Wenn 2 Herzschläge ganz besonders klingen, dann nur, weil sie im selben Rythmus swingen :) - Teil 18

Autor: Maggie
veröffentlicht am: 02.06.2012


Hallo ihr fleißigen Leser und Kommentierer ;)
Hier wieder ein neuer (etwas kürzerer) Teil, ich hoffe er gefällt euch :)
Ganz liebe Grüße
Maggie





Mit voller Wucht kam ich wieder zur Besinnung. Und eigentlich hätte doch die Welt still stehen müssen?
Ich lag in Tom Hennings starken Armen, er hatte mich unglaublich liebevoll geküsst und sah mich nun verträumt an. Ich hätte vor Glückseligkeit strotzen müssen, meine Gedanken hätten nur diesem überirdisch schönen Mann genau vor mir gelten dürfen und überhaupt: Wieso dachte ich noch? Ich sollte mich bis zur Besinnungslosigkeit küssen lassen und noch viel weiter und länger und intensiver....
Aber ich konnte nicht.
Das, was wir hier taten, was im Eifer des Gefechts geschehen war und was ich so genossen hatte – es war völlig falsch. Tom war verlobt! Ich dachte an Erik, für den ich viel empfand, andere Gefühle als für Tom, aber definitiv welche, die ich nicht verdrängen konnte, auch wenn ich ihm nicht mehr vertraute. Ein kleiner hinterhältiger Schmerz, den ich mein schlechtes Gewissen zuordnete, piekste unaufhörlich in meiner Magengegend. Ich sah beschämt zu Tom, welcher im absoluten Gegensatz nicht mal einen Funken Reue zeigte und stattdessen schon wieder gefährlich nah meinen Lippen kam. Wahrscheinlich war ich betrunken, unzurechnungsfähig oder einfach nur total bescheuert, aber ich wich SEINEM Kuss aus und sah ihn ernst an. Woher ich mit einem mal diese Selbstbeherrschung hatte war mir schleierhaft, dennoch nutzte ich diesen lichten Moment. Tom brach seinen erneuten Kussversuch ab und mein früheres Ich hätte das neue vor Enttäuschung am liebsten windelweich geprügelt. Er runzelte die Stirn und sah mich fragend an, während er mich noch immer fest im Arm hielt. Ich war zwar stark, aber nicht so stark; also ließ ich die Umarmung zu, genoss sie heimlich und schöpfte die letzten Sekunden, die sie anhalten würde so richtig aus. Dann sprach ich das unausweichliche an:
„Was wie hier tun, ist nicht richtig.“ sagte ich traurig. Tom schien kurz zu überlegen, dann nickte er betreten und lockerte seine Arme. Etwas in mir zerbrach, ich konnte es nicht zuordnen. Er räusperte sich kurz.
„Du hast vollkommen recht.“ Seine Stimme klang leicht rauchig und ich biss mir auf die Lippen. Ich hasste es vernünftig zu sein! Er ließ mich los, alles fühlte sich auf einmal kalt an und ich schlang die Arme um meinen zitternden Körper. Tom wuschelte sich nervös durch seine wundervolle strohblonde Mähne und lächelte leicht schief. Er erinnerte mich mit einem mal so sehr an früher und ich verfluchte plötzlich alles. Ich verfluchte seine Verlobte, verfluchte Erik und besonders verfluchte ich mich – meine blöde neu erworbene Vernunft und gleichzeitig meine jahrelange Schwäche für diesen unwiderstehlichen Mann vor mir. Es war zum kotzen! Endlich hatte ich ihn, hatte das, was ich schon immer zu sehr wollte – doch nun war es zu spät. Das Leben war uns dazwischen gekommen.
Mir standen die Tränen in den Augen.
