Herzensangelegenheit

Autor: ladybloodex
veröffentlicht am: 18.01.2012


Endlich hörte ich, wie sich der Schlüssel meiner kleinen Tochter, die gar nicht mehr so klein war, in der Haustür drehte. Ich wollte gerade im ernsten Ton fragen, warum sie denn erst so spät nach Hause käme, als ich sah, wie meine kleine Maus schluchzend die Treppe hinauf rannte und ihre Zimmertür hinter sich zu knallte.
Ich klopfte zaghaft an ihrer Tür an und fand meine Tochter heulend auf ihrem Bett vor.
“Was ist denn los, mein Schatz” fragte ich vorsichtig.
“Ich… Er hat… ich hab kein Herz mehr…” antwortete meine kleine Maus leise und stockend.
Ich nahm sie zärtlich in meine Arme und begann.:
“Ach, Liebes, da hab ich was gegen, einen Moment, ich bin sofort wieder bei dir.”
Ich ging in mein Zimmer und kramte in einem Karton voller alter Bilder und Basteleien aus den Kindertagen meiner Tochter. Da war es ja.


Ich drückte meiner kleinen Großen die Packung Schokoladeneis: altbewährte Liebeskummermedizin, die Frau immer zuhause haben sollte, in die Hand und zeigte ihr das Blatt Papier, das ich aus meinem Zimmer geholt hatte. “Erinnerst du dich?”
“Mama, er hat mir mein Herz geklaut, was soll ich da mit einem aufgemalten Herzen?” meinte sie jetzt leicht genervt
“Lass mich dir erklären meine Maus, wenn du dich nicht mehr erinnerst:

Weißt du noch, als dein Vater uns verlassen hat, damals direkt nach deinem 4. Geburtstag?
Da war ich fürchterlich traurig und habe geweint und geweint. Und dann kamst du zu mir und hast mich gefragt, warum ich denn so traurig wäre, und da habe ich zu dir gesagt ,dass deine Mami kein Herz mehr hätte:”
“Worauf willst du hinaus? Dass ich irgendwann wieder glücklich sein werde? Werde ich nicht!!! Das alles ist doch immer nur Gerede, das einen Trösten soll, sowas will ich ganz bestimmt nicht hören. Was soll ich mit noch mehr Lügen, die mich doch nur wieder enttäuschen?”
“Nein, Liebes, ich wollte dich nur daran erinnern, dass man dir dein Herz nicht stehlen kann.”
“Noch mehr Weisheiten, na toll”
“Deine Weisheiten” sagte ich lächelnd.
“Meine?”
“Genau, deine. Die Weisheit hast du mir, deiner Mutter, im Alter von vier Jahren gelehrt. Weißt du, an dem Tag als ich dir sagte, man hätte mir mein Herz geklaut, meintest du zur mir:
<<Mami, das geht nicht. Ich mach dir ein Neues, ich weiß nämlich jetzt wie man Herzen malt, hab ich heut im Kindergarten gelernt, für den Muttertag. Und außerdem haben wir eine Geschichte gehört, da haben die gesagt, dass dein Herz in mir ist. Und meins in allen, die ich lieb hab. Also kann dein Herz ja gar nicht weg sein, weil ich hab das ja noch, hör mal, macht immer noch BumBum in mir.>>

Ich hab dich damals in den Arm genommen, und begriffen, egal was passiert, wie sehr man mich auch verletzt, solange ich noch Menschen habe, die ich gern habe, weiß ich es ist noch ein Herz da, das wieder heilen kann. Also Maus, wir haben uns doch lieb, also ist dein Herz noch da, und heilen werden wir es mit reden, Schokoladeneis und weinen.”
Meine Kleine lächelte tatsächlich, zwar unter Tränen, aber sie lächelte und umarmte mich:
“Mama? Ich hab dich unglaublich doll lieb. Hab ich das wirklich gesagt? Dann war ich ja ein sehr weises Kind” nun kam sogar ein kurzes Lachen zum Vorschein.

“Ja, mein Liebes, so war es. Weißt du Kinder gehen mit einer unglaublichen Unbeschwertheit in den Tag. Wir sollten die Welt viel öfter mit den Augen eines Kindes sehen und darauf hören, was die Kleinsten uns zu sagen haben, dann würden wir dem großen Glück nicht ständig nachjagen, sondern, das viele kleine Glück, das wir bereits besitzen wahrnehmen und endlich erkennen, dass viele kleine Dinge im Endeffekt genauso viel sind wie ein Großes, ja eigentlich sogar mehr, da wir uns viel öfter freuen können.”


A/N: Habe diese Kurzgeschichte vor ein paar Jahren bereits woanders gepostet. Bin nicht ganz zufrieden damit, aber ich hoffe, die Botschaft kommt trotzdem an ;-)

Ist auch irgendwie mehr eine Liebesgeschichte der anderen Art, zumindest nicht direkt, hoffe es ist trotzdem ok, sie hier zu posten







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