Don't worry, baby. I'm here. - Teil 2

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 02.03.2012


So, weiter geht's. Diesmal lernt man Finn ein wenig besser kennen :)

Und danke nochmal für eure süßen Kommis *_*
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Die letzten Stunden gingen schnell vorbei, Finn war ein wirklich angenehmer Sitznachbar. Er redete nicht zu viel und nicht zu wenig, er beteiligte sich am Unterricht und half David, wenn dieser nicht mehr weiter wusste.
Der Deutschunterricht erwies sich nämlich als schwieriger, als Mathe. Dort hatten sie eine Lektüre gelesen, über die sie sprachen. David kannte dieser aber leider nicht. Also, vom Titel her schon, wer weiß nicht, dass Schiller „Die Räuber“ geschrieben hat, aber inhaltlich hatte er absolut keine Ahnung, von was dieses Buch handelte. Zwar gehört das normalerweise zum Allgemeinwissen, doch er hat sich nie wirklich für das Lesen interessiert.

Eher für das Zeichnen.
Schon als Kind hatte er jeden Tag am Küchentisch gesessen, Stifte in der Hand, das noch weiße Papier vor sich liegen. Es hatte ihm immer gefallen, darauf etwas entstehen zu lassen. Erst waren es die üblichen Dinge eines Kindes – Sonne, Wiese, Baum, Blume – später wurden es Fahrzeuge und irgendwann begann er Mangas zu zeichnen. Es hatte lange gebraucht, bis er seinen eigenen Stil entwickelt hatte, doch er hatte es. Und jetzt tat er nichts lieber, als Geschichten aufzuzeichnen oder sich auch einfach nur so eine neue Figur auszudenken.
Wie auch jetzt. Sein Geist hatte sich schon längst vom Unterricht verabschiedet, verstand er ja nicht, um was es ging. Auch wenn Finn ihm ab und an etwas zuflüsterte, war ihm die Lust vergangen. Kein guter Eindruck für die erste Stunde, aber was sollte er tun? Er würde sich gleich morgen das Buch zulegen und es lesen, damit er am Ende der Woche auch mal ein paar Worte sagen kann.

Finn sah seinem Sitznachbar dabei zu, wie er Linien auf ein Blatt zeichnete. Erst erkannte er nicht, was es werden sollte, doch irgendwann wurden die Konturen des Menschens besser. Ein Mann, ein ziemlich gut aussehender. Hm... ob David auch... Es wäre möglich, es könnte sein. Sollte er ihn darauf ansprechen? Besser nicht. Er könnte sich bedrängt fühlen.

Finn war schwul. Und das wusste auch jeder. Seine Freunde, Mitschüler, die Lehrer, seine Schwester und seine Eltern. Am Anfang war es schwierig gewesen, viele seiner Kumpel wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben, hatten Angst, dass er was von ihnen will und sie „ansteckt“. Als ob das ginge. Davon abgesehen waren das seine Freunde, er kannte sie schon jahrelang. Für den einen oder anderen hatte er mal kurze Zeit geschwärmt, sich vorgestellt, wie es sein würde, mit ihm zusammen zu sein, aber verliebt hatte er sich in keinen von ihn. Wenn ihn jemand fragte wieso, antwortete er stets, dass er sie dazu zu gut kennt.

Später, nachdem sie die Schule gewechselt hatten oder eine Ausbildung angefangen hatten, wurde es wieder besser. Finn überzeugte sie mit dem Argument, dass er ihnen so wenigstens keine Mädchen wegschnappen würde. Das brachte die Meisten zum Lachen, wussten doch alle, dass Finn, schwul oder nicht schwul, viel bessere Chancen bei den Mädels hatte.
Finn war selbstbewusst. Er wusste, dass er gut aussah und nutzte das vollkommen aus. Wenn er in den Schwulenclub in der nächstgrößeren Stadt ging, fand er immer jemand, mit dem er die Nacht verbrachte. Im Argumentieren war er super. Er musste seinen Diskussionspartner nur einmal mit seinen großen Hundeaugen anschauen und schon war er weichgekocht. Na ja, meistens zumindest. Die Hartnäckigen konnte er tatsächlich mit harten Argumentationen überzeugen.

Wieder schaute er zu David. Süß, irgendwie. Die langen, braunen Haare, hinter denen er sich versteckte, die ständig roten Wangen... und dunkelblaue Augen, ernst, schüchtern. Die Lippen, von einem mittlerem Rot, die Oberlippe etwas schmaler als die Unterlippe. Süße Stupsnase. Schlanke, lange Finger, gepflegte Nägel, die noch immer präzise Striche auf das Papier zeichneten.
Finn gefiel, was er sah.

„Finn! Lass uns zu Subway!“
Finns beste Freundin Alina war nach Schulschluss total aufgedreht und erleichtert, dass der schlimme Montag endlich um war.
„Ich hab David gesagt, ich nehm´ ihn mit nach Hause.“
David sah auf den Boden und schüttelte mit roten Wangen den Kopf.
„Ist schon okay, ich ruf meine Eltern an. Oder ich glaube es fährt auch ein Bus.“
„Nein!“, rief Alina. „Du kommst ganz einfach mit und lädst uns ein! Du bist der Neue und wir wollen dich kennenlernen.“
Sie grinste und stupste David an.
„Wir sind auch alle gaaanz lieb, versprochen!“
Unsicher hob David den Blick. Finn schenkte ihm ein Lächeln.
„Sind wir wirklich.“
„Okay... aber ich kann euch nichts ausgeben.“
Finn musste lachen.
„Das war nur ein Spaß von Alina.“
Er streckte die Hand aus und wuschelte seiner Freundin durchs Haar.
„Sie ist ein wenig verrückt.“
„Bin ich nicht!“
„Doch.“

Übermütig diskutierten die beiden weiter, während David hinter ihnen herschlenderte. Er mochte Finn. Locker und unkompliziert, immer einen frechen Spruch auf den Lippen. Irgendwie war er froh, dass er ihn unter seine Fittiche genommen hatte, es war immer gut, jemanden auf seiner Seite zu haben, der so war.
Diese Alina war ihm ein wenig zu aufgedreht, aber vielleicht war sie ja nicht immer so.
Er war gespannt, wie die anderen Leute der Klasse noch so waren, bisher war er nämlich nicht zu Wort gekommen, wenn ihn jemand was gefragt hatte, denn wenn er den Mund geöffnet hatte, wurde ihm schon die nächste Frage gestellt.
Aber eine Sache wusste er. Diese neue Schule – die war gar nicht mal so schlimm.





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