Verboten! <3 - Teil 6

Autor: lucy-josephin
veröffentlicht am: 15.04.2012


"Ich gehe jetzt." sagte ich, doch er stieß mich zurück, die Wut in seinen Augen machte mir Angst. "Nein." knurrte er gefährlich leise. "Lass mich gehn!" Meine Stimme war entschlossen, aber Rick war stärker. Ich nahm meinen Mut zusammen und verpasste ihm eine, doch im gleichen Moment wusste ich, dass das keine gute Idee war. Er hielt sich ungläubig die Wange und starrte mich an. "Das wirst du mir büßen!" Er packte meine Arme und drückte mich an die von der Sonne gewärmte Hauswand. Langsam machte er mir wirklich Angst... Sein Gesicht kam auf mich zu und wir berührten uns fast, ich konnte seine Fahne riechen. "Ein letzter Kuss, Süße.", dann lagen seine Lippen auf meinen. Angeekelt und entsetzt zappelte ich, aber er presste seinen Körper gegen meinen. Sein Kuss wurde fordernder, er steckte mir seine Zunge in den Hals und ich zitterte vor Angst und Kälte. Plötzlich ging die Tür auf und jemand stützte sich auf Rick. Keuchend starrte ich auf die sich prügelnden Jungen, konnte jedoch nicht sagen, um wen es sich handelte, denn ich übergab mich. Wieder ging die Tür auf und zu meiner Erleichterung war es Angel, dicht gefolgt von Fabian. "Was ist los?" stürzte sie zu mir und nahm mich in den Arm. Ich schluchzte los, zitterte und schniefte laut. "Ist gut, Skyla. Ist gut." Langsam beruhigte ich mich und wandte mich den Jungen zu. Fabian hielt Rick und... Paul in Schach. Rick lächelte überheblich, Paul durchbohrte ihn mit Blicken. "Was ist hier passiert?" fragte Fabian. "Dieser Penner hat Sky belästigt!" sagte Paul mit einer dunklen, wütenden Stimme, die bemüht ruhig klang. Rick sagte grinsend: "Ich hatte nur ein wenig Spaß mit meiner Sky." Angel sah zwischen mir und Rick hin und her. Paul drehte sich weg und ging auf mich zu. "Alles okay?" Ich nickte erschöpft, dann knickten meine Beine weg und ich versank in Schwarz.
Als ich meine Augen öffnete, lag ich in meinem Zimmer. Angels sorgenvolles Gesicht erschien neben mir und sie sagte etwas leise zu einer Person. "Angel?" flüsterte ich. "Sky!" sagte sie erleichtert. Es kam mir vor, als hätte sie geglaubt, ich würde nie mehr aufwachen. Nun kam die Person hervor, die ich nicht gesehen hatte, aber trotzdem wusste, dass sie da war. "Sky? Was macht dein Magen?" Paul hockte sich neben das Bett. "Geht so..." Ich wollte mich aufrappeln, doch die beiden drückten mich wieder nach unten. "Bleib liegen, du hast dir gestern die Seele aus dem Leib gekotzt!" Echt? Peinlich... Paul fragte ernst: "Was ist gestern Abend passiert, als du mit deinem Ex draußen warst?" Ich sah ihn mit großen Augen an und schluckte schwer. Dann begann ich zu erzählen, obwohl mir die Worte schwer über die Zunge kamen und ich ein paar Mal würgte. Die Abscheu mir und Rick gegenüber war grenzenlos. Rick war so ekelhaft. Angel hielt meine Hand krampfhaft fest, dass ich sie irgendwann darauf aufmerksam machen musste, weil meine Hand sonst abgestorben wäre. Paul regte sich schrecklich auf und wollte Rick höchstpersönlich den Kopf abreißen, Angel saß da wie erstarrt und ich wusste, dass das kein gutes Zeichen war. "Hey Leute, ich wäre euch dankbar, wenn ihr eure Wut nicht an ihm auslasst. Das ganze wäre weitaus unangenehmer, wenn ihr es tätet." Ich verschwieg, dass er mir noch