Gegensätze ziehen sich an! - Teil 15

Autor: e93
veröffentlicht am: 20.06.2012


Hoffe, dass ich bald weiter schreiben kann und werde dann auch auf vorherige Kommentare eingehen (hoffe du bist noch da Schokokeks ^^) Danke, dass ihr gewartet habt.
….....

Irgendwann, ließ Mira sich auf ihr Bett fallen und schlief ein. Sie war wirklich sehr erschöpft und, wenn sie könnte, würde sie den morgigen Tag, am liebsten nur im Bett verbringen, doch bereits, um kurz vor 11 Uhr, klingelte ihr Handy, ohne drauf zu achten, wer der Anrufer war, ging sie dran:
„Hallo?“, sagte Mira verschlafen.
„Hey, du schläfst noch? Steh auf, wir gehen Frühstücken. Mach dich fertig, in einer halben Stunde, holen wir dich vom Hauptbahnhof ab, also beeil dich“, rief die genervte Yasemin, da sie nicht glauben konnte, dass ihre Cousine noch schlief und bevor diese auch ein Wort erwidern konnte, legte sie auf.

Mira öffnete ihre Augen, zwang sich aus dem Bett und lief direkt ins Badezimmer, um sich frisch zu machen. Dort angekommen schrie sie laut auf, weil sie realisierte, dass ihre wunderschönen Haare, wirklich ab waren. Sie schüttelte traurig ihren Kopf, lief in ihr Zimmer, nahm eine dunkle Jeans und einen weißen Pulli aus dem Kleiderschrank raus und zog sich diese an. Dazu noch eine passende Wollmütze mit Bommel und einen Schal, um die Haare zu verstecken. Es war wirklich ein komisches Gefühl, dass die Haare nun ziemlich kurz waren, ok, sie reichten noch bis zu den Schultern, aber dennoch... Es war eben traurig, vor allem, weil die Haare so gepflegt waren. Als sie begriff, wie viel Zeit sie wieder vor dem Spiegel verbrachte, rannte sie runter in die Küche, schmierte sich ein Marmeladenbrot und während sie ihre Stiefeletten anzog, versuchte sie nebenbei ein paar Mal in das Brot zubeißen. Wie sie Erdbeermarmelade liebte. Sie verließ das Haus, schloss die Tür ab und begab sich mit schnellen Schritten in die S-Bahnhaltestelle. Dort angekommen, schaute sie auf die Uhr, kurz vor 11:30 Uhr, die Bahn würde jede Minute kommen.

Wie gedacht, kam die Bahn pünktlich, so, dass sie um 11:32 Uhr am Hauptbahnhof war. Gleich nachdem sie ausstieg, sah sie ihre Cousine, ihren Cousin und Emir. Mit einem Lächeln, lief sie auf die Gruppe zu und begrüßte alle:
„Hallo meine Lieben“
Die Gruppe grüßte sie herzlich zurück und Timur schlug vor: „Lasst uns zum KFC gehen.“
„Du willst doch nicht wirklich, um diese Uhrzeit, jetzt Hähnchen essen, oder?“, fragte Emir und schüttelte seinen Kopf.
„Warum nicht?“, fragte Timur weiter und schaute ihn bedrückt an.
„Weil das ekelhaft ist“, antwortete Yasemin und grinste ihren Bruder schief an.
„Ach sei du mal ganz leise, nur weil Emir da ist, machst du jetzt so rum. Du liebst KFC doch genau so“, verriet Timur spielend beleidigt und legte seine Hand auf Emirs Schulter. Dieser dagegen, hatte inzwischen, die Farbe einer Tomate angenommen. Es war ihm wohl wirklich peinlich, dass einer seiner besten Freunde, so sprach.
„Lasst uns zum Megges gehen, dort gibt es bestimmt noch Frühstück“, schlug Mira vor.
„Da gibt es ab 11 Uhr kein Frühstück mehr“, antwortete Yasemin.
„Alter, setzen wir uns einfach draußen irgendwohin und warten darauf, dass wir hunger bekommen, oder habt ihr etwa jetzt schon hunger?“, fragte Timur ahnungsvoll und da die Gruppe verneinte, befolgten sie Timurs Rat und setzten sich draußen auf eine Bank hin.

