Woher weiß ich, wann es Liebe ist? - The Friend Zone - Teil 5

Autor: Clara
veröffentlicht am: 15.05.2012


-Sonja-
Meine Zähne fingen an zu klappern. Nico lachte. „Ich hab dich gewarnt!“, sagte er, mehr liebevoll als drohend. Ich entfernte mich einen Schritt von ihm. Ich kam mit dieser Nähe nicht klar. Er verwirrte mich total. „Du brauchst aber auch was Trockenes zum Anziehen!“, sagte ich. „Komm, wir fragen mal Vic, der leiht dir bestimmt was!“ Als wir zusammen die Treppe hoch gingen, war mir durchaus bewusst, dass diesmal ich den Moment zerstört hatte, aber ich konnte mit dieser seltsamen Spannung irgendwie nicht umgehen. Was bitte war das da draußen eben gewesen? Wir waren kurz davor gewesen … Ich verdrängte den Gedanken, bevor ich ihn zu Ende gedacht hatte. Nein, davon wollte ich nichts wissen! Wir waren Freunde! Fertig! Ich klopfte energisch an Vics Zimmertür. Als niemand reagierte, öffnete ich sie langsam und streckte den Kopf hinein. „Vic?“ Das Zimmer war leer. Erstaunt sah ich Nico an. „Wo ist er hin?“, fragte ich verwirrt. Er zuckte mit den Schultern und sah mich ratlos an. Ein ungutes Gefühl beschlich mich, eine Art Ahnung, aber ich konnte es nicht genauer definieren. Dieses Gefühl schnell verdrängend ging ich zum Schrank und reichte Nico eine Jeans und ein Hemd. „Probier mal an, müsste eigentlich gehen, kannst gerne ins Bad gehen und nimm dir ein Handtuch!“, irgendwie wurde ich das ungute Gefühl nicht los und fühlte mich gehetzt. In meinem Zimmer angekommen schnappte ich mir das erstbeste Oberteil und irgendeine Jeans, rubbelte mir schnell grob die Haare trocken und lief dann in die Zimmer der Anderen, um zu sehen, ob Vic wirklich nicht da war, aber die anderen Zimmer waren auch alle leer, die Anderen waren alle unterwegs. „Vic?“, brüllte ich durchs Haus. Ich war es ja gewohnt, dass die Jungs schwerhörig und unauffindbar waren, aber diesmal erfasste mich Panik. „Vic?“, auch im Keller war er nicht. Seufzend schnappte ich mir das Telefon, wählte seine Nummer, klemmte es mir zwischen Schulter und Ohr und versuchte meine verknoteten Haare zu entwirren. Erschrocken zuckte ich zusammen, als auf dem Küchentisch Vics Handy zu vibrieren begann. Vor lauter lauter ließ ich auch noch das Telefon fallen, das unters Sofa rutschte. Vics Handy vibrierte munter weiter und näherte sich dabei immer mehr der Tischkante. „Verdammter Mist!“, fluchte ich und hastete in die Küche, wo ich sein iPhone gerade noch davon abhalten konnte, auf die Fliesen zu fallen, was sicher meinen Tod bedeutet hätte. Ich drückte meinen Anruf weg und sah ein wenig ratlos auf das Display. Seit wann ging denn Vic ohne Handy aus dem Haus? Meine Besorgnis stieg. Plötzlich erklang ein kurzer Ton und auf dem Display erschien eine Meldung: > Sie haben 3 neue Nachrichten! < Gedankenverloren entsicherte ich das iPhone, woraufhin direkt das Nachrichtenmenü mit der Kurzvorschau der Nachrichten erschien. > Ups! <, dachte ich und wollte gerade das Menü schließen, als mein Blick auf die Absender viel. > Katharina. Katharina. Katharina. Katharina. Katharina. Katharina. < Eifersucht kochte in mir hoch. Katharina war eine Bekannte von mir, die des Öfteren mit Vic und den Jungs abends unterwegs war. Im Grunde war sie eigentlich immer dabei und das fuchste mich. Ich konnte sie nicht wirklich leiden und Vic war eigentlich auch nicht wirklich mit ihr befreundet, das sagte er zumindest immer. > Hey Timmylein, was los? Sauer? Od… <, zeigte die Kurzvorschau an. > Timmylein? < Was bitte war das denn? Vic hieß