Wenn 2 Herzschläge ganz besonders klingen, dann nur, weil sie im selben Rythmus swingen :) - Teil 11

Autor: Maggie
veröffentlicht am: 30.03.2012


Ich bin sehr gespannt, was ihr von diesem Teil haltet :D



Im ersten Moment war ich tatsächlich versucht den Zettel von mir zu schleudern, den Lipgloss in den Mülleimer zu werfen und mich heulend auf der Toilette einzuschließen. Doch ich widerstand dem Drang.
Ich atmete mehrmals tief durch, schenkte der inneren Aufruhr keine Beachtung und konzentrierte mich darauf so zu tun, als wäre nichts geschehen. Nina beugte sich nun neugierig zu dem Zettel, doch ich faltete ihn schnell zusammen und steckte ihn mit meinem Lipgloss in die Handtasche. Die Schachtel inklusive Verpackung warf ich achtlos in den Mülleimer.
„Und?? Von wem hast du dieses niedliche Geschenk?“ Nina war ein richtiges Tratschweib, immer auf der Suche nach Neuigkeiten und Skandalen die es auszuplaudern galt. Ich antwortete ihr mit einem zuckersüßen Lächeln:
„Keine Ahnung. Scheint wohl ein heimlicher Verehrer zu sein!“ Ihre Augen wurden riesengroß und ich sah schon wie die wildesten Spekulationen unter ihrer blonden Mähne entstanden. Schnell stand ich auf, stahl mich an ihrer überaus präsenten Erscheinung vorbei und flitzte wieder runter in den Verkaufsraum. Ich musste raus finden woher dieses Päckchen kam. Doch die Verkäuferinnen beantworteten meine Frage nur mit einem teilnahmslosen Schulterzucken. Keiner hatte etwas gesehen, niemand hatte es mir auf den Platz gelegt. Das war noch zum verrückt werden!
Allmählich schlug meine Angst vor der unheimlichen Bedrohung in Wut und Kampflust um. Um ehrlich zu sein war ich stinksauer. Was bildete sich dieser Mensch überhaupt ein? Ich hatte nicht im geringsten Lust auf solche Psychospielchen. Ich wollte mein altes langweiliges Leben zurück. Ich wollte nicht mehr in dieser blöden und ständigen Angst leben. Irgendwann war auch mal Schluss.
Und wieder schaffte ich es ziemlich erfolgreich die Vorkommnisse zu verdrängen.
Ich war im Allgemeinen ziemlich gut drauf für einen Montag. Selbst das blöde Meeting am Nachmittag konnte meine Laune nicht trüben und ich überstand den Arbeitstag mit einem unergründlichen Dauergrinsen und dem unerklärlichen Gefühl im Bauch, dass es etwas gab, auf das ich mich zu freuen hatte.
Als ich dann am späten Nachmittag vor die Ladentür trat und ein lächelnder Erik auf mich zu stolzierte, kam sofort wieder das Prickeln in meiner Magengegend. Mit einem Mal wusste ich dann auch, woher meine fraglich gute Stimmung kam. Ich hatte mich auf meinen ganz persönlichen Bodyguard gefreut. Ich hatte mich auf Erik gefreut! Der Typ, der mir sonst mehr auf die Nerven ging als meine Laune zu erheitern. In diesem Moment nahm ich die Erkenntnis einfach so hin, doch innerlich versprach ich mir, dass dieses Thema noch nicht abgehakt war.
Er sah noch immer perfekt aus. Er hatte sich seit dem Morgen nicht verändert, keine Schweißflecken auf dem Hemd, keine müden Augen, nicht mal ein Fussel auf seiner Hose – nur die Haare waren wieder so herrlich verwuschelt und ich widerstand dem Verlangen durch sie hin durch zu fassen. Es kribbelte geradezu in meinem Fingern und nur mit Mühe rang ich um Beherrschung. Himmel! Was war nur mit mir los?
Erik freute sich offensichtlich auch mich zu sehen und nahm mich wieder kurz in den Arm. Ich schnüffelte unauffällig an ihm und der saubere warme Sonnengeruch seines Hemdes versetzte mir ein Extraprickeln. Meine Hormone spielten eindeutig verrückt.
„Wie war dein Tag mein Schatz?“ Er sprach mit gespielt lieblicher Stimme und ahmte eindeutig einen trotteligen liebestollen Jüngling nach. Er legte den Arm um meine Schulter und streichelte mir überschwänglich den Rücken. Ich spielte mit:
„Trist! Doch nun, da ich dich sehe mein Liebling, geht die Sonne auf!“ Er lachte, ein tiefer rauchiger Ton.
„So denn, dann begleite ich dich gen Heimat, meine Holde.“ Ich prustete los. So etwas albernes! Erik hatte sonst eine sehr tiefe Stimme und wenn er betont hoch sprach hörte es sich an, als hätte man es mit einem Kastraten zu tun.
Er grinste vor sich hin und ich packte noch immer lachend meine Zigaretten aus.
„Muss das sein?“ Demonstrativ blieb er ein Stück zurück, verzog den Mund abfällig und suchte die Seite auf die der Qualm nicht hinzog. Ich beachtete ihn nicht und zog genüsslich an der Kippe. So schnell konnte man ihm die Stimmung vermiesen. Ich kicherte innerlich.
Er ging neben mir her und rümpfte ab und an mit der Nase.
„Habe ich dir eigentlich schon mal erzählt, was allein diese Zigarette mit deinem Herz, geschweige denn deinen Gefäßen anrichtet?! Deine Lunge ist wahrscheinlich schon schwarz. Ich muss dir unbedingt mal diese Raucherlungenbilder zeigen. Widerlich ist das! Hast du keine Angst in naher Zukunft an Lungenkrebs zu sterben?“ Sehr nett! Und so schnell konnte er mir die Stimmung versauen! Ich fragte mich, warum ich mich überhaupt auf ihn gefreut hatte. Im Grunde nervte er doch nur und dann sah ich leicht säuerlich in seine Richtung und musste sofort die gedachte Gemeinheit zurück nehmen. Allerdings konnte ich es nicht lassen, ihn den Wind aus seinen arroganten Segeln zu nehmen:
„Im Moment habe ich mehr Angst, dass ich in naher Zukunft von meinem unbekannten Psycho getötet werde. Immerhin hat er mir heute ein nettes Päckchen auf Arbeit liegen lassen. War zwar nur mein verloren gegangener Lipgloss von gestern Abend drin, aber wer weiß? Das nächste Mal ist dann vielleicht ne Briefbombe in meinem Postkasten?“ Es klang lässig und war an sich nur ein Spaß, doch innerlich ermahnte mich eine Stimme beim Öffnen meines Briefkastens mit dem Schlimmsten rechnen zu müssen und ich schluckte schwer.
Erik blieb wie angewurzelt stehen. Ich ging noch ein paar Schritte weiter, drehte mich dann aber um und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Jetzt also auch schon auf Arbeit?!“ Er wirkte fassungslos und sah mich sehr besorgt an.
„Ja.“ Dann erzählte ich ihm alle Einzelheiten unterdessen wir gemeinsam weiter gingen. Auch er wurde während meines kurzen Berichts zunehmend wütender. Er hatte eine kleine Zornesfalte zwischen seinen Augenbrauen und schob sich aufgebracht die Brille zurecht.
„Was ist das verdammt nochmal für ein krankes Schwein?!“
„Wenn ich das wüsste...!“
„Das kann doch nicht wahr sein! FUCK! Maya! Überlege ganz genau! Es muss jemand sein, den du kennst. Der dich kennt! Anders kann ich mir das nicht erklären.“
Dann stellten wir die wildesten Spekulationen an, diskutierten jedes Detail in Grund und Boden. Ich erzählte ihm von den Übergriffen bei Tom, er versuchte mir nochmal genau zu erklären, was mit meinem Laptop passiert war. Als wir bei meiner Haustür ankamen, waren wir so ins Gespräch vertieft, dass Erik automatisch mit zu mir hoch kam. Er setzte sich nochmal an meinen Laptop und ich bereitete uns eine Kleinigkeit zum Abendessen zu. Es war irgendwie schön, nicht mehr alleine zu sein. Ich genoss seine Gesellschaft.
Vor noch wenigen Tagen hatte ich die Einsamkeit meiner Wohnung geschätzt, heute erfreute mich der Anblick, wie Erik mit konzentrierter Miene auf meinem Sofa sitzt und nebenbei Pablo streichelt. Und prompt war da wieder diese Prickeln.