„Und wie war es vorgestern?“, fragte Mira und kuschelte sich an ihren Cousin.
„Es war schön, wir haben gefeiert, hatten viel Spaß und die Jungs waren alle besoffen“, gestand Yasemin mit einem breiten Grinsen. Emir wurde wieder knalltrot und Timur rollte nur seine Augen und fügte hinzu:
„Emir, wenn du mal mit Yasemin zusammen kommst, dann bitte, bring ihr bei, leise zu sein.“
Oh ja, wie bereits erwähnt, Yasemin war sehr motiviert und Emir wusste das nur zu gut. Aber was sollte das heißen, „wenn?“.
„Ihr seid noch nicht zusammen?“, kam es aus Miras Mund.
„Eine Beziehung kann nicht so schnell aufgebaut werden“, erklärte Emir und lächelte sanft. Mira musste das wissen, dass aus dem schlauen Emir so ein schlauer Satz kommen würde, wie Recht er hatte.

Eine Beziehung, brauchte Zeit und vor allem für tiefe Gefühle, aber warum, fühlte ihr Herz sich so leer an? Während die Gruppe nun über ein anderes Thema sprach, zogen sich Miras Mundwinkel nach unten. Warum war das Leben so ungerecht? Womit hatte sie so etwas verdient? Wieso hatte Luca mit ihr gespielt? Was hatte er jetzt davon? Er hatte ihr Herz... Verdammt, was dachte sie da? Als sie ihre Gedanken endlich wahrnahm, riss sie ihre Augen weit auf.
„Was ist los?“, fragte Emir, der ein Arm um ihr Schulter legte.
„Er, er...“, stotterte Mira los, aber konnte nicht weiter reden.
„Wer er?“, mischte sich nun auch Timur ein.
Mira dagegen fing nur an zu zittern und ihre Augen füllten sich. War sie wirklich verliebt? Konnte das überhaupt möglich sein? Er war doch ein Ausländerfeind...
„Mira?“
„Mira, Schatz?“
„Mira?“
fragte die Gruppe besorgt, jedoch reagierte Mira nicht, sie schloss nur ihre Augen und all die Szenen, von dem Tag, als sie das erste Mal im Bahnhof, damals in den Herbstferien, Kontakt hatten, spielten sich in ihrem Kopf ab.

Nach einigen Minuten, kam sie wieder zu sich und, um das Thema zu wechseln fragte sie: „Wie spät ist es?“
Jeder atmete laut auf und Timur antwortete erleichtert: „Halb 2, warum?“
„Was, wir sitzen schon so lange hier?“, fragte Emir unglaubwürdig und schaute Mira kritisch an. Bestimmt, würde er Mira später fragen, was los war. Im Gegensatz zu ihren Familienmitgliedern, war Emir sehr verantwortungsbewusst und kümmerte sich sehr, um die Leute, die ihm nah standen.

„Ich hab Hunger“, brachte Timur hervor und hielt seinen Bauch fest.
„Ja, es ist wirklich schon sehr spät geworden“, sagte Emir lachend.
„Gehen wir jetzt zu KFC“, fragte Yasemin mit großen Augen.
Sie war wirklich so wie Timur, nur in weiblicher Form. Beide kamen sehr stark nach dem strengen, aber hungrigen und sanftmütigen Vater, doch dafür ging ihr Aussehen nach der bildhübschen Mutter.
„Warum nicht?“, antwortete Mira und somit machten sich alle zum besagten Ort.

In KFC angekommen, bestellten sie Hot Wings, Hähnchenteile, Burger, Pommes, Cola, Sprite und Salat. Setzten sich anschließend an einen Tisch und aßen gemütlich die bestellten Produkte.
„Es schmeckt großartig“, gestand Timur und grinste breit.
Wie konnte man nur so verrückt nach Hähnchen sein?
„Also erzähl, wie war es bei Nina“, fragte Yasemin und blitzartig musste Mira an diesen Tag denken. Sie hatte wahrhaftig neben Luca, in SEINEM Bett geschlafen, aber das würde sie niemals erwähnen.
„Schön, wir haben sehr viel geredet, anschließend haben wir eine Pyjama-Party veranstaltet“, log Mira und kam sich dabei sehr absurd vor. Wie kindisch war das denn bitte? Eine Pyjama-Party? In Gedanken ohrfeigte sie sich selbst, doch Überraschenderweise, lachte Yasemin auf, klatschte in ihre Hände und meinte: „Süß, das nächste Mal, will ich dabei sein.“ Emir und Timur schauten sich gegenseitig an und schüttelten nichts verstehend den Kopf.