Ich hätte gern noch etwas gesagt, ihm alles Gute gewünscht oder sonst irgendeine andere blöde Floskel, doch das, was der Kuss zwischen uns still gesagt hatte, konnte von mir nicht zurückgenommen werden und ich wusste, dass ich mir weiteres einfach sparen musste. Also ging ich an ihm vorbei, mit gesenkten Kopf und einem stumpfen Schmerz im Herzen. Er setzte sich ebenso geknickt in Bewegung, ging in die andere Richtung und verließ das Schulgrundstück ohne ein weiteres Wort.
Ich warf ihm einen letzten Blick hinterher und war kurz davor, meinen Schädel mit voller Wucht gegen das Treppengeländer neben mir zu schlagen. Warum musste alles immer so kompliziert sein?
Ich wollte nur noch nach Hause, mich einsam in den Schlaf heulen und die ganze Welt hassen, doch meine Tasche lag noch in der Aula. Der Weg durch den überfüllten Raum war eine Art Spießrutenlauf. Ich wich den meisten Blicken aus, ging schnurstracks zu meiner Tasche und war schon im Begriff wie eine Irre durch den Saal zurück zu stürmen, als Kathleen mich aufhielt, direkt neben dem Tisch mit der Himbeerbowle, das war dann wohl Schicksal.
„Maya, willst du etwa schon los?“ Sie setzte einen süßen Schmollmund auf. Ich blickte sie unschlüssig an, sie war mir wirklich sympathisch, doch mit Sicherheit würde ich ihr nicht erzählen, was da draußen gerade passiert war. Wie sollte ich ihr also begreiflich machen, dass ich schon gehen musste? Ich beschloss mich noch kurz mit ihr zu unterhalten und mich dann heimlich aus dem Staub zu machen. Ganz die alte Maya, hinterhältig und egoistisch.
Während ich mich kurz vor mir selbst ekelte, schüttelte ich heftig mit dem Kopf und lächelte sie strahlend an.
„Quatsch! Ich war nur kurz an der frischen Luft und jetzt wollte ich mal auf Toilette.“ Ich nickte vielversprechend auf meine Handtasche und deutete dann auf mein Gesicht und das wahrscheinlich verlaufene Makeup. Kathleen war schon leicht angetrunken, sie kicherte und lallte dann los.
„Ach, du siehst fantastisch aus!“ Sie schwankte kurz, hielt sich an mir fest und fuhr fort, während sie mir aufdringlich nahe kam: „Nimm dir lieber noch ein Glas von dieser himmlischen Bowle und komm mit auf die Tanzfläche Süße!“ Ich inspizierte sie genauer, sie hatte einen leichten Silberblick und grinste dümmlich an mir vorbei. Es sah total süß aus und irgendwie beneidete ich sie um ihren Zustand. Sich den Frust wegzutrinken war eine Verlockung, der ich nicht widerstehen konnte, wo ich doch eh potenzielle Schwächen für Genussmittel hatte und diese Bowle mich schon den ganzen Abend unterhielt.
Also schmiss ich meine Tasche zurück auf den Stuhl, schnappte mir einen Plastebecher und hielt ihn fordernd in Richtung Bowle. Kathleen quiekte hocherfreut auf, nahm überschwänglich meinen Becher und zog ihn einmal quer durch die Bowlenschale, ziemlich ordinär, aber es war genau mein Stil. Schöpfkellen waren etwas für Spießer. Ich leerte das Glas in einem Schluck, füllte den Becher erneut und folgte der jolenden Kathleen auf die Tanzfläche.
Ich war wie in einem Rausch. Ich tanzte mir die Sorgen von der Seele, trank exzessiv meine sich durch Zauberhand immer wieder füllenden Becher und whoote mit Kathleen bei jedem bekannten Lied um die Wette. Mit dem Mädchen konnte man echt Party machen. Irgendwann hatte ich wirklich Spaß und vergaß sämtlichen Scheiß. Ich dachte nicht einmal an Erik, meine Wange glühte nicht mehr so stark und Laslo war aus meinem Kopf radiert, Tom war eh tabu. Ich lebte im hier und jetzt, bewegte meinen Körper zu den Klängen der Musik, sah immer wieder Kathleens lachendes Gesicht an mir vorbei ziehen und genoss den immer schummrig werdenden Zustand meines Geistes.
