ICH, DU & Meine Freundin - Teil 3

Autor: Natalie Körner
veröffentlicht am: 27.03.2012


Natürlich machte ich die Strafarbeit trotzdem. Und natürlich kam ich deswegen zu spät zu meinem Date mit Mark. "Da bist du ja endlich! Du bist zu spät!", meinte er. Das war zwar keine besonders freundliche Begrüßung, aber immerhin hatte ich ihn fast eine Stunde warten lassen. "Naja, jetzt bin ich ja da.", meinte ich. Er blieb ernst. "Melly, ich muss dich mal was fragen." O mein Gott, er würde mich doch nicht fragen, ob ich mit ihm gehen wollte, oder? Das wäre so... fantastisch! "Würdest du vielleicht... naja, es gibt da so ein Mädchen, das ich total toll finde... Du kennst sie, und da habe ich mich gefragt, ob du... Du weißt schon!" Ahhhhhhhhhh! Jetzt fragte er mich! Jetzt fragt er mich! Aber anstatt herumzuschreien wie meine innere Stimme, sagte ich nur: "Aber natürlich. Du weißt gar nicht, wie gerne!" Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich kurz spöttisch an, doch dann lächelte er und meinte: "Cool, danke. Du kannst ja mal ein gutes Wort bei mir einlegen. Alex und Leon versuchen es auf die direkte Weise, aber ich denke mal, dass es so besser bei ihr ankommt. Meinst du, du kriegst es bis nächsten Samstag hin?" IHR??? Doch da wurde mir klar, was es zu bedeuten hatte: Er stand nicht auf mich sondern auf CASSIE! Außgerechnet! Aber sollte ich etwa einen Rückzieher machen? Das wäre total blöd, und auch peinlich. Und ich hatte keine Lust, mich wieder mal zu blamieren! Also meinte ich nur: "Samstag? Klar krieg ich das hin! Locker! Wo trefft ihr euch?" Er gab mir Ort und Urzeit, dann verabschiedete er sich. Ok... Ich musste mich mit meiner Ex-ABF vertragen, bei ihr ein gutes Wort für Mark einlegen, und sie zu diesem Date schicken. Und das alles in weniger als einer Woche! Selbst wenn Cassie und ich nicht zerstritten wären, wäre das extrem schwierig. Und so? Was hatte ich mir da nur eingebrockt?

Am nächsten Tag ging ich noch vor der Schule zu Cassie. "Cassie, es tut mir so Leid. Ich hätte niemals mit Mark ausgehen dürfen. Es kommt nie wieder vor! Wirklich nicht! Versprochen!" Das war die erste Phase: Entschuldigen. Die reichte bei Cassie aber praktisch nie aus, deswegen startete ich sofort Phase zwei: Komplimente und Einschleimen: "Weißt du, es ist klar, dass er mehr auf dich steht. Du bist hübscher, klüger und witziger als ich! Und du weißt, dass ich das nicht einfach so sage!" Sie lächelte leicht, versuchte aber offensichtlich, das Lächeln zu vertuschen. Da musste ich meinen Spezialjoker einsetzen! "Cassie, ich hab was für dich. Erinnerst du dich, wie wir vor einiger Zeit in diesem Desingerladen standen, und du dieses eine Kleid anprobiert hast? Es hat super gepasst, war aber soo teuer. Aber jetzt sieh mal, was ich hier habe!" Ich hielt ihr das Kleid hin. Weiße Seide, mit schwarzen Applikationen. Es war wunderschön, hatte mich aber auch etwa drei Jahre Taschengeld gekostet, und eigendlich hatte ich es mir für den Abschlussball der Tanzschule gekauft, aber jetzt erfüllte es genauso seinen Zweck. Cassie sah erst das Kleid an, dann mich, und dann wieder das Kleid. "Freunde?", flüsterte ich. Mehr als ein Flüstern brachte ich gerade nicht heraus. Sie zögerte. Also hob ich das Kleid noch höher und drehte es in der Luft. Das Sonnenlicht wurde von dem seidigen Stoff reflektiert, und es sah aus, als wäre es von innen beleuchtet. Cassie schnappte erfürchtig nach Luft. Dann sagte sie: "Freunde!", und griff nach dem Kleid. Dann verschwand sie aufs Klo, um es anzuprobieren. Mission erfüllt, und drei Jahre Taschengeld in den Sand gesetzt! Was ist jetzt wichtiger? Ich wusste es im Moment nicht, und als Cassie kurze Zeit später mit einem Strahlen auf dem Gesicht zurückkam, war ich mir für den Moment sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben. "Oh Melly! Das Kleid ist ein Traum! Ich bin so froh, dass du meine beste Freundin bist!" Okay, vielleicht täuschte ich mich ja, aber ich hatte das Gefühl, dass das gestern noch ganz anders geklungen hatte. Aber ich hatte im Moment keine Zeit, um mir über so etwas Gedanken zu machen.

In der Pause durfte ich mir von allen Seiten böse Kommentare anhören. Es war wirklich erstaunlich, wie schnell so ein paar Gerüchte die Runde machten. Wenigstens war Cassie wieder auf meiner Seite. Immer, wenn ich einen Spruch reingedrückt bekam, zickte sie zurück. Ich gebe zu, sie ist ein wenig streitsüchtig, aber da es mir im Moment sehr gelegen kam, sagte ich nichts dazu. Stattdessen versuchte ich Cassie davon zu überzeugen, sich mit Mark zu treffen. Und das ging erstaunlich leicht. Alles, was ich sagen musste, war "Hast du nicht Lust, dich am Samstag mit Mark zu treffen?", und sie stimmte sofort zu, und ließ sich von mir Ort und Zeit geben. Ich war froh, dass es so leicht und schnell ging, denn das gab mir mehr Zeit zum Planen. Was ich planen wollte? Nun ja, sagen wir, ich wollte Mark nicht einfach so aufgeben...





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