eigentlich Tim, Vic war nur ein Spitzname, den er von uns bekommen hatte, aber > Timmylein < ? Ich merkte, wie ich richtig sauer wurde. Und er sagte mir immer wieder, dass sie nur eine Bekannte sei, die einfach nur mitginge. > Wer’s glaubt! < Ich war kurz davor, die gesamte Nachricht anzuschauen und was er so mit ihr geschrieben hatte, doch dann riss ich mich im letzten Moment noch mal zusammen. Ich wollte nicht die Sorte von Frau sein, die anderer Leute Nachrichten las und ihnen hinterher spionierte und das war ich auch normalerweise nicht. Außerdem gab es überhaupt keinen Grund, jetzt eifersüchtig zu sein! Erstens hatte ich keinerlei Besitzanspruch auf ihn und zweitens gab es doch auch gar keine Begründung eifersüchtig zu sein oder war ich etwa an ihm interessiert? Ich schüttelte den Kopf, zwang meinen lächerlichen Eifersuchtsanfall nieder, drückte das Nachrichtenmenü weg und machte mich auf den Weg zum Sofa, um das Telefon darunter herauszufischen. Kurz bevor ich das Sofa erricht hatte, das frei im Raum stand und dessen Rückseite ich mich näherte, tauchte auf einmal Nicos Kopf wie aus dem Nichts über der Lehne auf und er grinste mich breit an. „Suchst du vielleicht das?“, er streckte mir das Telefon entgegen. Ich war kurz davor, an einem Herzinfarkt zu sterben. Er lachte über mein entsetztes Gesicht. „Gott, hast du mich erschreckt!“, als ich wieder normal atmen konnte, musste ich lachen. Seine dunkeln, fast schwarzen Haare waren noch feucht und standen in alle Richtungen ab. Seit einiger Zeit trug er sie seitlich etwas kürzer und oben etwa fünf Zentimeter lang und kämpfte andauernd mit seiner Frisur, weil es wohl nicht so schön in Form blieb, wie er sich das wünschte. Jetzt waren seine Haare ein wenig länger, ich fand die Länge war gerade perfekt also würde er wahrscheinlich morgen oder übermorgen zum Frisör gehen, nur damit es dann wieder irgendwie komisch aussah. Seltsamerweise war das bei den meisten Männern so, die ich kannte; sobald die Haare mal perfekt aussahen, rannten sie zum Frisör und ließen sie abschneiden, die Begründung würde ich wohl nie verstehen. Jedenfalls war nun von einer Frisur bei ihm nichts mehr zu erkennen, seine Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab und aus einem unterbewussten Reflex heraus, beugte ich mich zu ihm über die Lehne und fuhr ihm mit einer Hand durch die Haare, um sie zu ordnen. Ich weiß nicht, wer von uns beiden erschrockener über diese Berührung war. Sein Blick war eine Mischung aus Staunen und Entsetzen und als hätte ich mich verbrannt, zog ich meine Hand zurück. Es durchzuckte mich. Verlegen senkte ich den Blick, wusste nicht, wohin mit meinen Händen und murmelte eine leise Entschuldigung: „Tut mir Leid, ich wollte nicht…“, ich brach ab, wusste nicht mehr, was ich eigentlich hatte sagen wollen. Verdammt, was war eigentlich los mit uns? Ich fuhr meinen Jungs hier täglich ich weiß nicht wie oft durch die Haare, also warum musste das bei ihm so seltsam sein? Ich verfluchte die Verwirrung, die mich immer mehr zu beschlagnahmen schien, wenn er in der Nähe war. Wir sahen einander einen Moment lang an, dann sahen wir beide verlegen wieder weg. Starr standen wir voreinander, ich mit Vics iPhone in der Hand und Nico mit dem Telefon. Vorhin auf der Terasse noch so nah und jetzt wieder so weit voneinander entfernt. Zudem verwirrte mich, dass er Vics Kleidung trug und seine Haare immer noch ziemlich verwuschelt waren und ich an mir halten musste, um nicht noch einmal hineinzugreifen, um sie etwas zu ordnen.
