Romeo und Julia - Teil 24

Autor: Spatzl
veröffentlicht am: 30.05.2012


Ich hab mich bemüht und doch schon ein kleines Stück weitergeschrieben...Viel Spaß damit:D

Brian, der mir nur blöd hinterher schaute, hatte gar keine Ahnung, welchen Schaden er da mit seiner gefühllosen Äußerung angerichtet hatte. Oben im Zimmer warf ich mich erst einmal in meinen Schlafanzug und versuchte mich mit Lesen abzulenken. Zwischendurch musste ich allerdings doch heftig mit den Tränen kämpfen, da ich, wenn mir jemand solche Dinge an den Kopf warf, das alles doch immer recht persönlich nahm und nicht so einfach wegstecken konnte.
Brian war einfach ein Eisenherz und hatte zudem auch noch keinerlei Taktgefühl. Wie konnte er mich nur eine durch geknallte Zicke nennen? Das schlimmste war, dass ich in diesen Jungen auch noch verliebt war. So sehr ich mich jetzt auch dagegen sträubte, meine Innereien drehten sich jedes Mal, wenn ich ihn sah, aufs Neue um. Warum verliebte ich mich immer in den falschen Jungen?
Insgeheim hatte ich ja gehofft, dass sich die Situation zwischen Brian und mir auf dem Workshop verbessern würde, aber es war alles seit dem Zwischenfall im Badezimmer nur noch schlimmer geworden und hatte nun seinen Höhepunkt erreicht.

It’s not what it looks,
So tell my why can’t this be love?
Straight from my heart,
So tell my why can’t this be love?
Oh Baby tell me, why can’t this be love???
Aus lauter Frust schaltete ich den Fernseher ein und zappte durch die Programme. Auf Pro 7 lief gerade 8 Mile mit Eminem an und so kuschelte ich mich auf mein Bett und zog mir den Film rein. Irgendwann, so gegen neun Uhr öffnete sich die Zimmertüre und Brian kam herein. Ich setzte mich absichtlich sehr unauffällig mit dem Rücken zu ihm und widmete mich weiter meinem Film. Brian schien sich von meinem Verhalten allerdings nicht im Geringsten gestört zu fühlen, denn er zog sich hinter meinem Rücken (!) um und ging anschließend ins Bad.
Wenn er sich nicht zu 100% sicher gewesen wäre, dass ich mich nicht zu ihm umdrehen würde, dann hätte er sich sicher nicht hinter meinem Rücken umgezogen.
Vielleicht hätte ich einfach einen Blick über die Schulter riskieren sollen, denn Brian wäre den Anblick bestimmt wert gewesen.
Wenige Augenblicke später kam er auch schon wieder heraus und blieb unschlüssig im Zimmer stehen. Er wusste wohl nicht, wo er sich hinsetzen sollte, denn ich hatte mich auf dem Ehebett breit gemacht und war auch nicht bereit, es mit ihm zu teilen.
Nach einigem Überlegen schien er zu dem Schluss gekommen zu sein, dass er auch nicht mit mir auf einem Bett sitzen und fernschauen wollte, denn er zog sich den Sessel heran und setzte sich, sodass er den Bildschirm gut im Blick hatte.
„Sam“, begann er, „auch wenn du jetzt erwartest, dass ich mich entschuldige, werde ich es nicht tun, weil ich es gar nicht einsehe. Du erlaubst dir alles und ich darf nicht genauso handeln, das ist echt unfair.“
Ich hörte stumm zu, sagte kein Wort und zeigte auch sonst keinerlei Reaktion, obwohl mir die Tränen schon in den Augen standen.
„Weißt du, du nervst mich einfach. Dein Rumgezicke, deine ablehnende Haltung, einfach alles an dir, geht mir auf den Keks. Wenn es hier nicht um so viel gehen würde, dann hätte ich schon längst meine Koffer gepackt und wäre abgehauen…!!!“, er schnaubte laut aus der Nase aus und ich konnte selbst auf diese Entfernung fühlen, wie er vor Zorn kochte.
Und das sollte derselbe Mann sein, der mich noch vor einer guten Stunde im Badezimmer halb verführen wollte? Was war bloß los mit ihm?
Bei diesen harten Worten konnte ich einfach nicht anders: Ich fing hemmungslos an zu schluchzen und verbarg das Gesicht in meinen Händen.
Unter normalen Umständen hätte ich nie im Leben vor einem Jungen zu weinen angefangen, aber jetzt war es mir einfach zu viel. Die angestauten Emotionen hatten mich überrannt und ich hatte einen richtigen Gefühlsausbruch.
Ich wandte mich um und blickte Brian mit verschleierten Augen wütend an: „Weißt du was, dann geh‘ doch einfach. Pack deine sieben Sachen und hau‘ einfach ab. Dann muss ich wenigstens das alles hier nicht mehr über mich ergehen lassen…“
„Jetzt sei doch nicht gleich so eingeschnappt. Du musst es schon aushalten, wenn dir einmal jemand die Meinung sagt“
„Ach ja?! Die Meinung sagen, so nennst du das hier also. Soll ich dir mal was sagen?!? Noch nie in meinem ganzen Leben hat mich jemals ein Mensch so verletzt wie du es eben getan hast. Irgendwann sind meine Nerven einfach bei Null angelangt.“ Schon wieder musste ich gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen, während ich versuchte weiterzusprechen: „Wenn du so weiter machst, dann kannst du mich am Ende dieses Workshops in die Klapse einliefern“
Bei diesen Worten zeigte sich überraschenderweise doch ein erschrockener Schatten in Brians Augen. Er schien wirklich keine Ahnung gehabt zu haben, wie down ich eigentlich war und was er angerichtet hatte.
„Sam, ich…ich wollte nicht…“, stotterte er, brach aber mitten im Wort ab.




