Seelenleser - Teil 7

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 01.03.2012


Hey Leute :) Ein weiterer (recht kurzer) Teil von mir :P
Ich verabschiede mich jetzt erstmal für eine Woche auf Stufenfahrt ;o) Machts gut!

P.S: Ich hab mich am Gymnasium beworben! Wünscht mir Glück :o Shit happens!
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Zu Hause angekommen ging sie als erstes in die Küche und machte sich einen starken Kaffee. Der aus dem Café war schon nach wenigen Minuten zu kalt gewesen und sie wollte nicht unbedingt die Bedienung bitten, ihn wieder zu erwärmen. Die Frage war, ob sie überhaupt ein Wort herausgekriegt hätte.
Moira ließ sich auf einen Küchenstuhl nieder. Der Dampf aus der Tasse, der so herrlich nach Kaffeebohnen duftete, tat unheimlich gut auf ihrer von Tränen gereizten Gesichtshaut. Während die Gedanken in ihrem Kopf immer noch wild durcheinanderwirbelten, trommelten die Finger ihrer rechten Hand auf der Tischoberfläche, ohne das sie es bemerkte.
Was Aidan ihr erzählt hatte, traf Moira mehr als zuerst angenommen.
Sie trank den letzten Schluck aus der Tasse, als ihr auffiel, dass es merkwürdig still in der Wohnung war. Sie stellte die leere Tasse ab und ging ins Wohnzimmer. Vermutlich stand Thomas im Stau. Was soll’s, dachte sie und ließ sich auf der Couch nieder. Sie hatte jetzt sowieso keine Lust auf Gesellschaft. Das würde sie nur noch mehr aus der Fassung bringen, wenn Aidans Worte das nicht ohnehin schon getan hatten.
Das rote Lämpchen am Anrufbeantworter blinkte und das kleine Display zeigte eine neue Nachricht. Moira drückte auf „Anhören“ und schloss die Augen.
„Miss Sant Claire? Hier spricht Dr. Houston vom Kings County Hospital.
Leider konnten wir Sie telefonisch nicht erreichen. Ich muss Sie unangenehmerweise über einen Autounfall informieren, an dem Ihr Lebensgefährte Thomas Hövel mitbeteiligt-“
Moira riss das Telefon aus der Station und wählte geistesabwesend mit weit aufgerissenen Augen die Nummer des Krankenhauses. Sofort meldete sich eine männliche Stimme.
„Kings County Hospital, hier spricht-“
„Wie geht es Thomas?“, unterbrach Moira den Mann, fast hysterisch.
„Äh… wie bitte?“
„Thomas! Thomas Hövel! Er hatte einen Autounfall, ich hab’s gerade erfahren von irgendeinem Doktor Houston, oh Gott, geht es ihm gut, ich muss-“ Ihr blieb die Luft weg, ihre Beine gaben nach, sie sank auf die Sofakante und fing an zu zittern. Glücklicherweise hatte der Mann am anderen Ende der Leitung ihren Redeschwall verstanden.
„Keine Sorge, es geht ihm soweit gut. Seinen rechten Unterarm hat er sich bei dem Unfall gebrochen, aber außer dem ist er mit einer nur leichten Gehirnerschütterung davongekommen. Ihrer Besorgnis nach zu Urteilen sind Sie entweder seine Frau oder seine Mutter.“ Beim letzten Satz lachte der Mann ein bisschen. Moira seufzte, ihr fiel ein Stein vom Herzen. Gott sei Dank ging es Thomas gut. Absurderweise war der nächste Gedanke, der Moira durch den Kopf ging ´Ich bin nicht seine Frau.´ Sie schob den Gedanken beiseite, da er völlig fehl am Platz war.
„Ja… ja das bin ich. Hören Sie, kann ich zu ihm? Kann ich ihn besuchen?“
„Ja natürlich, jederzeit. Mr. Hövel schläft sowieso gerade.“
Sie atmete geräuschvoll die Luft aus.
„Danke. Vielen Dank.“

In dem lichtdurchfluteten Krankenhauszimmer roch es nach Desinfektionsmittel und nach noch etwas anderem, ein frischer Duft. Schnell entdeckte Moira die Ursache. Auf einem kleinen Tisch neben Thomas Bett verbreiteten Lavendelzweige in einer Vase ihr frühlingshaftes Aroma. Thomas lag in dem steril weißen Bett, die Augen geschlossen. Er bot ein sehr ausgeglichenes und ruhiges Bild, wären nicht die hässlichen schwarzen Flecken auf seinem Gesicht und der eingegipste Arm gewesen. Eine Welle von Mitleid durchflutete Moira. Die Prellungen sahen schlimmer aus als sie wahrscheinlich waren, aber das eingesunkene, blasse Gesicht sprach eine andere Sprache.
Während Moira näher ans Bett trat und sich schließlich auf einem Stuhl daneben niederließ, kamen ihr die Tränen. Es war zu viel für einen Tag. Viel zu viel.
Doktor Houston, der ihr die Nachricht hinterlassen hatte, hatte ihr noch mal versichert, dass es Thomas gut ginge. Er hätte anfangs nur unter Schock gestanden.
Die Passanten, die das Unglück gesehen hatten, berichteten, dass Thomas’ Auto an einer Ampel vor der Anwaltskanzlei wartend von einem Klein- LKW gerammt wurde. Scheinbar hatte der Fahrer die Kontrolle über das Gas und die Bremse verloren. Der LKW musste den Wagen direkt von hinten getroffen haben, deswegen hatte Thomas keine Reaktionszeit gehabt. Er war zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal angeschnallt gewesen. Daher glich es schon an ein Wunder, dass er mit einem gebrochenen Arm davongekommen war.
Als Moira ihn jetzt in dem Bett liegend und gleichmäßig atmen sah, durchflutete sie eine Welle von Mitleid. Wie hatte sie nur so ichbezogen sein können, so egoistisch? Thomas liebte sie, das wusste sie. Auch wenn sie selbst in ihrem tiefsten Inneren nichts als freundschaftliche Zuneigung für ihn empfand, wusste sie dennoch, wie viel sie ihm bedeutete. Und sooft sie versuchte, ein tieferes Gefühl für Thomas in ihr zu finden oder wachzurufen, sah sie doch immer Aidan Adams Gesicht vor sich, die wärmende Berührung seiner Hände, sein sinnliches Lächeln, seine schwarzen Augen…
Sie fuhr hoch. Nein, das durfte sie nicht denken! Thomas hatte gerade einen schweren Unfall gehabt, und ihr fiel nichts Besseres ein, an seinem Krankenbett in Gedanken einem anderen Mann nachzuhängen.
Aber verdammt noch mal, es war gar nicht so einfach, damit aufzuhören!
Sie vergrub das Gesicht in ihre Hände und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Ihr fiel ein, was Aidan gesagt hatte. Dass er sie ab jetzt in Ruhe lassen würde, nie wieder in ihrem Leben auftauchen wolle. Plötzlich, während sie am Bett des Mannes saß, der sie liebte, wurde ihr klar, dass sie das, was sie sich so lange gewünscht hatte, jetzt gar nicht mehr wollte. Sie wollte nicht, dass Aidan ging, warum auch immer. Sie wollte es einfach nicht. Aber jetzt war es zu spät…






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