Neuer Anfang - Teil 9

Autor: Oceangirl
veröffentlicht am: 25.09.2011


Stolz betrachtete ich mein Spiegelbild. Ich sah total anders aus, moderner. Ich würde meinen Ruf als graue Maus endlich verlieren. Schwarze, enge Jeans ließen meine Beine schlank aussehen, meine Füße waren von grünen Chucks verziert. Ich trug ein grünes Top, darüber eine dünne, offene schwarze Jacke. Eine silberne Herzkette baumelte um meinem Hals. Meine Haare ließ ich offen, jedoch hielt eine glitzerne Spange mein Pony nach hinten. Die Schminke war dezent, ließ aber mein Gesicht weicher wirken und die Augen strahlender. Ich atmete tief ein. Ich war bereit.

„Sunnyyy!“, kreischte Eri schon vom Weitem. Meine Freunde warteten am Tor, ich hatte sie wirklich vermisst. „Erriii“, schrie ich lachend zurück und rannte in ihre Arme. „Boah, siehst Hammer aus!“, Eri betrachtete mich. „Danke“, ich wurde verlegen. „Schick, schick“, grinste Freddy frech zu mir. Wir schlenderten gut gelaunt in das Schulgebäude, dabei pochte mein Herz wild gegen den Brustkorb. Bingo hatte mir keinen Blick gewürgt oder mich gegrüßt. Er starrte stur nach vorne. „Jetzt gehen wir in die Höhle der Löwen“, raunte Eri zu mir. Ich lächelte nervös und betrat den Klassenraum. Niemand lachte oder schaute spöttisch. Alle Blicke waren gebannt auf mich gerichtet, Einige Jungs fingen plötzlich an zu pfeifen. Ich runzelte die Stirn, dann setzte ich mich auf meinem Platz. Mandys Hühner watschelten zu mir: „Lotta, Herzchen, es tut uns sooo leid!“ Ihre Stimmen waren zuckersüß und sie schauten mich treuherzig an. „Äh...okay...Aber ich bin nicht Herzchen“, murrte ich. Mir fiel auf, dass Mandy nicht anwesend war. „Zisch ab, ihr nervt“, kalt schaute Eri die Hühner an. Sie machten einen schmollendes Gesicht und trippelten zurück. „Wo ist Mandy?“, fragte ich Eri leise. „Sie wurde von der Schule verwiesen, weil sie sich nicht bei dir entschuldigen wollte und Herr Behrens beleidigt hatte“, antwortete Eri lässig. Meine Augen wurden groß. Mandy war weg? Ein Glücksgefühl durchströmte mich. Das waren die besten Neuigkeiten, die ich je gehört hatte. Fröhlich widmete ich meine Aufmerksamkeit dem Unterricht. In der Pause rief eine bekannte Stimme nach mir. Ich setzte meinen kalten Blick auf: „Was ist? Ich habe es eilig.“ Kai kam keuchend an: „Lotta, ich wollte mich bei dir entschuldigen. Es tut mir wirklich leid! Und mir ist klar geworden, dass ich mich in dich verliebt habe.“ Ich spürte nichts, kein Kribbeln oder Herzklopfen. Ich schaute ihn in die Augen: „Schätzchen, du bist mir eine Nummer zu klein. Du und dich, No. Du warst nur ein netter Zeitvertreib, bye bye.“ Kai sah mich total perplex an: „Ich dachte, du...“ Ich unterbrach ihn: „Du hast wirklich gedacht, dass ICH mich in DICH verlieben könnte? Denkst du etwa, jedes Girl steht auf dich? Junge, werd mal wach.“ Ich ließ ihn stehen. „Krass“, sagte Eri. „Und eiskalt“, fügte sie hinzu. Ich grinste: „Das hat der Idiot verdient!“

Am Wochenende wollte Seb eine Party schmeißen, wir waren alle eingeladen. Eri war bei mir und wir machten uns hübsch. Diesmal trug sie keine Chucks, sondern Absatzschuhe. „Sag mal, kann es sein, dass du ein Auge auf Seb geworfen hast?“, verschwörerisch sah ich sie an. Eri\'s Wangen wurden rosig: „Naja...ich finde ihn süß.“ „Dann weiß du, was du zu tun hast?“, lächelte ich. „Was denn?“, fragend sah sie mich an. „Fang ihn und verzaubere ihn mit deinem Charme“, grinste ich. Auch Eri grinste: „Versuch ich.“ „Nichts da, du tust es. Es bietet sich jetzt eine einmalige Chance“, meinte ich. Eri nickte. Wir wurden von Bingo abgeholt, er brachte uns zu der Party. Auch Bingo hatte sich in die Schale geworfen, statt sein übliche schwarze Kleidung, die meistens zerrissen aussahen, trug er eine lässiges schwarzes Hemd und darunter ein dunkelblaues Shirt und ein blaues Jeans. Seine Kettenschmücken hatte er abgelegt, nur seine Lederarmbände befanden sich um sein Handgelenk und die Piercings. Ein seltsames Stechen war in meinem Herz zu spüren. Gab es etwa ein Mädchen, den er mochte und deshalb sich so stylte?

Die Party war in bester Stimmung, das Haus war proppenvoll von viele Jugendliche. Die Musik dröhnte in meine Ohren. Eri tanzte mit Seb, während Jazz und Jojo mit anderen Jungs flirteten. Freddy machte einen Saufwettbewerb mit Einige und Bingo war nicht zu sehen. Ich stand etwas verloren in der Menge. Ich ging hinaus in einem schönen Garten. Es war Vollmond, bewundernd sah ich die riesige leuchtende Kugel an.
Die Sterne funkelten in voller Pracht, was für eine schöne Nacht. Wie aus dem Nichts erschien Bingo vor mir. Ich erschrick mich ein wenig: „Mensch, musst du so rumschleichen?“ Dramatisch legte ich meine Hand auf das pochendes Herz. Bingo lächelte schief: „Sorry!“ „Bingo, was ist mit dir? Du bist in letzter Zeit komisch. Viel ruhiger und meidest mich“, sprach ich traurig meinen Kummer aus. Bingo schwieg. „Was soll das? Ich dachte wir wären Freunde“, tatsächlich kullerten Tränen aus meine Augen. Er sah mich einfach nur an. „Warum sagst du es mir nicht? Ach, verpiss dich. Nein, ich gehe lieber“, schniefend wollte ich gehen. Aber Bingo hielt meinen Arm fest. „Was...“, weiter kam ich nicht, denn er legte seine Lippen auf meine. Sie waren weich, sehr weich und total zärtlich, sodass ich Gänsehaut bekam. Ich nahm um mich nichts mehr wahr, es gab nur uns und dieser Kuss. Meine Arme umschlangen seinen Hals, mein Körper schmiegte sich an seine. Im mir glühte ein Feuer, die ich noch nie zu spüren bekommen hatte. Keuchend löste Bingo sich von mir und schob mich ein bisschen weg von sich. Verwirrt schaute ich ihn an. „Tut mir leid“, murmelte er verlegen und verschwand. Ich schaute ihn verdutzt hinterher, ich war nicht fähig ihn nachzurufen.






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