Er blieb noch bis kurz nach Sieben, dann machte er sich auf den Heimweg, meinen Laptop im Schlepptau, welchen er noch einmal gründlich durchsuchen wollte. Hoffentlich hatte ich keine anzüglichen Bilder von mir abgespeichert, dachte ich etwas panisch und durchflog in Gedanken die Ordner. Zum Abschied umarmte er mich wieder und ich sog diesmal ganz bewusst seinen Duft auf. Er drückte sogar kurz meinen Kopf an seinen und aus dem Prickeln wurde eine Brodeln. Es machte mich ganz schwindlig und verschaffte mir ungewohnt weiche Knie. Dann wieder der flüchtige Kuss auf die Wange, ein umwerfendes Grinsen und das Versprechen, mich am nächsten Morgen wieder auf Arbeit zu bringen.
Ein wenige betäubt und vollkommen verwirrt ging ich ins Badezimmer. Es war definitiv Nachdenkzeit! Und Nachdenkzeit hielt ich am besten in einer heißen Badewanne mit einer geradezu illusteren Menge an dem sauteuren Badezusatz aus.
Als ich mich dann seufzend in das wolkengleiche Schaumbad sinken lies, pochte an der Innenseite meines Schädels nur noch ein Gedanke: Erik Erik Erik...
Was war da auf einmal los? War es möglich, dass ich innerhalb von kürzester Zeit etwas entwickelt hatte? Konnte so schnell mehr aus einer Freundschaft werden? Hatte ich etwa Gefühle für ihn??!
Nein! Auf gar keinen Fall. Das waren keine Gefühle, zumindest nicht auf jener mädchenhaften Basis, so wie ich sie kannte.
Für Tom hatte ich Gefühle gehabt, hatte sie noch immer, auch wenn sie nur noch von Erinnerung aufrecht erhalten waren. Bei Erik war es nicht das Gleiche. Es war anders, erwachsener...
Ich fühlte mich plötzlich einfach nur zu ihm hin gezogen. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich zum einem ihn und mein Umfeld allgemein viel bewusster wahr nahm. Bis vor kurzen hatte ich ja noch in einem seelischen Schneckenhaus gelebt. Doch die Befreiung durch das Erzählen meiner Vergangenheit hatte etwas in mir ausgelöst. Ich war über einen Schatten gesprungen und mir war bewusst geworden, wie viel mir an den Menschen in meinem Umfeld lag.
Zum anderen, und das war wohl der hauptsächliche Grund, hatte sich Erik unwahrscheinlich gemacht und das fiel mir momentan besonders auf. Aus dem introvertierten und klugscheißerischen Nerd war in den letzten Jahren ein selbstbewusster, gut gekleideter und ziemlich anziehender Mann geworden.
Jetzt war mir auch klar was da lief. Nein, mit Gefühlen hatte das sicher nichts zu tun. Es war das Normalste der Welt: Mann und Frau, die Chemie stimmt...es lief doch immer auf das selbe hinaus.
Automatisch zählte ich die Wochen zurück zu dem Tag, an dem ich das letzte mal Sex gehabt hatte und stellte erschrocken fest, dass es mittlerweile über 4 Monate waren. Kein Wunder, dass die Hormone mit mir durch gingen.
Das war nicht gut. Erik war mein Freund, durch solche Anziehungskräfte könnte ganz schnell eine Freundschaft zerstört werden und ich durfte definitiv nicht auf diese Weise an ihn denken. Nein...ich durfte nicht daran denken, wie sich seine muskulösen Arme anfühlten, wie seine goldenen Augen immer dichter auf mich zu kamen, wie es wäre mich an seiner dicken Haarmähne festzukrallen während er mich leidenschaftlich küsste...oh Gott oh Gott. Schluss!!
Was war denn nur los? Ich hatte weiß Gott andere Probleme und wichtigeres, über das ich grübeln sollte. Doch immer wieder stahl sich diese hübsche Gesicht in meinen Kopf, schaffte es sogar, das immer blasser werdende von Tom zu überschatten.
Ich musste mich unbedingt ablenken. Ich hatte schon oft One-Night-Stands gehabt, einfach aus dem Bedürfnis heraus mal kurz für jemanden wichtig zu sein und natürlich zur Befriedigung. Danach hatte ich mich jedes Mal noch schlechter als vorher gefühlt. Kurzzeitig dachte ich an Luca, er würde sofort...NEIN! Niemals! Nicht in 100 Jahren und nicht mal dann, wenn ich einem Strahlenschutzanzug trug und 20 Liter Desinfektionsmittel versprühte. Schon komisch, Luca war auch sehr attraktiv und trotzdem bekam ich beim Gedanken an ihn eher Herpes anstatt des wundervollen Prickelns.
