Wenn 2 Herzschläge ganz besonders klingen, dann nur, weil sie im selben Rythmus swingen :) - Teil 2

Autor: Maggie
veröffentlicht am: 02.02.2012


Vielen Dank für die vielen Kommentare. Ich freu mich ja so, dass euch der Anfang gefällt. Hier der 2. Teil, viel Spaß.
LG Maggie

Nachdem ich es endlos in der Praxis klingeln lies und das monotone Tuten in meinem Ohr mich etwas beruhigt hatte, gab ich schließlich auf. Natürlich war die Praxis noch geschlossen. Es war ja auch gerade erst halb Sieben. Nochmal sah ich mir die SMS an. Die paar Worte brachten mich vollkommen aus Fassung. Die Nachricht war eindeutig eine Schuldzuweisung. Mein Herzschlag beschleunigte sich schon wieder auf das Doppelte. Ich ermahnte mich ruhig zu bleiben, versuchte den inneren Aufruhr zu unterdrücken. Ich ging hektisch mit dem Handy in der Hand auf den Balkon und zündete mir noch eine Zigarette an, setzte mich auf den Liegestuhl in die Sonne und versuchte logisch an die Sache ran zu gehen.
Der unbekannte Verfasser der Nachricht gab mir eindeutig die Schuld an Lexies Unfall. Ich wusste natürlich, dass ich sie nicht umgebracht hatte und auch keine Verantwortung für ihren Tod trug. Das hatte man mir schließlich in endlosen Sitzungen eingetrichtert. Irgendwann war auch ich davon überzeugt. Doch die erste Zeit hatte ich mir tatsächlich die Schuld gegeben. Jetzt, mit 5 Jahren Abstand weiß ich auch ohne Therapie, dass ich unschuldig war. Im Gegenteil, es hätte mich ebenfalls treffen können. Also war die SMS von irgendeinem Spinner. Vielleicht hatte einfach nur jemand vor mir einen Streich zu spielen. Ja, so war es ganz sicher. Es gab da nur ein Problem: Niemand wusste von Lexie. Zumindest niemand, mit dem ich in den letzten 5 Jahren Kontakt hatte, mit der Ausnahme meiner Eltern, die allerdings gerne meine Vergangenheit tot schwiegen. Aber Keiner aus meinem Heimatdorf kannte diese Nummer.
Die Zigarette zitterte in meiner nervösen Hand. Pablo kam mautzend auf mich zu und strich um meine Beine. Meine Wangen glühten noch von dem Schock. Eigentlich brachte mich nichts so schnell aus Fassung, dafür hatte ich genug erlebt, aber wenn es um Lexie ging, war ich noch immer so empfindlich. Ich überlegte krampfhaft wer mir diese Nachricht geschickt haben könnte. Letztendlich könnte es doch jeder gewesen sein. Wer nur gründlich genug forschte, fand selbstverständlich die alten Zeitungsberichte im Netz. Im Prinzip brauchte man nur meinen Namen googeln. Auch wenn es unlogisch klang, so beruhigte mich diese Tatsache doch. Ich fand den Gedanken viel unheimlicher, sollte dieser Text von jemanden aus meinem Heimatdorf sein.
Ich beschloss diese Nachricht erstmal ad acta zu legen. Es war zwar noch etwas früh, doch ich nahm mir meine dünne Jacke und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Unterwegs holte ich mir noch einen Kaffee bei Starbucks. Den ganzen Weg versuchte ich krampfhaft nicht an Lexie, die SMS oder an sonst irgend etwas aus meiner Vergangenheit zu denken. Die Arbeit verlief wie erwartet unspektakulär und es war ein typischer Freitag. Meine Kollegin Anja war schon total auf Wochenende eingestellt und wir erledigten nur das Nötigste. Wie immer witzelten wir mit den anderen Abteilungen rum und der Tag verging wie im Flug. Ich hatte es dann doch noch geschafft, die morgendliche unangenehme Erinnerung erfolgreich zu verdrängen.