Letztendlich war ich mächtig betrunken.
Wie immer, meldete sich meine Blase und ich hatte große Lust auf eine Zigarette. Ich blieb abrupt stehen und blinzelte in die tanzende Menge vor mir. Kathleen aalte sich eng an Ricardo, kein jugendfreies Bild und ich kicherte, die beiden hatten früher schon immer heftig miteinander geflirtet. Es war also meine Chance kurz zu entkommen. Unerwartet geistesgegenwärtig schnappte ich mir noch meine einsam vor sich hinstehende Handtasche und torkelte durch die nun nicht mehr ganz so überfüllte Aula. Im Augenwinkel sah ich meinen alten Englischlehrer, der erfreut auf mich zu kam. Ich setzte Scheuklappen auf und schritt noch schneller zu den Mädchentoiletten, zwischendurch knickte ich immer wieder leicht auf meinen Absätzen um und fluchte leise vor mich hin. Irgendwie schaffte ich es zu den Sanitärräumen, es war höchste Zeit und ich fiel erleichternd auf die Toilette. Die plötzliche Ruhe und Entspannung machte mich leicht schläfrig und ich zuckte heftig zusammen, als die Tasche auf meinem Schoß anfing zu vibrieren. In diesem Moment raffte ich nicht, dass das mein Handy war, vielleicht ignorierte ich es auch einfach nur, weil mich eine Intuition davor warnte. Jedenfalls beendete ich meinen Klogang erfolgreich, stellte mich dann vor den Spiegel und betrachte mich kritisch und schwankend.
Ich hatte ganz schön verschmierte Augen, tiefe schwarze Ränder ließen mich gruftihaft aussehen. Dazu stand im Kontrast mein erhitztes Gesicht, die frische Bräune und eine feuerrote Wange. Laslos Hand hatte doch Spuren hinterlassen und diese Tatsache holte mich zurück in die Wirklichkeit. Diesen Abend waren schreckliche Dinge passiert und was tat ich? Ich betrank mich hemmungslos und tanzte wie ein kleines Mädchen. Verdrängung war mal wieder erfolgreich gewesen, dachte ich sarkastisch. Ich funkelte mich selbst zornig an und beschloss diesen Abend endlich zu beenden, es war überfällig.
Ich tippelte um Beherrschung bemüht durch die leeren Flure meiner alten Schule, hing meinen Gedanken nach und achtete nicht besonders auf meine Umgebung. Plötzlich erregte etwas meine Aufmerksamkeit.
Es war verdächtig ruhig und die Lichter waren auf einmal irgendwie gedimmter.
Mit einem mal war es richtig unheimlich. Die großen dunklen Gänge schienen sich ewig in die Länge zu ziehen und irgendwie kam mir keine Menschenseele mehr entgegen.
Ich hörte das Echo meiner eigenen Schritte und das Klopfen meines Herzens. Ich war noch immer betrunken und meine Wahrnehmung büßte dies ein. Es kam mir vor, als sei ich schon zu lange unterwegs. Ich hätte doch längst wieder an der Aula vorbei gehen müssen. Doch nirgendwo drangen Stimmen zu mir durch.
Ich schluckte schwer und blieb kurz stehen, lauschte in den Flur und hörte nichts anderes, als meine eigenes Atmen. Ich kniff verwirrt die Augen zusammen und sah mich ganz ruhig um. Irgendwie war ich falsch! Der Ausgang war doch in der ganz anderen Richtung. Wieso stand ich auf einmal vor den Physikräumen im hinteren Komplex des Gebäudes? Ich musste in die verkehrte Richtung gegangen sein, ich besoffenes Huhn. Ich schüttelte verärgert mit dem Kopf und drehte auf dem Absatz, dann wurde alles schwarz.
