Blutrote Engel - Teil 2

Autor: Lilly
veröffentlicht am: 19.09.2011


-VOR WENIGEN WOCHEN-

Laut hämmerten die Bässe durch den Raum und unzählige Mensch bewegten sich verschwitzt in deren Rhythmus. In seinen Augen willige, unterwürfige Körper, die nur darauf warteten, dass er sie sich nahm. Der Geruch von Alkohol, Zigaretten und den verschiedensten Drogen, vermischten sich mit dem Geruch der Körper und umhüllten ihn, wie ein schweres Parfum.
Angewidert, über seine Anwandlungen, rieb er sich einmal kräftig durch sein blasses Gesicht und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er hatte hunger, das war das einzig wahre in seinem Kopf, hunger… Doch niemals würde er sich herablassen und solch ein stinkendes, verschwitztes und von Drogen benebeltes Mahl zu sich zu nehmen.
„Was ist mit dir Josh?“
Einer seiner Begleiter, Marco, bemerkte seine Unruhe, lehnte sich über den kleinen Tisch zu ihm und stellte diese unnötige Frage.
„Nichts“, bekam er grummelnd zur Antwort, gab sich aber überflüssigerweise damit überhaupt nicht zufrieden:“ Wann hast du das letzte Mal getrunken?“
Jetzt lehnte Josh sich zu ihm rüber und dabei fiel ihm eine Strähne seiner dunklen, fast schon schwarzen Haare ins Gesicht und klebte an seinen Wimpern. Seine braunen Augen funkelten, im stetig flackernden Licht und er wirkte äußerst Gereizt als er fauchte:“ Das lass mal meine Sorge sein, halt lieber nach dem Boten Ausschau.“
Gehorsam nickte Marco und beobachtete wieder die Masse.
„Was glaubst du, wer ist dieser Bote und warum er so wichtig für sie ist?“
Es war Pierre, der ihm in seinem ausgedehnten französischen Dialekt diese Frage stellte. Josh verschränkte seine Arme vor der Brust und meinte noch immer gereizt:“ Was interessiert es mich, wir finden ihn, bringen ihn zum Rat und das Problem hat sich für uns erledigt.“
Er bemerkte nicht, das sein langjähriger Freund ihn für einen Augenblick beobachtete, bevor er Marco zustimmte:“ Du solltest etwas trinken, du siehst nicht gerade frisch aus.“
Ein warnender Blick aus dem linken Augenwinkel von Josh ließen ihn beschwichtigend seine Hände heben, bevor er sich auch wieder den Menschen widmete.
Der Bass dröhnte langsam bis in seinen Körper hinein, es klang wie ein Herzschlag. Er war froh, dass er diesen, für ihn, nichtsnutzigen Muskel nicht mehr brauchte. Doch diese Musik brachte ihm diesen vergessen Rhythmus, den Rhythmus des Lebens, wieder etwas näher und das verwirrte ihn.
Ein junges Mädchen, mit langen braunen Haaren, blieb auf einmal stehen, löste sich aus der Menge und kam auf die vier Männer, die komplett in schwarz gekleidet waren, zu. Sie saßen auf einer kleinen Empore um alles besser betrachten zu können und sahen sie kommen. Vor der Treppe mit den fünf Stufen hielt sie an und meinte verliebt säuselnd zu Josh:“ Ich will dir dienen.“
Er blickte sofort auf Pierre, der ihm hastig erklärte:“ Stille deinen Appetit, wer weiß was noch auf uns zukommt heut Nacht.“
Schnell gab er dem Mädchen ein Zeichen und sie stieg die Stufen hinauf, Josh nicht eine Sekunde aus den Augen lassend. Ohne das er in der Lage wäre sich wehren zu können, nahm sie auf seinem Schoss Platz und legte ihren langen schlanken Hals frei. Pierre sah, wie er diesen einen Punkt, der ihr Leben und sein Essen markierte, anstarrte, aber nichts tat.
„Sie ist clean, glaube mir, ich erkenne so etwas.“
Er konnte diesem Angebot nicht länger wiederstehen, er konnte seinen Hunger nicht länger unterdrücken und sie stank nicht, wie all die anderen. Pierre kannte seinen Geschmack. So umfasste er ihren Hals beugte ihn etwas zur Seite und biss zu. Ein leises stöhnen entrann ihrer Kehle, bevor sie in seine Arme sackte.
