Mein Ersatz für Sie

Autor: Charlotte
veröffentlicht am: 10.03.2012


...Ich konnte nicht fassen dass ich mich wirklich dazu bewegt habe die Meilen in die Stadt zu fahren nur um mich hier jetzt an die Brücke lehnen zu können und in die Isar zu gucken die die ganzen Lichter der Gebäude reflektiert hatte. Es war 2 Uhr in der Nacht, eiskalt und ich war mit meinen Ideen am Ende. Keiner hatte Zeit oder ich hatte einfach keine Zeit für die falschen Leute. Die Schule hab ich abgebrochen während Nadine einen vollen Realschulabschluss in der Tasche hatte und kurz davor stand ihre Ausbildung als Immobilienmaklerin zu beginnen. Ich wusste einfach nicht was ich machen sollte. Hätte ich die Schule weiter gemacht, würd ich trotzdem nicht weiter kommen als jetzt. Weil ich noch nie im Leben für eine gute Note gelernt habe und das würde sich mit dem letzten Jahr auch nicht mehr ändern. Was für mich aber Selbstverständlich hätte bleiben sollen, sind meine Freunde und Freundinnen die ich via Facebook stolz durch die Schule stolzierend auf Fotos sehe. Ich drehte mich um und sah die ganzen leeren Straßen. Und bekam auch mit, dass auch keine Straßenbahn mehr fahren würde. 30 Minuten lang die ich hier stand, hab ich nämlich auch kein Mux von einer Vorbeifahrt gehört. Vielleicht hab ich mir alles schwerer vorgestellt als es ist, aber witzig waren diese Tage für mich nicht. Es ist schwer eine Entscheidung zwischen Kanada und Mutter oder Hier bleiben mit all deinen Deutschkenntnissen und Freundinnen. Ich wusste echt nicht was ich machen soll. Ich wusste einfach nicht, wohin ich jetzt gehen soll. Der McDonalds lag vor mir nur 50 Meter aber trotzdem schien ich irgendwie nicht mehr den Antrieb gehabt zu haben, mich dahin zu bewegen. Ganz im Gegenteil, die Kälte hat mir zugesetzt. Sie machte mich noch mehr müde als ich ohnehin schon war, ich setze mich auf den Boden und lehnte mich an die Wand der Brücke. Nichts, ich höre nichts. Keine Menschenmenge, keinen einzigen Menschen. Stattdessen nehme ich Geräusche auf, die man tagsüber nie wahrnehmen könnte. Das Rauschen des Flusses unter mir. Das Rascheln der Bäume. Ich schloss meine Augen....eine halbe Stunde weckte mich ein Anruf. Beim Öffnen der Augen sah ich alles irgendwie verschwommen, die ersten 15 Sekunden.
Aber ich erkannte auf dem Display den Namen Nadine. Ich wusste nicht ob ich ran gehen sollte, ich wusste nicht mal was diese Aktion von mir soll. Ich wusste einfach nicht was mit mir passieren würde. Erstmal ließ ich Sie anklingeln und guckte nach oben in den Himmel, dann ging mein Daumen auf die grüne Taste. Ich hörte Nadine sprechen, hatte das Telefon aber noch am Boden liegen. „Jenny, wo bist du grade?“....“Hallooohoooo?“.....dann wollte ich ihre Stimme nochmal näher an mir hören. Ne Weile hörte ich ihr zu wie Sie mich versuchte anzusprechen dann gab ich auch ein Ton von mir. „Nadine?....“, „Ja Jenny wo bist du?! Ich komm dich jetzt ab hohlen?!“, „Ich glaub ich bin am Max Weber Platz“. Es klang alles wie ein ziviler Notruf, wir blieben sachlich und zeigten auch irgendwie keine Emotionen. Als wäre das eine Routineübung. „Okay, geh zur Straßenbahnstation da am Brunnen. Ich bin in 30 Minuten da.“ und hörte Sie bereits am Handy das Haus raus laufen und den Motor anspringen. Dann legte Sie auf. Für mich war es Zeit aufzustehen und weil sowieso keine Menschenseele hier war, konnte ich genauso gut auf der Straßenbahnschiene gehen. Ich hatte mich was den McDonalds angeht geirrt. Ich sah weit und breit keinen, ich dachte es immer nur hier wäre einer. Woran ich am Meisten aber gedacht habe ist, dass ich froh bin nicht doch gleich auf der Straße schlafen zu müssen sondern gleich schlafend im Auto liegend zu können und dann wieder in Dietramszell zu sein. Und ich glaube, 30 Minuten von dort: Da müsste sie den illegalen Turbo für mich anspringen lassen. 60 Meter vom Startpunkt bin ich also an der Straßenbahnstation nach 3 Minuten. Ein groooooßer Wendeplatz für zwei unterschiedliche Tramlinien geebnet mit einem großen Platz in der Mitte und darauf eine große Statue. Von unten guckte ich auf dieses Fettbackengesicht das in Richtung Maximilianeum schaute. Dann setzte ich mich an die Statue. Und schwieg und wartete........ und wartete............und wartete. Bis plötzlich, war es das? Der rettende Wagen der aus der Richtung Maximilianeum auf mich zu zu donnern schien? Tatsächlich, dieser weiße Audi blinkte mich an mit seinem Scheinwerfer, der mich blendete, legte einen Drift hin, genau an den Bahnsteig der Tram und aus ihm stieg Nadine aus die mit Ihren Händen ins Auto rief. Und im Auto drinnen wars so warm. Ich hörte die Musik CD die Nadine wieder für diesen Tag gemacht hat. Nach dem Anschnallen setzte Sie auf Vollgas und wir rasten die selbe Strecke zurück, von der Sie gerade kam. 10 Minuten nachdem wir auf der Autobahn wahren fragte Sie mich warum ich hier war und was ich da zu suchen hatte. Aber in der Auffassung irgendwie irgendwelche Erklärungen abzugeben war ich nicht....Ich war einfach zu müde dafür.
Meine Augen waren wieder geschlossen, ich hörte das Rasen des Autos und die einsame Fahrt auf der Autobahn. „Jenny soll ich dich zu hause absetzen?“, ich habe mich gefragt wo Sie noch jetzt hin wollte. „...Weeeeil, ich muss noch nach Nürnberg, meine ganze Familie ist da heute schon hin gefahren, es ist 3 Uhr Nachts und ich bin immer noch nicht da. Ich will schauen dass ich da um 6 Uhr zumindest auftauchen kann.“, Ich wäre gern mit gekommen aber ich war zu müde und das wusste Nadine auch. Deswegen fragte Sie mich. „Ja fahr mich nach Hause“, „Okay“. Nach 40 Minuten Fahrt stiegen wir aus der Garage aus und ich schleppte mich noch hoch ins Zimmer. Das Licht im Zimmer blieb aus, nur der Gang strahlte etwas hinein. Nadine beobachtete mich, so wie meine Mutter des machen würde. Als ich mich dann zudeckte sagte sie mir, Sie würde in 3 Tagen wieder kommen. Für alles wäre gesorgt, Geld liegt unten im Lebensraum auf dem Tisch, Essen und Trinken ist da und wenn was ist, gäbe es die nürnberger Nummer unter der man Sie erreichen könnte. Sie winkte mir mit ihren zwei Fingern zu, Schloss die Tür und ich hörte wie sie die Treppen runter ging. Und irgendwie tat es mir weh dass sie gerade dabei war zu gehen, ich begann sie zu vermissen. Nach 2 Minuten hörte ich vom Fenster aus den Motor des Wagens anspringen, dann nach 4 Sekunden fuhr er auf die Straße und 8 Sekunden später hörte man den Wagen im Vollrausch davon flitzen. Und still war es wieder.....so still. Ich hörte nur die leise Lüftung aus dem nebenan liegendem Zimmer. Und schlief ein.......







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