etwas zugeflüstert hatte, vor dem Kuss. Und das würde ich nicht so schnell vergessen. "Ich lasse dich nicht mehr alleine!" sagte Angel entschlossen, Paul nickte. "Ich kann euch auch überall abholen und hinbringen!" Ich lächelte dankbar. "Wirklich, ihr macht euch viel zu viele Gedanken. Ich bin kein Kind mehr!" "Halte dich einfach von ihm fern." Ich nickte. "Wie viel Uhr haben wir?" fragte ich. "5Uhr morgens. Deine Eltern haben uns erlaubt, hier zu schlafen." "Oh, das wäre aber nicht nötig gewesen. Danke. Aber..." meine Augen wurden groß, "Was habt ihr ihnen erzählt?" Paul meinte ernst: "Die Wahrheit, Sky. Aber nur die Hälfte..." Die Beiden grinsten, weil mir fast das Herz stehen geblieben wäre. "Wir haben gesagt, dass es dir nicht so gut ging und du dich übergeben hast." Ich nickte wieder. "Danke, dass ihr sie geschont habt und so." Angel und Paul seufzten. "Kein Problem." Er ließ sich auf mein Sitzkissen fallen und schloss die Augen, während ich und Angel redeten. Irgendwann fing er an zu schnarchen und wir verkniffen uns einen Lachanfall. "Er saß die ganze Nacht wach hier. Er hat sich Vorwürfe gemacht, dich allein gelassen zu haben, obwohl er hätte wissen müssen, dass Rick-" "Woher kannte er Rick?" unterbrach ich sie. "Gar nicht, aber er meinte zu ihm, dass du seine Freundin wärst. Er sah Paul nämlich mit dir, auf dem Weg zum Klo hat er ihn angesprochen." "Erzähl mir alles." verlangte ich und lauschte. Während Angel es mir erzählte, lag Paul schlafend in der Ecke und träumte von irgendwas Ungemütlichem, ständig drehte er sich hin und her.

Paul träumte wirklich. Er träumte von der gestrigen Nacht. Er ging zum Klo, quetschte sich durch die Menge und warf einen Blick zu Sky, die einsam dort stand und ihren Blick umherstreifen ließ. Sie war hübsch und nett und so erfrischend, dass es ihm fast Leid tat, sie unglücklich zu sehen. Plötzlich wurde er hart angerempelt. "Hey, Kumpel. Ich geb dir einen Rat: Lass deine dreckigen Finger von ihr, sie ist mir." Diese gefährliche Stimme gehörte einem düster aussehenden Schönling, der in Skys Richtung nickte. "Schon klar." wimmelte Paul ihn ab und verschwand auf der Toilette. Idiot, hatte er gedacht und mehr nicht. Jetzt ärgerte er sich darüber. Als er wieder unter Leuten war, konnte er sie nirgends sehen. Er suchte den ganzen verfluchten Club ab, bis er ihre Freundin fand, die ihn darauf aufmerksam machte, doch einfach den Barkeeper zu fragen. Fast hätte er sich gegen die Stirn geschlagen, aber er stattdessen fragte er dort nach ihr. Ein relativ junger Kerl in seim Alter hatte die zwei schließlich gesehen. Paul hechtete mit einem unguten Gefühl wie ein Besessener in Richtung Hintereingang und Angel folgte ihm. Er stieß die Tür auf und erstarrte für einen Moment. Sky stand an die Hauswand gedrängt da, ihre Augenlieder flatterten panisch und über ihr der Typ, jetzt wusste er, dass es ihr Ex Rick war, der sie festhielt und küsste. Sie zappelte, doch Ricks muskulöse Gestalt hielt sie gefangen. Mit einer großen Wut stürmte er auf ihn zu und prallte gegen ihn. Sie donnerten auf den gepflasterten Boden und sofort schlug Paul auf den Typen ein. Als er Skys Wimmern hörte, blieb ihm fast das Herz stehen. Dieser verdammte Dreckskerl! Das hatte er bezahlen müssen. Als sie ein Kerl auseinander drängte, keuchte er, Blut tropfte auf den schwarzen Stein und seine Hände fühlten sich taub an. Der Typ, der, Sky belästigt hatte, hatte ebenfalls einstecken müssen, was ihm Genugtuung verschaffte. Auch aus seiner Nase tropfte Blut und ebenso seine Lippe. Das beste war jedoch das kleine Veilchen, dass morgen so dick und blau wie eine Pflaume sein würde. Er sah zu Sky, die ziemlich wackelig in Angels Armen dastand. "Alles okay?" hörte er sich sonst sagen. Sie nickte, dann knickten plötzlich ihre schlanken Beine unter ihr weg und Angel konnte sie gerade noch halten. Paul stürzte auf sie zu und hielt Sky, während Angel weinend Skys Namen rief. Als er hinter sich schaute, sah er, dass Rick verschwunden war. Der andere Kerl stand bei Angel und beruhigte sie. Sie trugen Sky in sein Auto und Angel sagte ihm ihre Adresse. Er fuhr so schnell es ging, warf Sky einen besorgten Blick zu. Sie lag auf der Rückbank und sah aus wie ein toter Engel.
Paul wachte auf. Als er die Augen aufschlug, wusste er nicht, wo er sich befand, aber dann kehrte seine Erinnerung zurück. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er, dass die Mädchen verschwunden waren. Er rappelte sich auf und öffnete die Tür. Grelles Tageslicht fiel ihm ins Gesicht, sodass er kräftig blinzeln musste. Er holte ein Taschentuch hervor und tupfte vorsichtig seine Nase sauber, dann steckte er es wieder ein und ging den Geräuschen hinterher. Er kam durch einen hellen, freundlichen Flur und gelangte in die Küche, die zum Wohnzimmer hin offen war. Mädchen Gekicher drang an sein Ohr und tatsächlich saßen Angel und Sky Seite an Seite vor dem Fernseher und mampften Toast. Paul musterte Sky prüfend. Sie hatte sich erholt, doch ein kleiner Schatten um ihre Züge war geblieben. Sie drehte den Kopf und lächelte ihn direkt an. Er grinste und ging auf sie zu. Jetzt, ohne den gestrigen Glamour, sah sie aus wie eine lebendige Sonne. Angel leuchtete genauso und unwillkürlich fühlte er sich bei den Beiden wohl. "Na, Schlafmütze!" sagte Angel frech, "Gut geschlafen? Wir hoffen, du hast heute Mittag nichts vor, denn..." Angel verstummte, Sky deutete auf die Uhr. Er schüttelte denn Kopf, er hatte weder was vor, noch konnte er glauben, dass es 14Uhr war. "Komm doch zu uns!" bot Sky ihm an und er setzte sich neben sie. Prompt hielt sie ihm ein Toast vor die Nase und sagte: "Mund auf, mein Lieber!" Paul tat wie ihm geheißen und nun fielen Sky die blauen Flecken und das Blut auf. Sie strich mit ihrer zarten Hand darüber, was nicht unangenehm war, und verzog das Gesicht. "Tut mir Leid." Paul schütteltes Kopf: "Muss es nicht." Zusammen schauten sie so ziemlich alles von Scrubs bis Avatar und zurück. "Meine Eltern sind arbeiten und mein Bruder übernachtet bei einem Freund." erklärte Sky zwischen zwei Bissen. Sie lagen bis etwa 6 Uhr auf der Couch und chillten, doch dann klingelte sein Handy. Es war Helene, seine Ferienbekanntschaft, der er seine Nummer gegeben hatte und es nun bereute. Sie ließ einfach nicht nach! Genervt klickte er sie weg, machte sich aber dennoch fertig. "Muss jetzt los." murmelte er und holte seine Jacke und Schuhe. Als er an der Tür war, stand Sky hinter ihm. "Danke. Für alles!" sagte sie und küsste ihn ohne Vorwarnung leicht auf den Mund. Dann sah sie zu Boden, sodass er lächeln musste. Ihm gefiel der Kuss.