Gerade als die Spannung zum reißen gespannt war, befreite Charlie uns aus der unangenehmen Situation, indem er nass und schlammig durchs Wohnzimmer über den Teppich rannte und sich neben den cremefarbenen Sofa ausgiebig schüttelte. > Verdammt! Wie konnte ich nur Charlie vergessen? <, dachte ich und versuchte Schlimmeres zu verhindern, indem ich Charlie zu packen versuchte. Der hatte aber gerade andere Pläne und begann ein lustiges Fang- und Suchspiel mit uns zu spielen. Nico und ich versuchten durch Zusammenarbeit an ihn heranzukommen, aber es war aussichtslos. Charlie ließ uns immer herankommen, um dann im letzten Moment doch noch an uns vorbeizuwischen. In einer Mischung aus Verzweiflung und Lachkrämpfen stellten wir ihm nach, bis wir ihn schließlich im Bad eingekesselt hatten. „Mach die Tür zu!“, sagte ich leise zu Nico und er ging vorsichtig rückwärts zur Tür und ich konnte Charlie gerade noch festhalten, bevor er entwischt wäre. Schwer atmend, aber prustend vor Lachen saßen wir auf dem Boden, der über und über voller Schlammschlieren und Dreckwasser war und Charlie legte den Kopf auf meinen Schoß und grummelte zufrieden. Nico drohte ihm mit dem Finger. „Gib es zu, du Mistkerl, das hast du absichtlich gemacht!“, er musste selbst lachen. „Jap, wir wurden gerade nach Strich und Faden ausgetrickst!“, sagte ich lachend und kraulte Charlie den Kopf. Als ich mich daran erinnerte, dass ich die gleiche Situation schon einmal erlebt hatte, machte sich ein Lächeln auf meinem Gesicht breit. Ich sah Kilian und mich in einem versifften Bad sitzen, außer Atem und mit einem verdreckten Hund auf dem Schoß. Nico sah mich fragend an. „Du wolltest doch wissen, wie Charlie Kilian und mich einander näher gebracht hat, oder?! Jetzt weißt du es! So hat er es gemacht!“ Nico sah mich verwirrt an. „Wie so?“ Ich lachte. „Na so!“, ich deutete auf die Schweinerei im Bad. „Moment, er hat euer Haus verwüstet? Wie kam es?“, er sah mich breit grinsend an. Ich grinste zurück. „Schon mal nen Hund gebadet?“ „Ähm nein!“ „Irgendwann ist immer das erste Mal!“, ich zwinkerte ihm zu. „Ich erzähl´s dir währenddessen, vorhin wurde ich ja unterbrochen!“, ich sah ihn gespielt vorwurfsvoll an und spritzte ihn mit dem warmen Wasser nass, das ich gerade in die Wanne einließ. Er duckte sich lachend weg und spritzte mich ebenfalls nass. „Also, willst du es jetzt hören oder nicht?“, ich tat, als wäre ich beleidigt. Er lachte. „Natürlich!“ Und während wir Charlie abbrausten und einseiften erzählte ich:
„Ich weiß nicht mehr, wie lange ich im Regen unterwegs war, aber es war lange! Ich war so unglaublich frustriert und verletzt! Irgendwann bin ich an einer Landstraße entlang gelaufen und dann hab ich neben der Straße im Graben auf einmal so ein leises Wimmern gehört. Also bin ich runtergestiegen und hab da unten einen kleinen nassen, total durchgefrorenen kleinen Fratz mit einer verletzten Pfote gefunden!“, liebevoll kraulte ich Charlie. Nico lachte. „Der war mal klein?“, fragte er zweifelnd mit einem Blick auf den 90 cm großen Doggenrüden, der uns treu anblickte. Ich musste lachen. „Ja, es ist kaum vorstellbar, aber er war wirklich mal so klein, dass ich ihn ohne größere Probleme von der Straße bis nach Hause getragen habe. Ich war mal irgendwann an der Straße und hab mich gefragt, wie ich das damals gemacht habe, weil es ist schon verdammt weit, aber damals ist mir das nicht aufgefallen. Ich hab ihn in meine Jacke eingewickelt und mit hier her gebracht. Als ich kam, fiel Kilian mir um den Hals. Er war die ganze Zeit, in der