Nach KFC, entschied sich die Gruppe, einen Spaziergang im Tiergarten zu machen. Der große Tiergarten, war wirklich ein sehr beeindruckender Ort. Man konnte nicht anders, als sich in diese Natur zu verlieben, selbst jetzt, im Winter, sah alles so quick lebendig aus. Es war ein Ort, den Mira sehr liebte und, wo sie ihre Gedanken freien Lauf lassen konnte. Sie fühlte sich einfach wohl hier.
„Mira, mach mal bitte ein Foto von mir und Emir“, bat Yasemin mit glänzenden Augen.
Emir lachte, holte sein Handy raus, warf ein Blick auf Timur, der nur mit einem ernsten Gesichtsausdruck nickte, überreichte Mira sein Handy, folglich nahm Emir Yasemin von hinten in die Arme, legte seinen Kinn auf ihren Kopf, beide grinsten fröhlich in die Kamera und Mira schoss einige Bilder.

Emir und Yasemin passten wirklich sehr gut zusammen, zwar war Yasemin ein bisschen zu aufgebracht und zu laut, aber Mira wusste nur zu gut, dass Yasemin sich in einer Beziehung anders verhielt. In einer Beziehung, war sie ein komplett anderer Mensch und sehr ernst. Von daher, wusste Mira sehr gut, dass Yasemin und Emir sich prima ergänzen würden. Nicht so wie sie und...
„Mist“, sagte sie, als sie erneut an ihn dachte. Ihr Herz tat fürchterlich weh, sodass ihr Gesicht sich verkrampfte und sie anschließend laut aufseufzte.
„Was ist los?“, fragte Timur, der nun angefangen hatte, sich ernsthafte Sorgen zu machen.
„Ich habe Schmerzen“, gab Mira letztendlich zu und schaute, sich entschuldigend, ihren Cousin an. Dieser nahm sie unverzüglich, fest in seine Arme und fragte: „Wollen wir wieder gehen?“
Mira schüttelte ihren Kopf und bat: „Bitte, lass uns noch über die Löwenbrücke laufen.“
Timur lächelte leicht, sagte den anderen, dass er mit Mira noch eine Runde drehen würde und nach circa 10 Minuten, kamen sie endlich an der Löwenbrücke an.
„Du magst diesen Ort wirklich sehr, nicht wahr?“, fragte Timur und umarmte wieder seine traurige Cousine.
„Ja, sehr sogar“, antwortete Mira und schaute auf die Löwenstatue.
„Es ist fantastisch, dieser Ort verzaubert mich“, verriet Emir und lächelte wieder sanft.
Er war so ein guter Junge, den Mira wirklich sehr bewunderte.
Einige Minuten, standen sie so da und Mira begriff ein weiteres Mal, wie wichtig ihre Familie für sie war.
„Ich liebe unsere Familie“, gestand sie und blickte mit einem ernsten Gesichtsausdruck ihren Cousin an.
„Wir lieben dich auch“, sagte Timur und drückte seine Cousine fester gegen seine Brust.

„Hallo, lasst uns mal endlich gehen“, rief Yasemin und kam mit Emir endlich auch an der Löwenbrücke an.
„Warum, wie spät haben wir es denn?“, fragte Timur und ließ Mira schließlich los.
„Gleich 18 Uhr“, antwortete Emir und beobachtete Mira.
Bestimmt hatte er schon längst bemerkt, dass etwas mit ihr wieder nicht in Ordnung war.
„Gut, gehen wir jetzt in die Shishabar?“, fragte Timur, schaute schließlich zu Mira und fragte: „Ist das für dich auch okay?“
Mira überlegte kurz, da sie wirklich nicht dorthin wollte, doch bejahte, als sie die bittenden Augen ihrer Cousine sah: „Gerne.“
„Prima.“

Mit dieser Entscheidung fuhr die Gruppe wieder zum Hauptbahnhof zurück und Emir schlug vor: „In Schöneberg, gibt es die Shishabar Hayati, wollen wir dorthin? Ich kenne dort auch einige Mitarbeiter.“
„Denkst du das wir so da rein kommen?“, fragte Mira verwirrt, da die meisten Shishabars, nur gut angezogene rein ließen.
„Wie gesagt, ich kenne dort einige Mitarbeiter“, wiederholte Emir sich und legte eine Hand um Miras Hüfte. Timur räusperte sich und blickte Emir respekteinflössend an. Sofort nahm Emir seine Hand weg und schaute verschämt auf den Boden. Als sie auf die S-Bahn warteten, realisierte Mira, dass sie wieder nach Schöneberg fahren würde. Wieder schweiften ihre Gedanken an ihn. Warum war er eigentlich nicht am Hauptbahnhof gewesen? Wo war er? Mit welcher Schlampe?
Diese Gedanken machten sie langsam verrückt, dabei spürte sie noch soviel Hass für ihn, dass sie mit jeden Mitteln dagegen ankämpfte und sich sicher war, diese Gefühle so schnell wie möglich los zu werden. Was sie brauchte war ein Türke.