Von einer Sekunde auf die andere war es stockfinster um mich rum. Ich fuhr zusammen, stieß einen kurzen spitzen Schrei aus und mein Herzschlag beschleunigte sich auf das doppelte. Ich sah absolut garnichts mehr, ich hielt probeweise die Hand vor meine Augen und erkannte nicht mal deren Umrisse. Normalerweise wäre ich an dieser Stelle in Panik ausgebrochen, ich wäre schreiend ins Nichts gerannt und wahrscheinlich irgendwo die Treppe runter gestürzt. Doch der Alkohol machte mich mutig, ich stand ganz ruhig in der undurchdringbaren Finsternis und zwang meinen müden Verstand zur Arbeit.
Warum war das Licht aus?
Ganz klar, es hatte jemand ausgeschaltet.
Warum?
Die Party war zu Ende.
Konnte das schon so weit sein? Nein, auf gar keinen Fall. Vorhin waren noch mindestens drei Dutzend Leute da gewesen, in der Zeit konnten doch nicht ernsthaft alle gegangen sein und ich war hier im Nirwana der Schulflure versunken. Trotzdem bekam ich eine extreme Gänsehaut bei dem Gedanken, wie es wäre, über Nacht in der Schule eingesperrt zu sein. Da kamen alte Ängste auf, früher war eine solche Vorstellung der Stoff für Horrorgeschichten an Lagerfeuern. Und dann hätte ich mich am liebsten selbst geschlagen vor Dummheit. Hatte ich mir mein Hirn wirklich schon so weggesoffen? Ich lebte im 21. Jahrhundert und hatte tatsächlich Angst in der Schule eingesperrt zu werden! Es gab ja auch keine Handys – Nein! Ich wäre auf Gedeih und Verderb das ganze Wochenende weggeschlossen, niemand würde wissen wo ich wäre, dachte ich sarkastisch und zog dabei mein Handy aus der Handtasche. Und dieses blinkte mich mehr als empört an. Ich glaubte ich sah nicht richtig, ich hatte 18 (!!) verpasste Anrufe – von Erik!
Ich sah nochmal genauer hin. Tatsächlich! Und genau in diesem Moment, wie ich so verkniffen auf meine Handy starrte, fing es wieder an zu vibrieren, so dass ich vor Schreck zusammen zuckte und es beinah von mir geschleudert hätte. Erik lächelte mich auf dem Bildschirm an. Ich zögerte, mein Daumen schwebte über dem grünen Zeichen, eigentlich wollte ich nicht mit ihm sprechen, aber wenn er mich so oft angerufen hatte, dann musste es ein Notfall sein. Außerdem plärrte der Klingelton in meinen Ohren und läutete wahrscheinlich das ganze Schulgebäude zusammen, also ging ich ran:
„Erik?“ Meine Stimme klang gepresst und hallte in dem leeren Flur.
„Verdammte Scheiße! Endlich! Weib! Warum bist du nicht rangegangen?!“ Seine Worte drangen wie warmer Honig durch meinen Körper, es war so wunderschön seine Stimme zu hören und ein mir bestens bekannter kleiner Vulkan brodelte beschwingt vor sich hin. Ich schwamm geradezu in Glückseligkeit, bis mir die blöde Begrüßung auffiel. Wie sprach er überhaupt mit mir? Und warum war mir als erstes das wohlige Gefühl beim Hören seiner Stimme aufgefallen und nicht die gemeinen Worte? Ich schob es auf die Himbeerbowle.
„Sei froh, dass ich rangegangen bin, denn das hast du eigentlich garnicht verdient!“ sagte ich und stellte erschrocken fest, dass es mir schwer fiel, mich deutlich auszudrücken. Ich hoffte inständig, Erik würde mein lallende Aussprache nicht bemerken. Er antwortete sofort:
„Bist du betrunken?“ So viel dazu. Ich verdrehte die Augen und kramte mein Feuerzeug aus der Tasche, es war an der Zeit den Rückweg zu finden und mit Erik am Ohr, hatte ich neuen Mut geschöpft, das wollte ich ausnutzen.
