Ich habe ihn geliebt - Teil 3

Autor: Krümmelmonster
veröffentlicht am: 26.01.2012


Ich kam wieder zurück in die Gegenwart, und mir rannen die Tränen nur so über die Wangen.
„Was soll ich bloß ohne dich machen?“, fragte ich leise, doch ich bekam keine Antwort. Und würde sie auch nie bekommen, dachte ich mir leise.
Ich vermisste ihn fürchterlich, und ich konnte auch mit Niemandem darüber reden. Denn es würde sowieso nichts bringen, der Schmerz würde nicht nachlassen, weil ich mit Jemandem darüber redete. Langsam ging ich wieder, doch Nachhause ging ich nicht, ich ließ einfach meine Füße entscheiden, wo sie hingingen. Und schon war ich wieder an einem Ort, wo die Erinnerungen mich überfluteten. Das war der Ort, wo ich das erste mal mit ihm geredet hatte. Es war der Park, wo überall Bäume standen, die im Sommer gute Schattenspender waren.

Ich war gerade Vierzehn Jahre alt geworden und war auf dem Heimweg von einer Freundin. Es war ein schöner Sommertag und ich war ziemlich gut drauf. Bis ich diese Jungs sah, die immer Scheiße bauten. Ich ging schnell weiter, denn ich hatte keine Lust von ihnen angesprochen zu werden. Und sie waren berühmt dafür das sie fremde Menschen ansprachen. Eigentlich nur Jugendliche die alleine unterwegs waren. Leute, die in einer Gruppe waren, ältere Leute, oder coole Leute, sprachen sie nicht an, denn das wäre nicht cool gewesen. Keine Ahnung warum, jedenfalls sagten die Meisten das. Ich verstand zwar auch nicht was dann daran cool war Schwächere zu ärgern, anstatt sich mit „gleichgroßen“ anzulegen, aber ich verstand Vieles nicht, wie meine Freunde es immer sagten. Schnell hastete ich weiter, doch ich senkte meinen Kopf nicht, denn das hätten nur sogenannte Opfer getan. So nannten jedenfalls immer diese ach so angesagten Jungs und Mädchen, die Menschen, die schlauer als sie waren, oder einfach cooler, was sie aber niemals zugeben würden.
Was ich war, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, denn das zeigte mir erst Phillip.
Plötzlich hörte wie Jemand pfiff, doch ich drehte mich nicht um, obwohl das mein erster Impuls war. Ich drehte mich auch nicht um, als Irgendjemand sagte: „Guckt mal die Süße davorne. Die würde zu uns passen findet ihr nicht auch?“
Eigentlich wollte ich mich umdrehen, ich wollte sichergehen, dass sie mich nicht meinten. Doch die Niederlage, wenn ich mich umdrehte und sie mich garnicht gemeint hatten, und mich deshalb auslachten, wollte ich ihnen nicht lassen. Also ging ich weiter und guckte stur geradeaus.
Erst als eine Hand nach meinem Arm griff, drehte ich mich um, und stand wie erstarrt da. Vor mir stand wohl der gutaussehenste Junge der ganzen Welt. Er hatte braune Haare und blaue Augen, seine Nase war schön und gerade. Seine Haut war ohne jeden Mackel. Sein Mund war voll und schön geschwungen, seine Gesichtszüge waren weich und doch hatten sie irgendetwas an sich, das ihn wie so einen Witzbold, aus den unteren Klassen aussehen ließ. Dieser Junge der vor mir stand war gut einen Kopf größer als ich und hatte einen Körper... der einfach nur toll war. Unter seinem nicht zu engem und doch nicht zu großem Hemd das er anhatte, und dem weißen T-shirt darunter konnte man seine eindeutig vorhandenen Brustmuskeln sehen, und sowieso, schien dieser Typ der vor mir stand, kein einzieges Gramm Speck am Körper zu haben. Einen Moment stand ich noch wie erstarrt, doch ich hatte nicht vor ihm zu zeigen, wie gut er aussah.
„ Ist Etwas?“, fragte ich deshalb, und zog die Augenbrauen hoch genau so wie ich es vor dem Spiegel geübt hatte.
„Wir haben dich eben die ganze Zeit gerufen, hast du uns nicht gehört?“, fragte er zurück.
„Habt ihr? Das tut mir aber leid.“, sagte ich und sah ihn sarkastisch an.
„Ist ja auch egal. Wir wollten dich fragen ob du Lust hättest ein bisschen mit uns rumzuhängen.“, fragte er. So sehr ich die Jugendlichen um mich herum auch bemitleidete, weil sie immer von solchen eingebildeten Blödmännern gepisackt wurden, so musste ich manchmal doch auch jemandem zeigen, das ich ebenfalls Feuer spucken konnte, und wenn es sich dabei auch noch um solche eingebildete Schnösel handelte, hatte ich noch mehr Spaß dabei.
„Mit euch? Ne, lass mal lieber. Weißt du, ich hänge leider lieber mit anderen Leuten ab, als mit solchen wie euch.“, hauchte ich ihm geradezu zuckersüß zu.
„Was sind wir denn für welche?“, hauchte er zurück und beugte sich näher zu mir runter.
„Halt diese Typen, von denen die Menschen immer sagen, wir sollten uns bloß von euch fernhalten, ihr würdet uns nicht guttun. Ihr seid doch voll die „Gangster“ mit euren Lederjacken, den Zigarreten obwohl, von euch warscheinlich noch keiner Achtzehn ist, und den ganzen Flaschen voller Alkohol. Ihr seid halt die Typen, von denen die Eltern nichts halten.“, erklärte ich ihm.
„Woher willst du wissen, ob wir überhaupt so sind, wenn du uns nicht einmal kennst?“, fragte er mich und beugte sich noch weiter zu mir runter. Ich wusste das er mich nicht küssen würde, dafür stierte seine Freundin, viel zu böse zu uns rüber. Aber er wusste schon eindeutig welche Wirkung er auf Mädchen hatte.
„Du solltest dich lieber nicht so dicht zu mir beugen, da guckt jemand schon ganz eifersüchtig.“, flüsterte ich ihm zu.
„Welche denn von denen?“, er schien nicht wirklich sehr interessiert, wer es war, es schien mir eher so, als würde er lieber noch Etwas Zeit verschwenden.
„Sie hat lange blonde Haare, ist groß, schlank und sie guckt so als solltest du dich eigentlich zu ihr runterbeugen.“, schilderte ich ihm, das Mädchen, das mich gerade anfunkelte, als würde sie sich gerade vorstellen, wie es wäre mit zehn Messern auf einmal in mich reinzustechen. Schon bei dem Gedanken alleine, überkam mich ein kalter Schauer. Okay, jetzt guckte sie nicht mehr so als würde sie es sich vorstellen, sondern viel eher, als würde sie es gleich machen.
„Sag mal du hast nichts gerade dabei, womit ich mich währen könnte, wenn deine Freundin auf mich losgeht?“, vergewisserte ich mich, denn eigentlich hatte ich mich schon längst nach Allem umgeguckt was mir irgendwie nützen könnte, falls sie gleich auf mich losgehen sollte.
„Sie ist nicht einmal meine Freundin. Warscheinlich wünscht sie es sich nur.“, erklärte er und grinste dabei eingebildet.
„Sag mal, stellst du uns deine Neue, jetzt auch mal vor?“, rief plötzlich einer seiner Freunde und grinste mich anzüglich an.
Igitt, dachte ich mir nur und sah, den hübschen Jungen vor mir wieder an.
„Klar, sobald ich sie dazu gebracht habe, uns nicht in die Schublade mit der Überschrift „Spasten“ einzuordnen.“, grölte er zurück, ließ mich währrenddessen, aber kein einzieges Mal aus den Augen.
„Ich stecke Menschen grundsätzlich nicht in Schubladen, es ist nur so, dass ich gerade keine Zeit habe, um mich von einer Barbie ermorden zulassen.“, zischte ich und schnaubte, als er anfing zu kichern.
„Nur so als Tipp. Nenne sie bloß nie in ihrer Gegenwart Barbie. Sie würde dich umbringen.“, brachte er hervor, und lachte schon wieder.
„Ich hatte nicht vor ihre Gegenwart aufzusuchen. Aber vielen Dank, für die Warnung.“, sagte ich noch spitz, drehte mich um und marschierte davon. Er lief mir nicht nach, wie ich es erwartet hatte. Natürlich hatte meine naive mädchenhafte Seite gehofft, er würde das tun, aber Tatsache war doch: er war angesagt und sah gut aus, ich war ein kleines Mädchen, das er gerade so beschlossen hatte zu ärgern und das war auch alles. Nichts weiter würde passieren, morgen in der Schule würden er und seine Clique mich in Ruhe lassen, weil ich dann nicht alleine herumlaufen würde, und mit meinen Freundinnen und Freunden rumstehen würde und reden würde. Das Komische war daran, dass er mir noch nie aufgefallen war. Ich ging nun schon seit einige Zeit auf das Gymnasium und diese Clique war mir schon mehrmals aufgefallen, doch er nicht. Das fand ich komisch, immerhin bemerkte ich immer jeden annehmbaren Jungen im Umfeld von hundert Metern. Ich konnte nichts dagegen tun, so sehr ich mich auch weigerte so oberflächlich zu werden, wie all diese anderen Mädchen, so war leider aber auch zu viel Mädchen in mir, als das ich keine gutaussehende Typen bemerkte.
Zuhause angekommen, passierte nichts Aufregendes mehr.





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