiner Brust. Er konnte Sunny-Boy nicht von Sky wegzerren, ohne dabei nicht aufzufallen! Die Untätigkeit, die Machtlosigkeit und einfach die Situation, machte ihn wütend. Wütend auf sich selbst. Langsam spazierte er durch die Menge, suchte Skyla und ihren Begleiter. Er wollte sie sehen, vielleicht sogar über das, was zwischen ihnen passiert war, reden. Diese Ungewissheit machte Vic kaputt.

Ich sah Paul in die Augen, zerrte ihn dann von der Tanzfläche. "Was ist los?" fragte Paul besorgt, "Ist Rick hier?!" "Nein! Ich muss dir da noch etwas erzählen... Wegen Rick, meine ich." Erstaunt legte er den Kopf schief und ließ sich hinter die Grillhütte ziehen. Als wir allein waren, fing ich an, die Geschichte mit Rick und Victor Davids in der Gasse zu erzählen. Den Kuss, der daraufhin folgte, ließ ich gepflegt aus, aber die Tatsache, dass Rick gebührend bestraft und im Moment in Haft war, natürlich nicht. "Da muss ich ja gar nicht mehr auf dich aufpassen!" schmollte er gespielt und ich flötete: "Oh, ich werde dich so vermissen, mein Held!" Schallend brachen wir in Gelächter aus. "Wer ist dieser Victor eigentlich?" fragte Paul plötzlich und holte mich aus einem Lachflash. "Victor? Victor Davids? Er ist Referendar an unserer Schule, in Sport und Mathe. Du hast ihn bei der Bushaltestelle gesehen, an der du mich abgeholt hast, als ich..." "Ich weiß, ich weiß!" unterbrach er mich. Seine Hand strich über den Rand meines Kleides, hielt an meinem Hals inne und suchte nach der Wunde, die Ricks Messer hinterlassen hatte. Sanft schob Paul das Kleid zur Seite und betrachtete den dunkelroten Streifen. "Ach Skyla." seufzte er, "Was machst du bloß immer?!" Ich zuckte mit den Schultern und lehnte mich an seine Schulter. "Danke, dass du für mich da warst, Paul." flüsterte ich und wollte ihm, ohne groß zu überlegen, einen Kuss auf die Wange geben. Aber er drehte plötzlich seinen Kopf, sodass meine Lippen auf die seinen trafen. Überrascht riss ich die Augen auf und war wie gelähmt.

Victor suchte die halbe Party nach Sky ab. Je länger sie verschwunden war, desto hektischer war seine Suche. Schließlich erkannte er das leuchtend rote Kleid, dass sie angehabt hatte, hinter der Grillhütte. Erleichtert kam er näher, quetschte sich zwischen den Jugendlichen hindurch. Irgendwie hatte er befürchtet, dass sie gegangen war. Nach ein paar Schritten sah er auch die zweite Person, Sunny-boy, der mit Sky redete. Beide lachten plötzlich laut auf und ihr klare Stimme ließ Vic zusammenzucken. Inzwischen war er nur noch einige Meter von den Beiden entfernt. Victor Davids blieb stehen wie erstarrt und beobachtete, wie Sky sich an Sunny-boy lehnte, etwas sagte und sich dann zu ihm beugte. Es war klar, was passieren würde und Victors Augen wurden groß. Brennender, stechender Schmerz durchzuckte ihn und zu seinem Entsetzen wurde ihm klar, dass er eifersüchtig war. Eifersüchtig auf einen Grünschnabel. Wegen Skyla.
Das dürfte nicht sein!, schrie eine Stimme, doch sie ging im Geheule und Gejammer anderer Stimmen unter. Scheiß auf den Job und die Karriere!, dachte er, wandte sich aber trotzdem um. Sky liebte ihn nicht und daran würde auch ein Ausraster nicht ändern. Er würde nur sein Referendariat an der Schule verlieren... Schritt für Schritt ging er zurück, und obwohl er sie nicht mehr sah, hatte er den Kuss vor seinen Augen. Da schoss ihm ein dümmlicher Gedanke durch den Kopf: Küsste Sunny-boy gut?

Die Berührung war sanft, doch irgendwie falsch... Ich fühlte nicht dieses Schweben, dieses Fallen lassen und wissen, dass jemand da ist. Nicht dieses unergründliche, blinde Vertrauen. Oder dieses Prickeln, das mich wie eine Millionen Watt durchströmt hatte. Nun konnte ich mich wieder regen, meine Muskeln gehorchten meinem Willen. Und ich hatte diesen Kuss nicht gewollt. Vielleicht ein bisschen zu stark stieß ich Paul weg und er stolperte gegen die Rückwand der Hütte. Er musste die leise Wut in meinen Augen gesehen haben, denn sofort stammelte er eine Entschuldigung. "Sky! Es tut mir wirklich leid... Aber... Ich dachte, weil wir uns schon einmal..." Beschämt über meine heftige Reaktion senkte ich den Kopf und besah die trockene Wiese. Er hatte Recht. Ich hatte ihn schon geküsst und jetzt flippte ich aus, weil er es tat. "Paul", hob ich an, "Das ganze war ein Fehler... Ich denke wir sind Freunde!" Ich sah auf und ihm direkt in die Augen. "Oder habe ich da etwas missverstanden?" Paul lächelte ungezwungen. Es schien, als hätte ich ihm eine schwierige Entscheidung abgenommen. Ohne zu überlegen war ich geradeheraus gewesen, hätte ihm auch übel wehtun können. Erleichtert, dass ich nicht mit Paul streitete, nahm ich seine Hand und zog ihn zurück zu der Menschenmenge. "Schwamm drüber?" "Schwamm drüber!"





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