ich weg war, wach geblieben und hatte gewartet, weil er so ein schlechtes Gewissen hatte und sich Sorgen um mich gemacht hat. Das fand ich unglaublich rührend und wenn ich nicht wegen dem Hund den Kopf so voll gehabt hätte, hätte mich das vielleicht auch wirklich stutzig gemacht, aber so habe ich ihn gebeten mir zu helfen den Hund zu baden und zu meiner Verwunderung war er absolut hilfsbereit und nett. Wir wollten also den kleinen Kerl baden, haben ihm die Wanne gerichtet und Handtücher und Verbandszeug und haben ihn dann in die Wanne gesetzt. Aber die Rechnung hatten wir ohne ihn gemacht, Er ist uns eiskalt wieder rausgesprungen und schneller als wir schauen konnten, hatte er die halbe Wohnung unter Wasser gesetzt. Ich glaub, wir haben ihn über eine halbe Stunde lang erfolglos versucht wieder einzufangen.“, ich musste lachen, als Nico die Augen verdrehte. „Ja, das kommt mir irgendwie bekannt vor!“, sagte er schmunzelnd und gab Charlie einen leichten Klaps, der uns daraufhin mit großen unschuldigen Augen ansah. > Was ich? Nein, ich würde so was nie machen! <, schien er zu sagen. „Nein, er doch nicht!“, entgegnete ich Nico entrüstet. Er lachte. „Niemals!“, stimmte er mir zu. „Tja, und nach ein paar langen, anstrengenden Stunden, hatten wir den kleinen Kerl dann endlich sauber, das Bad und den Rest des Hauses wieder halbwegs sauber und waren total erschöpft, aber irgendwie hatte sich die Stimmung zwischen uns verändert. Unser Umgang war auf einmal total vertraut, als hätten wir nie was anderes gemacht und wie auf einen Schlag waren die ganzen Streitigkeiten vergessen und wir waren wie ein Herz und eine Seele, nein, eher zwei Herzen und ein Hund!“, ich zwinkerte Charlie zu, der freudig bellte. „Und dann…“, ich musste grinsen. „Dann haben wir zusammen auf dem Sofa geschlafen!“ Nico sah mich belustigt an. „Na so was, was habt ihr denn da gemacht?“, er drohte mir mit dem Zeigefinger. Ich schubste ihn lachend zu Seite. „Geschlafen! Was sonst?“, ich sah ihn entrüstet an und schickte Charlie, der mittlerweile wieder sauber und trocken war, aus dem Bad. „Hmm, das sagen sie immer alle! Aber man weiß ja nie, bei der Jungend von heute!“, noch bevor er reagieren konnte, hatte er ein nasses Handtuch im Gesicht und ich ergriff lachend die Flucht. Natürlich war er schneller als ich und er schnappte mich und warf mich aufs Sofa. Lachend kugelten wir uns herum, bis wir uns irgendwann erschöpft die Bäuche hielten und uns gemütlich nebeneinander setzten.
„Charlie hat also aus Feinden Freunde gemacht?!“, fragte Nico schließlich grinsend. „Kann man so sagen!“, sagte ich und war stolz auf meinen kleinen großen Hund. „Man sollte ihm einen Job als Verkuppler anbieten!“, sagte Nico. „Ja, das wäre genau sein Element!“, stimmte ich ihm zu und gähnte. Wie viel Uhr war es eigentlich?


-Alex-
Als ich gegen fünf Uhr morgens von der Geburtstagsfeier eines Kumpels nach Hause kam, fand ich Sonja und Nico schlafend auf der Couch. Ihr Kopf lag an seiner Schulter und sein Gesicht war halb in ihrem Haar vergraben. Sein Arm war um ihre Taille geschlungen, ihre rechte Hand lag entspannt auf seiner Brust und sie waren halb mit einer Decke zugedeckt. Charlie lag vor der Couch auf dem Teppich und hob den Kopf und wedelte freudig mit dem Schwanz, als er mich kommen sah. „Schhht!“, machte ich leise und schlich an den Dreien vorbei. Als ich auf der Treppe war, drehte ich mich noch mal zu Charlie um, der mich erwartungsvoll ansah. „Gut gemacht!“, hauchte ich ihm zu und zeigte ihm beide Daumen. Er wirkte überaus zufrieden.
