Leben

Autor: Emilia Stuart
veröffentlicht am: 02.12.2011


Meine Geschichte begann an einem Dienstag. Der erste Schnee fiel an diesem Tag, ich trug das erste Mal Handschuhe. Ich lief zur Schule, ich hatte an diesem Tag eine Deutschklausur zu schreiben, die vier Stunden gehen sollte. Es ging um ein Buch, um welches weiß ich nicht mehr, ich weiß nur, dass ich es nicht mochte, weil es langweilig war. Ist ja auch egal. Jedenfalls war es dieser Dienstag, an dem es anfing.



Niemand hätte damit gerechnet. Niemand. Außer mir.
Dieser Dienstag, an dem es begann. Ich wusste schon beim Aufstehen, dass etwas passieren wird. Manchmal habe ich so ein Gefühl, meistens bewahrheitet es sich nicht, zumindest nicht in meiner Umgebung. Aber dieses Mal war das Gefühl verdammt stark.
Ich gebe nicht gerne an. Ehrlich nicht. Aber ich bin etwas Besonderes. Jawohl, richtig gehört! Klar, jeder denkt, dass er einzigartig wäre, aber seien wir mal ehrlich – irgendwie ist doch jeder Mensch gleich. Jeder Mensch denkt immer erst an sich selbst, bevor er an andere denkt. Ich auch! Klar! Dieses ganze Getue von wegen „Oh, ich mach mir sooo Sorgen um dich!“ kann ich gar nicht ab. Richtig widerlich find ich das sogar teilweise.
Aber zurück zu mir. Ja, ich bin besonders. Zwar nicht von außen, von außen sehe ich aus, wie ein Durchschnittsmensch (blondierte Haare, braune Augen, Gesicht, das man sofort wieder vergisst). Aber innen! Ich kann nämlich in die Zukunft schauen.
Zumindest manchmal.
So wie an diesem Dienstag, an dem ich spürte, dass etwas geschieht.
Dabei hab ich mich nicht einmal angestrengt.

Manchmal halte ich kleine Sessions bei mir ab, lade meine Freundinnen ein, lese ihnen aus den Händen oder lege ihnen die Karten. Sie nehmen das natürlich nicht ernst, aber bisher waren meine Vorhersagen immer korrekt. Immer!
Ich sage zu einer „Hey, du wirst übermorgen deinen Traummann treffen“ und bäääm, passiert es. Zu einer anderen sag ich „Oh nein, die Karten stehen schlecht, jemand aus deinem Umkreis wird sterben“ und auch das geschieht.

Einmal traf ich eine Frau. Sie sagte zu mir, ich sei ein Katalysator. Wenn ich etwas vorhersage passiert es, w e i l ich es vorhergesagt habe. Aber das ist Schwachsinn. Denn wenn es so wäre, hätte ich nicht diese Gefühle, morgens, beim Aufstehen.

Erst dachte ich, dass bestimmt so etwas geschieht, wie in diesen ganzen Romanen. Heißer Kerl kommt in die Klasse und später stellt sich heraus, dass es ein Vampir ist.
War es nicht.
Kam besser.

Es war ein Lehrer. Und er war kein Vampir, er war einfach ein Lehrer. Ein unglaublich heißer Lehrer.
Sein Name war Tim Wald und jedes Mädchen war ihm sofort verfallen. Außer mir natürlich, denn ich bin, wie bereits erwähnt, etwas Besonderes.
Jedenfalls sah ich schon vor mir, wie sie (mit „sie“mein ich diese ganzen Tussis, die meinen, sie wären die Geilsten) die nächsten Tage absolut aufgetakelt in der Schule erscheinen würden, noch aufgetakelter als sonst. Wie ich mich darüber freute!
Okay, ich gebs zu, ich fand ihn ja auch nicht schlecht. Ewnn ich das behaupten würde, würde ich lügen. Für mich war er schärfer als Chili. Ach was, noch schärfer!
Aber ich war Realist. Ich machte mir da gar nicht erst Gedanken drüber, wie ich ihn beeindrucken könnte, immerhin ist eine Lehrer-Schüler-Beziehung grundsätzlich verboten.
Tja. Was danach geschah stellte mein Leben auf den Kopf und veränderte meine Einstellung von Grund auf.





Teil 1 Teil 2


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz