Woher weiß ich, wann es Liebe ist? - The Friend Zone - Teil 2

Autor: Clara
veröffentlicht am: 23.03.2012


Hier also der zweite Teil =) Das ist meine erste Geschichte, soll einfach mal ein Versuch sein, weiß nicht, ob das wirklich so klappt, wie ich mir das vorstelle, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen =)
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-Sonja-
Vic hatte die Tür so feste zugeschlagen, dass das Glas zitterte. Ich zuckte erschrocken zusammen und Nico drehte erstaunt den Kopf Richtung Tür. Er hob eine Augenbraue und sah mich verwundert an. Ich konnte nur mit den Schultern zucken. Wir hörten Vics Zimmertür schlagen, dann drehte er seine Anlage auf. Dumpf hörte man die Bassschläge durch die Decke dröhnen. Irgendetwas schien gegen die Wand geworfen zu werden oder auf den Boden zu fallen. Wir hörten nur einen dumpfen Schlag. Warum war er jetzt auf einmal so sauer? Nico sah mich fragend an, ich konnte auch keine Antwort geben.
Ein paar Sekunden standen wir nur voreinander und keiner wusste so recht, was er sagen sollte. Das passierte uns ständig. Ich weiß nicht, was bei unserer Kommunikation falsch lief, aber irgendwie war es immer so angespannt, es gab nie lockere oder heitere Gespräche, immer lauerten wir auf die Bemerkungen des Anderen, jederzeit bereit, ihn anzugreifen, falls er etwas falsches sagen sollte. Obwohl wir in meinen Augen eigentlich wirklich gut befreundet waren (wahrscheinlich besser, als die meisten Personen, die sich als die besten Freunde bezeichneten), gab es zwischen uns nicht diesen lockeren, freundlichen Umgang. Unsere Kommunikation war immer steif, irgendwie gezwungen und ich wusste nie, wie ich ihm begegnen sollte und ich bemerkte oft, dass es ihm bei mir genau so ging. Oft wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass wir endlich lernen würden, normal und freundlich und aufgeschlossen miteinander umzugehen, ganz normal eben, wie gute Freunde eben miteinander umgehen. Jedes Mal, wenn wir uns trafen, wünschte ich mir, wir würden nicht immer nur voreinander stehen und uns sekundenlang ansehen, keiner sagt ein Wort und dann hebt schließlich einer von uns vorsichtig die Hand und sagt leise „Hi!“. Warum konnte ich ihn nicht einfach in den Arm nehmen, wie alle meine anderen Freunde? Warum schaffte ich es nicht, mit einem offenen, freundlichen Lächeln auf ihn zuzugehen? Vor jeder Begegnung fühlte ich diese Angst, wusste nicht, was mich erwartet, hatte immer Angst, dass es schlecht laufen könnte. Und dann begegnete ich ihm immer mit einer Miene, die in seinen Augen aussehen musste, als sei er der letzte Mensch, mit dem ich meine Freizeit verbringen will. Dabei war eigentlich genau das Gegenteil der Fall. Ich freute mich jedes Mal, wenn er nach gemeinsamen Unternehmungen fragte, aber ich schaffte es einfach nicht, ihm das auch so zu vermitteln.
„Ich wusste nicht, dass du so verdammt gut Klavier spielst!“, sagte er schließlich, nachdem das Schweigen zu lange andauerte und wirklich unangenehm zu werden drohte. Ich zuckte erschrocken zusammen. Tränen stiegen mir in die Augen. Verdammt, das war jetzt das letzte, was ich gebrauchen konnte. Ich wendete mich schnell von ihm ab, damit er die Tränen in meinen Augen nicht sehen konnte. Einen Moment hatte ich den Schmerz fast vergessen gehabt, aber nun traf er mich mit voller Wucht. Ich schluckte, bemühte mich, die Tränen zurückzuhalten. Warum war er eigentlich hier? Doch wohl nicht, um sich über mein Haus und meine Klavierspielfähigkeiten zu unterhalten! Ich versuchte, mich zu sammeln, den Schmerz zu verdrängen, den er mir ins Gedächtnis gerufen hatte. Ich wollte allein sein. Dass ich aber auch immer gleich so sentimental werden musste, wenn er mich auf meine Probleme ansprach. Warum konnte er nicht einfach verschwinden und mich in Ruhe lassen? Was wollte er überhaupt hier? Ich brauchte weder seine Gesellschaft noch sein Mitleid! Wut kochte in mir hoch. In mir tobte eine Mischung aus Schmerz und dieser unendlichen Wut, dass er mich daran erinnert hatte. >Verschwinde doch und lass mich in Ruhe! Geh endlich! < Schrie ich ihn gedanklich an. Ich konnte nicht sprechen, war wie gelähmt von dem Gefühlschaos, dass er in mir verursacht hatte. >Merkst du denn nicht, dass du hier…< Und auf einmal stand er direkt vor mir und schloss mich wortlos in die Arme. Erschrocken hielt ich die Luft an, versteifte mich und wünschte mir, dass er loslassen würde. Ein leichter Anfall von Panik überkam mich. Doch gleichzeitig weigerte sich mein Körper, sich zu wehren. Ein winziger Schritt nach hinten würde schon genügen, damit er losließe, aber ich stand völlig unbeweglich da. Und während ein kleiner Teil von mir dazu aufrief zu fliehen, fühlte ich mich plötzlich absolut geborgen und beschützt. Es war, als hätte ich nach langer Suche endlich mein Ziel gefunden. Ich entspannte mich und lehnte den Kopf an seine Brust. Seine Arme umschlangen mich etwas fester, er kam näher an mich heran und vergrub eine Hand und sein Gesicht in meinen Haaren. Sanft drückte er mich an sich.
Und dann kamen die Tränen. Es übermannte mich einfach. Leise weinte ich an seiner Brust und mein ganzer Körper bebte, wie von Krämpfen geschüttelt. Und er war einfach da und schwieg und hielt mich.

Ich weiß nicht, wie lange ich geweint habe, aber irgendwann war es vorbei, ich fühlte mich leer, irgendwie ausgebrannt, völlig kraftlos. Er hielt mich immer noch, das Gesicht ganz nahe neben meinem Ohr und streichelte mir unermüdlich über die Haare und den Rücken. Ich liebte ihn in diesem Moment dafür, dass er so war, wie er war. Und dafür, dass er bei mir war. Ich blendete all unsere schlechten Momente aus und erinnerte mich daran, wie er für mich da war, immer dann, wenn ich ihn am dringendsten brauchte. Und auch wenn wir uns oft stritten, so erschien er mir in diesen Momenten als der wunderbarste Mann, den man zum Freund haben konnte. In Gedanken formte ich ein >Danke! < und ein leichtes trauriges Lächeln umspielte meine Lippen.


Irgendwann hob ich vorsichtig den Kopf. Er sah mich an, die Augen voller Sorge und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich drehte den Kopf weg und sah aus dem Fenster. Er ließ mich los, entfernte sich aber nicht von mir. Trotzdem spürte ich, dass der Moment irgendwie vorbei war. Wir wussten wieder einmal nicht, was wir miteinander anfangen sollten. Es goss in Strömen, der Regen klatschte laut ans Fenster und lief in breiten Bächen daran hinunter. Es war stockdunkel. Und wir standen uns gegenüber, keine zehn Zentimeter zwischen uns und trotzdem seltsam weit voneinander entfernt. Er sah mich von der Seite an, wusste aber scheinbar nicht, was er sagen sollte. Ich sah aus dem Fenster und lauschte dem Regen.
„Erzähl mir von ihm!“, bat er leise.





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