Nach der Arbeit ging ich nochmal in die Innenstadt. Ich hatte vor mich mit Einkaufen abzulenken. Jetzt, wo ich so gutes Geld verdiente, konnte ich mir ein bis zwei Shoppingtouren im Monat leisten, ich durfte nur nicht all zu sehr über die Strenge schlagen. 2 Oberteile, 1 Halstuch und einem Paar Schuhe reicher sowie 100€ ärmer machte ich mich auf den Heimweg. Heute Abend würden wir uns wahrscheinlich im Copa treffen und ich hatte zur Abwechslung mal keine Schicht. Zuhause angekommen wurde ich von meinen Katern schon sehnsüchtigst erwartet. Ihnen hatte ich auch eine Kleinigkeit aus der Zoohandlung mitgebracht. Während ich die Leckerlies verteilte hörte ich plötzlich die vertraute Melodie meines Klingeltons. Innerlich verlrampfte ich sofort, riss mich aber zusammen. Es war Kim. Sie war sowas wie meine mir am nahesten stehende Freundin, so weit das bei mir möglich war. Ich nahm ab und sagte „Hey Maus!“ In mein Ohr zwitscherte eine glockenhelle Stimme „Maya! Süße! Wie geht’s? Du hast dich die Woche nicht einmal gemeldet!“ Sie klang beleidigt. Ich antworte etwas verlegen „Du weißt doch: viel Arbeit , wenig Zeit! Was gibt’s denn?“ „Ich wollte dich fragen, ob wir uns heute Abend sehen. Die anderen kommen alle ins Copa, ich habe vor mich in die Besinnungslosigkeit zu saufen. Marcel hat sich immer noch nicht gemeldet...“ Das tat mir leid. Marcel war Kims letzter Flirt, aus dem sich ganz schnell eine Bettgeschichte entwickelte. In meinen Augen war er ein Arsch, Kim war verrückt nach ihm. Ich antworete „Ach Kim. Ich sag doch er ist ein fieser Mistkerl und du fällst immer wieder drauf rein, das sieht dir so gar nicht ähnlich.“ Knirschend antwortet sie „Ich weiß....jetzt schließe ich auch endgültig mit ihm ab. Versprochen!“ Das hatte ich in den letzten Wochen gefühlte 100 Mal gehört. Ich sagte dazu nichts, dafür ging ich auf was anderes ein „Du willst heute also die Barkarte rauf und runter trinken? Da bin ich dabei, ich hatte einen beschissenen Start in den Tag!“ „Was war denn los?“ Ich wimmelte ab „Egal, hat sich schon erledigt. Wann treffen wir uns in der Bar?“ Sie antwortete etwas scharfzünging „Süße, wenn du nicht mal irgendwann anfängst über deine Probleme zu reden, dann wirst du daran ersticken. Wir treffen uns um Acht. Bis dann!“ Ohne auf eine Antwort zu warten legte sie auf. Ich war froh, dieser Diskussion war ich überdrüssig. In meiner Clique galt ich als verschlossen in Bezug auf mein Privatleben und meine Vergangenheit. Ich konnte mich einfach nicht überwinden. Früher war ich anders. Mit Lexie konnte ich jedes Geheimnis teilen, wir diskutierten die sinnlosesten und kleinsten Details in Grund und Boden. Heute war ich froh, wenn ich meinen Freunden von einer Erkältung erzählte. Die ganze Geschichte hatte einfach einen Knacks hinterlassen. Ich musste oft feststellen, dass ich tatsächlich in vielen Dingen einfach nur komisch geworden war.
Ich sah auf die Uhr und stellte erschrocken fest, dass es schon kurz nach Halb Sieben war, höchste Zeit sich fertig zu machen. Ich begab mich vor meinen Kleiderschrank um ein passables Outfit für den Abend zu finden. Nach einigem Hin und Her entschloss ich mich für ein eng anliegendes langes Oberteil, eine Mischung aus Kleid und T-Shirt. Da meine Beine ziemlich braun waren brauchte ich keine Strumpfhose. Danach ging ich ins Badezimmer und schminkte mich nach. Noch ein paar Accessoires wie Ohrringe und eine lange goldene Kette, fertig. Ich sprühte mich mit meinem Lieblingsparfüm ein und der sanfte Vanilleduft hüllte mich in eine angenehme Wolke. Ich hatte schon immer eine schwäche für gute Düfte. Deshalb auch die Bewerbung in der Parfümerie, nun hatte ich auch noch den Vorteil viele Sachen vergünstigt zu ergattern. Mein ganzes Badregal quoll vor Fläschchen, Flakons und Döschen gerade zu über.
