So spielt das Leben - Teil 9

Autor: Maeggaey
veröffentlicht am: 05.04.2012


»Viola. Wach auf.«Peter rüttelte sie bis sie wach war.
»Was denn?« Sie rollte sich auf den Rücken und drückte eine Hand auf ihre Stirn.
»Du hast Besuch.«
»Von?«
»Lucas.«
»Sag ihm er soll gehen.«
»Warum?«
»Wir hatten Streit weil er immer über Oma reden wollte.«
»Er meinte es doch nur gut.«
»Ich will ihn nicht mehr sehen!« Schrie sie fast
»Dann sag ich ihm bescheid. Aber… Warum hast du so eine Fahne?« Misstrauisch schaute er sie an und rümpfte seine Nase.
»Ich hab ein par Bierchen getrunken.«
»Was verstehst du unter en par?«
»Die im Kühlschrank standen.«
»Hast du ALLE getrunken?!«
»Ja.«
»Viola! Das kannst du doch nicht machen! Bist du völlig bescheuert?! Du bist noch viel zu jung zum Trinken!«
»Dann pack sie das nächste Mal woanders hin.«
»Du weißt schon, dass du jetzt Hausarrest hast?!«
»Soll mir Recht sein. Was soll ich auch weggehen?«
»Die nächsten zwei Wochen kannst du das vergessen. Außerdem wirst du morgen wieder zur Schule gehen und ich schwöre dir, erwische ich dich noch einmal betrunken, dann hast du größere Probleme als du denkst!« Viola zog sich die Decke über den Kopf, Peter verließ das Zimmer und wenig später hörte sie wie die Wohnungstür zufiel. Sofort fing sie wieder an zu weinen und es dauerte nicht lange bis Peter wieder ins Zimmer kam. »Was ist los?« Er nahm sie in den Arm und strich behutsam über ihren Rücken.
»Ich vermisse sie.« Schluchzte Viola.
»Ich vermisse Elizabeth doch auch…«
»Und dann hab ich jetzt auch noch Ärger mit dir und Lucas…«
»Hey, es macht mir keinen Spaß dich anzuschreien. Aber wenn du sowas machst, dann habe ich keine Wahl. Immerhin bin ich jetzt dein Vormund und bei sowas muss ich einfach eingreifen.« Sie hob ihren Kopf und er wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. »Du hättest grade eben mit Lucas reden können. Aber du wolltest ja nicht.«
»Ich kann ja nichts dafür, dass er immer über Oma sprechen wollte und es nicht lassen konnte. Er weiß gar nicht wie das ist jemanden zu verlieren dem man so nahe stand.«
»Soll ich ihm eben hinterher laufen und ihn holen?«
»Nein. Ich kann das alleine regeln.«
»Hör mal, ich fahre dich morgen zur Schule und dann klärst du das in aller Ruhe mit ihm. Okay?«
»Ja…«
»Dann komm mit. Es gibt Essen.«
»Ich will nichts.«
»Doch du wirst jetzt etwas essen.« Er nahm ihre Hand und ging mit ihr nach unten. Der Tisch war bereits gedeckt und Anna brachte das Essen.
»Geht es dir schon besser?« Fragte sie Viola besorgt.
»Ja…«
Am nächsten Morgen war sie fest entschlossen mit Lucas zu reden. Als sie in der ersten Pause nach ihm suchte, war sie durch die halbe Schule gelaufen bis sie ihn fand. Aber er war nicht alleine. Seine Freunde waren bei ihm. Sie grölten rum und Viola blieb eingeschüchtert stehen.
»Hast du die Kleine schon flachgelegt?« Fragte einer von ihnen.
»Nein man. Die ist knallhart was sowas angeht.« Antwortete Lucas.
»Ich dachte du kriegst jede rum? Selbst die verkorksteste Braut.«
»Da hat er sich wohl überschätzt!« Rief sie und kam um die Ecke. Geschockt schauten die Jungs sie an.
»Viola?« Lucas trat auf sie zu.
»Ne. Die Kleine die du noch nicht flachgelegt hast!« Sie verpasste ihm eine Ohrfeige und seine Freunde lachten ihn aus.
»War wohl nix Alter.« Meinte einer.
»Fresse du Arschgeige! Oder willst du auch eine?!« Fuhr sie ihn an und augenblicklich verstummte er. Dann richtete sie sich wieder an Lucas:»Was bist du eigentlich für ein Arschloch?! Belügst mich die ganze Zeit! Hast mich glauben lassen, dass du wirklich was für mich empfindest!« Vor Wut und Enttäuschung traten ihr Tränen in die Augen. Lucas wollte sie wegwischen, doch sie schlug seine Hand weg. »Und ich hab mich dir anvertraut und mich in dich verliebt!« Schrie sie ihn an.
»Shit happens.« Sagte der Typ, der vorher schon was gesagt hatte.
»Junge, jetzt halt deine Fresse!« Schrie Lucas. Viola drehte sich um und rannte weg. Aber er lief ihr hinterher. »Viola, warte.«
»Was willst du?!« Wütend drehte sie sich um und wischte sich die Tränen weg.
»Es ist überhaupt nicht so wie du denkst!«
»Ach ja?! Wie ist es denn?!«
»Ich wollte das alles nicht mehr! Am Anfang war es wirklich nur eine Wette, aber als ich dich näher kennengelernt habe, habe ich gemerkt, dass du umwerfend bist! Ich tu vor den Jungs nur so, weil sie mich sonst bloß auslachen!«
»Aha. Und das soll jetzt besser sein?!«
»Bitte, es tut mir leid.«
»Das kannst du dir sonst wo hinstecken! Bist du überhaupt die Person, die du bei mir warst? Oder war sie auch nur gespielt?«
»Viola…«
»Antworte mir! Bist du die Person die ich kenne?«
»Ja…«
»Warum bist du dann vor deinen Freunden so anders?! Warum versteckst du dich?!«
»Du hast doch keine Ahnung wie das ist wenn an einen Ansprüche gesetzt werden!«
»Da hast du recht. Ich weiß es wirklich nicht. Aber du hast keine Ahnung davon wie es ist so hintergangen und verletzt zu werden, wenn man sich wirklich in jemanden verliebt hat.« Mit Tränen im Gesicht schüttelte sie ihren Kopf leicht und ging wieder zu Peter. Er war zurzeit der Einzige dem sie ihr Vertrauen schenken konnte. Sie klopfte an und ging ohne eine Antwort abzuwarten herein.
»Viola, was machen sie denn hier?« Mister Johnson, der Schulratsleiter, saß bei Peter im Büro.
»Guten Tag Mister Johnson.« Begrüßte sie ihn mit zittriger Stimme. »Ich wollte eigentlich kurz mit Mister Hudson reden. Aber ich kann warten« Sie wollte wieder gehen, aber Mister Johnson hielt sie auf.

»Nein, nein. Bleiben sie ruhig. Wir waren sowieso schon fertig.« Lächelnd schüttelte er ihre Hand und ging.
»Was ist denn los?« Fragte Peter.
»Lucas hat mich nur verarscht…«
»Wie meinst du das?«
»Ich war bloß eine Wette… Er und seine Freunde wollten wissen wie schnell er mich, die verkorkste Braut, ins Bett kriegen könnte...«
»Oh…«
»Oh?! Ich hab mich in ihn verliebt man! Und bei ihm war gar nichts!«
»Beruhig dich. Hast du mit ihm darüber gesprochen?«
»Etwas in der Art…«
»Viola?«
»Ich hab ihn zusammengeschrien und bin dann abgehauen…«
»Du hast ihn nicht mal alles erklären lassen?«
»Doch! Aber es war keine Rechtfertigung dafür, dass er sowas getan hat!«
»Okay… Willst du-« Es klopfte und genervt stand Peter auf. Er öffnete die Tür und vor ihm stand Lucas.
»Hey Peter. Weißt du zufällig wo Viola ist?«
»Ja. Aber ich denke nicht, dass sie dich sehen will.«
»Bitte! Ich muss mit ihr reden!«
»Ich will aber nicht mit dir reden!« Schrie sie und ging zur Tür.
