Verboten! <3 - Teil 14

Autor: lucy-josephin
veröffentlicht am: 22.05.2012


"Na, Süße?" sagte eine wohlbekannte und verhasste Stimme. In Panik wollte ich mit meinem Rad wegfahren, doch er packte den Lenker. Ich fiel mehr vom Sattel, als das ich abstieg. Leider brauchte ich einen Moment zu lang um aufzustehen, denn zwei Arme zerrten mich in die Gasse neben mir. Das Fahrrad folgte, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte wie. Er drückte mich gegen eine schmutzige Hauswand und zog die Kaputze ab, die sein Gesicht verdeckte. Ich wusste, wer mir da gegenüber stand, und trotzdem lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, als ich in zwei kalte blaue Augen sah. "Was willst du, Rick?" fragte ich zitternd. Rick lachte auf: "Ich wollte wissen, was aus unserem Deal geworden ist." Ich schluckte. Unser Deal. "Geplatzt." sagte ich, "Ich mache nicht alles." Seine Augen durchbohrten mich wütend und er zischelte: "Was du nicht sagst. Ich werde mir nehmen, was mir zusteht!" Ich zitterte vor Angst, es war Rick und Rick bekam das, was er wollte. Er beugte sich über mich und presste seine Lippen auf meine. Ich unterdrückte den Würgereiz und war damit beschäftigt, seine groben Hände wegzuschieben, weil sie unverblümt unter mein T-Shirt krochen. "Lass das!" Ich stieg ihn weg und wich mit klopfendem Herzen vor dem bedrohlichen Schatten zurück. "Komm schon!" grinste er, packte in einer schnellen Bewegung meine Haare und zog mich zu sich. Bei dem stechenden Schmerz verzog ich das Gedicht, hielt aber dagegen. Plötzlich vernahm ich ein Schnappen und spürte etwas kaltes an meiner Kehle. Jetzt hielt ich wie gelähmt still, die Angst machte mich unbrauchbar starr. "Du machst, was ich sage, verstanden?" Ich antwortete schrill "Ja." Rick zog mich zu sich und legte eine Hand auf meine Hüfte, während die andere immer noch das Messer umklammerte. Die Klinge strich an meiner Wange entlang, über den Hals, bis zum Dekollté. Das Blut rauschte im meinen Ohren, doch ich ließ alles geschehen. Ich schloss angewidert die Augen und dachte an etwas anderes. Eine Blumenwiese im leuchtenden Sonnenschein.
"Lass sie los!" brüllte eine wütende Stimme, die ich erst einmal nicht erkannte. Aber dann öffnete ich die Augen und große Erleichterung durchströmte mich. Mir war es egal, wer mich hier herausholte, Hauptsache es tat jemand! "Rick, leg das Messer weg und lass Skyla gehen!" Da war sie, die Lehrerstimme. Ich starrte fassungslos auf die Person, die langsam auf uns zukam.

Er sah Skyla in der Seitengasse verschwinden. Und bestimmt nicht freiwillig. Ein Junge aus ihrer Klasse, hieß er nicht... Rick?, hatte sie hinein gezerrt. Ein schlechtes Gefühl machte sich in ihm breit und er beschloss, sein Auto einfach stehen zu lassen und nachzusehen, was da los war. Fast ein bisschen zu schnell ging er zu der Gasse, sah hinein und sein Magen zog sich zusammen. Sky wurde von Rick bedroht, ein Messer an ihrem schönen Hals. "Rick, leg das Messer weg und lass Skyla gehen!" kam aus seinem Mund, und es klang fremd, weil es so ruhig war. Er musste Sky helfen, sie unbedingt von diesem kranken Schwein wegbringen. Er ging entschlossen auf sie zu, musterte aufmerksam jede einzelne Bewegung und es entging ihm nicht, dass Skyla heftig atmete, ihre Augen in Panik auf ihn gerichtet.

Vic. Ähm, ich meine Victor. Nein, Herr Davids "Stopp!" befahl Rick und hielt mir das Messer an die Kehle. Augenblicklich stoppte Herr Davids in seiner Bewegung, machte aber keine Anstalten, zu gehen. Ich dankte ihm das in Gedanken tausend Mal und betete, dass Rick mich laufen ließ. Ich traute ihm zwar keinen Mord zu, aber ganz sicher etwas Krankenhaus-reifes. "Du gehst keinen Schritt weiter, sonst wird's dir leid tun!" brüllte Rick wütend und drückte die Klinge einen Moment zu fest. Ich spürte, wie etwas warmes meinen Hals hinunter tropfte und sah, dass Victor mit verzerrtem Gesicht Rick tausend Tode sterben ließ. Was natürlich abwegig und unprofessionell für einen angehenden Lehrer war, für mein Herz aber durchaus wohltuend. "Ist gut, ist gut." presste er hervor und machte einen Schritt nach hinten. Rick zog mich hoch, sah seinen Gegenüber gehässig an und küsste mich grob.