Ein weiterer Blick auf die Uhr, ich hatte noch gute 20 Minuten Zeit. Ich machte mir einen Piccolo auf und ging mit meinen Katern auf den Balkon. Dort rauchte ich wieder eine Zigarette und beschloss diesen Abend vielleicht mal etwas aufgeschlossener zu sein. Ich hatte ewig kein Date mehr gehabt. Mein letzte und leider auch einzige Beziehung lag über 2 Jahre zurück. Mit Dennis war ich nicht mal 6 Monate zusammen gewesen. Letztendlich war ich Schuld am Scheitern der Beziehung. Meine Unnahbarkeit fand er am Anfang noch anziehend, doch mit der Zeit war es für ihn wohl weniger toll, dass er einfach nicht an mich ran kam. Am Ende war ich froh über den Schlussstrich, so musste ich ihm nicht mehr preisgeben, als ich wollte. Danach hatte ich ab und zu kurze Affären, nichts Ernstes. Alle Beziehungen habe ich beendet, nachdem das oberflächliche Kennenlernen zum intensiven Miteinander überging. Meine Therapeutin nannte dieses Phänomen Bindungsangst nach schwerem Verlust. Ich nannte es soziale Inkompetenz. Ich wusste, dass mit mir was nicht stimmte, war aber auch nicht bereit etwas daran zu ändern. Doch an diesem Abend wollte ich mal nicht nur unnahbar bei meinen Freunden sitzen. Ich hätte mich nicht als kontaktscheu beschrieben, schließlich arbeitete ich hinterm Tresen und musste auf eine gewisse Weise mit den ganzen betrunkenen und aufdringlichen Gästen flirten. Das machte mir nichts aus, so lange mir niemand zu nah kam und die Gespräche nicht zu privat wurden.
Ich betrachtete meine momentane Situation ganz nüchtern. Eine komplizierte Vergangenheit, noch nie eine ernsthafte Beziehung, 24 Jahre alt, alleinstehend mit 2 Katern. Ich lächelte und dachte daran, dass ich wohl als einsame alte Frau mit nem Dutzend Katzen enden würde, sollte ich es mal nicht schaffen über meinen Schatten zu springen. Ich trank den letzten Schluck meines Sektes und ging wieder zurück in meine Wohnung. Dort streichelte ich den Katern zum Abschied über den Rücken, nahm meine Tasche, schlüpfte in die neuen Pumps und machte mich relativ gut gelaunt auf den Weg zum Copacabana.
Die Bar lag in der Innenstadt, vielleicht 5 Gehminuten vom Dom entfernt. Ich hatte mich damals nur zufällig dort beworben und hatte eigentlich nur vor, mein Einkommen etwas zu verbessern. Irgendwie bin ich dort hängen geblieben. Sie war ziemlich groß, gut 100 Gäste hätten dort Platz haben können. Die Bar war in karibisch-mexikanischen Stil eingerichtet, überall fand man künstliche Palmen, Sombreros und kleine Kakteen. Die Karte bietete hauptsächlich Getränke, wie z.B. Tequila und Cocktails in allen möglich Varianten an. Es gab auch ein paar Snacks wie Nachos oder stinknormale Pommes. Doch hauptsächlich kam man in so eine Bar um zu Trinken oder gemütlich zusammen zu sitzen. Die Musik war nie zu aufdringlich und passte sich perfekt der Geräuschkulisse an. Manchmal gab es Livebands und jeden 2. Samstag war Karaoke-Abend. Zu diesen Abenden zog ich es vor hinter dem Tresen zu stehen. Ich hatte eine grässliche Stimme und für mich gab es nichts peinlicheres als in der Öffentlichkeit singen zu müssen.
Vor der Bar versammelten sich die Raucher, ich ging vorbei, ich kannte niemanden der dort stand. Ich öffnete die mir vertraute Tür und warf als 1. einen Blick zum Tresen. Sergio, der schwulste Barkeeper Kölns, wie ich ihn gern bezeichnete, hatte heute Dienst. Er blickte auf, sah mich und warf mir einen Handkuss zu. Ich grinste zurück und machte ebenfalls einen Kussmund, dann ging ich lächelnd zu unserem Stammtisch im hinteren Bereich. Kim, Erik und Luca waren schon da. Fehlten also noch Franzi und Christian, dann war unsere „Clique“ vollständig. Ich ließ mich neben Kim nieder, zog meine Jacke aus und warf ein schlichtes „Hi!“ in die Runde. Küsschen hier, Küsschen da – das gabs bei uns nicht und darüber war ich auch nicht traurig. Luca starrte mir unverhohlen auf den Ausschnitt und grinste dümmlich. Ich seufzte theatralisch und zog mein Top noch ein Stück weiter runter und fragte provokant „Besser?“ Ein zufriedenes „Jaaaaa!“ kam zur Antwort. Ich sagte kalt “Gut, mehr wirst du auch nie zu sehen bekommen, Luca.“ Ein herablassendes Zwinkern unterstrich meine Worte. Er schaute gespielt beleidigt und konterte „So viel gibt es da nun auch nicht zu sehen du alte Bohnenstange.“ Ich ignorierte diese Nettigkeit, dieses Spiel lief schon ewig zwischen uns. Er war der ehemalige Mitbewohner von Kim und der Barney Stinson unserer Truppe. Ein Aufreißer vor dem Herrn, wenn auch nicht ganz so schlimm wie das Original. Zugegben, er sah sehr gut aus, auch wenn er nicht mein Typ war. Er war groß, durchtrainiert, muskulös und zur Hälfte Spanier. Seine schwarzen Haare umrandeten sein hübsches Gesicht und die schwarzen Augen funkelten feurig hinter jedem weiblichen Wesen her. Er hatte irgendwie immer einen sexy Dreitagebart, wie er das anstellte, war mir ein Rätsel. Er flirtete mit Alles und Jedem, hatte mehr Frauen im Bett als es gesund war, schaffte es aber eben so wenig etwas ernsthaftes oder tiefgründigeres einzugehen. Wahrscheinlich verstand ich mich mit ihm deshalb so gut, wir hatten in dieser Hinsicht etwas gemeinsam.
Ich wandte mich an Kim. Sie sah wieder unglaublich aus. Kim hatte ich in der 1. oder 2. Woche bei meiner Arbeit im Copa kennen gelernt. Ein schmieriger Typ hatte mich den ganzen Abend fies angemacht, Kim hatte dies bemerkt und ihn auf ziemlich ungalante Art rausgeschmissen. Seit diesem Tag war sie meine persönliche Heldin. Sie war übersäht mir Tattoos im Rockabilly-Style. Auf ihren Armen, Schultern, Rücken und Dekoltee protzen Sterne, Würfel, Kirschen und nackte Frauen. Sie hatte einen Bob und schwarze dicke Haare. Die Lippen waren knallrot geschminkt und sie hatte Plugs im Ohr, so wie zahlreiche Piercings in Nase, Oberlippe und was weiß ich wo noch. Ihre hellbraunen sanften Augen straften ihren Äußerlichkeit Lügen. Objektiv betrachtet fand man sie mehr abschreckend, denn anziehend. In meiner subjektiven Sicht fand ich sie mehr als hübsch mit ihrem perfekten Style, der babyreinen Haut und der wunderschönen Stimme. Sie war ein offenherziger, lieber und mitfühlender Mensch. Auf sie traf der Spruch „Harte Schale, weicher Kern“ mehr als nur zu. Nach dem Vorfall kam sie immer öfter in die Bar und wir freundeten uns an. Irgendwann brachte sie Luca mit. Damals wohnten sie noch zusammen. Ich schliff dann Eric mit hin zu und der Grundstein für unsere sonderbare kleine Truppe war gesetzt.
