Wenn 2 Herzschläge ganz besonders klingen, dann nur, weil sie im selben Rythmus swingen :) - Teil 21

Autor: Maggie
veröffentlicht am: 30.06.2012


Weiter gehts :)
Hat zwar etwas länger gedauert, dafür ist dieser Teil aber auch schön lang.
Ich hoffe, ihr seid zufrieden mit der Fortsetzung und natürlich zaubert mir jeder Kommentar ein Lächeln auf die Lippen ;)
Schönes Wochenende Mädels!
Maggie




Die Welt drehte sich.
Gut, ob sich die ganze Welt drehte, konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber es drehte sich definitiv das ehemalige Kinderzimmer von Tom. Zimmerecken verschoben sich, Farben schmolzen ineinander und die Blätter einer immergrünen Zimmerpflanze bogen sich, als wenn sie im Auge eines Tornados stünden, dabei war in dem Zimmer nicht mal das Fenster angekippt.
Immer wieder kniff ich die Augen zusammen, versuchte die Halluzinationen verschwinden zu lassen, doch die skurrilen Bilder schoben sich erbarmungslos in mein Bewusstsein. Mein Herz raste und hämmerte mir in den Ohren, meine untere Gesichtshälfte war betäubt und kalter Schweiß brach in regelmäßigen Abständen aus.
Ich fühlte mich einfach nur beschissen. Mein Körper war mit der Überdosis Meth komplett überfordert und ich wusste nur zu gut, wie lange sich mein bedauernswerter Zustand noch hinziehen könnte. Das schlimme war, dass Drogen im Grunde dazu gedacht waren, Gefühle zu intensivieren. War das Grundgefühl Scheiße, so wurde der Trip auf Garantie mal so richtig Kacke. Meine Ausgangslage war demzufolge absolut suboptimal gewesen, so voller Angst, gefesselt und traumatisiert. Es war also kein Wunder, dass ich nun in meiner eigenen Horrorwelt gefangen war – uralte Ängste und Vorstellungen schlüpften aus ihren Schubladen und fraßen sich durch mein Gehirn.
Die Fesseln trieben mich fast in den Wahnsinn. Ich sah mit knirschenden Zähnen zu meinen Handgelenken. Dort, wo die Kabelbinder gespannt waren, war jede Menge Blut und ich sah deutlich ein großes Stück meines Handgelenkknochens. Dann verschwamm das Bild, ich schloss die Augen, unterdrückte ein Würgen, öffnete sie wieder und sah hochkonzentriert auf meine Hände. Jetzt sahen sie aus wie vorher, wund gescheuert und etwas geschwollen, jedoch kein Knochen. Ich atmete tief ein, sah kurz zu der Topfpflanze, die sich schon wieder raschelnd bewegte, dann spürte ich Blut über meine Handgelenke sickern und nach einem prüfenden Blick, schimmerte mir erneut ein weißer Unterarmknochen entgegen. Dieses hin und her spielte sich gefühlte fünfzig mal ab und ich stand kurz davor vollkommen durchzudrehen, bis ich mich endlich dazu zwang, meine Konzentration auf etwas anderes zu lenken. Ich starrte verbissen zu der Blume, das sanfte Wedeln der Blätter beruhigte mich, bis dann nach ein paar Sekunden aus dem Untertopf zarte Bewegungen kamen. Ich sah genauer hin, alles war so unscharf und die Farben so grell, doch dann erkannte ich, dass aus dem Topf ein Dutzend mittelgroße Vogelspinnen krabbelten. Ich schnappte nach Luft, sah sofort weg und nahm zum ersten mal, seit dem ich mit meinen Halluzinationen kämpfte, wieder Tom wahr.
Er saß auf dem Bett und beobachtete mich. Sein Gesicht war todernst, die Lippen zu einer harten Bleistiftlinie gezogen, die Augen blickten kühl und unbeteiligt. Sein Anblick versetzte mich in Panik. Wie er da so saß, wunderschön und gleichzeitig gefährlich, er hätte die Hauptrolle des Teufels in sämtlichen Hollywoodstreifen spielen können, so unglaublich hübsch wie er war.
Dann überfiel mich wieder eine Welle der Droge. Das gesamte Zimmer schwankte, wackelte sanft auf und ab. Es war ein Gefühl, als sei ich auf einem kleinen Boot und dem Wellengang des Meeres ausgeliefert. Wieder wurde mir kotzübel. Ich wollte, dass es auf der Stelle aufhörte, doch ich war gefangen, konnte meinen Verstand nicht mehr kontrollieren. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf an die weich gepolsterte Lehne und schloss die Augen, sofort wurde mir klar, dass das ein großer Fehler war. Meine Gedanken schwirrten wirr und flogen wild durcheinander, wie ein zischender Luftballon, dem man das Ventil geöffnet hatte. Ich sah schreckliche Dinge vor meinem inneren Auge, eine Aneinanderreihung von all meinen furchtbarsten Alpträumen und ich konnte mich nicht von den Bildern lösen. Ich sah meine Kater mit aufgeschlitzten Bäuchen, Kim und Luca, die mit aufgeplatzter Haut tot im Park meines Dorfes lagen, meine Eltern, grausam abgeschlachtet, Erik, dem irgendjemand den Kopf skalpiert hatte. Alles verschmolz miteinander, Dinge, die ich in Horrorfilmen gesehen hatte, wurden meinen Liebsten angetan. Ich kämpfte mit aller Anstrengung gegen diese Bilder in meinem Kopf und riss mit höchster Kraft die Augen auf.