Na gut, es nütze ja nichts. Erik war tabu, er war mein Freund und nicht mein Liebhaber. Er würde mich wahrscheinlich auslachen, wenn er wüste wie ich gerade an ihn gedacht hatte und sofort waren mir meine hormongesteuerten Triebe mehr als peinlich. Wie konnte ich nur?
Mit einem Mal war mir heiß, der nach Vanille duftende Schaum wurde mir zu viel und ich stieg hastig aus der Wanne. Als ich dann so wie Gott mich schuf im Badezimmer stand und die Fliesen nass tropfte, wurde mir schwindlig, mein Gehirn arbeitete nur noch auf 50% , das Blickfeld zog sich zu einem Tunnel zusammen und ich setzte ohne Nachzudenken einen Fuß vor den anderen, rutschte auf den Fliesen aus und kracht volle Wucht auf den Boden. Verdammt! Ich hatte mir den Kopf seitlich böse am Wannenrand gestoßen und eine Stelle meines rechten Ellbogens pochte ganz gemein vor sich hin. Das war mir schön öfter passiert, wenn ich zu heiß und zu lange gebadet hatte, dann brach schnell mal der Kreislauf zusammen.
Etwas humpelnd und angeschlagen bahnte ich mir meinen Weg ins Schlafzimmer, zog mir ein lockeres T-Shirt über sowie Shorts und verbrachte den restlichen Abend grübelnd auf dem Balkon und leckte meine Wunden.
Am nächsten Morgen hatte ich eine leichte Beule an der Schläfe, die aber durch meinen Pony nicht auffiel. Erik holte mich wieder ab. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen und verhielt mich distanziert. Mir war es einfach so unangenehm, dass ich ihn tatsächlich sexuell anziehend fand. Die meiste Zeit redete er, ich hörte ihm gar nicht richtig zu, zu sehr musste ich mich darauf konzentrieren ihn nicht anzusehen, sein makelloses Äußeres nicht zu bewundern und seinen Duft zu ignorieren, der immer wieder gemeinerweise in meine Richtung zog. Wenn sich zufällig beim Gehen unsere Arme streiften, zuckte ich unwillkürlich zusammen. Ich verschwand ganz schnell im Laden bevor er mir wieder so einen verführerischen Schmatzer verpassen konnte, der Mistkerl!
Als er mich am Abend lächelnd und mit einem schiefen Grinsen vor der Arbeit begrüßte, musste ich mich noch mehr dazu zwingen einen freundschaftlichen Abstand zu wahren. Es wurde mit jeder Begegnung schlimmer. Eine Art Teufelsspirale, war man einmal rein geraten dann gab es kein entrinnen.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bemerkte er mein mehr als merkwürdiges Verhalten. Sonst war ich immer locker drauf und zu jedem Spaß zu haben, auf einmal glich ich einem verschrecktem Eichhörnchen.
Vor meiner Wohnungstür, ich war schon wieder zu einer hastigen Flucht gewappnet, hielt er meinen nach dem Schlüssel kramenden Arm fest und zwang mich förmlich ihn anzusehen. Seine Whisky-Augen wanderten forschend über mein Gesicht, er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch sein Blick blieb an meiner Stirn hängen. Die Beule hatte sich zu einem netten lila-grün-Ton verfärbt und war meine Schläfe ein Stück weiter runter gewandert. Erik strich ganz sanft mein Pony hoch und betrachtete besorgt das Ergebnis meiner Schusseligkeit.
„Wie ist denn das passiert?“ Besorgt sah er sich den blauen Fleck an und kam meinem Gesicht ganz nahe. Ich wurde richtig nervös und mein Puls beschleunigte sich in einer beängstigenden Geschwindigkeit. Ich verfluchte mich innerlich. Ich wich vor ihm zurück und nahm seine Hand weg.
„Nichts! Ich bin im Bad ausgerutscht.“ Er umklammerte eben diese Hand und zog mich wieder zu sich ran. Dann sah er mich mit ernster Miene an:
„Das hört sich so ähnlich an wie >Ich bin die Treppe runter gefallen!>“ Ich verleiherte die Augen, machte mich hastig von ihm los und dreht mich ohne ihn noch einmal anzusehen weg um die Haustür aufzuschließen.
„Bis morgen früh!“ Ich lies ihm keine Zeit zum Antworten und hechtete die Treppe hinauf. Oben angekommen pochte mein Herz wild und ich wusste nicht, ob es von dem Aufstieg oder von Erik war.

Den nächsten Morgen erwachte ich in freudiger Erwartung, bis mir bewusst wurde, auf was oder besser gesagt WEN ich mich überhaupt freute. Sofort musste ich meine Emotionen zügeln, es war noch zum verrückt werden!
Da Erik bemerkt hatte, dass mit mir etwas nicht stimmte, war auch er ziemlich wortkarg während des morgendlichen Weges und wir liefen schweigend nebeneinander her. Zum Abschied lies er mich mit einem etwas traurigen Blick stehen und ich ging mit einem schlechten Gewissen an die Arbeit. Sicher dachte er nun, dass ich irgendein Problem mit ihm hatte. An sich hatte ich das ja auch, wenn man seine unverschämte und urplötzliche Sexyness ein Problem nennen konnte. Den Arbeitstag verbrachte ich mehr mit Tagträumen als mit den mir zugeordneten Aufgaben. Nun vernachlässigte ich schon meinen Job, das konnte ja noch heiter werden. Es war Mittwoch, unser Copa-Abend. Ich hielt es für keine gute Idee ausgerechnet jetzt noch mehr Zeit mit Erik zu verbringen, geschweige denn in seiner Gesellschaft etwas zu trinken.
Auf dem Heimweg verkündigte ich ihm, dass ich an diesem Abend nicht mitkommen würde. Er sah richtig verletzt aus.
„Wieso denn nicht? Wir gehen Mittwochs immer in die Bar!“
„Mir ist halt nicht danach...“ Ich wich seinem Blick aus.
„Was ist denn mit einem Mal los mit dir? Seit gestern bis du anders, so abwesend. Ist noch mal etwas passiert? Hat es irgendwas mit diesem mysteriösem blauen Fleck an deiner Stirn zu tun? Maya! Sprich mit mir!“ Er blickte so besorgt und gleichzeitig verzweifelt, dass ich versucht war ihn kurzerhand einfach in den Arm zu nehmen. Doch ich riss mich zusammen, atmete tief ein und antwortete ausweichend:
„Nein nein, es ist nichts passiert. Wie gesagt, ich bin gestürzt. Ich hab heute nur einfach keine Lust zum Feiern.“
„Du und keine Lust zum Feiern, Ha! Das ist die schlechteste Ausrede, die ich je gehört habe. Ist es wegen diesem Stalker? Du solltest dich nicht verkriechen, das ist auch nicht gesund. Komm mit und trink was mit uns, ich bringe dich auch wieder nach Hause!“ bei den letzten Worten zwinkerte er anzüglich und ein kleiner Vulkan in meinem Bauch brodelte über. Seine Worte waren ganz sicher nicht so gemeint, wie ich sie interpretiert hatte, ich triebgesteuertes Weib, doch trotzdem kamen wieder die ganzen Frühlingsgefühle hoch und mir blieb gar nichts anderes übrig als zu nicken und dann verdammt schnell durch meine Haustür zu entkommen. Gefährlich, gefährlich! Er durfte so nicht mit mir sprechen.

Als ich mich später in Gedanken vertieft für den Abend fertig machte, zog ich wie automatisch meinen pushigsten Push-Up mit passendem Slip an und schlüpfte in ein unverschämt kurzes, enganliegendes Kleid in einem zarten Lilaton. Meine Haare bildeten zusammen mit dem Kleid einen starken Kontrast zu meinen grünen Augen und sie stachen richtig hervor. Schnell rasierte ich mir noch die Beine, schminkte mich mit dunklen Farben, cremte mich an allen nicht von Stoff bedeckten Körperstellenstellen (und das waren einige!) mit meiner Lieblings-Bodylotion ein und umnebelte mich schlussendlich in einer süßen Wolke aus \'Loverdose\' von Diesel. Dann setzte ich mich wie immer wartend auf den Balkon und genoss eine Zigarette.