Gerade, als ich mich ins Bett gelegt hatte, klingelte mein Handy. Stöhnend richtete ich mich auf. Wer um alles in der Welt rief mich denn um die Zeit an? Genervt meldete ich mich mit einem unwirschen „Was?“. Doch sofort war ich wieder hellwach und schon mit einem Bein in meinen Jeans. „Ja natürlich!... Wir kommen sofort!... Vielen Dank!“, antwortete ich, schon auf dem Weg nach unten und mit der freien Hand das Hemd zuknöpfend. Charlie sprang aufgeregt auf und lief mir entgegen, er spürte meine Aufregung.


-Sonja-
Ich wachte davon auf, dass Charlie aufsprang und mit den Krallen auf dem Boden klackernde Geräusche machte. Etwas verwirrt richtete ich mich ein Stück auf. Oh mein Gott, ich lag halb auf Nico! Wie verdammt war ich da hingekommen??? Doch mir blieb nicht allzu viel Zeit, mich zu wundern, denn Alex, der auf einem Geburtstag gewesen war, kam aufgebracht die Treppe herunter und knöpfte im Gehen sein Hemd zu. „Sie haben Vic auf der Straße aufgelesen!“, rief er mir zu und schlüpfte in seine Schuhe, die er nachlässig band und sich eine Jacke überwarf. Vic, verdammt, den hatte ich total vergessen durch Charlies Aktion. „Ja was ist, kommst du oder bleibst du da stehen?“, fragte Alex ungeduldig und klapperte mit den Autoschlüsseln. Ich erwachte aus meiner Starre. „Ja natürlich komm ich!“, rief ich ihm zu, schnappte mir Vics Handy und schlüpfte in meine Sandalen, als ich nach meiner Jacke griff, stand Nico auf einmal neben uns. „Nehmt ihr mich auch mit?“, fragte er mit ein wenig vom Schlaf belegter Stimme. Ich reichte ihm seine Schuhe. „Ja dann auf!“, gemeinsam fuhren wir zum Polizeirevier. Da die Straßen der Münchner Innenstadt nachts quasi tot waren, waren wir nach wenigen Minuten am Ziel, obwohl wir etwas außerhalb wohnten. Noch bevor Alex geparkt hatte, sprang ich schon aus dem Wagen und lief ins Gebäude. Meine Sorge war unerträglich.


-Vic-
Das Nächste, woran ich mich erinnern kann ist, dass ich verschwommene Gesichter sah, die sich über mich beugten und seltsam verzerrte Stimmen hörte. Und während ich noch versuchte, die Gesichter erkennen zu können und die Stimmen zu verstehen, schob sich ein vertrautes, ein geliebtes Gesicht in mein Blickfeld. > Sonja! <, ich versuchte, den Mund zu öffnen, um etwas zu sagen, aber es kam nur ein seltsamer Krächzlaut aus meiner Kehle. Ich spürte ihre Hand in meinem Haar, auf meiner Wange, wieder in meinem Haar, ich spürte ihren warmen Atem als sie ihr Gesicht an meins legte und sanft meine Stirn küsste, ihr duftendes Haar strich über mein Gesicht, ich hörte ihre sanfte Stimme, die mir immer wieder liebkosende Worte zuflüsterte und ich sah in ihren Augen die Besorgnis und einen so liebevollen Ausdruck, dass ich das Bedürfnis verspürte, ihr ins Haar zu fassen, ihr wunderschönes Gesicht zu streicheln, ihr all das zu sagen, was ich schon so lange sagen wollte, ihre weichen Lippen zu küssen und sie festzuhalten und nie wieder loszulassen. Doch selbst wenn ich mich getraut hätte, hätte ich es nicht tun können, weil es mir unmöglich war, mich zu bewegen. Ich sah in ihre Augen und mein ganzer Körper wurde von dem warmen Gefühl der Geborgenheit erfüllt. Ich war zuhause.
Und dann küsste sie noch einmal meine Stirn und sagte: „Liebling, alles wird gut! Ich bin da!“, sagte sie sanft. „Ich bin da!“ Und obwohl ich Nico im Hintergrund stehen sah, galt es mir! Es galt mir, und nicht ihm! Nur mir! Ganz allein! Mir!





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