Don't worry, baby. I'm here. - Teil 5

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 19.03.2012


Als David den Samstagmorgen erwachte, war es bereits halb zwölf. Um halb eins wollte Finn kommen, also musste er sich jetzt beeilen. Er wollte noch duschen und das Geschenk einpacken, das Bett sollte vielleicht auch gemacht sein. Fahrig tapste David in sein Bad, das direkt an sein Zimmer grenzte. Er hatte schon wieder von Finn geträumt und seine Pyjamahose war diesmal feucht. So ein Mist!
Nach einer schnellen Dusche ging er zurück in sein Zimmer, wo er sich Shorts überzog, es waren draußen jetzt schon so fünfundzwanzig Grad, wie er auf dem Thermometer ablesen konnte, um dann das Geschenk einzupacken und gut zu verstecken. Seine Chemiesachen breitete er auf dem Tisch aus. Als nächstes ging er in die Küche, um noch was Essbares in sich hineinzustopfen. Seine Mutter ignorierte er größtenteils, brummte nur kurz, dass Finn gleich kommen würde. Sie sagte dazu nichts, sie war froh, dass David so schnell Anschluss gefunden hatte.

Plötzlich war es halb eins. David stürmte ins Bad und putze sich die Zähne. Währenddessen fragte er sich selbst, wie er wohl gleich auf Finn reagieren würde. Diese Träume machten ihm Angst. Er war nicht schwul! Er fand doch schon immer Mädchen... wobei. Seine Ex-Freundin, die hatte ihn praktisch dazu überredet, mit ihm zusammenzukommen, obwohl er sie eigentlich nicht so wirklich anziehend fand.
Davids Gedankenfluss wurde unterbrochen, als es an der Tür klingelte. Hastig spülte er sich den Mund aus und lief zurück in sein Zimmer. Seine Mutter und Finn waren allerdings schneller gewesen und Finn saß schon auf dem Schreibtischstuhl.
„Hey, Dave.“
„Finn.“
Mit drei Schritten war David beim Schrank und zerrte sich ein Shirt raus, welches er sich schnell überstreifte. Er musste sich beherrschen, nicht rot zu werden und versuchte, nicht an die Nacht zu denken, was ihm irgendwann auch gelang. So konnte er sich zu Finn drehen, ohne, dass sein Gesicht wieder die Farbe einer überreifen Tomate annahm.

„Du bist pünktlich. Hätte ich nicht mit gerechnet.“
„Tja, siehste mal“, grinste Finn und deutete dann auf das Schulzeug. „Willst du echt lernen? Oder wollen wir nicht lieber was zocken? Oder raus gehen? Fußball?“
„Ehm... ich versteh das echt nicht.“
„Aber wir haben doch die ganzen Ferien! Komm schon, das Wetter ist so verdammt geil!“
„Na gut, überredet. Aber kein Fußball.“
„Wieso?“
„Kann ich nicht.“
„Okay, hast du Badminton?“
„Ja.“
„Dann machen wir das. Komm!“

Finn stürmte raus und lachte. Sonne! Wie sehr er sie liebte! Jeden Winter schob er Blues, aber sobald die Sonne wieder rauskam, war sein Leben wieder toll. Und die Ansicht von David ohne Shirt hatte auch einen gewissen Teil an seiner guten Laune beigetragen. Heiß!
Er ließ sich ins Gras fallen und schaute zu der Haustür, aus der David gerade trat. Ruhig, besonnen, wie immer. Eine kleine Tasche mit zwei Badminton-Schlägern und Federbällen trug er mit sich, als er zu Finn ging.
„Wenn du da im Gras liegst, können wir aber nicht spielen.“
„Stimmt!“, rief Finn und sprang mit einem breiten Grinsen auf, nahm David das Zeug aus der Hand, gab ihm einen Schläger, rannte ein paar Meter weg und eröffnete das Spiel.

