The eyes of love are blind

Autor: josie
veröffentlicht am: 14.10.2011


Hallo ihr :) hier ist nun meine neue Geschichte. Ich hoffe sie trifft auf Zustimmung. Ich bin mir da noch nicht so sicher... Also hinterlasst mir doch bitte eure Meinungen, würde mich wirklich sehr freuen :)
Ach ja, was haltet ihr von dem Titel? ich habe mich noch nicht endgültig entschieden...


„Mara, jetzt mach es nicht so spannend. Wo sind wir hier?“ Ich wandte mich etwas genervt meiner besten Freundin zu, die neben mir stand. „Sei nicht so ungeduldig. Du wirst es schon noch früh genug erfahren. Und jetzt komm.“ Sie zog mich am Ellenbogen hinter sich her. Lilly, meine Golden Retriever Hündin lief dicht neben mir. Ich hörte ihr hecheln und ihre leise tapsenden Pfoten auf dem Asphalt. Sonst konnte ich kein umliegendes Geräusch mit Sicherheit identifizieren. Da war Straßenlärm, irgendwo schrie ein Kind, leises Wassergeplätscher. Aber nichts, was mir Auskunft darüber geben konnte, wo ich mich befand.
Wir betraten ein Gebäude. Ich merkte es an der plötzlich warmen, stickigen Luft, die mich umgab und dem Teppichboden unter meinen Füßen.
„Mara. Jetzt sag schon. Wo sind wir?“ Ich konnte es nicht leiden unvorbereitet irgendwohin zu müssen, wo ich mich überhaupt nicht auskannte. Wenn Mara mich nicht führen würde, wäre ich hilflos meiner Umgebung ausgeliefert.
„Nur noch einen Moment“, hörte ich da Maras Stimme. Sie führte mich weiter. Ich konnte leises Stimmengewirr zu meiner rechten ausmachen. Wir liefen weiter, die Stimmen kamen näher. Es waren zwei Frauen, die sich leise unterhielten. Plötzlich stoppte Mara und auch die Stimmen waren verstummt. „Entschuldigen sie, wo findet denn das Casting statt?“
Casting? Was für ein Casting?
„Sie müssen mit dem Aufzug in den dritten Stock, dann die zweite Tür links. Haben sie denn eine Demo-CD eingeschickt?“ „Ja, aber nicht ich, es geht um meine Freundin hier.“
Augenblicklich spürte ich drei Augenpaare auf mich gerichtet. Ein kleiner Schauer jagte mir über den Rücken. Ich konnte förmlich ihre verwunderten, fragenden, entsetzten und vor allem mitleidigen Blicke auf mir spüren.
„Äh… Ja, also dort drüben ist der Aufzug“, hörte ich nun wieder die Frauenstimme sagen. Mara verabschiedete sich mit einem „Vielen Dank“, ich begnügte mich mit einem Kopfnicken. Ich stolperte hinter Mara her, die mich offenbar zu den Aufzügen zog.
„Mara! Du bleibst jetzt sofort stehen!“ In meiner Stimme klang deutlich Wut mit. Ich wollte jetzt endlich wissen, was hier gespielt wurde. Seufzend drehte sie sich zu mir um. „Jetzt flipp bitte nicht gleich aus Julia. Also, wir haben letzte Woche doch „Radio-Live“ gehört. Weißt du noch? Und da war doch von einer Nachwuchsband die Rede, die noch eine Sängerin sucht. Und dass da, einfach jeder eine CD hinschicken und wenn man eingeladen wird, zum Casting erscheinen kann.“
Mir schwante böses. „Sag mir jetzt bitte nicht, dass du eine CD von mir eingeschickt hast.“
Ich konnte förmlich sehen, wie sie verschämt, mit hochrotem Kopf, nach unten blickte. „Doch, das hab ich“, meinte sie kleinlaut.
Ich stöhnte auf. „Mensch Mara. Warum? Willst du unbedingt sehen, wie ich mich vor versammelter Mannschaft lächerlich mache?“
„Natürlich nicht“, ihre Stimme klang wieder fester. „Du wirst dich nicht lächerlich machen. Du hast die schönste Stimme, die ich je gehört habe.“
„Selbst wenn das so sein sollte. Sobald ich da oben stehe werde ich keinen Ton rausbringen können. Du weißt, dass ich immer nervös bin, wenn ich vor fremden Leuten singen soll. Und außerdem, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass die eine Sängerin in ihrer Band wollen, die keinen Schritt allein machen kann, weil sie verdammt nochmal blind ist.“
Einen Moment herrschte schweigen. Dann kam Mara auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Hey, sag so was nicht. Du bist eine fantastische Sängerin. Und wenn du das erst mal gezeigt hast, dann interessiert es niemanden mehr, ob du nun sehen kannst oder nicht. Hier zählt einzig und allein deine Stimme.“
Ja klar. Also ob irgendwer neutral bleiben würde, wenn er erfährt, dass ich blind bin. Doch ich sagte nichts weiter. Wenn sie so davon überzeugt war, tu ich ihr eben den Gefallen. Danach würde sie mich wenigstens in Ruhe lassen.
Nun war ich es, die sie hinter mich herzog. „Hey, woher weißt du denn wo es lang geht?“
„Wir müssen doch zu den Aufzügen, oder?“ „Ja schon, aber…“
„Ich sehen mit meinen Ohren, Mara.“ Ich hörte links ein leises „Pling“, das die Ankunft eines Aufzuges bekanntgab und anschließend das auseinandergleiten der Fahrstuhltüren. Ich lief zielstrebig darauf zu.
Füße, gedämpft vom Teppichboden, Finger, die auf verschiedene Knöpfe drückten, ein Handyklingeln… Ich blieb stehen. Wir müssten jetzt eigentlich direkt vor dem Fahrstuhl stehen. In diesem Moment gingen die Türen wieder zu. Ich schenkte Mara ein triumphierendes Lächeln. „Ich vergesse immer, dass du doppelt so gute Ohren hast“, murmelte sie und drückte auf den Pfeil nach oben. Wenige Augenblicke später standen wir im dritten Stockwerk. Mara führte mich nach links, einen langen Gang entlang. Irgendwann bogen wir nach rechts ab, durch eine Tür hindurch, wo uns eine genervte Männerstimme empfing. „Ja? Was wollt ihr?“
„Ähm… wir sind wegen dem Casting hier.“ Maras Stimme klang etwas unsicher. „So, seid ihr das? Will der Hund auch singen, oder warum ist der hier?“
Ich zog Lilly sofort näher zu mir heran und hielt sie am Halsband fest. „Nun… Nein, natürlich singt sie nicht, aber…“ Weiter kam Mara nicht. „Nichts aber. Der Hund muss raus.“ Aber die am Empfangstresen unten haben nichts gesagt und es ist so…“ „Draußen an der Eingangstür ist ein dickes, fettes Schild, das kann man nicht übersehen, oder bist du blind?“ Ein leises, grimmiges Lachen seinerseits.
Zum ersten Mal richtet ich meine Stimme auf ihn: „Nu, ehrlich gesagt, ja. Das bin ich.“
Oh, wie gern hätte ich jetzt sein entsetztes Gesicht gesehen! Aber allein die Vorstellung reichte für meine Genugtuung.
„Oh… Ich… Äh… Also… wie ist der Name?“
Fünf Minuten später saßen wir in einem Art Warteraum, indem dem Geräuschpegel nach zu urteilen, noch viele weitere Sängerinnen warteten. Eine nach der anderen wurde aufgerufen. Ich wurde immer nervöser. Auf was hatte ich mich da bloß eingelassen? Ich bekomm das doch nie hin.
„Julia Becker bitte.“ Ich schreckte hoch. Oh Gott. Jetzt wurde es ernst. Mara nahm mich noch einmal fest in die Arme, dann betrat ich mit zittrigen Beinen den Raum.

„Die nächste.“ Meine Stimme klang leicht genervt. Kein Wunder, bei der Flut an mehr oder weniger guten Musik, die ich heute schon ertragen musste. Ich saß an meinem E-Piano und spielte irgendeine Melodie rauf und runter. Bis jetzt war noch kein Mädchen dabei gewesen, die mich so richtig überzeugt hatte. Da fehlte überall der nötige Pepp.
„Meine Güte, wenn das so weiter geht, können wir noch lange suchen“, meinte Jonny. Er stellte seinen Bass zur Seite und fuhr sich durch seine blonden Haare. „Da war doch bis jetzt keine dabei, die gepasst hat, oder?“
„Sehe ich genauso“, mischte sich Fabi ein. „Alle total langweilig. Da fehlt der Schwung.“ Er untermahlte sine Aussage mit einem Schlag auf seine Drums.
„Hey Jungs, jetzt lasst mal den Kopf nicht hängen. Noch ist nicht aller Tage Abend.“ Typisch Daniel. Immer optimistisch.
„Daniel hat Recht“, meinte ich. „Warten wir es mal ab. Vielleicht kommt ja noch eine Überraschung. Auf den CDs waren ja einige gute dabei.“
„Na dann lasst uns mal die nächste rufen.“ Daniel stöpselte seine Gitarre aus dem Verstärker und gab nach draußen Bescheid, dass die nächste kommen sollte.
Wenig später öffnete sich die Tür und augenblicklich starrten alle gebannt auf das Mädchen, das sich mit einem Stock bewaffnet einen Weg zu uns kämpfte, dabei fast hinfiel und schließlich vor uns stehen blieb. Sie war mittelgroß, hatte braune Haare, die ihr in leichten Wellen über die Schultern fielen. Ihre ungewöhnlich blasse Haut schimmerte leicht. Einzig ihre Wangen verliehen ihr etwas Farbe, vermutlich durch die Aufregung waren sie zart rosa gefärbt. Sie war auffallend hübsch, wobei ich nicht ihr Gesicht oder ihre Figur meinte, was beide durchaus auch nicht zu verachten ist. Es war ihre Ausstrahlung, die mich so bannte. Sie strahlte von innen heraus eine solche Schönheit aus, dass ich für einen Moment zu nichts in der Lage war, außer sie anzustarren. Und als sie dann ihre Stimme erhob, ganz leise, wie ein Flüstern, wusste ich, dass dieses Mädchen den nötigen Pepp hatte, den wir suchten.





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