Im Zimmer war es dunkel, doch trotzdem stachen mir grelle Farben in die Netzhaut. Ich spürte, dass ich kurz einen lichten Moment haben würde, da sich meine Wahrnehmung etwas verschärfte, doch ich wusste, dass der nächste Schub nicht lange auf sich warten ließ und mich wie eine Wehe einer gebärenden Mutter erbarmungslos überrollen würde.
Tom stand auf, kam auf mich zu, fixierte mich mit einem spöttischen Grinsen.
„Na Maya, gehts dir richtig schön dreckig?“ Er lachte, blieb kurz vor mir stehen und beugte sich zu mir hinab. Er war also wieder in der Welt, in der er mich erkannte, mich aber auch hasste. Ich ersparte mir eine Antwort, es hätte mir zu viel Konzentration gekostet. Unbeirrt sprach er weiter:
„So ähnlich hat sich Lexie sicher auch gefühlt, kurz vor ihrem Tod. Kurz nachdem DU ihr die Überdosis aufgeschwatzt hast!“ Er sah mich abschätzend an, ich schüttelte nur mit dem Kopf, dann verblassten schon die Ränder meines Blickfeldes. Ich verleierte die Augen, mir wurde von der einen Sekunde auf die andere extrem heiß, es fühlte sich an, als würde ich bei lebendigem Leib verbrennen.
Gott, was war das für ein Teufelszeug, was er mir verabreicht hatte? So heftig hatte ich noch nie auf Crystal reagiert und früher hatte ich erhebliche Mengen mehr konsumiert.
Meine Haut kribbelte und die sengende Hitze stieg mir in den Kopf, es fühlte sich an, als würde direkt neben mir ein Feuer brennen und mir das ganze Gesicht verkohlen, ich bildete mir sogar den Schmerz ein.
Tom lehnte sich noch weiter zu mir und sah mir spöttisch ins Gesicht, ich wich halb betäubt vor Schmerz seinen Augen aus. Er lachte kurz, ein glucksendes Geräusch, dann sagte er:
„Verdammt! Du bist ja richtig drauf Kleine! Naja...kein Wunder. Ich hab das C ja auch mit reinem LSD-Pulver gemischt. Harter Tobak, was?“ Er klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter und schenkte mir einen gespielt mitfühlenden Blick, während ich so etwas wie einen Psycho-Trauma-Schock bekam. Er hatte WAS getan? LSD-Pulver? Ich hatte bis dato nur davon gehört, wusste aber, dass LSD in Pulverform viel zu hoch konzentriert war, deshalb verdünnte man es mit Wasser und träufelte die Flüssigkeit auf Papierstücke oder Zuckerwürfel und selbst dann war der Trip absolut intensiv, viel zu stark und konnte tagelang anhalten! Und ich hatte mal eben das reine Pulver mit einer netten Mischung aus Crystal-Meth verabreicht bekommen! Das mein Herz noch schlug, war ein verdammtes Wunder.
Die Hitze ließ nach und wurde von einer abnormalen Kälte abgelöst. Sofort zitterte mein ganzer Körper. Flüssiges Eis zog sich durch meine Adern, mein Blut gefror und ich klapperte mit den Zähnen. Ich sah wieder auf meine Handgelenke, es gab keine Haut mehr an meinen Unterarmen, ich sah nur noch Fleisch und Knochen. Angeekelt wand ich mich ab, biss mir auf die Lippe und schmeckte sofort Blut. Wahrscheinlich hatte ich zu fest zugebissen, ich fuhr mir vorsichtig mit der Zunge über die Unterlippe und spürte zerfetzte Haut und einen so tiefen Riss, dass ich mit der Zunge die Haut bis zu meinem Zahnansatz spalten konnte. Geschockt und vollkommen panisch schnappte ich nach Luft, würgte kurz und versuchte mich zusammen zu reißen. Es hatte sich so wirklich angefühlt, dass ich beinah geglaubt hätte, ich hätte mir tatsächlich die Lippe entzwei gebissen. Vorsichtig wagte ich einen zweiten Versuch, jetzt war wieder alles normal.
Okay, ich würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit komplett durchdrehen!! Diesen Horror konnte mein kleines Gehirn nicht noch stundenlang ertragen, ohne ernsthaften Schaden zu erleiden. Sollte ich das hier überleben, dann könnte man mich dann zusammen mit Tom in eine Gummizelle stecken.
Kurz schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass wir es vielleicht sogar beide verdient hatten. Lexie war tot, wäre es da nicht fair, wenn wir beide wenigsten unseren Verstand verlieren würden?
Ich konnte den Gedanken nicht zu Ende führen, denn in diesem Moment schallte etwas ohrenbetäubend in meinen Ohren. Tom riss die Augen auf und ehe ich überhaupt kapiert hatte, dass dieses Geräusch die Türklingel war, hatte er mir schon einen Schal um den Kopf gebunden und mir damit jede Möglichkeit genommen, nach Hilfe zu rufen.
Jetzt war ich zu allem Überfluss auch noch geknebelt. Ich stöhnte verzweifelt und spürte schon nach den ersten paar Atemzügen, dass ich mehr als schlecht Luft durch den Schal bekam – die nächste Horrorhalluzination würde mit Sicherheit irgendwas mit Erstickungsgefühlen sein, da konnte ich mich auf meinen vernebelten Verstand verlassen.
Vollkommen konzentriert war ich damit beschäftigt, ruhig und besonnen zu atmen, bloß nicht in Panik ausbrechen und dann hyperventilieren oder so. Es klingelte wieder und ich zuckte vor Schreck zusammen, ein kleiner Funken Hoffnung keimte in mir auf. Tom starrte mich erschrocken an, dann legte er seinen Zeigefinger auf seine Lippen und zwinkerte mir verschwörerisch zu. Er verließ das Zimmer und mir blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, ob ich jetzt gerettet werden würde oder nicht, denn die nächste Welle vergiftete wieder meinen Verstand. Der Raum schummerte vor mir und die Luft versank in einem Schleier aus dichtem Nebel.
Ich roch Rauch – war ja klar! Ich atmete ganz tief ein, der Schal war über meinen Mund und Nase gespannt. Die Luft, die durch den Knebel drang, kratzte in meinem Hals und ich hustete unwillkürlich. Ich versuchte ganz ruhig zu bleiben, redete mir ein, dass es ein Film war, den ich schob, dass es nicht wirklich irgendwo im Haus brannte, doch automatisch atmete ich schneller und schneller, bis ich das Gefühl hatte überhaupt keine Luft mehr zu bekommen. Mir tränten die Augen und ich erlag völlig dem Gefühl, langsam zu ersticken, es war so echt und fühlte sich unglaublich schrecklich an.
Ich schloss die Augen und hoffte, dass es so vorbei gehen würde, ich war sogar dazu bereit, die brutalen Bilder von meinen abgeschlachteten Liebsten in Kauf zu nehmen, so schlimm war mein derzeitiger Zustand.
Dann erregte plötzlich eine Stimme meine Aufmerksamkeit und ich riss wieder die Augen auf, der Nebel im Zimmer verschwand wie eine sich zurückziehende Welle am Meer.
Ich hörte meinen Vater!
Und Tom...
Er war tatsächlich zur Tür gegangen. So ganz war es mir nicht möglich, die Fakten zu kombinieren, doch irgendwo fragte ich mich, warum mein Vater mitten in der Nacht bei Tom vor der Tür stand. Suchte er mich etwa? So etwas wie Erleichterung breitete sich ganz kurz aus und ich lauschte angestrengt den dumpfen Stimmen im unteren Stockwerk. Ich vernahm nur ein Murmeln, ich konnte kein einziges Wort verstehen und das frustrierte mich. Dann schoss mir durch den Kopf, dass Tom ihm sonst was erzählen könnte, aber bestimmt nicht zugeben würde, dass ich bei ihm gefesselt und geknebelt im Zimmer saß.
Ich fing an, panisch und so laut ich konnte unmenschliche Geräusche durch den Schal von mir zu geben. Es hörte sich an, wie ein Hirsch zur Brunft und war verdammt nochmal viel zu leise, trotzdem brüllte ich weiter durch den dicken Stoff in meinem Mund, bewegte mich dazu auf meinen Stuhl hin und her und kämpfte mit meinen Fesseln, den Schmerz an den wunden Stellen ignorierte ich konsequent, genauso die Tatsache, dass ich durch die Anstrengung noch schlechter Luft bekam.
Ich versuchte einen Höllenlärm zu veranstalten und verausgabte mich dabei komplett – leider umsonst, denn plötzlich flog die Zimmertür auf und Tom stand im Türrahmen, allein.