Warum hatte ich mich so aufgetakelt? Ich sah aus, als hätte ich heute Großes vor, wobei ich doch eigentlich nicht mal etwas trinken wollte. Gut, es war nicht unüblich, dass ich mich selbst zum Mittwoch aufbretzelte, doch heute wollte ich eindeutig eine Reaktion provozieren. Ich wollte wissen, wo ich bei Erik stand. Ob ich die einzige war, die sich mit diesen Gefühlen quälte. Und die geforderte Reaktion bekam ich prompt.

Als ich aus der Haustür trat und die untergehende Sonne wahrscheinlich ein besonders nettes Licht auf meine gepimpte Erscheinung warf, sah ich eindeutig ein kleines Funkeln in Eriks Augen aufblitzen. Sein Blick wanderte von meinem Gesicht zu meinem schon fast anstößigen Ausschnitt, blieb dort kurz hängen, wanderte an meinem Körper entlang, nur um dann erneut an meinen Beinen kurz inne zu halten. Nervös schob er sich die Brille zurecht und ich schmunzelte selbstgefällig in mich rein. Na also! Heute Abend würde nicht nur ich von brodelnden Vulkanen geärgert werden!
„Kein Wunder, dass du von irgendwelchen Fremden verfolgt wirst, wenn du SO durch die Stadt läufst!“
Das war typisch für ihn, Unsicherheit durch eine Beleidigung überspielen. Doch ich lies mir meinen kleinen Triumph nicht vermiesen.
„Was meinst du mit \'so\'?“ Ich klang unschuldig.
„Ich könnte jetzt jede Menge Begriffe nennen, die alle in gewisser Weise mit einem wohl bekannten und ebenso verruchtem Milieu in Verbindung stehen, aber ich sag einfach mal ganz plump: Scharf!“
Seine Worte waren kein Kompliment, sie waren eine Herausforderung und er sah mich überheblich an. Mir entglitt mein hochmütiges Grinsen und ich stolzierte auf meinen hochhackigen Pumps mit klopfenden Herzen an ihm vorbei. Das würde ein denkwürdiger Abend werden!
Und das wurde er auch...

Als wir im Copa ankamen, war die Stimmung bereits ziemlich gut. Luca und Kim saßen an unserem Stammtisch und unterhielten sich hitzig. Erik und ich hatten beschlossen, die Beiden aus meinen Problemen raus zu halten. Wir wollten nicht noch mehr Menschen verunsichern, es reichte wenn wir zwei uns Sorgen machten.
Als Luca meine Erscheinung sah, stieß er einen anerkennenden Pfiff aus und glotze mir demonstrativ auf den Ausschnitt.
„Maya!! Was haben wir denn da?“ Ein Kleinkind, dass sich über Kuchen freut, eindeutig!
Ich lachte und beugte mich lasziv zu ihm herunter. Seine Augen wurden immer größer und ich hauchte ihm ein
„Das sind Brüste Luca, Brüste!“ zu. Dann setzte ich mich neben Kim und bestellte mir was zu trinken.
Den ganzen Abend legte es Erik darauf an. Er stichelte mich immer wieder an, beleidigte mich hochnäsig oder echauffierte sich über irgendwelche Kleinigkeiten. Ich gab mein Bestes und konterte, lockte ihn aus der letzten Reserve und spielte mit meinen Reizen.
Irgendwann, nach einigen Gläsern, entglitt Eriks Blick immer öfter unterhalb meines Halses. Ich tippte ihn während solch einer Augenentgleisung amüsiert an und und deutete provozierend auf meine Augen. Und was tat er? Er sah einfach wieder auf meinen Ausschnitt, lüstern, überheblich und irgendwie....besitzergreifend. Solche Blicke kannte ich nicht von ihm und in dem Moment prickelte es nicht nur in meinem Bauch. Die Erkenntnis, dass Erik eventuell eben solche Gefühle für mich hatte, war verstörend und aufregend zugleich.
Eine Welle von Verlangen überrollte mich in diesem Augenblick und ich brauchte ganz schnell Ablenkung.
Ich flüchtete mit Kim auf eine Zigarette vor die Bar. Kaum waren wir draußen, sprach sie das wohl Offensichtliche an:
„Was geht da zwischen dir und dem Bücherwurm?“ Ich verschluckte mich vor Schreck am Qualm, hustete bis mir die Tränen in die Augen stiegen und nutze die Zeit über eine ausweichende Antwort nachzudenken.