»Glaub mir doch! Es tut mir wirklich leid!«
»Nein! Das kannst du vergessen man!«
»Aber-«
»Peter? Kann ich nach Hause gehen?«
»Aber sicher.« Lächelnd reichte er ihr ihre Tasche und sie ging aus dem Büro.
»Komm schon. Bitte.« Flehte Lucas sie an. Aber sie lief eiskalt weiter. »Na schön. Dann nicht. Aber du sollst wissen, dass ich dich niemals gehen lassen werde!« Rief er ihr hinterher als sie durch die Eingangstür ging. Sie nahm sich ihr Handy, schrieb Anna eine SMS und ging nach Hause. Dort wartete sie bereits auf Viola.
»Habt ihr Eis?«
»Klar. Aber was ist los?«
»Will nicht drüber reden. Wirf schon mal eine DVD rein. Ich hol das Eis.« Sie warf ihre Tasche und ihre Jacke in eine Ecke, holte das Eis und setzte sich mit Anna auf die Couch. Während sie den Film schauten, schliefen beide ein.
Als Viola wieder aufwachte, war sie alleine. Anna war weg und Peter noch nicht da. Sie stand auf und wollte in ihr Zimmer gehen. Dabei sah sie, dass ein kleiner Zettel auf dem Küchentisch lag. Viola nahm ihn in die Hand und las ihn durch. <Hmm…> Dachte sie. Abrupt fing sie an zu grinsen und immer und immer wieder ging ihr das Wort ‚Sturmfrei‘ durch den Kopf. Sie holte ihr Handy und schrieb Alyssa eine SMS in der sie fragte ob sie Lust hätte zu ihr zu kommen. Einige Minuten später bekam sie dann die Antwort. „Ja klar. Aber nur wenn du mit mir heute Abend auf ‘ne Party gehst.“ Lachend steckte sie ihr Handy wieder weg und wartete auf Alyssa. Als es klingelte rannte sie zur Tür, öffnete sie und umarmte sie sofort. »Das mit der Party geht klar. Peter und Anna sind fürs Wochenende weggefahren.« Beide fingen an zu grinsen und gingen in Violas Zimmer. Sie drehten die Musik auf und suchten sich passende Klamotten für den Abend aus. Ehe sie sich versahen war es bereits halb acht und sie gingen ins Badezimmer um sich umzuziehen. Viola trug ein hellblaues Top, eine graue Hotpants, schwarze Ballerinas und nahm eine kleine schwarze Tasche mit. Alyssa hatte sich für ein kurzes, grünes Kleid und schwarze Highheels entschieden. Auf dem Weg zur Party, unterhielten sie sich die ganze Zeit und kamen vor einem riesigen Haus zum Stehen.
»Wow.« Sagte Viola mit großen Augen.
»Kommst du?« Sie hatte das Haus so bestaunt, dass sie nicht mitbekommen hatte, dass Alyssa schon weiter gegangen war. Im Haus holten sie sich direkt etwas zu Trinken und gingen dann raus in den Garten. Er war unglaublich groß und hatte einen Pool. Alyssa und Viola stellten sich an den Rand, bis Alyssa auf die Tanzfläche ging. Viola hatte keine sonderlich große Lust zu feiern. Aber als sie Lucas entdeckte, ging sie schnell zu Alyssa und tanzte mit ihr. »Du bist ja immer noch die kleine Partysau.« Lachte diese und stupste sie an.
»Tja. Da kannst du mal sehen wie man sich in Leuten irren kann.« Sagte sie so laut, dass Lucas es hören konnte. Er sah sie total geknickt und fassungslos an. Es war ihr egal. Er war schließlich selbst dran schuld.
»Ich geh mir eben was neues zu Trinken holen.« Meinte Alyssa und verschwand in dem Haus. Kurz darauf stand Lucas vor ihr, zog sie Abseits und drückte sie gegen die Hauswand.
»Was soll das?!« Fragte er sie energisch.