Eine Weile spielten sie, ohne miteinander zu sprechen, aber dann unterbrach Finn das Schweigen.
„Kommst du morgen auch mal bei mir vorbei?“
„Wieso?“
„Ich hab Geburtstag.“
Entgeistert sah David ihn an, während er innerlich diabolisch grinste.
„Und das sagst du mir erst jetzt? Wie soll ich dir bis dahin noch ein Geschenk besorgen! Idiot!“
„Niemand hat gesagt, dass du mir was schenken musst! Außerdem bin ich kein Idiot!“
Finn schaute ihn an.
„Komm, bitte, ich würde mich freuen. Ach, und falls du mir wirklich was schenken willst, mal mir doch so eine coole Mangafigur!“
„Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, meine Ma will mir morgen so einen Kerl vorstellen, den sie kennengelernt hat.“

Das war die Wahrheit. Aber eigentlich unwichtig, weil Finns Party ja schon am Abend steigen würde. Trotzdem wichtig. Gestern, nachdem David und seine Mutter aus der Stadt zurückkamen, hatten sie sich zusammen an den Küchentisch gesetzt und seine Ma hatte ihm erzählt, dass sie nicht wegen einem Job, sondern wegen einem Mann hergezogen waren. Das hatte David entsetzt und er war furchtbar wütend auf sie. Dennoch hatte er ihr versprochen, sich den Kerl mal anzuschauen.

Finn schaute seinen Kumpel an.
„Alles okay bei dir, Mann?“
„Klar, immer alles gut.“
David lächelte schief und in diesem Moment fand Finn ihn wieder unglaublich süß. Am liebsten wäre er über ihn hergefallen, aber er musste sich zurückhalten. Immerhin wusste er nicht, ob David auch auf Männer stand oder ob er hetero war. War ja eigentlich auch egal. Sie waren inzwischen Freunde und mit Freunden fing Finn nichts an.

Es wurde Nachmittag und schließlich Abend. Da Finn noch auf ein Bier in eine Kneipe wollte und David Finn irgendwie nach Hause bringen musste, kam es ganz gelegen, dass Finn sich seine Jeans mit Grasflecken eingesaut hatte und sich nochmal umziehen musste. Auch David ersetzte Short durch Jeans, war es abends noch doch recht kühl.
Nachdem sie sich noch eine Tiefkühlpizza geteilt hatten, liefen sie gemeinsam zu Finns Haus. Während Finn Davids Nähe suchte, versuchte David ein wenig Abstand einzuhalten.
Schnell waren sie an ihrem Ziel und Finn runzelte die Stirn.
„Wieso stehen hier so viele Autos?“
„Eh... i-ich weiß nicht?“
Misstrauisch sah Finn ihn an.
„Sicher?“
Hastig nickte David, packte sein Handgelenk und zog ihn zur Tür.
„Na komm, ich brauch jetzt wirklich ein Bier. Oder zwei.“
„Wieso?“
Finn blieb stehen und sah ihn ernst an.
„Du hast was. Du bist schon die ganze Zeit so komisch. Was ist los?“
Ohne darüber nachzudenken nach er Davids Hand, was diesen zum Erröten brachte. Er antwortete leise.
„Meine Ma hat mich belogen. Sie hat gesagt, sie hätte hier ihren Traumjob gefunden, aber gesntern hat sie mir erzählt, dass es stattdessen der Traummann war. Den Job, den sie hier macht, mag sie nicht einmal sehr. Sie wollte nur wegen diesem Kerl her. Wegen diesem Typen musste ich meine ganzen Freunde hinter mir lassen! Nachdem ich endlich welche hatte...“
Finn erschrak, als sich eine einsame Träne auf Davids Wange den Weg nach unten suchte.
„David“, hauchte er und nahm in vorsichtig in die Arme. „Hey, nicht weinen.“
„T-tut mir l-leid!“
„Schon okay. Ich versteh es.“
Sanft drückte er ihn an sich und küsste ihn auf das weiche Haar.
„Wollen wir bei mir bleiben? Wir können auch hier Bier trinken und du kannst mir alles in Ruhe erzählen.“
„I-ich...“