„Nein.“ antwortete ich schlicht.
„Klar bist du betrunken! Warum musst du dich eigentlich immer betrinken Maya? Ich rufe dich an um dir etwas wichtiges zu sagen und du bist wahrscheinlich so knülle, dass du dich morgen nicht daran erinnern kannst. Prima! Es ist doch immer das gleiche mit dir, du -“ Ich unterbrach ihn empört, seine Vorwürfe waren ja wohl die absolute Oberfrechheit!
„Jetzt mach aber maln Punkt -“ Ich hickste kurz und konzentrierte mich gleichzeitig auf den Weg vor mir, während ich das Feuerzeug leicht hin und her bewegte. „- du tust ja so, als wäre es meine Pflicht NUR wegen dir nüchtern zu bleiben! -“ Dann äffte ich ihn nach „ >Erik könnte mich ja anrufen und mir irgendetwas mega wichtiges sagen, na dann trink ich lieber nichts.> -“ Gedanklich klopfte ich mir für diese gelungene Imitation auf die Schulter und redete hastig weiter. „- ich glaub wohl es hackt!! Für dich mach ich garnichts mehr, hast du gehört? Ich – AUUU!“ Ich ließ vor Schreck das Feuerzeug fallen, ich hatte mir den Daumen an der Flamme verbrannt und stand nun wieder in völliger Dunkelheit und unterdrückte einen Wutanfall. Erik schnaubte am anderen Ende der Leitung und seine Stimme hatte einen belustigten Unterton, der mich fast rasend machte:
„Boah! Du bist ja wirklich stinkbesoffenen!“ Er lachte kurz. Ich knurrte, dann fuhr er fort. „Wo bist du überhaupt?“
„In meiner Schule.“ antwortete ich knapp, während ich blind über den wahrscheinlich völlig dreckigen Boden kroch und nach dem Feuerzeug tastete. Ich fluchte leise vor mich hin.
„Was machst du denn da?!“ fragte Erik ungeduldig. In dem Moment griffen meine Finger nach dem kleinen Plastikteil und ich stieß ein triumphierendes „Ha!“ aus. Erik ignorierte ich, während ich mit der spärlichen Flamme die Dunkelheit erhellte und versuchte mich irgendwie zu orientieren. Jede Richtung sah gleich aus.
Erik ließ nicht locker:
„Maya! Hallo? Redest du vielleicht mal mit mir?“
„Ungern.“ Eigentlich hatte ich bis jetzt nur noch nicht aufgelegt, damit ich mir nicht ganz verloren vor kam.
„Du wirst immer richtig kindisch und total unreif, wenn du getrunken hast. Was ist denn nun los bei dir?“ Ich seufzte.
„Ich habe mich verirrt, okay!?“ Kurzes Schweigen, dann eine ungläubige Frage.
„In deiner Schule? Willst du mich verarschen?“
„Nein, will ich nicht.“ Ich atmete bewusst ganz tief ein und redete dann weiter. „Ich war auf den Toiletten, bin dann wohl in die falsche Richtung gelaufen und jetzt steh ich im Dunkeln und weiß irgendwie nicht mehr, wo es zum Ausgang geht.“ Ein bisschen klang das gerade verzweifelt. Ich sah großzügig darüber hinweg. Erik reagierte ungehalten:
„Wie in Gottes Namen kann man sich in seiner eigenen Schule verlaufen? Du hast nen Orientierungssinn wie ein Stück Brot. Und warum stehst du überhaupt im Dunkeln? Mach doch einfach das Licht wieder an!“
Abrupt blieb ich stehen, leuchtete zur Wand und sah einen Lichtschalter. Ich drückte drauf und...stand wieder in einem hellerleuchteten Flur. Die Lichter hatten sich automatisch ausgeschaltet, meine Schule wollte wohl neuerdings Strom sparen. Diese ganze Sache war so mega peinlich, ich schwor mir, nie nie nie niemals jemanden davon zu erzählen. Oh mein Gott! Ich war auf dem Fußboden herumgekrochen!