Sein Gesichtsausdruck war apokalyptisch, ich fuhr vor Angst zusammen und presste mich still in das Polster meines Stuhls. Ohne Vorwarnung stürzte er auf mich zu, knirschte vor Zorn mit den Zähnen und gab dem Stuhl einen außerordentlich heftigen Stoß. Die Rollen schlitterten über das sauteure Parkett und ich krachte ungebremst in den hinter mir stehenden Kleiderschrank. Der Aufprall war laut und fuhr mir durch sämtliche Knochen. Noch etwas betäubt riss mir Tom den Schal wieder weg und rupfte mir dabei einzelne Haarsträhnen vom Kopf, es fühlte sich an, als hätte er ganze Büschel rausgerissen. Ich schnappte nur erleichtert nach Luft und missachtete jeglichen anderen Schmerz meines Körpers. Dann war ich gezwungen meine Aufmerksamkeit Tom zu widmen, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem meinem entfernt.
„Wieso machst du hier so ein Theater?“ Er musterte mich kritisch. „Dein Vater sucht dich, auch wenn er nicht den Eindruck machte, sich aufrichtig um dich zu Sorgen.“
Das war ja klar, wahrscheinlich war er mehr genervt denn besorgt, dachte ich verärgert. Ich fragte mich trotzdem, warum er überhaupt nach mir suchte, das sah ihm nicht ähnlich und ein kleiner Teil von mir zog sich schmerzlich zusammen, als mir der Gedanke kam, dass ich ihn vielleicht nie wieder sehen würde.
Tom redete weiter. „Du brauchst dir keine Hoffnungen machen Maya, ich habe ihm gesagt, dass du vermutlich zugedröhnt mit irgendeinem Junkie unterwegs bist. Das hat er mir sofort geglaubt, anders kennt er dich ja nicht!“ Er grinste höhnisch, ich kniff wütend die Augen zusammen. Natürlich hatte mein Vater das geglaubt und fühlte sich jetzt wahrscheinlich mehr als bestätigt. Ich wusste nicht warum, doch plötzlich schossen mir die Tränen in die Augen. Es war einfach alles zu viel, ich spürte bereits, wie die Droge wieder meinen Kopf überschwemmte, als sich die Zimmerecken in meinen Augenwinkeln verschoben und der Schmerz meiner Handgelenke in den Vordergrund trat.
Toms Kopf hüpfte wie ein Pingpong-Ball vor mir auf und ab und ich hörte ihn aus ganz weiter Entfernung meinen Namen rufen. Alle Farben und Formen verschmolzen miteinander und ich schloss voller Angst meine Augen. Was würde als nächstes kommen? Was müsste ich jetzt für einen furchtbaren Trip durchmachen?
Verkrampft biss ich die Zähne zusammen, dann öffnete ich wieder die Lider. Toms blaue Augen strahlten mich an, wie zwei Ozeane, kalt und unergründlich tief. Mir war hundeelend und ich hatte keine Kraft mehr.
Ich ergab mich den Halluzinationen, sah, wie der Raum sich veränderte und zu dem Park wurde. Aus der Topfpflanze wurde ein riesiger Baum, dessen Äste bis zu mir ragten und nach mir stachen. Der Zimmerboden wurde uneben und ich erkannte Wurzeln und Laub am Boden. Es war der absolute Wahnsinn, was für Bilder in meinem Kopf entstanden, wie es überhaupt möglich war, solche Sinnestäuschungen zu projizieren. Ich wand mich auf meinem Stuhl, der kalte Schweiß war mir schon wieder ausgebrochen und langsam hielt ich es einfach nicht mehr aus, in dieser verdammten Position festzusitzen. Ich spürte meine Finger nicht mehr, auch die Füße und Zehenspitzen waren taub, außerdem schmerzte jede Bewegung in sämtlichen Knochen. Ich hatte genug, ich war am Ende – und ich wollte, dass es endlich vorbei war!
Langsam zogen sich die Äste des Baumes bzw. der harmlosen Zimmerpflanze wieder zurück und ich stellte erleichtert fest, dass die Wahnvorstellungen immer kürzer wurden, vielleicht hatte ich es bald überstanden.
Doch Tom machte mir einen Strich durch die Rechnung.
Er stand am Schreibtisch und fummelte hochkonzentriert an irgend etwas rum. Ich kniff die Augen angestrengt zusammen und versuchte zu erkennen, was er da tat. Er warf mir sofort einen Blick über die Schulter zu und grinste süffisant
Auch wenn ich ihn eigentlich hassen müsste, so zog sich doch kurz mein Herz zusammen. In diesem lichten Moment, den ich hatte, wurde mir nochmal bewusst, was aus meiner Jugendliebe geworden war. Er hatte seinen wundervollen Verstand verloren! Er würde wahrscheinlich nie wieder so sein, wie er einst gewesen war – charmant, humorvoll und einzigartig atemberaubend, ein Traummann. Jetzt war er ein Irrer, ein Geisteskranker, der in seinen eigenen Welten gefangen war.
Wieder liefen mir heiße Tränen die Wange hinab, ich dachte an den Kuss, diesen süßen warmen liebevollen Kuss den er mir noch vor wenigen Stunden gegeben hatte. Was war danach mit ihm passiert?