David wurde unterbrochen, als die Tür aufgerissen wurde und eine wütende Alina die beiden anfunkelte.
„Kommt ihr Turteltäubchen jetzt endlich rein? Wir warten alle schon seit eineinhalb Stunden!“
Verwirrt sah Finn sie an.
„Wie? Hä?“
„Wir feiern deinen Geburtstag, du Depp! David hatte die Aufgabe, dich den Tag über abzulenken und dich dann herzubringen und nicht, sich an dich ranzuschmeißen.“
„Woa, was hast du denn für ein Problem?“
Er ließ David los, ging auf Alina zu und umarmt sie.
„Danke, Süße.“
Nachdem er ihr einen Kuss auf die Wange gehaucht hatte, drehte er sich zu David, welcher sich abgewendet und seine Tränen getrocknet hatte.
„Kommst du mit rein?“
Schnell nickte der Jüngere und lief ins Haus. Alina meckerte weiter.
„Jetzt hat er alles versaut. Wir wollten doch „Überraschung“ rufen! Und nur wegen David hat es nicht geklappt!“
Bei diesen Worten zuckte David zusammen und Finn knurrte wütend.
„Meine Fresse, Alina, was ist mit dir los? David hat mich doch hergebracht. D u hast es versaut! Indem du die Tür aufgerissen und mir davon erzählt hast.“
Er schnappte sich Davids Arm.
„Komm, wir schauen, ob noch angenehmere Gesellschaft da ist.“
„Die halbe Schule ist da“, flüsterte David. „Du bist beliebt.“
Finn grinste.
„Na ja, es gibt auch viele, die mich hassen und viele, denen ich erst beweisen musste, dass ich sie nicht ficke, sobald sie nicht aufpassen. Weil wir Schwulen ja alles ficken, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.“
Seine Stimme triefte vor Sarkasmus und brachte David zum Lächeln. Finn drehte sich zu ihm.
„Nicht jeder ist wie du. Nicht jeder akzeptiert es, ohne mit der Wimper zu zucken.“

Mit diesen Worten kamen sie im Keller an. Sofort wurde Finn von David weggerissen und von lauter Leuten angesprochen. Da David nicht dumm herumstehen wollte, ging er in die Ecke, in der die Getränke standen, nahm sich ein Bier und setzte sich auf einen Sessel.
Und dort bewegte er sich auch nur noch weg, um sich ein neues Bier zu holen. Ab und an unterhielt er sich mit jemandem aus seiner Klasse, aber zum großen Teil wurde er von den anderen ignoriert. Es war halt immer schwierig, als Neuer in einer eingeschworenen Gesellschaft.
Als es Mitternacht war, brüllten alle gemeinsam ein lautes „Happy Birthday, Finn!“ und sangen das passende Lied dazu laut und schief. Danach wurde Finn so ziemlich von jedem einzelnen in diesem Raum umarmt und beglückwünscht.
David beobachtete das aus der Ferne und wartete, bis die Traube um Finn kleiner wurde, bevor er sich erhob.
Huch.
War der Raum hier die ganze Zeit schon so wackelig gewesen? War das ein Erdbeben?
Unsicher wankte er auf Finn zu, welcher ihm entgegen grinste.
„Na, Dave.“
„Alles Gute“, lallte David und fiel seinem Kumpel um den Hals. „S..swanzig, Mann.“
„Und du bist betrunken, mein Freund.“
„Gar nicht!“
„Oh doch.“

Er drückte sich fester an Finn.
„Bin froh, dass wir F-freunde sin\'.“
Amüsiert schaute Finn ihn an.
„Das sagst du nur, weil du ein Bier zuviel hattest. Soll ich dich nach Hause bringen?“
„Nein! Das hier is\' dein Geburtstag. Du muss\' bleib\'n.“
Finn lachte, drückte David an sich und ging mit ihm zum Sofa.
„Wie wär es, wenn wir dann eine Weile hier sitzen bleiben?“

David erwiderte nichts, kuschelte nochmal kurz sich an Finn, ließ ihn dann los und setzte sich einigermaßen ordentlich hin.

Sie blieben solange sitzen, bis der letzte Gast gegangen war. Zwischendurch kam Alina zu ihnen und entschuldigte sich für ihre Arschigkeit, wirkte aber in Finns Augen immer noch ein wenig geknickt.
Es war gegen halb vier am Morgen, als der unfreiwillige Gastgeber einen langen Seufzer ausstieß.
„Na endlich.“
David sah ihn an und lächelte müde, inzwischen wieder einigermaßen nüchtern, nachdem Finn ihm literweise Wasser eingeflößt hatte.
„Dann geh ich auch mal.“
„Ich dachte, du bleibst?“
„N-nein, besser nicht.“
Wieder verfärbte sich sein Gesicht rot.
„Och bitte, Dave!“
Finn rutschte näher zu ihm.
„Hab ich mich eigentlich schon für dein Geschenk bedankt? Du hast wirklich Talent.“
„Danke.“
Die Röte vertiefte sich noch um eine Nuance, wie David spürte. Das machte Finns Nähe. Er musste die ganze Zeit an diese Träume denken!

„Bist du sehr sauer auf deine Ma?“, nahm Finn das Thema von vor einigen Stunden wieder auf.
Vorsichtig nickte David.
„Es hat mich verletzt. Aber ich kann nichts dagegen tun, richtig? Ich bin immerhin noch keine achtzehn und selbst wenn ich es wäre, könnte ich nicht für mich selbst sorgen. Ich kann ja nicht einmal kochen.“
David hob den Blick und schaute Finn ernst an.
„Außerdem ist sie meine Ma. Ich werde mich schon daran gewöhnen, richtig?“
Finn nickte und flüsterte:
„Bestimmt.“

Daraufhin gingen sie hoch in Finns Zimmer, wo sie sich beide bis auf die Boxershorts auszogen. Finns Bett war breit genug, als dass sie beide darin schlafen konnten. Ein Problem war nur die eine Decke, die sie sich würden teilen müssen, da Finn nicht wusste, wo seine Mutter die Ersatzbettwäsche verstaut hatte und er sie nicht unbedingt jetzt noch wecken wollte. Beide wussten nicht so recht, ob es gut wäre, unter einer Decke zu schlafen. Beide hatten sie Angst, am Morgen erregt zu erwachen. Und beide wussten nicht, dass der andere sich genau die gleichen Sorgen machte.

„Wand oder vorne?“, unterbrach Finn das Schweigen.
„Wie ist es dir lieber?“, erwiderte David.
„Ich schlaf immer vorne.“
„Und ich immer an der Wand.“
Sie grinsten sich an und kletterten dann ins Bett.

Finn löschte das Licht und sie lagen schweigend in der Dunkelheit. Was tun, was tun?
Später wusste David nicht mehr, woher er den Mut nahm. Doch er rutschte zu Finn und kuschelte sich an ihn.
Finn verwirrte das, aber es war ihm nicht unangenehm und so legte er seine Arme um David, um ihn noch dichter an ihn zu ziehen.
„Finn?“, flüsterte dieser nach ein paar Minuten Stille.
„Hm?“
Dann spürte Finn, wie Davids Hand vorsichtig über seine Brust fuhr, noch ein wenig höher und wie seine Finger dann über seine Lippen strichen. Unwillkürlich öffnete Finn seinen Mund ein wenig und atmete angespannt aus. David bewegte sich ein Stück nach oben und sah Finn unsicher in die Augen.
„Finn“, flüsterte er.
Dann legten sich seine Lippen auf die des Anderen.





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