Jetzt sah ich auch wieder, wo ich war. Ich musste nur noch bis zum anderen Ende des Ganges laufen, dann würde ich wieder an den Toiletten vorbei kommen und dann Richtung Ausgang gehen. Nun, da ich nicht mehr in der Finsternis stand, wollte ich auch nicht mehr mit Erik reden. Erstens war er mal wieder mehr als herablassend zu mir und zweitens...mhm...ich hatte ein schlechtes Gewissen. Je länger ich mit ihm sprach, umso mehr hatte ich das Bedürfnis, ihm den Kuss zu beichten. Ich musste ihn abwürgen und im nüchternen Zustand nochmal darüber nachdenken.
„Machs gut, Erik.“ Ich lief hastig den Gang entlang und war schon im Begriff aufzulegen.
„Was? Warte! Maya! Ich muss dir doch etwas sagen!“ Ich stöhnte.
„Ich will es aber nicht hören!“
„Jetzt sei doch nicht so lächerlich. Es geht um den Hacker!“ Wusch! Das saß erstmal. Ich wurde hellhörig.Wenn Tom wirklich recht gehabt hatte, dann spielte Erik sein kleines krankes Spiel gerade mit mir weiter. Der Gedanke machte mich unglaublich wütend. Ich legte sämtlichen Sarkasmus in meine Worte:
„Ach ja? Und was musst du mir da so mega wichtiges erzählen?“ Er bemerkte meinen Ton nicht, oder überging ihn.
„Ich habe die Festplatte deines Laptops mit hier her genommen und -“ Nur um ihn zu ärgern unterbrach ich ihn.
„Wohin?“ Ich kicherte innerlich, er knurrte:
„Nach Berlin, Maya. Ich bin in Berlin, die Tagung?“ Ich konnte so fies sein.
„Ach die! Und wer hat dir erlaubt, meine Festplatte einfach so mitzunehmen?“ Eine berechtigte Frage! Er antwortete auch etwas zerknirscht.
„Ja, das tut mir leid, ich hätte dich fragen müssen. Aber ich hatte es sowieso vor. Hier sind einige Genies, die sich gerade mit Hackerprogrammen besser auskennen -“ ich redete ihm wieder dazwischen:
„Kann ich mir garnicht vorstellen, du bist doch der Beste Erik!“ Wieder Ironie en masse, er ignorierte es .
„- ein paar meiner Kollegen haben fast den ganzen Nachmittag an deinem Fall gesessen. Hier haben einige Köpfe geraucht, das kann ich dir sagen!“ Mir gefiel die Vorstellung überhaupt nicht, dass ein Haufen Verrückter meine Festplatte auseinander genommen hatten, da war zu viel privates drauf. Dann tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass Erik mich wahrscheinlich anlog und ich konnte sein scheinheiliges Geschwafel nicht mehr ertragen. Toms Worte schwirrten durch meine Gedanken und irgendwie passte doch alles so unwahrscheinlich gut zusammen. Er wollte sich wieder als Helden darstellen, die Spur auf jemand anderen lenken.
„- Und dann haben wir eine IP-Adresse geknackt! Es war die einzige von vielen anderen, die sich entschlüsseln ließ. Halt dich jetzt fest! Die Adresse gehört zu einem Geschäftscomputer in Kassel -“
Ich atmete tief ein, was er jetzt sagen würde, war die absolute Höhe, doch ich hörte es mir an, auch wenn schon das Blut vor Zorn in meinem Kopf rauschte.
„- angemeldet auf eine Firma, namens CompuT ; Inhaber: Tom Henning!!!!“





Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz