Blutrote Engel - Teil 4

Autor: Lilly
veröffentlicht am: 24.09.2011


-IN LONDON-

Der Privatjet setzte leicht holprig auf der Landebahn des Londoner Flughafens auf. Katharina klammerte sich an die Lehnen ihres Sitzes und schloss ihre Augen.
„Ein Engel der nicht gerne fliegt?“
Schwerfällig öffnete sie ihre Augen und erkämpfte sich ein krampfartiges Lächeln. Joshua hatte sich neben sie gesetzt und ihr diese Frage gestellt.
„Ich bin kein Engel, nur in euren Geschichten nennt man mich so und kaum einer schafft es das Wort Engel so herabzusetzen wie ihr es tut.“
Endlich wurde das Flugzeug langsamer und Katharina begann sich wieder etwas zu entspannen.
„Dann kannst du nicht fliegen?“
Eine kleine Falte bildete sich zwischen ihren wohlgeformten Augenbrauen und sie stellte eine Gegenfrage:“ In manchen Geschichten und Mythen der Menschen nennt man euch Todesengel, kannst du denn Fliegen?“
„So würde ich es nicht gerade bezeichnen, aber das liegt im Auge des Betrachters.“
Meinte er hochmütig und brachte Katharina dazu, zurückhaltendend zu lachen.
Endlich hielt die Maschine und die Motoren verklangen. Katharina erhob sich und zog ihren wärmenden Mantel an, Joshua beobachtete sie dabei und fragte auf einmal:“ Warum wolltest du nicht, das deine Schwestern uns begleiten? Sagtest du nicht einmal, Schwestern trennt man nicht.“
Sie hielt in ihrer Bewegung inne und erklärte ihm:“ Nun…, das sagte ich und das stimmt auch, doch weiß ich wie gefährlich Arkus ist und ich will sie nicht verlieren, auf keinen Fall will ich das... Sie versuchen einige Dinge für mich dort heraus zu finden, wo sie in Sicherheit sind und das ist so weit wie möglich weg von ihm.“
„Du vertraust dich uns einfach an, ganz alleine, uns den Mächten der Nacht?“
Langsam beugte sie sich etwas zu ihm herab und belehrte ihn:“ Ich bin kein kleines unschuldiges Kind mehr, Joshua, das ist schon lange her. Ihr seid nicht hier um mich zu töten, ihr seid da, weil ihr euer Dasein, so wie es ist, nicht verlieren wollt“, sie blickte etwas umher, in die blassen Gesichter der anderen:“ Gehen wir nicht alle unserem eigenen Interessen nach?“
Katharina erwartete keine Antwort, sondern schaute wieder auf Joshua herab, dicht kam sie an ihn heran, bevor sie weiter sprach:“ Nennen wir es einfach Zufall, das sich unsere Interessen kreuzen und nennen wir es Fügung, das wir diesen Kampf miteinander austragen werden und nicht gegeneinander“, jetzt wurde sie ganz leise, so das nur er sie verstand:
„Und es ist gut, dass wir ein Bündnis haben, Joshua. Das du mich nicht dazu bringen wirst, dich oder einen der anderen zu töten. Denn, auch wenn dies nicht so auf dich wirkt, bin ich dazu in der Lage und das mit Leichtigkeit.“
Ihr Blick war ernst und durchdringend, ihr Atem zart und warm auf seiner kühlen Haut und ihr weicher Duft, betörte ihn.
Als wäre nichts geschehen, oder je etwas unpassendes gesagt worden, richtete sie sich wieder auf und sagte, mit einem freundlichen Lächeln auf ihrem Gesicht:“ Es wird Zeit, lasst uns ins Hotel fahren, ich habe hunger.“

Im Atlon hatte man eine große Penthouse Suite reserviert, diese hatte soviel Platz, dass jeder ein Zimmer bekam und schnell waren alle darin verschwunden, die Sonne ging langsam auf.
Katharina hatte gerade ihre Tasche ausgepackt und stand am Fenster, als es an ihrer Tür klopfte. Noch bevor sie etwas sagen konnte, betrat Josh den Raum, blieb aber im Schatten der großen Tür stehen, während er sprach:“ Sobald die Sonne wieder untergegangen ist, werden wir uns umhören gehen.“
Katharina drehte ihm wieder ihren Rücken zu und sah sich die aufgehende Sonne an.
„Wann hast du das letzte Mal das Licht des Tages gesehen, wann die Morgenröte, oder die Abenddämmerung?“
Fragte sie, seine Worte ganz vergessend.
„Ich meine mit deinen Augen, nicht die Bilder aus dem Fernsehen“, fügte sie noch schnell hinzu und wartete. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis er ihr endlich antwortete, doch er tat es und sie hatte das Gefühl, Wehmut in seiner Stimme mitklingen zu hören:“ An dem Tag, an dem ich starb.“
Dann hörte sie nur noch wie ihre Tür wieder geschlossen wurde und hecktisch blickte sie sich um. Dies war keine Antwort, oder vielleicht doch?






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