Kim sah mich besorgt an „Alles gut bei dir? Du siehst irgendwie fertig aus?“ Ich schüttelte mit dem Kopf „Alles gut. Wolltest du nicht schon längst besinnungslos sein?“ Sie sah mich vielversprechend an, deutete auf ihr Glas und meinte resigniert „Bin dabei!“ Ich sah auf das Glas, roch am Inhalt und rümpfte die Nase „Seit wann trinkst du Whiskey Kim? Das ist ja wiederlich!“ Ich selbst trank eigentlich nur Sekt oder Wein, ab und zu mal einen Tequila, Whiskey fand ich absolut ekelhaft. Eric nahm Kim die Antwort ab „Seit dem sie hier ist, ca. 20 Minuten, schon der Dritte. Heute hat es jemand eilig. Ich trag sie nicht nach Hause!“ kam trocken aus seiner Richtung. Ich kicherte. Das war typisch Erik, wenn er überhaupt mal was sagte, dann war es etwas Kluges und nebenbei auch noch verdammt Witziges. Ich liebte seinen trockenen Humor. Mit Erik war ich zusammen in einem Kurs an der Uni gewesen und wir mussten in unserem 1. Semester gemeinsam ein Referat erarbeiten. Das Schicksal wollte, dass wir uns kennen lernten. Er war ein verschlossener Typ, verbrachte mehr Zeit mit seinem Notebook als es normal wäre und hatte mir mit seinem Megahirn durchs Studium geholfen. Als wir unser Projekt in Angriff nahmen, war er unfreundlich, abweisend und verständigte sich mit mir nur per E-Mail. Zu diesem Zeitpunkt war mir das mehr als recht und zwischen uns entwickelte sich eine distanzierte kommilitonische Arbeit. Irgendwann mussten wir dann doch mal miteinander sprechen und ich stellte schnell fest, dass, wenn Erik mal sprach, war es ausgesprochen geistreich und witzig. Er wurde mir immer sympathischer und irgendwie mochte er mich letztendlich dann auch. Seit dem habe ich es geschafft ihn etwas unter die Leute zu bringen. Auch wenn er meistens mit seinem Iphone oder dem Tablet in der Bar saß und nur hin und wieder sich zu einer Unterhaltung herab lies. Luca hatte es sich zu seiner persönlichen Aufgabe erklärt Erik umzukrempeln und versuchte ihn andauernd auf irgendwelche Weiber aufmerksam zu machen. An sich hätte das sogar funktionieren können. Erik war zwar unscheinbar, aber keineswegs hässlich. Seine goldbraunen Augen versteckte er hinter einer modernen Brille, die hellbraunen Haare waren etwas länger und standen ihm verwuschelt vom Kopf ab. Ich wusste, dass dies nur mangels Pflege so war, doch manche Männer brauchten für so eine „Frisur“ Stunden vor dem Spiegel. Er trug relativ moderne Klamotten, hatte eine normale Figur und eine richtig tiefe sexy Stimme.
Die Bedienung riss mich aus meinen Gedanken „Hallo Maya! Das Gleiche wie immer?“ Ich nickte nur. Nina, die Kellnerin war noch nicht lange angestellt, kannte aber schon meine Vorlieben. Sie schrieb geschäftig das komplette Wort „Weinschorle“ auf ihr Blöckchen, ein Zeichen, dass sie wirklich kaum Erfahrung im Kellnern hatte. Sie blickte in die Runde „Darfs für euch noch was sein?“ Die Anderen verneinten. Ich fragte in die Runde „Kommen Franzi und Christian noch?“ Luca verdrehte die Augen, Erik schüttelte mit dem Kopf, von Kim bekam ich die Antwort „Wohl eher nicht. Ich hab vorhin mit Franzi telefoniert, bei den beiden kriselt es momentan, mal wieder.“ Ich gab ein genervtes „Mhm“ von mir. Mehr brauchte ich zu dem Thema nicht sagen, die anderen verstanden mich auch so. Franzi und Christian waren meine beiden letzten WG-Mitbewohner und durch sie hab ich mich immer in meinen Horror vor Beziehungen bestärkt gefühlt. Am Anfang war alles noch erträglich, bis die 2 anfingen zusammen ins Bett zu gehen. Seit dem herrschte Krieg. In 2 ½ Jahren schafften sie es sich gefühlte 200 mal zu trennen und wieder zu versöhnen. Wobei das definitiv an Franzi lag. Ich mochte sie nur bedingt. Sie war hochintelligent und ließ das Andere mehr als spüren. Sie hatte eine Ausbildung zur Bankkauffrau gemacht, dieser Beruf langweilte (!!!) sie, so dass sie parallel ein Studium im Finanzwesen begann. Sie war so super schlau, sogar Erik war von ihren herablassenden Sprüchen genervt. Sie war klein, pedantisch, perfekt und unausstehlich. Christian war das komplette Gegenteil. Er war Musiker, hatte kein festes Einkommen und lebte in den Tag hinein. Sein Look hatte immer etwas Lässiges und Cooles. Lange Haare, T-Shirts mit für mich absolut unbekannten Bandnamen, Lederarmbänder – er entsprach voll dem Klischee. Und er war immer total entspannt drauf. Ich hatte nie verstanden, warum er sich mit Franzi abgab. Ich war auch um ehrlich zu sein ganz froh, dass die 2 an diesem Abend nicht kamen und dem Rest ging es offenbar genau so.