„Ähhh, Nichts!?!“ Kreativität konnte ich an diesem Abend vergeblich suchen. Kim verdrehte wissend die Augen.
„Selbst ein Blinder spürt das Knistern zwischen euch!“
„KNISTERN? Da ist kein Knistern!“ Meine Stimme befand sich in einer ungewohnten hohen Tonlage, ein untrügliches Zeichen für verlogenes Abstreiten. Kim lachte.
„Maya, verarsch mich nicht! Ich hab für so was ein Gespür und ihr seid zwei meiner besten Freunde! Also frag ich nochmal: Was geht da?!“ Ich seufzte und sah betreten zu Boden.
„Keine Ahnung. Ich fühle mich auf einmal...ähm...irgendwie...naja...ich finde ihn heiß!“ Jetzt war es raus! Boah, die Bombe war geplatzt! Kim machte große Augen und ich machte mich darauf gefasst, dass sie mich auslachen würde, mir den Kopf waschen würde, mir sagen würde, dass ich langsam unter Hormonstau litt. Doch sie antwortete völlig glücklich:
„Na das wurde ja auch mal Zeit!“
„Waaaas?“ Ich traute meinen Ohren nicht.
„Süße! Schon seit Monaten sieht dich Erik nur noch auf diese gewisse Weise an, das ist uns allen aufgefallen, nur nicht dir! Du hattest nur Augen für dich, hast ja deine Umgebung nicht mal ansatzweise wahr genommen. Wir haben die ganze Zeit gehofft, dass du endlich seine Blicke erwiderst und heute sehe ich endlich dieses Funkeln in deinen Augen!“
Ich konnte nicht glauben, was sie da sagte.
„Seit Monaten?“
„Ja! Hast du nicht bemerkt, wie er sich für dich ins Zeug gelegt hat? Fitnesstudio, die neuen Klamotten? Er hat ständig um deine Aufmerksamkeit gebuhlt und dir ist es nicht mal im Ansatz aufgefallen!“
In meinem Kopf ratterte es, ich lies die letzten Wochen Revue passieren. Um ehrlich zu sein hatte ich nie sonderlich groß auf ihn geachtet, er war zwar immer da gewesen, mehr aber auch nicht. Hatte er sich wirklich für mich interessiert? Der Ärmste. Da hätte er sich auch gleich um einen Klumpen Eis bemühen können. Eine schöne Metapher. Ich beschloss, dass das Eis an diesem Abend schmelzen würde.

Ziemlich spät machten wir uns auf den Heimweg. Luca war schon eher mit einer in meinen Augen noch Minderjährigen verschwunden, Kim hatte sich ungewohnt schlecht gelaunt verabschiedet und so torkelte ich an Erik gelehnt zu mir nach Hause. Er war noch ziemlich nüchtern und stütze mich ab, dabei lag seine Hand fest auf meiner Hüfte und ich musste mich noch mehr zusammen reißen.
Vor meiner Haustür blieben wir stehen. Was sollte ich jetzt machen? Für mich stand fest, den ersten Schritt hatte immer der Mann zu machen. Doch war Erik überhaupt der Typ dafür? Plötzlich strömten jede Menge Einwände auf mich ein. Erik hatte seid ich ihn kannte noch nie eine Freundin gehabt, vielleicht war er sogar noch Jungfrau. Nein, bitte nicht! Und ich stand definitiv auf Männer, die die Initiative ergriffen, auch das schien kein Charakterzug zu sein, den Erik in dieser Hinsicht haben würde. Er war doch immer total unbeholfen gewesen, hatte sogar Körperkontakt gemieden. Was erwartete ich eigentlich?
Er zerstreute meine Zweifel innerhalb von drei Sekunden.
Während ich tollpatschig nach meinem Schlüssel kramte, ich hatte definitiv ein Schlüsselproblem, drehte er mich ruckartig zu sich. Seine eine Hand lag auf meiner Schulter, die andere auf meiner Taille. Ich spürte, wie er leicht zu drückte. Dann kam er noch näher an mich ran und während ich noch darüber nachdachte, ob ich jetzt einfach als Startzeichen meine Lippen spitzen sollte, stürzte er sich förmlich auf mich. Seine Hände waren plötzlich an meinem Hinterkopf und seine Lippen auf meinen. Ich fühlte mich wie in einer Achterbahn, so schnell ging das Ganze. Ich hatte nicht mal Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Ich fühlte nur eins: Leidenschaft, aber vom feinsten.