Ich konnte nicht begreifen, dass er sich kein bisschen an das erinnerte, was in den letzten Tagen passiert war. Warum wusste er nicht mehr, wer ich wirklich war?
Ich schniefte verzweifelt und drückte eine letzte Träne aus meinem Augenwinkel. Einen Versuch würde ich noch wagen.
„Tom?“ Meine Stimme klang rau und brüchig. Er antwortete nicht, ich sprach einfach weiter. „Vorhin....als du mich geküsst hast...-“ Sofort drehte er sich um und blinzelte mich verwundert an.
„Schwesterherz, was faselst du da?“ Sein Blick war stutzig und trotzdem volle Liebe. In mir zerbrach etwas, es war zwecklos. Er hatte schon wieder die Persönlichkeit gewechselt.
„Ach vergiss es.“ Resigniert sah ich an ihm vorbei und erkannte plötzlich, was er dort an seinem Schreibtisch getan hatte. Ich sah eine kleine Metallkapsel, einen Spender! Diese gewitzten Dinger hatten wir oft mit auf Parties gehabt. Sie sahen aus wie eine Schnupftabakdose und man konnte problemlos gut dosierte Portionen Stoff unauffällig auf größeren Veranstaltungen mitten in einer Menschenmenge konsumieren.
Er hatte doch nicht ernsthaft vor, mir noch etwas zu verabreichen? Das würde ich nicht überleben.
Doch genau das tat er.
Er nahm den Spender, kam auf mich zu und lächelte mich aufgeregt an.
„Guck mal, was ich hier habe! Gleich geht es dir wieder besser!“ Er streckte seine Hand aus und wollte mir offenbar die Wange streicheln. Ich zuckte soweit es mir möglich war zurück, dann realisierte ich erst, dass er wirklich wieder vor hatte, mir noch etwas zu geben und ich körperlich keine Chance hatte, mich davor zu wehren. Ich brach in Panik aus. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass eine erneute Dosis von diesem Teufelszeug mein Todesurteil war. Mir ging es schon so schlecht genug, ich konnte mir nicht mal ansatzweise ausmalen, wie sich mein Zustand noch verschlechtern könnte, ohne dass ich dabei den Löffel abgeben würde. Im Angesicht des Todes riss ich meine Augen auf und flehte Tom an:
„Nein! Bitte! Ich brauch nichts mehr, das packe ich nicht. Tom! Bitte!“
Er umfasste zärtlich meine Wange, zischte mir ein wenig beruhigendes „Schhh!“ entgegen und positionierte zum wiederholten mal meinen Kopf.
Es lief ab wie in einem Film und ging diesmal besonders schnell. Er presste meinen Kopf in den Nacken, hielt mir gleichzeitig den Mund zu und schüttete über den Spender eine beachtliche Menge in mein eh schon zerfetztes Nasenloch. Es brannte wie ätzendes Ammoniak und stach mir bis in die Stirn. Diesmal hatte auch Tom aus seinem vorherigem Fehler gelernt, denn er hielt mich so lange fest, bis ich auch das letzte Pulverkorn inhaliert hatte.
Als er mich los ließ, fühlte es sich an, als würde mein Schädel jeden Augenblick explodieren, gleichzeitig raste mein Herz so schnell, dass es mir aus der Brust zu springen drohte.
Das Letzte was ich sah, war wie sich ein heller Leuchtpunkt auf mich zu bewegte. Der leuchtende Fleck nahm eine menschliche Gestalt an und blonde lange Haare umrahmten ein hübsches Gesicht mit strahlend blauen Augen. Lexie stand vor mir, schimmernd, leuchtend und flackernd, aber eindeutig Lexie. Sie beugte sich zu mir hinab, lächelte umwerfend schön und streichelte kurz meine Wange. Dann war sie weg.
Kurz dachte ich noch, dass das ne echt krasse Nahtoderfahrung war, wenn schon Menschen aus dem Jenseits vor mir standen, dann wurde alles schwarz.

-----Erik-----

Der Tacho zeigte 210 km/h. So schnell war Erik noch nie gefahren und er umfasste verkrampft das edle Lenkrad seines Mietwagens. EuropCar hatte ihm einen schweineteuren Mercedes vermittelt, angeblich das einzige Fahrzeug, was zu dieser Zeit noch verfügbar gewesen sei. Er schüttelte über diese Wucher verärgert den Kopf, konzentrierte sich aber dann wieder auf den immer dichter werden Verkehr der A7 kurz vor Göttingen. Eigentlich fuhr er ja garnicht gern Auto, wozu auch? Als Kölner Stadtkind hatte er nie ein Auto gebraucht, den Führerschein hatte er nur gemacht, um seine Exfreundin in Berlin regelmäßig besuchen zu können und selbst da hatte er es gehasst, sich durch den dichten Innenstadtverkehr zu schlängeln und von genervt aggressiven Proleten angehupt zu werden. Nein, Autofahren hatte nie wirklich zu seinen Stärken gezählt, er hasste es, von der Vernunft anderer abhängig zu sein, schließlich konnte er nicht kontrollieren, ob das Fahrzeug hinter ihm auch rechtzeitig bremste, oder ob der Typ auf der Autobahn vor ihm nicht urplötzlich ausscherte ohne in den Rückspiegel zu sehen - es gab viel zu viele Momente, in denen er sich auf Fremde verlassen musste! Autofahren war wie ein Pokerspiel – unberechenbar, gefährlich und undurchsichtig.