Victor wollte unter keinen Umständen Sky gefährden, nicht seinen Engel. Also blieb er da, wo er war. Weggehen kam nicht infrage. Dieser Rick grinste ihn wissend an und zog Sky zu sich. Dann küsste er sie.
Vic starrte die beiden an. Nicht, dass sie es wollte, und trotzdem verursachte dieser Anblick bei ihm einen Schauer aus Nadelstichen in seinen Herzen. Ein Knurren entwich seiner Kehle und er war unglaublich schnell bei Rick und schubste ihn von seiner Sky fort. Sie gehört dir nicht, tadelte ihn eine Stimme in seinem Kopf. Er ignorierte sie und die kochende Wut auf Rick sprudelte nur so aus ihm heraus.

Ich hörte ein tiefes Knurren, dann wurde Rick beiseite geschubst. Es war mir ein Rätsel, wie Herr Davids so schnell zu uns gekommen war, aber froh war ich trotzdem. Victor stellte sich vor mich und funkelte Rick wütend an. "Ist alles okay, Skyla?" fragte er besorgt. "Ja." krächzte ich heiser und strafte meiner Antwort Lügen. Er warf einen undefinierbaren Blick über die Schulter. "Du musst die Blutung stillen, am besten mit einem Stück Stoff." riet er mir mit seiner sexy Lehrerstimme, drehte dabei den Kopf wieder zu dem messerschwingenden Rick. Er versperrte uns den einzigen Ausweg. Meine Gedanken rasten, als er plötzlich einen Schritt auf uns zu machte und mit der Klinge auf Herrn Davids zielte. Dieser reagierte ziemlich schnell: Er packte Rick's Arm und drehte ihn. Schmerzverzerrt unterdrückte er jeglichen Laut und rammte dafür seine Faust in den Magen von Victor, ich meine Herr Dav...- ach egal. Zu meinem Entsetzen krümmte Victor sich, ließ aber nicht los. Ich wusste auf einmal genau, was ich zu tun hatte. Das Gedankenchaos hatte sich gelichtet und ließ mich überlegen. Hilfe! Ich musste Hilfe holen! Ich rannte los, zu meinem Schulranzen, wühlte darin herum. Panisch warf ich einen Blick zu den zwei, die sich gerade erbarmungslos zusammenschlugen.

Wütend und, er musste es sich eingestehen, eifersüchtig genoss er es, diesem Penner die hässliche Fresse zu polieren. Er hatte es verdient, dieser Drecksack! Seiner Sky tat man nichts! Jegliche Schläge steckte er ein, ohne auch nur darüber nachzudenken, was sie anrichteten.

Ich erfasste sofort, dass Victor's Lippe blutete und ein tiefer Schnitt seine Wange zierte. Rick hatte auch etwas abbekommen, eine blutende Nase und ein blaues Auge. Wie vor ein paar Tagen, schoss mir durch den Kopf. Meine Finger hatten endlich das Handy gefunden und ich wählte die nächstbeste Nummer, die mir in den Sinn kam.
"Ja, Angelika hier?" hörte ich die Stimme meiner Freundin.
"Angel!" rief ich erleichtert, "Wir haben ein Problem."
"Was ist los?" fragte sie erschrocken.
"Rick hat ein Messer und prügelt sich gerade mit Victor."
Ungläubigkeit spiegelte sich wieder: "DER Victor?"
"Ja." antwortete ich knapp, wie konnte sie den daran jetzt denken?, "Hol Hilfe, wir sind in der..." Ein kurzer Blick an ein verwitterten Schild bestätigte mir die Vermutung. "In der Schillerstraße." beendete ich den Satz. "Oh Gott, Sky, pass auf dich auf!" schrie sie mir fast ins Ohr und legte auf. Meine Finger flogen wieder auf den Tasten umher, doch die Nummer der Polizei war weg. Ich konnte mich einfach nicht erinnern. Sooft gesehen und gehört, eingeschärft bekommen, aber jetzt? Zum Glück hatte ich Angel angerufen. Fieberhaft überlegte ich und sah zu den jungen Männern herüber, die inzwischen ziemlich blutverschmiert und verbittert kämpften. Victor warf mir einen flehenden Blick zu und brüllte: "Lauf weg, Sky! Ich komm schon zurecht!" Rick nutzte das aus und schlug ihn mitten ins Gesicht, sodass er zusammenbrach. Meine Beine bewegten sich keinen Millimeter von der Stelle. Ich hatte Angst, sehr große Angst, aber nicht um mich, sondern um jemand anderen. "Victor!" schrie ich und lief auf ihn zu, alle Bedenken über Bord werfend. Ich fiel auf die Knie und besah mir seine, nun gebrochene, Nase. Rick packte mich an den Schultern und zerrte mich zu sich. "Lass mich los!" kreischte ich und trat ihm zum zweiten Mal in meinem Leben in die Weichteile. Ich kann nur sagen, dass es mir nicht leid tat, als er vor Schmerz brüllend auf dem Boden lag. Das Messer lag jetzt auf dem Boden und ich packte es. Inzwischen war Victor aufgestanden und nahm mir das Messer wieder aus der Hand. Ein Kribbeln durchfuhr mich, als sich unsere Hände berührten und ich sah ihm kurz in die wundervollen Augen. Er drückte mich bestimmend zu meinem Fahrrad und wies mich an, so schnell wie möglich nach Hause oder zu Freunden zu fahren. Ich wollte ihn nicht allein lassen. "Die Polizei kommt doch schon." sagte ich mit bebender Stimme und krallte mich an Victor. Tatsächlich hörte man schon die durchdringende Sirene. Victor zuckte leicht zusammen, als ich seine Hand nahm und starrte mich an. Ich sah gar nicht ein, warum ich loslassen sollte! Ich sah mich nach Rick um, er stand wankend auf und taumelte auf uns zu. Schützend stellte sich Victor vor mich und fokussierte seinen Gegenüber. Jetzt war schon ein Streifenwagen da, ein Polizist sprang heraus, Victor zerrte mich zu dem Uniformierten und sein Kollege schnappte sich Rick. Unter lautem Geschrei steckten sie ihn in den Wagen und auch wir mussten mit, nachdem man uns notdürftig verarztete. Auf dem Weg zur Polizeiwache sprach ich kein Wort, sondern sah nur geradeaus. Herr Davids Hand umschloss immer noch die meine und unglaubliche Wärme breitete sich von dort aus. Ich traute mich nicht, ihm in die Augen zu sehen, aber sein Deo roch ich sehr wohl. Dieses wunderbare Deo...

Er hielt sich das Taschentuch unter die Nase, die stark blutete. Er schielte ziemlich oft zu Sky herüber, wie sie da saß. Wie ein verschrecktes Reh, dass die Aufgabe hatte, den ahnungslosen Köder zu spielen. Ängstlich und stolz. Ihre Haare waren standen in alle Richtungen ab und der Schnitt war mit einem Pflaster versorgt worden, nachdem man feststellte, dass er nicht tief war. Ihr verlockendes Dekollté schimmerte vom Blut rötlich und ein wenig ungeniert schaute er hin. Er würde sie gerne in den Arm nehmen, aber die einzige Verbindung die er zulassen durfte, war das Händehalten, sonst wäre er womöglich über sie hergefallen. Das käme nicht sonderlich gut an. Seine Gedanken kreisten um Sky und es machte ihn unglaublich wütend, als er an den Kuss, den Rick ihr gegeben hatte, dachte. Wenn er sie ein Mal, nur ein einziges Mal, küssen dürfte! Ihre zarten Lippen berühren... Er verbannte diesen Gedanken wieder und verfluchte seine Schwäche. Doch Vic konnte nicht dagegen ankämpfen, er wollte sie nie wieder loslassen. Nicht nach dem heutigen Tag.

Wir hielten vor der Wache und ich ließ Victors Hand los. Es war, als würde man mich von einer Steckdose abstecken, die Spannung zwischen uns ließ spürbar nach und meine Gedanken normalisierten sich. Immer noch nicht traute ich mich, Herrn Davids anzusehen. Ich schloss die Autotür, hob den Kopf nur für einen Moment und sah unfreiwillig in die grün gesprenkelten Augen von ihm. Etwas verwirrt schaute ich weg und folgte dem Polizisten, um bloß nicht in Versuchung zu geraten, seine fesselnden Augen anzustarren. Man führte uns in ein Büro, wo sich ein adretter Beamter als Herr Vogt vorstellte und uns vernahm. Herr Davids und ich saßen auf zwei unbequemen Plastikstühlen und erzählten, was passiert war. Kein Detail ließen wir aus, bis auf den Vorfall im Wald den Tag zuvor. Mir war es peinlich und ich schämte mich dafür vor Herr Davids, sonst hätte ich es womöglich gesagt. Natürlich mussten wir auch persönliche Daten angeben, und ich erfuhr, dass Victor Davids 22 Jahre alt war. "Am besten wäre es, wenn Sie Ihre Wunden im Krankenhaus noch einmal untersuchen lassen." meinte Herr Vogt schließlich und entließ uns dann. Langsam stiegen wir die Treppe hinunter und gingen hinaus. Wir traten gerade aus dem Eingang, als uns aufging, dass wir keinen fahrbaren Untersatz hatten. "Ich ruf ein Taxi, soll ich dich einfach bei dir rauslassen, bevor ich nach Hause gehe?" fragte er unvermittelt und ich erwiderte schüchtern: "Nein, ich fahre mit meinem Fahrrad." Die Polizisten hatten mir mein Zeug, also das Fahrrad und den Rucksack, zurückgegeben. Victor sah mich skeptisch an: "Ich begleite dich zum Krankenhaus..." Ich wollte gerade etwas entgegnen, als er mir unvermittelt einen Finger auf den Mund legte. Meine Lippen bebten und mein Herz klopfte bis zum Hals, als unsere Gesichter sich näherten. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut und versank in seinen Augen.





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