Er konnte unglaublich küssen! Seine weichen Lippen senkten sich drängend auf meine und automatisch öffnete ich meinen Mund für seine Zunge. Er schmeckte irgendwie süß. Und dann tat ich das, was ich schon die ganze Zeit vor hatte: Ich klammerte mich regelrecht an seinem herrlichen Haar fest, drückte mich an ihn ran und erwiderte seinen Kuss vollkommen hemmungslos. Glühende Lava floss durch meinen Bauch und verbrannte in meinem Unterleib. Ich konnte nicht genug von ihm bekommen und ein leiser Seufzer entsprang meiner Kehle. In diesem Moment löste sich seine rechte Hand von meinem Gesicht, glitt wie durch Zufall an meinen Brüsten vorbei und legte sich schwer auf meine Hüfte. Dann drückte er mich ziemlich fest gegen die Haustür und intensivierte seinen Kuss um ein vielfaches.
Ich hatte gedacht Erik wäre nicht in der Lage eine Frau anständig zu küssen. Ich hatte mich so was von getäuscht. Es war der Wahnsinn!
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns keuchend voneinander. Erik sah so sexy aus, atemlos mit glänzenden Augen, in mir zehrte sich alles nach ihm. Der Kuss hatte mir nicht gereicht, ich wollte mehr.
Als könnte er meine Gedanken lesen, flüsterte er mir ins Ohr:
„Lass uns hoch gehen!“ Seine tiefe Stimme jagte mir eine richtige Gänsehaut über den Rücken, in ihr lag die pure Erotik und sein heißer Atem streifte meine Wange. Er sah mich mit harten Augen an und mit einem Mal hatte ich ein völlig neues Bild von ihm.
Zur Antwort presste ich meine volle Weiblichkeit an ihn und zog seinen Kopf zu mir herunter. In mir schien etwas zu explodieren. Der Alkohol machte mich haltlos und alles in mir schrie danach, ihn mit nach oben zu nehmen und ihm die Klamotten vom Leib zu zerren. Er umklammerte mich darauf hin wie eine Körperpresse und spielte auf raffinierte Weise mit meiner Zunge. Ich wusste nicht worauf ich mich als erstes konzentrieren sollte. Es kribbelte überall. Der Kuss fühlte sich so herrlich an, doch auch das Gefühl ihm so nah zu sein war einfach überwältigend.
Ich kam mir vor wie in einem Märchen, obwohl es doch eher ein ziemlich versautes Märchen war. In diesem Moment war mir alles egal, ich wollte nur noch ihn. Er schien in diesem Augenblick wie für mich gemacht. Mein Körper schmiegte sich perfekt an den seinen, ich spürte seine Muskeln durch das duftende Hemd hindurch und seine Hände waren überall.
Ich wusste nicht mehr wie wir es geschafft hatten, die Treppen hinauf zu steigen, geschweige denn zwei Türen aufzuschließen.
In meiner Wohnung angekommen, hatten wir nur noch Augen für einander. Als ich Erik das Hemd auszog, blieb mir förmlich der Atem weg. Er war so heiß!
Er stand halbnackt und adonisgleich vor mir und während ich ihn bewunderte kam er mit einem gierigen Blick auf mich zu. In mir zitterte es vor unterdrückter Erregung. Er zog mir schnell und geschickt mein Kleid aus, knabberte währenddessen an meinen Brüsten und meisterte sogar flott die Herausforderung, meinen BH zu öffnen. Währenddessen zerrte ich an seiner Hose und streifte ihm das Hemd ungeduldig über den Kopf. Er lachte über meine Hektik , nahm mich dann aber so hoch, dass ich meine Beine um seine Hüften schlingen konnte und drückte meinen Kopf zu sich herunter. Dann küssten wir uns eine kleine Ewigkeit. Ich klammerte mich an ihm fest, wollte ihn nie wieder los lassen, dann trug er mich zum Bett und legte mich unter sich ab. Als er sich dann auf mich stützte, mir sanft die Beine auseinander drückte und mich dabei mit einem so umwerfenden Blick ansah, vergaß ich die Welt um mich.





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