Just in diesem Augenblick scherte ein LKW-Fahrer vor ihm aus und Erik trat mit voller Kraft auf die Bremse.
„Verdammter Arsch!“ Er schlug gefrustet mit der Faust auf das Armaturenbrett und strafte dann den Brummifahrer mit einer Reihe langanhaltender Lichthupen – so machte man das doch, sagte er sich selbstgefällig und fuhr dann aufgebracht weiter, als die Bahn vor ihm wieder frei wurde.
Seine Nerven lagen eindeutig blank. Er sah verzweifelt auf das Navi, 06:47 Uhr, er war seit fast vier Stunden unterwegs und hatte noch gut 60 km vor sich -und Mayas Vater hatte sich noch immer nicht gemeldet!
Tausend Varianten waren ihm durch den Kopf geschossen, letztendlich war in allen dieser Tom vertreten Irgendetwas sagte ihm, dass er hinter all dem steckte, ob nun auf positiv oder negative Art und Weise, dass vermochte er nicht zu sagen.
Eine halbe Stunde später fuhr er an dem Ortsschild von Mayas Heimatdorf vorbei.
Idyllisch und grün, war das erste, was ihm auffiel. Und was sollte er jetzt tun? Er hielt kurz am Straßenrand an, die Sonne stand schon weit über dem Horizont und blendete ihn. Er schloss kurz seine Augen, sie brannten, er war völlig übermüdet und die Fahrt hatte ihn gestresst. Sein sonst so genialer Verstand ratterte eine Stufe langsamer. Dann entschloss er sich kurzerhand zu Mayas Elternhaus zu fahren, das war am logischsten, wo sollte er sonst anfangen? Er tippte die Adresse, die er schon lange im Kopf hatte in das Navigationsgerät und ließ sich von der nervigen Stimme durch die kleine Ortschaft führen.
Vor Mayas Haus parkte er und bewunderte das pingelig gestaltete Gebäude. Der Vorgarten war mit vielen Blumen bepflanzt, zwischen denen nicht ein Unkraut zu finden war. Ein gepflasterter Weg führte zu dem großen Haus, in den Fenstern waren Blumenkästen mit Geranien, typisch Dorf, dachte er belustigt.
Er schritt ohne zu zögern zu der Haustür und drückte auf den Klingelknopf.
Wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet und er blickte in zwei dunkle Augen, ein mürrisches Gesicht musterte ihn kritisch.
„Wer zur Hölle bist du?“ Mayas Vater war auch in echt ein unfreundliches Arschloch, nicht nur wenn er nachts durchs Telefon geweckt wurde.
„Erik.“ sagte er schlicht und hielt die Antwort für selbsterklärend. Verächtlich zog der übermüdete Mann vor ihm die Augenbrauen hoch und schüttelte gleichzeitig verzweifelt mit dem Kopf.
„Du bist ein sehr penetranter junger Mann.“ Er machte eine kurze Pause, rieb sich dabei ein Auge und gähnte herzhaft, während Erik vor Ungeduld fast platzte, dann redete er weiter:
„Ich habe sie nicht gefunden!“
Eriks Kehle schnürte sich zusammen, außerdem brodelte kochende Wut in ihm hoch, er vergaß sämtliche Manieren, die er vor dem Vater seiner Zukünftigen eigentlich hätte an den Tag legen müssen.
„Und was machen Sie dann verdammt nochmal wieder zu Hause?!“ Er funkelte Mayas Erzeuger ärgerlich an, während dieser verdutzt die Stirn kräuselte.
„Bürschchen, mal ganz langsam! Ich habe sie schließlich gesucht! Ich habe mir dank DIR die verfluchte Nacht um die Ohren geschlagen, nur um letztendlich zu erfahren, dass mein missratenes Kind wie immer mit irgendwelchen Drogenleuten unterwegs ist und -“
„Thomas? Mit wem sprichst du?“ Eine kleine zierliche Frau mit verwuschelten Haaren trat in einen Morgenmantel gewickelt hinter dem erzürnten Vater hervor. Erik stutzte noch kurz über die kryptische Antwort, doch seine Aufmerksamkeit wurde sofort von Mayas Mutter in Anspruch genommen.
Er staunte nicht schlecht und dachte beiläufig, dass er mit Maya gern alt werden würde, wenn sie später mal noch SO aussehen würde. Ihre Mutter hatte hellgrüne Augen die regelrecht leuchteten, ihre Haare wellten sich in kleinen Locken bis auf die Schultern und nur kleine zarte Fältchen um die Augen, verrieten ihr Alter. Ansonsten war sie anmutig schön, Maya hatte sehr viel von ihr und er sehnte sich sofort nach seiner kleinen Traumfrau. Er schluckte einen Kloß hinunter, dann stellte er sich höflich vor.
„Guten Tag, Frau Hansen. Mein Name ist Erik, ich bin ein Freund von Maya aus Köln.“ Er streckte ihr die Hand entgegen, sofort ergriff sie diese und lächelte ihn umwerfend an, wobei ihr Mann abfällig zwischen den beiden hin und her blickte.
„Na da hat sich Maya aber ein Schnuckelchen an Land gezogen!“ Sie kicherte niedlich, Erik grinste kurz, verhärtete aber sofort die Lippen, als er dem Blick ihres Ehemannes begegnete. Insgeheim war sie ihm sofort sympathisch und er war geradezu erleichtert, weil er ahnte, dass er ab jetzt leichtes Spiel haben würde.
Sie bat ihn auch sofort hinein, bot ihm einen Stuhl in der nach Kaffee duftenden Küche an und stellte ihm wie selbstverständlich einen Becher voll von diesem schwarzen Gebräu vor die Nase.
Mayas Vater stand um Abstand bemüht an der Küchenzeile, die Arme ablehnend verschränkt und mit einem sagenhaften Blick unter den dichten Brauen. Erik entschloss sich, ihn am besten einfach zu ignorieren und seine volle Aufmerksamkeit der Mutter zu schenken. Diese ließ sich auch gleich ihm gegenüber nieder und fragte mit einem besorgten Gesichtsausdruck:
„Jetzt erzähl erstmal, was hier los ist! Wieso machst du dir solche Gedanken um unsere Tochter?“ Die Frage war ehrlich und unschuldig, trotzdem regte sie ihn auf, er riss sich schwer zusammen.
„Gegenfrage: Warum sitzen sie hier seelenruhig am Frühstückstisch, während ihre Tochter schon seid Stunden vermisst wird?“ Er hörte den Vater schnauben, die Mutter warf ihm einen kurzen warnenden Blick zu, bis sie sich wieder an Erik wandte, der ungeduldig mit den Fingern über das Holz des Tisches fuhr.
„Weißt du, es ist nicht ungewöhnlich, dass Maya noch unterwegs ist. Früher ist sie manchmal ganze Wochenenden nicht nach Hause gekommen und war dabei auch nie erreichbar.“ Kurz flackerte Schmerz in ihren sanften Augen auf und Erik dachte vorwurfsvoll, dass Maya ihren Eltern wohl so einige schlaflose Nächte beschert hatte, kein Wunder, dass sie jetzt so abgestumpft waren. Irgendwie fand er das sogar ziemlich traurig und Mitleid durchflutete ihn. Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen und fuhr unbeirrt fort:
„Wissen Sie, so war sie vielleicht früher, aber sie hat sich verändert. Ich kenne Maya seid ihrem ersten Studienjahr, wir sind eng befreundet und ich denke, ich kann ganz gut beurteilen, dass ein solch gewissenloses Verhalten ihr überhaupt nicht mehr ähnlich sieht.“
Die Mutter musterte ihn eindringlich, ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Du scheinst sie sehr zu mögen.“ Es war eine Feststellung und bedurfte keiner Antwort, Erik wurde trotzdem leicht rot und vermied es tunlichst, zu Mayas Vater zu sehen. Dieser ergriff als nächster das Wort:
„Ist ja alles schön und gut, du machst ja auch nen vernünftigen Eindruck Junge, nur scheint IHR das völlig egal zu sein. Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen: Aber die Dame deines Herzens liegt völlig zugedröhnt bei einem Anderen!“
„Thomas!“ rief seine Frau aufgebracht.
„Was denn? Ich bin nur ehrlich...“ verteidigte er sich schulterzuckend.
Erik rutschte erst das Herz in die Hose, dann zwang er sich die Information zu verarbeiten.
Was er da gehört hatte, konnte er einfach nicht glauben. Nein – da gab es keinen Zweifel, das war völliger Irrsinn.
Er wandte sich an den Vater.
„Wie kommen Sie auf diesen Schwachsinn?“ Die Augenbrauen zogen sich noch dichter zusammen, dann antwortete er zähneknirschend.
„Nachdem ich stundenlang unseren elendigen Park abgesucht habe, klingelte ich bei den Hennings und der ihr nichtsnutziger Sohn, mit dem Maya sich früher schon zu oft herumgetrieben hat, hat mir dann verraten, wo das Mädchen steckt.“
Bei Erik schrillten sämtliche Alarmglocken und sein Puls beschleunigte sich. Tom hatte also behauptet, Maya wäre mit irgendeinem Typen unterwegs? Die Sache stinkte gewaltig!