Fast eine halbe Stunde später, erreichten die jungen Türken die Shishabar Hayati, eine Bar im orientalischen Stil. Sie liefen rein, bekamen einen Tisch und entschieden sich für eine Limetten Shisha und dazu 2 alkoholfreie Cocktails und 2 mit.
„Du bist dir sicher, dass du das trinken willst?“, fragte Emir und schaute Mira zornig an.
„Ja, wenn mein Cousin mir nichts verbietet, dann darf ich doch auch.“
„Ich bin aber auch da!“, sagte Emir und schüttelte genervt seinen Kopf, dann widmete er sich Timur und fragte: „Du willst ihr das doch nicht wirklich erlauben, oder?“
„Doch, wir wollen hier dein Geburtstag feiern und, wenn du schon kein Alk trinkst, dann kann sie das doch machen.“
Während Emir sich nun gewaltig aufregte, umarmte Mira ihn und entschuldigte sich: „Tut mir Leid, ich wusste nicht, dass du Geburtstag hast. Alles Gute.“
„Er hatte am 1.1. Geburtstag“, korrigierte Yasemin ihre Cousine mit einem breiten Grinsen.
„Echt? Das tut mir wirklich Leid. Oh Gott, ich bin eine schlechte Freundin“, stellte Mira von sich selbst enttäuscht fest.
„Kein Problem“, sagte Emir, war jedoch immer noch wütend.
„Yasemin, hast du ihm etwa deswegen den Schal gekauft?“
„Unter anderem ja, ich dachte, dass du es wüsstest, sorry, ansonsten hätte ich es dir gesagt“, gab Yasemin zu erkennen und schaute zu Emir, der nur an der Shisha zog. 5 Minuten später kamen die Getränke.
„Hey Kaan, bitte nimm dieses Getränk wieder mit und gib ihr etwas alkoholfreies.“
„Nein, ich will es aber“, verneinte Mira und schaute zornig zu dem Kellner.
„Ehm, wenn die Person, die das bestellt hat, es trinken will, dann kann ich nichts machen, tut mir Leid“, sagte der Kellner, der Mira übrigens sehr bekannt vorkam und ging wieder.
„Irgendwoher kenne ich ihn“, flüsterte Mira und schaute ihm nach.
„Er geht auf deine Schule“, antwortete Emir.
„Ein hübscher Kerl“, meinte nun Yasemin und wurde leicht rot.
Aber dieser Kaan, sah echt hübsch aus. Grün braune Augen, dunkel braune Haare und das Gesamtbild stimmte auch.
„Soll ich ihn rufen?“, fragte Emir Yasemin und bevor diese antworten konnte, stand Emir auf, lief auf ihn zu und kam mit diesem gutaussehenden Kaan wieder. Dieser gesellte sich zu der Gruppe.
„Hey“, begrüßte er alle und reichte jedem die Hand, bis auf Emir, ihn umarmte er kurz.
„Du bist auf meiner Schule?“, fragte Mira unglaubwürdig.
„Ja, ich hab dich dort sogar ein paar Mal mit Freundinnen gesehen“, gestand Kaan und sofort kamen beide ins Gespräch und Mira trank wahrhaftig den Glas mit dem alkoholischen Inhalt leer.

Ab und zu ging Kaan kurz die anderen Gäste bedienen, aber immer wieder kam er zu Mira zurück und fesselte sie in interessante Gespräche, über Gott und die Welt. Er war wirklich sehr sympatisch und irgendwie schaffte er es, dass Mira Luca vergaß. Bestimmt saßen sie einige Stunden auf den schwarzen Ledersitzen, bis Emir Mira am Arm tippte und ihr zu erkennen gab: „Wir gehen jetzt, zieh dir deine Jacke an, ich bezahle und dann hauen wir ab.“
„Ich bezahle schon“, sagte Kaan zwinkerte ihnen noch einmal zu und lief anschließend, ohne das Timur oder Emir widersprechen konnten, an die Kasse und legte Geld rein.
„Er ist verrückt“, erkannte Mira und lächelte ihm leicht zu. Kaan erwiderte das Lächeln und die Gruppe verließ die Bar. Wieder, im Freien, auf die S-Bahn wartend, zeigte Emir Mira einige Finger und fragte: „Wie viele Finger siehst du?“
Mira schaute ihn jedoch nur böse an und erklärte: „Ich hab nur ein Glas getrunken, okay, sonst trinke ich nie, aber das war einmalig.“
„Es tut mir Leid, aber ich mach mir nun einmal Sorgen um dich“, gab Emir lachend zu. Yasemin konnte echt stolz sein, so einen tollen Freund zu bekommen.
„Wie ist dieser Kaan eigentlich so?“, fragte Mira schließlich und hoffte sehr, eine gute Antwort zu erhalten.
„Er ist nicht gut für dich, er ist ein Weiberheld, ein türkischer Casanova. Sehr charmant und wickelt die Weiber sehr schnell, um seinen Finger. Deswegen, bitte ich dich, keinen engeren Kontakt mit ihm zu haben.“
„Aber die Liebe verändert einen Menschen“, verteidigte Mira ihre neue Bekanntschaft und musste zugeben, dass ihr nun langsam wirklich schwarz vor Augen wurde. Ja, wenn man Nicht-trinker war, war auch ein einziger Glas zu viel.