Wir saßen unten auf der Couch, als plötzlich Paul in der Tür stand. Ich bemerkte seine Verletzungen von der Prügelei und es tat mir Leid, dass ich ihn da reingezogen hatte. Ihm schien es jedoch nichts ausgemacht zu haben. Wir sahen zusammen fern und ich genoss seine Wärme neben mir, es war so...vertraut! Als er gehen wollte, schickte Angel mich hinter ihm her: "Bedank dich ordentlich!" Ich ging also zu ihm und als ich da so stand und er mich mit seinen hellbraunen Augen freundlich ansah, wurde mir warm ums Herz und ich beugte mich aus einem Reflex vor und gab ihm einen Kuss. Sekunden später war es mir peinlich und der Boden wurde interessant. Dann verabschiedeten wir uns und die Tür fiel ins Schloss. Als ich zurück zu Angel kam, sah sie mich erwartungsvoll an. Ich zuckte mit den Schultern und sie lachte. "Paul ist doch süß! Ich finde, dass er besser für dich wäre." Ich verstand nicht, worauf sie hinaus wollte, aber dann... Angel meinte, besser als Victor Davids! Ich verdrängte den Gedanken, die beiden miteinander zu vergleichen, schließlich hatte Victor, ich meine Herr Davids, keine Chance. Ich kannte ihn ja kaum! Den Rest des Tages verbrachten wir mit XBox zocken, reden und fernsehen. Hauptsächlich aber mit schlafen, also praktisch den Schlaf nachholen. Um 20 Uhr machte Angel sich auf den Weg nach Hause. Etwas später trudelten meine Eltern und mein Bruder ein. Sie fragten, wie es mir ginge und ich tat die Vermutung, dass ich zu viel getrunken hatte, mit einem Kopfschütteln ab: "Mom, ich einfach was schlechtes gegessen!" Ich bekam ein schlechtes Gewissen, heute so viele Leute angelogen zu haben... Aber es ließ sich nicht vermeiden.
Am Sonntag saß ich den ganzen Tag allein in meinem Zimmer vor dem Computer und futterte Kekse. Zwischen durch warf einen Blick auf die Englischvokabeln und räumte meine Klamotten aus dem Weg. Ansonsten war es der langweiligste Tag, den ich mir hätte wünschen können. Also viel Zeit zum Nachdenken. Ich kam zu dem Schluss, dass Victor, Herr Davids, einzigartig, doch unerreichbar war. Paul hingegen der netteste Typ, den ich kannte. Was wusste ich schon über Victor Davids? Nichts als seinen Namen und was er studiert. Er würde so unerreichbar wie ein fliegender Vogel sein, ich blieb eine Schülerin. Dann kamen die Gedanken an den Freitagabend wieder hoch und mein Magen krampfte sich zusammen. Rick war und blieb ein Arsch! Wie konnte ich nur so dumm sein, mit ihm nach draußen zu gehen?! Ich wusste doch, dass er auf solche Spielchen stand! Und ob ich wollte oder nicht, ich war ihm in die Falle getappt.
Es war Montag. Ich lag seit 6Uhr wach und hoffte, dass Rick mich in Frieden lassen würde. In der Nacht hatten mich Alpträume heimgesucht, indem er... Ich öffnete die Augen. Nicht daran denken! Ich machte mich fertig, aß nur wenig und nahm meinen Rucksack. Als ich an dem Spiegel im Flur vorbei kam, sah ich ein erschöpftes Mädchen mit dunklen Ringen um ihre glanzlosen Augen. Ich seufzte und verließ das Haus.





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