Going Down - Teil 11

Autor: Caro
veröffentlicht am: 21.04.2012


Tag 11

10. Februar

Verhalten wachte Emily auf dem Sofa auf.
Sie war zugedeckt mit einer warmen Wolldecke.
Ihr Handy zeigte halb 9 an.
Neben ihr auf dem Tisch lag ein Zettel.

„Bist gegen halb 11 eingeschlafen. Wir haben dich schlafen lassen und gehofft, dass du aufwachst, um 12 sind die anderen gegangen, aber da du um halb 3 immer noch geschlafen hast, habe ich dich zugedeckt und bin nachhause gefahren.
Ich hoffe du bist nicht traurig, dass ich dich alleine gelassen habe ;)

Ryan“

Emily schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
Sie hätte 2 1/2 Stunden mit Ryan alleine seien können, aber nein, sie musste schlafen. Einmal atmete sie tief durch.
Sie stand auf und lief im Studio rum.
Ihr fiel auf, dass sie noch nie den Gang hinten rechts benutzt hatte.
Dann wird es aber mal Zeit, dachte sie sich und ging hinein.
Es war nur ein 2 Meter langer Gang. Rechts und links war jeweils eine Türe. Am Ende des Ganges war ein Jackenständer der total überfüllt war mit eigentlich recht modischen Klamotten. Eine Lederjacke hing über ein paar Kapuzen-Hoodys und ein paar Schuhe standen auch rum.
Sie wandte sich den Türen zu und hoffte, dass eine davon eine Toilette sein würde.
Die rechte Tür war eine Abstellkammer voll mit alten Gitarrenteilen und Schlagzeugteilen und Trommeln und Mikrofonständern. Ein paar geplatzte Trommelfelle hingen an manchen stellen runter und ein riesiger Haufen Gitarrensaiten Päckchen lagen in der Ecke.
Die linke Türe führte in ein Badezimmer.
„JACKPOT“, flüsterte Emily und ging hinein.
Das Badezimmer war schwarz weiß gefließt und die Handtücher waren knall rot. Stylisch, dachte sich Emily.
Sie machte sich frisch und entleerte ihre Blase und ging dann in die Küche um etwas zu essen.
„AU!“, rief sie, nachdem sie mit voller Wucht mit Ryan zusammen gestoßen war.
 Ein kribbeln durchfuhr sie. Ihr wurde irgendwie warm.
„Sorry“, lachte er „Morgen“, fügte er hinzu und umarmte sie kurz.
Ein Prickeln durchfuhr sie.
Er spürte das selbe und genoss es.
„Hey“, sagte Emily. Ihre Wangen brannten.
„Warte mal“, rief sie dem hinausgehenden Ryan hinterher „Es ist doch Sonntag, was machst du hier?“, fragte sie ihn.
Er wurde rot und schaute etwas traurig.
„Naja, ich habe keine Freundin, meine Eltern leben eine Stunde von hier entfernt und meine besten Freunde sind die Jungs von Going Down die Musik und das ganze hier ist mein Leben, was sollte ich sonst machen? Ich hab halt nichts anderes zu tun.“, sagte er. Kurz nachdem er da gesagt hatte merkte er selbst wie extrem offen er ihr gegenüber war. Er stockte kurz.
„Oh, sorry ich verstehe“, stammelte sie „Warum änderst du das nicht? Versuch doch mal raus zu kommen und such dir was anderes.“
„Wie den?“, fragte er belustigt über diese Frage. Er musste lachen.
„Wenn du es nicht ändern willst ist das natürlich was anderes“, sagte sie streitlustig.
„Naja ich muss so viel machen für die Band und das ist eben Zeitaufwändig und-“, „Lass gut sein Ryan“, sagte Emily und ging mit Tee in der Hand an ihm vorbei. Sie dachte sich nichts dabei. Ihrer Meinung nach hatte sie ihm nur einen Tipp gegeben.
„Oh verdammt“, sagte sie und blieb in der Tür stehen.
„Was ist?“
„Leon!“, rief sie und setzte den Tee ab.
„Was ist den jetzt schon wieder mit dem?“, fragte Ryan.
„Ich war Gestern Abend mit ihm verabredet und habe es Wortwörtlich verpennt, verdammt“, sagte sie.
„Ist ja schade!“, sagte Ryan sarkastische.
„Ach halt doch den Mund“, sagte Emily sauer.
„Gute Idee, ich halt meinen Mund und du gehst du deinem Leon“
„Sag mal, bist du irgendwie eifersüchtig oder so?“
„Ich, eifersüchtig? Auf so einen Schleimer? Bitte! Als würde ich auf jemanden eifersüchtig sein, der dir die Füße küsst, dir jeden Abend SMS schreibt, bitte“, sagte er sarkastisch.
„Ja wirkt aber so, jedes mal wenn ich ihn erwähne, rastest du fast aus und wirst total zickig! Wie, ja fast wie ein Mädchen“
„Ganz ehrlich, dein Leon juckt mich einen Dreck!“
„Scheint aber nicht so“
„Ist aber so“
„Aha“
„Tolle Antwort“
„Tolle Begründung“