Am Hauptbahnhof angekommen, verabschiedeten Yasemin und Timur sich von Mira und Emir.
„Bitte bring sie nach Hause“, hatte Timur Emir noch zu gerufen, bevor sie in die Bahn eingestiegen waren. Leider wohnten sie in der anderen Richtung und da Yasemin auch ein Mädchen und es für ein Mädchen gefährlich war, um diese Uhrzeit, kurz nach 23 Uhr, noch draußen zu sein, hatte Timur beschlossenen, auf dem schnellsten Weg seine Schwester Heim zubringen.
„Es tut mir Leid, ich hab kein Geschenk für dich“, entschuldigte Mira sich und schaute auf den Boden. Emir lief ein paar Schritte auf sie zu, drückte sie gegen seine Brust und flüsterte: „Das macht doch gar nichts. Du bist ein tolles Mädchen und du hast mir bereits etwas geschenkt und zwar unsere enge Freundschaft.“ Als Mira diese Worte hörte, umarmte sie ihn noch fester, so fest, dass sie seine Herzschläge hören konnte und gestand: „Ich bin so glücklich, dass es dich gibt. Auch wenn deine so optimistische und bodenständige Art mich manchmal nervt.“ Emir fing an leise zu lachen und meinte: „Ich will nur nicht so ein Arschloch, wie andere, sein. Versuche ich selbst zu bleiben und die Personen, um mich herum glücklich zu machen. Auch, wenn ich bei dir kläglich scheitere.“
„Wie kommst du darauf?“, fragte Mira ihn verwirrt, doch wusste genau, dass Emir schon längst ihre Lage begriffen hatte.
„Du verbirgst etwas vor mir und ich spüre, dass dich dieses Geheimnis innerlich auffrisst. Ich hab Angst, dass dir etwas passiert und deswegen...“, blitzartig unterbrach Mira ihn und erklärte: „Ja, es gibt da etwas, aber ich werde dagegen ankämpfen und es wird schon alles so kommen, wie Gott es will.“ Emir lächelte sanft, setzte seine Rede fort: „Ich hatte schon, als ich dieses Geschenk gesehen hatte, an dich gedacht und habe es extra nur für dich gekauft“, und nahm aus seiner Tasche ein kleines Geschenk raus, öffnete diese und ein kleiner Engel, aus echtem Silber, mit einem Diamanten besetzt, raus. Mira schaute ihn nur schockiert an, doch konnte nichts erwidern, denn bevor sie sich zusammen reißen konnte, wurde die Kette an ihrem Hals befestigt und sie bekam die Wörter: „Hoffe, dass es dir Glück bringt“, zuhören. Mira hielt die Kette fest, umarmte Emir wieder und setzte ihm ein Kuss auf die Wange. Wie das Schicksal es wollte, klingelte wenig später sein Handy und es hörte sich an, als müsste Emir dringend nach Hause gehen, ganz egal, wie sehr er auch verneinte. Wie bereits geahnt, entschuldigte er sich von Mira, nahm sie noch einmal fest in seine Arme und stieg dann auch in die Bahn ein.

Gerade als er weg war, drehte sie sich um und sah an einer Säule, ganz in ihrer Nähe, einen dunkelblondhaarigen jungen Mann, in feinen Kleidern, an die Säule gelehnt und auf den Boden schauend. „Luca?“, fragte sie sich selbst mit zittriger und leisen Stimme. Er hob sein Kopf hoch, drehte sein Gesicht in ihre Richtung und blickte ihr tief in die Augen. Seine blauen Augen, schienen dunkel zu sein und sorgten dafür, dass Miras Körper sich versteifte. Er kam immer näher und ihr Herz schlug mit jedem Schritt immer lauter. Seine Haare waren wieder gegelt, ob er sie irgendwann wieder auf 3mm schneiden lassen würde? Diese Nazi Frisur, die sie absolut nicht mochte?
„Jetzt, wo du in meinem Bett geschlafen hast, kümmerst du dich wieder um diesen dreckigen Türken?“, flüsterte seine Stimme, als er nah genug an ihrem Ohr war.
„Luca...“, zitterte ihre Stimme weiter, sie schloss die Augen, um sich zusammenzureißen aber ohne Erfolg. „Warum bist du noch um diese Uhrzeit mit ihm am Bahnhof?“, fragte er mit einer unglaublich ruhigen Stimme. Mira schaute ihn nicht länger an, doch er hob nur ihr Kinn hoch und flüsterte erneut: „Er wird dich nie so fühlen lassen können, wie ich. Du wirst dich in seiner Nähe nie so verlieren können, wie in meiner. Emir wird dein Herz, kein einziges Mal, so schnell schlagen lassen, wie ich. Und sei dir sicher, er wird diese Lippen, niemals so berühren, wie ich.“

Woher kannte er Emir? Stimmt, Emir war ja auch Timurs Klassenkamerad und da Timur und Luca in einer Klasse waren, hieß es, dass Luca und Emir auch ehemalige Klassenkameraden waren.
„Klassenkameraden...“, bekam Mira nur raus.
„Ja. Ich weiß zwar nicht, seit wann ihr euch kennt, aber erinnerst du dich daran, dass ich im Knast war?“, fragte er weiterhin sehr ruhig und leise. Seine Stimme jagte Mira Gänsehaut ein. Einie Augenblicke überlegte sie und dann fragte sie unglaubwürdig: „Du warst das?“, aber, konnte sich nicht so gefährlich anhören, wie sie es am liebsten würde.
„Richtig, ich hab deinen süßen Freund, abgestochen“, gestand Luca und schaute ihr tief in die Augen.
„Du bist doch krank“, versuchte Mira zu schreien, aber schaffte es nicht lauter, als ein Flüstern.
„Und er ist der Grund, warum ich mit dir nur gespielt habe. Glaub mir, ein Tag, nachdem ich dich besucht hatte, war ich wieder bei dir, ich wollte zu dir, dich wieder in meine Arme nehmen, dich bei mir haben, weil du so ein Gefühl ausgelöst hattest, aber als ich Emir vor deiner Haustür gesehen habe, hab ich verstanden, dass du auch nur eine kleine billige H U R E bist“, sagte er und betonte jede Silbe. Seine Worte schmerzten Mira sehr, er hatte also deswegen, sie so schlecht behandelt? Mit ihr gespielt? Aber, es war doch alles anders. Sie hatte es doch auch irgendwie genossen und unter anderem, wegen diesem Grund, hatte sie Yasemin an diesem Tag dazu gerufen. Mira verlor langsam ihre Geduld und schrie Wut geladen: „DU BIST DOCH GESTÖRT, OHNE DAS DU DIE WAHRHEIT KENNST, BESCHULDIGST DU MICH!“
Er hielt ihr Mund zu und bat: „Bitte Mira, sei fair und stehe zu deinen Taten.“
„Aber es war nicht so“, flüsterte sie genervt und schaute sich um. Es gab fast keine Passanten, schließlich war es schon über 23 Uhr.
„Mira, ich will mit dir schlafen“, gestand er und fasste ihr zwischen die Beine. Sie stöhnte leise auf, versuchte sich von ihm zu lösen, doch umso höher seine Hand glitt, umso mehr überkam sie die Lust. „Nein, ich will nicht“, sagte sie und stöhnte weiter.
„Luca, wir haben unsere Tüten verkauft“, kam eine Stimme, aus nicht zu weiter Distanz. Sofort, zog er seine Hand zurück, nahm sie an der Hand und lief mit ihr zusammen, zu den beiden Jungs.