»Was soll was?«
»Warum bist du so gut drauf und feierst?! Ich dachte du liebst mich!«
»Ganz ehrlich? Leute wie du sind mir inzwischen scheißegal. Ich brauche dich nicht um glücklich zu sein.«
»Ach ja?! Was würdest du sagen wenn ich mir hier einen abfeier obwohl ich dich verloren hab?!«
»Ist mir Latex was du machst. Ist schließlich deine Sache.«
»Willst du mich verarschen?!«
»Nö. Aber wenn du so schockiert bist, dass ich hier bin und feier, was machst du dann hier? Erzähl.«
»Darum geht es nicht!«
»Natürlich geht es darum! Schon mal was von Gleichberechtigung gehört?!«
»Na und?«
»Nichts na und! Sei doch froh, dass es mir nicht dreckig geht!«
»Wie soll ich glücklich sein, wenn ich die Liebe meines Lebens verloren hab?!«
»Dann hättest du vielleicht vorher überlegen müssen ob du auf so eine Wetter eingehst oder nicht!«
»Wie hätte ich denn wissen sollen, dass du so unglaublich bist?!«
»Einen Scheiß auf das Gelaber von den anderen geben und einfach mal selbst etwas in Erfahrung bringen! Du hast jetzt jedenfalls total bei mir verschissen! Und wenn es dir nichts ausmacht, dann würde ich jetzt gerne gehen!« Sie wollte sich von ihm los machen. Doch er hielt sie weiter fest und schaute ihr tief in die Augen. Viola spürte wie ihr Herz schneller schlug und sie immer schwächer wurde.
»Glaub mir doch bitte. Ich liebe dich wirklich.« Flehte er sie an.
»Hättest du mich wirklich geliebt, hättest du mich nicht so hintergangen sondern hättest es mir selbst gesagt.« Erwiderte sie eiskalt. Sie befreite sich von seinem Griff und ging wieder zurück zu den anderen.
»Wo warst du?« Alyssa stand auf einmal neben ihr und grinste sie an.
»Hatte eine kleine Konfrontation mit Lucas.«
»Willst du gehen?«
»Nö. Warum auch? Von dem lasse ich mir bestimmt nicht den Abend verderben.« Sie zog Alyssa wieder auf die Tanzfläche und feierte, während Lucas sie die ganze Zeit über beobachtete, einfach weiter. Es hatte schon etwas gutes, wenn man die Gefühle und den Schmerz unterdrücken konnte. So tat es weniger weh und jeder hielt einen für stark. Zwar weinte man sich meist in den Schlaf, doch hatte man etwas, bei dem man sich abreagieren konnte, war alles wieder gut. Erst mitten in der Nacht suchte Viola nach Alyssa, da sie nach Hause wollte. Aber sie fand sie nicht. Nach langem Suchen gab sie auf und machte sie auf den Weg. Neben ihr kam ein Auto zum Stehen. Das Fenster ging runter und Lucas schaute raus.
»Lass mich dich nach Hause bringen.«
»Nein. Ich laufe.«
»Komm schon. Du bist angetrunken, hast keine warmen, aber dafür außerordentlich schöne, Klamotten an und es ist total kalt. Ich will dich nur nach Hause fahren. Mehr nicht.«
»Du weißt doch, was für eine Angst ich vorm Autofahren habe…«
»Bei Bussen ging es doch auch.«
»Die sind auch groß und robust. Nicht so wie normale Autos…«
»Es wird nichts passieren. Versprochen.« Er öffnete die Beifahrertür und wiederwillig stieg sie ein. Als sie sich anschnallen wollte grinste er breit und startete den Motor. Sofort fing sie an zu zittern und zog ihre Beine an. »Alles ist in Ordnung.« Sagte er leise und legte seine Hand auf die ihre. »Hast du Hunger?«
»Glaubst du ernsthaft, dass ich mit dir Essen gehe? Es reicht schon, dass ich jetzt mitfahre.«
»Ich geb einen aus.«
»Na schön…« Er lachte, fuhr zu einem Laden, holte ihnen etwas und fuhr mit ihr zum Strand. Grade als sie dort ankamen, ging die Sonne unter. Viola nahm ihr Essen und setzte sich auf die Motorhaube. Ihr Blick war starr auf den Himmel gerichtet. Es war einfach wunderschön. Sie war so gefesselt, dass sie nicht merkte wie Lucas sich neben sie setzte und ihr eine kleine Schachtel auf den Schoß legte.»Was ist das?« Fragend schaute sie ihn an.






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