„Das glaube ich nicht! Ich vermute eher, Tom hat etwas mit ihrem Verschwinden zu tun...“ Er wusste, es klang verrückt und er fühlte sich wie ein geistesgestörter Panikmacher, aber er hatte ja auch das Hintergrundwissen, was bereits alles in Köln vorgefallen war und langsam fügten sich die Puzzleteile zusammen. Ihre Eltern sahen ihn dagegen schon fast schockiert an, die Mutter ergriff das Wort, er spürte, dass sie die nächsten Sätze mit Bedacht sprach.
„Was sollte denn Tom damit zu tun haben? Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinaus willst?“ In Eriks Kopf ratterte es unaufhörlich, sollte er ihren Eltern von den Vorfällen erzählen? Wollte Maya das überhaupt? Aber wenn sie jetzt in Gefahr war, und davon ging er aus, dann war es nur zu ihrem besten.
„Er ist eifersüchtig...das sieht man doch...“ Ihr Vater hatte seine Gedanken unterbrochen und auch noch das Offensichtliche angesprochen. Natürlich war er eifersüchtig, aber das tat im Moment rein garnichts zur Sache, im Gegenteil, sollte Tom hinter all dem stecken, dann wäre Eifersucht das letzte Motiv, wofür er ihn umbringen würde. Also überspielte er seine Gefühle, setzte eine todernste Mine auf und blickte Mayas Mutter mit seinen goldbraunen Augen an.
„Maya hat ihnen sicher nicht erzählt, was in den letzten Wochen so passiert ist?“
Die Frau sah ihn verständnislos an, blickte dann hilfesuchend zu ihrem Mann, der wiederum schon mehr als genervt die Hände unschuldig hob. Erik spürte, dass der Vater bald keine Geduld mehr aufbringen würde, also begann er zu erzählen. Er berichtete von dem Hackerangriff, der SMS an Lexies Geburtstag, von der Nacht, als ein Typ Maya durch die halbe Stadt gejagt hatte und von dem Einbruch in ihrer Wohnung. Die Augen der Mutter weiteten sich, sie griff sich angsterfüllt um die Schultern und Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht.
„Warum hat sie uns das nicht erzählt?“ Erkenntnis flackerte in ihrem Blick, gemischt mit der Enttäuschung über die Tatsache, dass ihre Tochter sie nicht mehr an ihrem Leben teilhaben ließ. Der Vater dagegen war skeptisch, wahrscheinlich lag das in seiner Natur, dachte Erik angepisst, er war diesen Mann jetzt schon mehr als leid.
„Das klingt alles ziemlich abenteuerlich und ich frage mich immer noch, was der Henning-Bursche damit zu tun haben soll!“
Erik holte tief Luft, zählte innerlich bis drei und informierte dann die Eltern über das, was er am gestrigen Tag rausgefunden hatte, dass Tom nachweislich für einen der vielen Hackerangriffe in Mayas Laptop verantwortlich war. Ihre Mutter fasste sich sofort schockiert mit einem „Oh mein Gott“ vor den Mund.
Der Vater kam auf ihn zu, wahrscheinlich sollte es einschüchternd auf Erik wirken, doch dieser griff lässig zu seinem Kaffeepott und trank das erste mal daraus.
„Jetzt pass mal auf du Grünschnabel, wenn du uns hier verarschst und das alles nur eine dämliche Eifersuchtskiste ist, dann knallts, klar?“ Auf manche hätte diese Aussage bedrohlich gewirkt, Erik jedoch schüttelte nur angewidert mit dem Kopf und musterte den Mann vor ihm mit Verachtung.
„Im Gegensatz zu ihnen, bin ich wohl der einzige, der sich wirklich um das Leben ihrer Tochter kümmert.“
Der Kopf des Mannes wurde hochrot und er schlug in seinem Zorn mit der Faust auf den Tisch, so dass der Kaffee aus dem Becher der Mutter überschwappte. Dann giftete er Erik in einer beachtlichen Lautstärke an.
„SO! Jetzt reichts! So was muss ich mir von einem Halbstarken nicht sagen lassen!“ Er sah zu seiner Frau - „Sabine, ruf bei den Hennings an und frag, ob Maya da ist!“
Diese antwortete automatisch und mit einer furchteinflößenden Kälte in der Stimme.
„Kerstin und Jan sind nicht da. Sie sind in ihrem Bungalow am Wald. Tom ist alleine zu Hause.“
Kurz spiegelte sich Einsicht in den dunklen Pupillen des Vaters, dann kniff er die Augen zusammen und sah entschlossen zu Erik.
„Gut! SCHÖN! Verdammte Scheiße, dann fahren wir da jetzt eben nochmal zusammen hin. Herr Gott nochmal!“
Zufrieden und mit einem kaum erkennbaren Lächeln stand Erik auf, trank in einem Zug seine Tasse aus und betete innerlich, dass sie nicht zu spät kommen würden.





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