*
„Gute Arbeit, ich habe auch alle Tüten verkauft“, antwortete er und zeigte die Kohle.
„Warum ist diese Schlampe hier?“, fragte Timo und blickte Mira verwirrt an.
„Deine Mutter ist eine Schlampe“, bekam Mira ungewollt heraus und spürte kurze Zeit später, einen Schlag, von Luca. Sie hielt sich ihre Wange fest und schaute hoch zu Luca.
„Du musst noch einiges lernen, liebe Ausländerin. Man darf nie die Mutter eines Deutschen beleidigen. Ansonsten wirst du sehr hart dafür bestraft“, sagte Luca und lächelte gespielt.
„Luca, hast du sie schon durch genommen?“, fragte Timo und als Luca den Kopf schüttelte, schaute Timo ihn fragend an und Luca nickte nur. Er liebte seine Gang und würde ihnen wohl, fast alles, bzw. sogar alles, erlauben. Nachdem er genickt hatte, kam Timo näher auf sie zu und küsste sie gefühlvoll auf die rechte Wange. Mira wollte am liebsten kotzen, sie fühlte sich verarscht. Timo löste sich von ihr, zwinkerte und sagte: „Wir haben uns eine Belohnung verdient.“
Maximilian schaute beide irritiert an und fragte: „Ihr wollt doch nicht?“
Luca dagegen bat nur: „Bitte Maxi, geh nach Hause. Deine Freundin, wartet auf dich.“
Maximilian wusste, dass, wenn Luca sich etwas in den Kopf setzte, es auch tat, deswegen verabschiedete er sich von beiden und verschwand. Luca und Timo, brachten Mira in einen Spielplatz, es war sicherlich schon Mitternacht. „Lasst mich los, bitte“, bat sie und schloss ihre Augen. Luca setzte sich auf eine Bank und überließ sie Timo.
„Ist sie noch Jungfrau?“, fragte dieser.
„Ja, du kannst mit ihr spielen, aber sie gehört mir, verstanden?“
„NEEEEEEIN, BITTE“, schrie Mira immer wieder.
Timo schlug ihr ins Gesicht und bejahte: „Gut, einverstanden.“
„Luca, bitte, hilf mir“, bat Mira und vergoss unzählige Tränen. Aber das war ihnen egal.
Timo hielt ihre Mütze fest und küsste sie auf beide Wangen und Hals. Mira weinte und weinte, sie fühlte sich ekelhaft und am liebsten, würde sie auf der Stelle sterben.
- Bitte Gott, nimm mir mein Leben -
Die junge Türkin, hatte, schon so sehr geheult, dass ihre Augen nicht mehr tränten, sie wimmerte nur noch. Irgendwann, nachdem Luca bestimmt eine ganze Zigarette zu Ende geraucht hatte, stand er auf, warf ein Blick zu Timo, der sich sofort von ihr löste, „Danke Luca“, sagte und den Spielplatz verließ. Mira schaute ihn hasserfüllt an und fragte: „Warum tust du mir das an?“
„Ganz einfach, du verletzt mich!“, antwortete Luca autoritär, zog sie auf die Bank und Mira fragte weiter: „Warum? Was mache ich denn?“
„Emir“, antwortete er knapp.
Mira lachte laut auf und schrie: „DAS IST KEIN GRUND!“
„Wenn du gerade anfängst, über jemanden gut zu denken und du siehst, dass die Person, mit deinem Erzfeind, etwas am Laufen hat, brennen alle Sicherungen durch.“
Mira fühlte sich zu schlecht, um mit ihm zu diskutieren und ganz egal, was sie auch sagen würde, er würde ihr nicht glauben und deswegen, bat sie nur leise: „Bitte, bring mich um!“
Er schaute sie schockiert an, dann lachte er und fragte: „Warum? Timo ist ein guter Junge, fühl dich geehrt!“. Sie spuckte auf sein Gesicht und schrie: „FAHR ZU HÖLLE.“
Er wischte die Spucke weg. „Schätzchen, ich bin der Teufel selbst. Das heißt, wenn ich will, mache ich die Erde zur Hölle!“
„Allahim“, sprach Mira leise aus und daraufhin antwortete Luca nur: „Bete nicht an etwas, was gar nicht existiert, glaub mir, das ist nur Zeitverschwendung.“
Als Mira das hörte, schrie sie einfach laut los. Er war wirklich ein Atheist, sogar ein Satanist.
„Du SATANIST!“
„Nur, weil neben dir der Teufel höchstpersönlich sitzt, bedeutet das nicht, dass ich ein Satanist bin. Ich bin nur ein Atheist“, stellte Luca fest.
„Nur“, äffte Mira ihn nach und schrie erneut.
„Hör auf zu schreien, dich hört eh keiner“, verriet Luca und zog Mira tief in seine Arme.
„Du hast zugelassen, dass ein Fremder mich berührt, warum berührst du mich erneut?“, fragte Mira und vergoss wieder Tränen.
„Er hat dich nur geküsst“, flüsterte er ihr zu und streichelte ihr über die Haare.
