Ich halte mein Versprechen!

Autor: Masary
veröffentlicht am: 01.10.2011


„Guten Tag allerseits! Ich bin Sebastian Reude und bin dafür zuständig euch über eure zukünftige Tätigkeit zu informieren.“
Reude? Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor...
„Wie ihr wisst ist unser Ziel natürlich die Menschen zu beschützen und über ihnen zu wachen.“
Ach was... Was sollte wohl sonst die Aufgabe von Schutzengeln sein?! ?
„Aber es gibt da natürlich auch bestimmte Regeln an die man sich dabei halten muss.“
Regeln? Selbst nach dem Tod ist man nicht endgültig frei...
„Die wichtigste ist eigentlich, dass wir versuchen müssen möglichst unauffällig und geheim zu bleiben.
Das wird ja wohl kein großes Problem sein. Menschen können uns doch nicht sehen.
„Niemand sollte wissen, dass wir existieren. Niemand außer euer Schützling.
… Ich vermisse sie so sehr...
„Es kommt öfters mal vor, dass die Schützlinge erfahren, dass es uns gibt. Sie spüren ihren ständigen Begleiter, da dieser meist jemand ist, den sie kannten und in ihr Herz geschlossen haben. Solch tiefe Bindungen wie die Liebe oder auch die Freundschaft halten eben ewig.“
Ob sie mich wohl spüren wird?...Sie hat gesagt, dass sie mich für immer lieben wird... Ob das stimmt?
„Sicher haben die meisten von euch einen Schützling gewählt, den sie bereits Jahre lang kennen und auch lieben. Zum Beispiel Familienmitglieder, Verwandte, den Ehepartner, einen Freund oder eine Freundin, wen auch immer. Nun liegt es an euch diese Person zu schützen.“
Ja, ich werde sie beschützen! Ich lasse nicht zu, dass ihr etwas passiert! Ich halte mein Versprechen!
Allerdings gibt es bei unserer Arbeit nur nicht Regeln, an die man sich halten sollte, sondern auch Einschränkungen. Beispielsweise könnt ihr eure Schützlinge nur in Notsituationen berühren.“
Ich kann sie berühren? Das ist ja cool!
„Können sie uns denn hören?“, fragte einer aus dem Kurs.
Insgesamt waren es dreiundzwanzig Leute, die den Kurs besuchten. Alle, die unter 30 waren, wurden zu Herrn Reude geschickt. Nur die wenigsten waren jünger als 20 und einer davon war Kai. Er hatte dunkelbraune Haare, die immer total unordentlich und verwuschelt aussahen. Seine strahlend grüne Augen wirken durch seine langen Wimpern noch schöner. Die Muskeln, die er durch sein regelmäßiges Training erhielt, brachten ihm mit nur Pluspunkte bei den Mädchen ein, sondern verhinderten auch, dass er mit seinen 1,81 schlaksig aussah.
„Eigentlich nicht, allerdings gibt es da aber einige seltsame Fälle, in denen der Schützling seinen Beschützer in Gefahrenzeiten hören konnte. Warum es solche Ausnahmefälle gibt, wissen wir nicht. Unter normalen Umständen ist es nämlich so, dass sie uns nicht hören können, aber wie schon gesagt, feste Bindungen halten lange und gehen selbst über den Tod hinaus.“
Über den Tod hinaus... Für einen Toten fühle ich mich aber noch ziemlich lebendig.
„Sonst noch irgendwelche Fragen?“
… Fragen? Ja, tausende sogar, aber die werden Sie mir nicht beantworten können.
Der Lehrer warf einen Blick in die Menge, doch niemand meldete sich. „Na, wenn das so ist, reicht es ja erst mal an Informationen. Das meiste erfahrt und lernt ihr später so oder so mit der Zeit. Also nach dem Motto „lerning by doing“. Wenn im Laufe eurer Tätigkeit als „Schutzengel“ noch irgendwelche Fragen auftreten sollten, könnt ihr mich jederzeit auf dem Handy erreichen.“
Handy? Ist ja lustig. Tote benutzen Handys, aber ich hab ja keins mehr.Wie soll ich ihn da denn anrufen?
Als hätte Kais Sitznachbar seine Gedanken gelesen, fragte er: „Sag mal, hast du ein Handy?“
„Nein, du etwa?“ Sein Sitznachbar schüttelte den Kopf. „Übrigens, ich heiße David. Aber alle nennen... oder nannten mich Dave.“ „Schön dich kennenzulernen, Dave. Ich bin Kai und ähh... alle nennen mich Kai.“ Vom Aussehen her zu urteilen, war Dave wohl auch einer der wenigen, die noch unter 20 waren. Er hatte blonde, lockige Haare und blaue Augen. War auch ziemlich durchtrainiert und hatte ungefähr dieselbe Körpergröße wie Kai.
Dave sagte lachend: „Ich freue mich auch dich kennenzulernen, Kai.“
„Darf ich bitte um eure Aufmerksamkeit bitten?“, drang die Stimme des Lehrers durch die Lärmwolke, die durch die vielen Gespräche der Schüler entstanden war, zu ihnen durch. Bevor Herr Reude fortfuhr räusperte er sich, um auch die letzten sich noch unterhaltenden Schüler zum Schweigen zu bringen. „Also … Es ist so … Jeder von euch bekommt später ein Handy, auf dem alle, die jetzt in diesem Kurs zusammensitzen, bereits als Kontakt eingetragen wurden. So könnt ihr jederzeit mit den anderen Kontakt aufnehmen. Und natürlich können sie ihre Schützlinge und die anderen Sterblichen damit nicht kontaktieren.“
Das war mir klar... Sterblinge... wie das Wort klingt. Wir alle waren schließlich einmal „Sterblinge“.
„Ich mag es nicht, wie er das Wort „Sterblinge“ verwendet.“, flüsterte Dave Kai ins Ohr.
Ein Lächeln huschte über Kais Gesicht. „Da haben wir ja was gemeinsam.“





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