the difference between you and me - Teil 2

Autor: firefly
veröffentlicht am: 06.02.2012


Danke erstmal für die Meinungen zum 1. Kapitel. :)
Das hier ist das 2. Kapitel - ist leider auch etwas kurz geworden. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem.
Lasst von euch hören. :)


chapter 2: du
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Es war bereits dunkel draußen, als ich Henrys Fotogeschäft verließ. Er hatte mich mal wieder mit seinen Fotos verzaubert. Diese Landschaften! Es war seine Reise vor zwei Jahren nach Kanada gewesen. Und zu jedem einzelnen Foto hatte er mir eine Geschichte erzählt, wir hatten viel geredet, viel Kaffee und heiße Schokolade getrunken. Und wir hatten gelacht. Richtig gelacht. Henrys Humor war einfach einzigartig. Niemand konnte ihn toppen. Ich war froh, jemanden wie ihn zu haben. Einen Freund. Manch einer hatte mit 15 eine beste Freundin, mit der sie das alles tat, ich hatte Henry.

Ich träumte davon, selber einmal solche Fotos zu machen, auf Reisen zu gehen, die Welt zu entdecken, wie Henry. Aber daraus würde nichts werden. Meine Fotos waren zu schlecht, ich traute mich nicht einmal, sie Henry zu zeigen. Wie feige war ich denn bitte?
Bei Henry hatte ich total die Zeit vergessen, draußen war es schon längst dunkel geworden. Ich verabschiedete mich von ihm, nahm meine Tasche, zog meine Jacke an und verließ Henrys Fotogeschäft.


Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen. Die Lichter der Stadt spiegelten sich auf dem nassen Asphalt. Ein kühler Wind wehte durch die dunklen Gassen. Ich hätte eindeutig eine dickere Jacke anziehen sollen. Fröstelnd zog ich mir meine Kapuze tiefer ins Gesicht.
Mittlerweile war ich schon fast an der U-Bahn-Haltestelle angekommen, als ich gegen jemanden lief. "Pass doch auf!" 
Nein, es war kein Junge, wie in jeder zweiten Lovestory, sondern ein Mädchen. 
Ich war viel zu perplex, weil ich nur giftgrüne Augen gesehen hatte und eine rauchige Stimme gehört hatte, dass ich kein Wort rausbrachte. Kaum hatte ich 
mich umgesehen, war das Mädchen auch schon wieder weg.
Ich stand für wenige Augenblicke noch wie versteinert da, setzte dann aber meinen ursprünglichen Weg zur U-Bahn fort. Die Augen des Mädchens gingen mir jedoch nicht aus dem Kopf.

Zuhause angekommen, huschte ich schnell hoch in mein Zimmer, in der Hoffnung, dass mein Stiefvater es nicht bemerken würde. Vom Unglück verfolgt, prallte ich vor meiner Zimmertüre mit ihm zusammen. Er stank widerlich nach Alkohol, Zigaretten und Schweiß. "Madamm, wo simmer denn gwesn?" Nicht einmal mehr normal sprechen konnte er. "Bei Henry", war meine knappe Antwort und versuchte mich an ihm vorbeizuschieben, doch er hielt mich am Arm fest. "Schomma auf die Uhr geguggd?" Er drückte mit seinen Fingernägeln in meine Haut. "Isch red mit dir!!" - "Ja, verdammt, ich hab die Zeit vergessen und-" 

Klatsch.

Er hatte mir tatsächlich eine runtergehauen. Meine Backe glühte, der Schmerz stach. "Du bisd noch zu jung umm bei Dungelheid draußn rumzulaufn, junge Dame!" Ich drehte meinem Kopf weg und nickte. Anscheinend hatte er mein Nicken nicht gesehen und packte mein Kinn mit seiner freien Hand und drehte es zu ihm. "Hamwa uns verstandn, Mädl?!", fragte er lauter. "Ja, verdammt!" Ich funkelte ihn böse an. "Und jetzt lass mich los." Er ließ nicht los. "Lass mich los, verdammt!"
Ich wollte keine Schwäche zeigen, nicht schon wieder.
Ich wollte stark sein. Ein fieses Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus. "So, liebe kleine Emiiiiliiaaa..." Er zog meinen Kopf ruckartig nach oben, sodass unsere Gesichter sich knappe 5cm trennten. Er drückte mit Daumen und Zeigefinger meine Backen zusammen, bis es wehtat. "Dein Zuspätkommen muss ja schließlich bestraft werden..." Er hauchte mir ins Gesicht. Widerlich, einfach nur abartig widerlich.
Ich wusste was er vorhatte. Aber ich wollte es nicht. Nicht noch einmal. Wie sollte ich da nur rauskommen? Ich sah keinen Ausweg. Er würde es wieder tun. Er würde mir wehtun. Mich leiden lassen. Er würde es solange tun, bis er genug hatte. Bis ich vor Verzweiflung fast zusammenbrach. Innerlich bereitete ich mich auf das vor, was er tun würde. Ich wurde schwach, weil ich nichts dagegen tun konnte. Ich gab auf. Ich hatte keine Hoffnung mehr, jemals da raus zu kommen.


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Hi nochmal, ich weiß, dass das etwas "krass" ist, was ihr Stiefvater macht, aber ich hoffe, dass euch das nicht so sehr abschreckt :D





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