Nina brachte mir meine Weinschorle und ich nippte an dem Getränk. Plötzlich hatte ich Lust Eine zu rauchen, stupste Kim an und machte ihr eine Geste in Richtung Tür. Sie verstand sofort und wir gingen raus. Erik war Nichtraucher aus Überzeugung, Luca rauchte nur, wenn er total besoffen war.
Draußen standen wie immer kleine Grüppchen von Menschen. Mein Blick streifte sie auf der Suche
nach einem bekannten Gesicht und blieb an einem mir unbekannten Mann hängen. Er starrte mich gerade zu an und ich schaute sofort eingeschüchtert weg. Der kurze Moment, in dem ich ihn gesehen hatte, hatte ausgreicht um feststellen, dass er der Typ Mann war, der mich dazu brachte, mich wie eine naive 13 Jährige zu fühlen. Er war ziemlich groß, gutaussehend, modebewusst und hatte einen intensiven Blick. Außerdem hatte ich noch zahlreiche Tattoos gesehen. Ich zündete mir die Zigarette an und wagte noch einen Blick in seine Richtung. Er starrte immer noch. Er hatte kurze schwarze Haare und sein Gesichtsausdruck war unergründlich. Eine Mischung aus Abneigung und Belustigung. Ich drehte mich wieder weg und sah Kim an. Vielleicht hatte ich mich getäuscht und er starrte zu ihr, sie war wieder sehr auffällig gekleidet. Außerdem betrachten sich Tätowierte doch immer gern gegenseitig. Ich stand nun mit dem Rücken zu ihm und wollte mit Kim ein Gespräch beginnen. Doch sie schaute an mir vorbei und sagte ganz leise „So nen Typ hinter dir starrt dich die ganze Zeit an.“ Mist! Also doch mich. Ich antwortete „Der mit den Tattoos?“ Sie zischte mir zu „Ja! Was ne geile Schnitte. Er schaut dir grad auf den Arsch. Man gut, dass er in diesem Kleid so gut zur Geltung kommt!“ Sie hob anerkennend eine Augenbraue und grinste mich dann an. Ich fragte erstaunt „Der Typ hat wohl nen Kleid an?“ und lachte blöd. Kim sah verwirrt aus „Was? Wieso...der hat doch kein Kl...ach man! Du weißt genau, dass ich dein Hinterteil meinte. Deine Witze sind manchmal so flach. Spar dir deine blöden Sprüche lieber für...äh...genau jetzt, er kommt her!“ Ich zuckte zusammen. Mir waren solche Situationen total unangenehm. Ich muss geguckt haben wie ein Eichhörnchen, Kim fing an zu kichern, so was Albernes. Aus dem Augenwinkel sah ich ihn schon fast neben mir und nahm plötzlich einen berauschend guten Duft wahr. Ich erkannte das Parfüm sofort, es war eines meiner Lieblingsmännerparfüms und an ihm roch es noch tausend mal besser. Er blieb direkt neben mir stehen, ich wagte aber nicht den Blick zu heben. Dann sagte er mit angenehmer tiefer Stimme: „Hey Maya!“






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