„Nur geküsst? Verdammt, außer dir, hat mich noch nie jemand berührt“, sagte sie wütend und ohrfeigte ihn. Anscheinend war das nicht fest genug, denn er reagierte nicht darauf.
„Hat dich das so sehr gestört?“, fragte er leise weiter.
„Ja!“
„Wie ist es bei mir?“, fragte er unerwartet weiter.
„Bei dir habe ich immer diese Hoffnung, dass sich in dir drin, ein guter Mensch verbirgt. Das du nur ein Geheimnis pflegst und in Wirklichkeit, ein guter Mensch bist und irgendwann mir diese unbekannte Seite zeigen wirst“, antwortete Mira weiter und langsam genoss sie wieder seine Berührungen. Als Luca ihre Wörter hörte, verstummte er und hielt nur noch Mira fest in seinen Armen.
„Luca?“, fragte diese weiter, er bejahte und dann kam die entscheidende Frage: „Warum hast du dich eigentlich so verändert?“
Luca seufzte laut auf und antwortete: „Das ist eine lange Geschichte, vielleicht erzähle ich sie dir irgendwann.“
„Seit wann?“
„Als ich 5 Jahre alt war, hat mein Opa bereits damit angefangen, mich mit diesem Hass zu füllen...“, gestand er aufrichtig.
Mira drehte sich zu ihm und und fragte: „Ist deine Familie, allesamt Nationalsozialisten?“
Luca schüttelte den Kopf und fragte amüsiert: „Wenn das der Fall wäre, denkst du dann, dass meine Mutter echt mit einem Türken liiert wäre? Wenn es nach ihr gehen würde, würde sie sogar ausländische Kinder adoptieren und zum Islam konvertieren. Die Frau ist fast schon enttäuscht darüber, als Deutsche geborgen zu sein.“
„Deine Mutter ist eine tolle Frau“, bemerkte Mira und freute sich darüber, dass er tatsächlich, so eine hübsche (Foto aus seinem Zimmer) und liebenswürdige Mama hatte.
„Danke, ja, sie ist mein Ein und Alles, auch wenn wir uns oft zoffen“, meinte Luca und küsste Mira auf die Stirn.
„Luca?“
„Hm?“
„Wie spät haben wir es?“
„Spät genug, um endlich zu schlafen“, sagte er befehlerisch, zog seine Jacke aus und legte sie auf Mira und sich.
„Luca?“
„Ja?“
„Du kannst so ein Schatz sein“, stellte Mira fest und kuschelte sich an seine Brust.
„Ich kann dich immer noch nicht leiden, dass wird sich auch nicht ändern, aber ich weiß, dass du zu mir gehörst und außerdem, bin ich erschöpft.“
„Du hast gedealt, richtig?“
Luca bejahte und bat: „Es ist meine Sache, was ich mache. Und hier noch ein Geheimnis, Nina denkt, dass ich nur an diesem Abend Drogen konsumiert habe, aber das stimmt nicht. Es ist schon paar Mal hier im Park passiert (Teil 1), meine Jungs wollten auch, aber ich hab sie davon, immer abgehalten und beschützt. Mein Leben ist schon am Arsch, aber, dass ihr Leben ebenfalls den Bach runter geht, ertrage ich nicht. Jetzt rede bitte nicht, ich bin sehr müde.“
Mira wusste, dass sie eh keine Chance gegen Luca hatte und allein aus diesem Grund schwieg sie. Diese Nacht war, im Gegensatz zu den anderen Nächten, unglaublich warm und es störte sie nicht, im Freien, in einem Park zu übernachten, solange, Luca da war. Wie lange der Frieden, diesmal wohl halten wird?

Nach wenigen Minuten hörte sie Lucas Stimme: „Emir hat dir eine schöne Kette geschenkt, aber kannst du sie bitte ausziehen, bevor ich sie dir abreise?“
Mira nickte schnell, zog die Kette aus und lehnte sich wieder an ihn.
„Mira, noch etwas...“
„Ja?“
„Mira, küss mich.“
Als Mira das hörte, fing ihr Herz verrückt an zu klopfen, doch irgendetwas zwang sie dazu, ihn zu küssen, also drehte sie ihr Gesicht um und küsste ihn erst auf die Lippen und dann intensivierte er den Kuss. Dieser Kuss fühlte sich, trotz allem, so ehrlich und befreiend an. Es war schön. Doch, wie lange sollte das noch so weiter gehen? Sie musste sich endlich von ihm trennen, wenn er sie wegen Emir so fallen gelassen hatte, dann würde er sie jedes Mal, so fallen lassen und verarschen, immerhin gehörte Emir, genauso wie er, in ihr Leben.
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Die Schulszenen fangen doch ab Teil 17 an. ^^ Wer weiß, wann ich das nächste Mal schreiben kann...





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