Langsam spürte er wie wieder leben in ihn floss. Seine kalten Glieder wurden warm, seine Gedanken begannen sich zu Ordnen und seine Kräfte kehrten zurück. Neidisch sahen die anderen ihm zu, auch ihnen lief das Wasser im Mund zusammen. Doch da sie diese Nacht schon einmal jagen waren, mussten sie sich gedulden, denn zu viel des Lebenselixier konnte auch tödlich sein.
„Wie klischeehaft“, hörten sie eine weibliche Stimme voller Abscheu sagen und hecktisch blickten sie auf. Josh lies von seiner Mahlzeit ab und blickte in das Gesicht einer wunderschönen jungen Frau, die ihn verachtend ansah. Blut klebte an seinen weißen Zähnen und an seinen Lippen und es tropfte auf die nun blasse Haut seines Opfers. Schnell leckte er einmal mit seiner Zunge über den Einbiss und das Mädchen erhob sich schwankend, fasste sich an ihren Kopf und lief verwirrt davon.
Marco, Pierre und Nico hatten sich bereits erhoben und stellten sich der Frau mit ihren drei Begleiterinnen in den Weg. Sie waren entsetzt, denn sie hatten keine Gefahr gespürt und das machte sie alle unberechenbar.
Langsam, denn das Blut suchte sich noch immer seinen Weg, erhob sich Josh und trat zwischen seinen Männern hindurch. Die Frauen standen unterhalb der Treppe, in dunkle Mäntel gehüllt, mit verschränkten Armen und anscheinend bereit sich ihnen einen Kampf auf Leben und tot zu bieten. Sie waren gleich angezogen, dunkel und sportlich, ihre Haare hatten alle zu einem festen Zopf aus dem Gesicht gebunden und sie waren alle wirklich hübsch. Doch die, die es wagte ihn bei seinem Mahl zu unterbrechen, war eine unbeschreibliche Schönheit, selbst in seinen Augen, die schon fast die Welt gesehen hatten. Eine seltsame Aura ging von diesen Frauen aus und ganz besonders von ihr. Sie schienen zu wissen, was sie waren, doch hatten sie keine Angst, oder ließen sich willenlos führen.
Gemächlich, sie nicht aus den Augen lassend, säuberte er mit einem Tuch seine Lippen, bevor er fragte:“ Was wollt ihr?“
Einen Schritt näher kam sie auf ihn zu, bevor sie gelassen Antwortete:“ Nun, ihr wartet doch auf uns, oder täusche ich mich?“
Josh blickte zu Pierre, der noch immer die Frauen skeptisch musterte. Vergebens versuchte dieser in die Gedanken einer der Frauen zu dringen, doch er schaffte es nicht. Er sah zu seinem Freund und meinte flüsternd:“ Ich erkenne nichts, ich denke, das sie es wirklich sind.“
„Man sprach von einem Boten.“
Sagte Josh nun Barsch zu der Frau, doch die meinte unbeeindruckt:“ Auch ihr wisst nicht immer alles und jetzt bringt uns endlich zum Rat, die Zeit läuft uns davon.“
Er nickte, schritt die Stufen herab und an den Frauen vorüber. Er roch sie, ihren Duft, er war süß und warm, das komplette Gegenteil von dem was er die letzte Stunde ertragen musste. Die Frauen folgten ihm und sie wurden wiederum von den anderen drein verfolgt.
Sie verließen diesen seltsamen Ort und Josh war froh dieser bizarren Musik zu entgehen. Die Straßen waren dunkel und nass vom vergangenen Regen. Dampf stieg aus den Kanälen der Stadt nach oben und vernebelte einem die Sicht. Sie liefen die Straße entlang, schweigend. Nur ab und zu kam ihnen jemand entgegen, betrunkene, pöbelnde und Frauen, deren Augen sofort auf den Männern hingen blieben, die sich nur etwas Aufmerksamkeit erhofften, ohne das sie überhaupt wussten weshalb.





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