Don’t speak,
I know just what you’re saying,
so please stop explaining.
Don’t tell me cause it hurts.
Don’t speak,
I know what you’re thinking,
and I don’t need your reasons.
Don’t tell me cause it hurts.

Wortlos sprang ich auf und stürmte an ihm vorbei ins Bad, wo ich die Spuren meines Tränenausbruchs zu beseitigen versuchte. Mein Spiegelbild glich wahrhaftigen einer lebenden Zombie, die nur noch gewisse Ähnlichkeiten mit meinem alten Ich hatte.
Herzlichen Dank Brian! Wegen dir bekomme ich im Alter sicher fünf Falten mehr!
Als ich schließlich einigermaßen sauber und wieder bei Fassung ins Zimmer zurückkehrte, saß Brian noch immer in dem Sessel und starrte auf den Bildschirm. Er schien wohl nicht bemerkt zu haben, dass ich wieder im Raum war, denn er rührte sich nicht einen Zentimeter. Wie ich ihn da so sitzen sah mit seiner Mütze, den strahlend blauen Augen und seinen wunderschönen schlanken Händen, die sich um die angezogenen Knie schlangen, so bäumte sich mein innerer Dämon bei diesem Anblick sofort wieder zu seiner vollen Größe auf. Wie schaffte es ein Junge bloß, solch derartige Gefühle bei einem Mädchen auszulösen? In meinem gesamten Inneren brodelte es und ich wurde von einer wahrhaftigen Hitzewelle ergriffen. Minuten zuvor schaffte er es noch, mich halb in den Wahnsinn zu treiben und von einem Moment auf den Anderen löste sein Anblick dann eine solche Reaktion in mir aus. Wenn Brian sich jetzt umdrehte und mir direkt in mein hochrotes Gesicht blickte, würde er sich wahrscheinlich fragen, warum ich einfach so dastand und ihn wie eine Besessene anstarrte.
Verzweifelt versuchte ich die Verbindung zwischen meinen Synapsen wieder herzustellen und sendete das Signal „Bewegen“ an mein Gehirn, doch mein Körper führte sein Eigenleben und wollte nicht so recht gehorchen. Ich war regelrecht gefesselt durch den Jungen, der da vor mir saß und sich rein gar nichts aus mir machte. Ziemlich ernüchternd, das Gefühl!
Schließlich war ich wenigstens fähig, die paar Schritte zum Bett zu machen und mich unter der Bettdecke zu verkriechen. Heute hatte ich wirklich die Nase voll von Brian und wollte ihn nicht mehr sehen.
Nicht einmal, wenn er seine Mütze abgenommen hätte.
Bald darauf musste ich auch schon eingeschlafen sein, denn ich bekam nicht mehr mit, wie Brian sich zum Schlafen legte.






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