„Ach leck mich!“, sagte Ryan sauer, schritt an ihr vorbei und knallte die Tür des Arbeitszimmers.
Er strich sich durch die Haare. Ein leises „Verdammt“ entkam seinem Mund.
Emily stand mitten im Studio und starte auf den Boden. Irgendwie war das Gespräch komisch. Es war nicht richtig laut oder sauer oder aufgebracht. Es war einfach komisch. Er war wieder total aufgebracht. Seine Augen waren dunkel und er wirkte total eifersüchtig. Aber er sagte doch, dass er nicht eifersüchtig ist. Richtiger Mann, dachte sich Emily und musste grinsen. Nachdem Emily ihr Handy aus der Hosentasche gezogen hatte, rief sie Leon an.
„Leon? Sorry, ich bin hier auf dem Sofa eingeschlafen, bist du noch in Brampton?“, fragte sie.
„Ja, fahre heute Abend ab, willst du vielleicht heute Nachmittag noch ins Kino?“, fragte er.
„Ich mache alles, ich hab was gut zu machen“, lachte sie.
„Alles klar, dann bis um 4?“
„Alles klar, bis gleich“, sagte sie und legte auf.
An dem Tag herrschte Stille zwischen Ryan und Emily. Noch mehr als sonst. Aber Emily hatte das Gefühl, dass es Ryan genauso wenig gefiel wie ihr.
Ryan schaute immer wieder zu ihr rüber. Er wirkte sauer. Gegen halb 4 schnappte sich Emily ihre Jacke und machte sich auf zum Kino. Am Kino angekommen, traf sie natürlich auf Leon. Sie gingen rein, entschieden sich für einen Liebesfilm und kauften Popcorn. So richtig sicher, dass der Film der richtige war, war sich Emily nicht. Leon bezahlte gegen Emilys Willen alles und sie schauten den Film. Immer wieder legte Leon seinen Arm um Emilys Schulter, was ihr unangenehm war.
Er schaute sie immer wieder an. Sie erwiderte die Blicke nicht. Sie fühlte sich irgendwie unwohl. Sie hatte so etwas wie ein schlechtes Gewissen.
Dann war der Film zu Ende. Emily und Leon gingen raus.
„Wie fandest du ihn?“, fragte Leon.
„Ganz gut, ich glaube den schau ich mir noch mal an“, lächelte sie.
„Ja, so Zeit zum Abschied nehmen“, sagte Leon und schaute auf den Boden. Es fiel leichter Schnee und es war kalt.
„Ja, war nett mit dir“, sagte Emily.
„Toll dich kennengelernt zu haben“, lächelte Leon.
Er nahm ihre Hand und zog sie zu sich. Emily stand jetzt genau vor ihm.
Er roch gut doch irgendwie war die Luft trotz seiner Nähe kalt und irgendwie war es gefühllos.
„Leon, ich-“, doch Emily konnte nicht zu Ende sprechen. Leon zog sie noch weiter an sich ran und sein Gesicht kam gefährlich schnell näher. Als sein Gesicht nur noch 3 cm von ihrem entfernt war, sie sah den Kuss schon geschehen, doch im letzten Moment drückte sie ihn weg.
„Leon, ich kann das nicht“, sagte sie.
„Es war schon dich kennengelernt zu haben“, fügte sie hinzu, und entfernte sich schnell von ihm. Sie ging über die Straße und stieg schnell in den nächsten Bus. Aus dem Bus hinaus schaute sie ihm hinterher. Er schaute traurig auf dem Boden. Sie schaute schnell weg.
Ihr Gesicht glühte. Sie legte es an die kalte Scheibe und versuchte ihren Kopf frei zu bekommen. Es war unheimlich angenehm. Spürt man es nicht eindeutig, wenn der Gegenüber in einen verliebt ist? Emily war sich bei nichts mehr sicher. Doch sie wusste, dass sie sich bei Ryan entschuldigen musste. Sie hätte ihn nicht einfach so beschuldigen dürfen. Oder hatte sie Recht? Sie wusste, dass sie schnell etwas sagt ohne nachzudenken, aber trotzdem fühlt sich das, was sie zu Ryan gesagt hat nicht falsch an. Mit vielen Menschen redete sie so. Mit Menschen die sich ihre Freunde nennen. Doch bei Ryan war alles so schwammig. Keine Bestätigung, keine genauen Rückmeldung und so. Eigentlich sollte sie in Gedanken bei Leon sein, da sie ihn grade zurück gewiesen hatte, doch ihre Gedanken schwangen immer wieder um.
Sie hatte so etwas wie ein schlechtes Gewissen wegen Ryan. Vielleicht war er ja noch im Studio und sie könnte kurz mit ihm reden.
Am Haus angekommen, ging sie durch den dunklen Garten und nach unten zur der Keller Türe. Sie öffnete die Türe, doch das Studio war dunkel.
Emily war enttäuscht. Miesester Tag seit langem, dachte sie sich. Also ging sie nach oben, machte sich bettfertig und ging schlafen. Zeit, dass der Tag endet.





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