Wenn 2 Herzschläge ganz besonders klingen, dann nur, weil sie im selben Rythmus swingen :)

Autor: Maggie
veröffentlicht am: 28.01.2012


Hey, dies ist die 1. Geschichte, die ich je geschrieben hab, also damit meine ich den Anfang einer Geschichte, sie ist ja noch nicht fertig ;) Ich hoffe der 1. Teil gefällt euch. Ich freue mich über Anregungen und Kritik. Viel Spaß :)


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Ich wachte schweißgebadet auf.
Mein T-Shirt war klatschnass und klebte kalt an meinem Rücken. Ein Zittern durchlief meinen Körper und endete in einem Prickeln auf meiner Kopfhaut.
Schon wieder so ein verdammter Alptraum.
Ich hatte genug Erfahrungen mit diesen lästigen nächtlichem Terror. Ich wusste, wie ich damit umzugehen hatte. Seit 5 Jahren wurde ich von ihnen heimgesucht, in verschiedenen Varianten, doch immer das gleiche Thema: Lexie.
Ich seufzte und drückte den Knopf auf meinem Smartphone um zu sehen wie spät es war und ob es sich noch lohnte die Entspannungsübungen zum erneuten Einschlafen, die mir meine Therapeutin empfohlen hatte, anzuwenden. Das LED-Licht zeigte 05:48 Uhr an. Eindeutig zu spät, in einer halben Stunde hätte ich eh aufstehen müssen. Langsam zog ich die Decke weg, nur um ein empörtes Mauzen vom Bettende wahr zu nehmen. Einer meiner grauen BKH-Kater sah mich vorwurfsvoll und verschlafen an. Diego oder Pablo, im Dunkeln konnte selbst ich sie nicht auseinander halten. Ich streichelte gedankenverloren über den weichen plüschigen Kopf, schlüpfte in meine Hausschuhe und machte mich auf den Weg zum Badezimmer. Erstmal Duschen. Den kalten Schweiß des Alptraums abspülen. Unter der Dusche wurde ich wieder zum Mensch. Ohne Dusche am Morgen ging bei mir Nichts, ein Ritual in meinem Leben, der erste Schritt in den Tag.
Nachdem ich das Wasser schrittweise so heiß gestellt hatte, bis ich es nicht mehr aus hielt, stieg ich frisch und duftend auf die kalten Fliesen, wickelte mich in ein Handtuch ein und lief mit neuer Energie ins Wohnzimmer. Ich schaltete die Kaffeemaschine an, bereitete den Katern ihr Frühstück zu und setzte mich auf mein gemütliches Sofa um den Fernseher an zu machen.
Das ist der Vorteil an einer eigenen Wohnung ohne nervige Eltern oder lästigen Mitbewohnern: Man kann machen was man will. Ich war so stolz auf meine vier Wände. Alles hatte ich mir selbst gekauft, nach meinem verworrenen Geschmack eingerichtet und ich fühlte mich sau wohl. Meine Höhle, mein Ort des Rückzugs – eine Oase der Ruhe. Wie lange hatte ich mich nach einer eigenen Wohnung gesehnt. Nachdem ich vor 5 Jahren Hals über Kopf das Haus meiner Eltern, das Dorf meiner Kindheit und die Zeit des jungendlichen Leichtsinns verließ, hatte ich in verschiedenen WG\'s gewohnt, eine schrecklicher als die Andere. Doch während des Studiums konnte ich mir nun mal Nichts anderes leisten. Es war ja auch um ehrlich zu sein, manchmal, eine ganz lustige Zeit, doch dem unsteten Leben, der Unordnung und der nicht vorhandenen Privatsphäre war ich überdrüssig geworden und sehnte mich nach Ruhe. Außerdem brauchte ich ein Haustier. Ein Leben ohne Tiere war für mich genauso undenkbar wie eine Leben ohne Duschen am Morgen. Also gab ich mir größte Mühe beim Studium, arbeitete nebenbei als Bardame im Copacabana und absolvierte die Uni ganz passabel. Schneller als gedacht fand ich einen Job als Assistentin der Personalleitung einer großen Parfümerie-Kette. Nach viermonatigem Sparen meines mörderisch hohen Gehalts konnte ich mir eine eigene Wohnung in Köln leisten. Ein Traum wurde wahr! Die ganze Schufterei hatte sich gelohnt.
Der Job erfüllte mich zwar nicht, aber es machte Spaß. Die Kollegen waren super und dank der unauslastenden Arbeit hatte ich noch genug Energie um weiterhin an 3 Abenden in der Woche in der Bar hinterm Tresen zu stehen. Ich liebte dieses anspruchslose Bedienen irgendwie. Außerdem war die Bar zu einer Stammkneipe für viele meiner Freunde geworden. Auch wenn ich dort mal nicht arbeitete, traf ich mich dort mit meinen Freunden, außerdem kannte ich die gesamte Belegschaft und einen großen Kreis der Stammkunden. Die Bar war mein 2. Zuhause, das krasse Gegenteil zu meiner ruhigen Wohnung, aber auf eine gewisse Weise eine Konstante in meinem Leben.
Der Kaffee war fertig. Ich goss die heiße schwarze Flüssigkeit in einen großen Becher und füllte mit der gleichen Menge Milch auf. Dann zog ich mir meinen Bademantel über und ging
mit der dampfenden Tasse in der Hand auf den Balkon. Die Sonne ging gerade auf, ein wunderschöner Anblick, die milde Luft versprach einen sonnigen warmen Tag. Ich zündete mir eine Zigarette an, zog genüsslich daran und trank einen Schluck des köstlichen Milchkaffees.
Ich stand gern sehr früh auf. Ich mochte einfach das Gefühl den Tag schon zu beginnen, während die meisten Menschen noch schliefen. Das war nicht immer so. Es gab Zeiten in denen ich bis zum frühen Abend aus schlief, da sich mein Körper von der anstrengenden Nacht vorher erholen musste. Manchmal schafften es meine Eltern nicht mal mich zu wecken. Sie machten sich große Sorgen, mir war das damals egal.
Ich versuchte die unangenehmen Erinnerung zu verdrängen und dachte unbewusst an meinen Alptraum. Lange hatte ich nicht mehr so schrecklich geträumt und fragte mich, warum ausgerechnet jetzt wieder. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich rannte trotz Zigarette in der Hand in die Wohnung und sah hektisch auf den Kalender. Natürlich! Es war der 07. Juni! Heute hätte Lexie ihren 24. Geburtstag gefeiert. Ich schluckte den schweren Kloß in meinem Hals herunter, unterdrückte wie immer die Tränen und trat wieder auf den Balkon. Erste Sonnenstrahlen erreichten mein Gesicht und verwöhnten es mit einer angenehmen Wärme. Ich schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und flüsterte dann mit belegter Stimme: „Happy Birthday Süße!“ den Kaffeebecher hielt ich zum Prost gen Himmel.

Ich dachte an Lexie während ich meine Zigarette auf rauchte und den Kaffee aus schlürfte. Lexie, eigentlich Alexandra, war meine beste Freundin. Seit dem Kindergarten waren wir wie eineiige Zwillinge, unzertrennlich. Die Eine ergänzte die Andere, perfekte Harmonie. Wir kannten uns in und auswendig, haben alles geteilt, jede freie Minute verbrachten wir miteinander. Die Freundschaft war etwas Besonderes, sie hätte ewig gehalten. Doch das war uns nicht vergönnt. Wir haben das Schicksal heraus gefordert und es hatte mir Lexie grausam genommen. Ich dachte, dass sich Keiner vorstellen kann, wie schwer es ist alleine weiter zu machen.
Ich ging wieder in meine Wohnung und betrachtete automatisch das Foto im Flur. Meine Art der Therapie mit dem Schmerz des Verlustes fertig zu werden. Das Bild zeigte mich und Lexie im Sommer vor unserem Abitur. Es war ein typisches Foto von uns, aufgenommen bei einer der legendären Gartenfeten von Lexies großem Bruder Tom und seinen Kumpels. Wir hatten beide eine Zigarette und ein Becher mit irgendeinem alkoholischen Getränk in der Hand. Ich lachte mit breitem Grinsen in die Kamera, während Lexie mir einen Kuss auf die Wange gab, gleichzeitig aber auch mit leuchtenden Augen zum Fotografen blickte. Unsere Pupillen waren unnatürlich geweitet, tiefe Schatten lagen unter unseren stark geschminkten Augen, die Wangenknochen traten hervor – wir waren klapperdürr und hielten uns für unwiderstehlich. Ich trug meine hellbraunen Haare zu der Zeit ziemlich kurz, hatte sonnengebleichte helle Strähnen und den Ansatz am Hinterkopf stark topiert. Meine dunkelgrünen Augen wirkten komplett schwarz. Lexie dagegen hatte lange hellblonde Haare mit einem schrägen Pony, die gletscherblauen Augen waren schwarz umrandet und stachen so noch stärker hervor. Wir waren beide unnatürlich braun, trugen Trägertops und hatten große farblich abgestimmte Kreolen in den Ohrlöchern. Die Schulterknochen und Schlüsselbeine ragten hervor. Wir waren äußerlich so unterschiedlich und doch irgendwie gleich, jede auf ihre Weise. Wir wirkten glücklich, ausgelassen und unbeschwert. Mein Blick ging nicht direkt in die Linse der Kamera. Ich weiß noch, dass neben dem Fotografen Lexies Bruder stand und mir anzüglich zu zwinkerte. Der Moment wurde wieder lebendig, ich erinnerte mich an die Euphorie, die an jenem Abend mich und Lexie beherrschte. An meine Gefühle für ihren Bruder, die nur mit oberflächlicher Flirterei erwidert wurden. An das Kribbeln im Bauch, wenn er mich mal nicht nur als die Freundin seiner kleiner Schwester wahr nahm, was zu dieser Zeit immer häufiger geschah und mir Hoffnungen machte.
Ich schüttelte den Kopf, ich wollte nicht an Tom Henning denken. Ich hatte ihn seit über 5 Jahren nicht mehr gesehen und legte um ehrlich zu sein auch keinen Wert mehr drauf.
Ich schlurfte ins Badezimmer und begann mich vor meinem riesigen Spiegel zu schminken. Ich war immer noch dünn, aber nicht mehr so knochig wie damals. Meine Haare trug ich sehr lang und hatte einen Pony, der mein schmales Gesicht voller wirken ließ. Meine Augen traten nicht mehr so aus den Höhlen hervor und ich umrandete sie nur ganz dezent mit Kajal. Die langen dichten Wimpern brauchten eigentlich keinen Mascara, ich schminkte sie trotzdem auf ihre doppelte Größe an. Zwei dunkelgrünen Pupillen leuchteten mich im Spiegel an. Die Augen nahmen mein Gesicht ein, sie waren riesig. Ich bemerkte nur all zu oft faszinierte Blicke von Fremden, die über meine Augen nicht fertig wurden. Ich persönlich machte mir nicht viel daraus, ich war schon immer mehr Fan von blauen Augen, karibikmeerblau, so wie die von Lexie und Tom.
Zufrieden begutachtete ich mein vollendetes Schminkwerk. Ich betrachtete mich zwar als ganz hübsch, fand aber, dass es weitaus schönere Menschen auf der Welt gab. Ich war mit meinem Äußeren ganz zufrieden, bildete mir darauf aber auch nichts ein. Luca, einer meiner Kumpel, sagte mir immer, ich sei ein Klappergestell mit Alienaugen, er fände mich furchteinflößend. Ich wusste ein Glück wie ich diese Kompliment zu nehmen hatte.
Ich verließ das Bad, zog meine Arbeitskleidung, einen roten Rock mit weißer Bluse, an und bereitete mich seelisch-moralisch auf den bevorstehenden Arbeitstag vor. Es lag nicht viel an, es würde wohl eher wieder darauf hinaus laufen, dass ich mit meiner Kollegin rumwitzeln und das Schreibkram nebenbei erledigen könnte. Mein Handy gab den vertrauten Ton einer eingehenden SMS von sich.
Ich schnappte es mir und sah auf den Display. Ich kannte die Nummer nicht und öffnete die Nachricht mit einem mulmigen Gefühl. Diese Nummer hatten im Prinzip nur meine engsten Freunde. Ich musste die Nachricht mehrmals lesen, bis der Inhalt bei mir an kam. Meine Wangen wurden heiß und Panik breitete sich aus. Ich konnte mir diese SMS nicht erklären, verstand aber den Inhalt bestens: „Heute wäre ihr Tag gewesen, du hast ihn ihr genommen. Wenn du nicht wärst, wäre sie noch da.“ Meine Hand zitterte. Mein Gehirn wurde vor Entsetzen ganz taub, rund um meinen Mund kribbelte es. Ich brauchte 3 Anläufe um die Nummer meiner Therapeutin zu wählen.





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