This is Chris Bender

Autor: Lizzy so Eben
veröffentlicht am: 04.09.2011


Hab mich mal an was Neuem versucht. Ne Geschichte aus der Sicht eines Jungen. Hoffe sie gefällt euch =)
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Eng umschlungen standen David und Katie vor dem Mädchenklo. Es sah aus, als würde er ihr ganzes Gesicht auffressen. Ihr wunderschönes, reines, süßes Gesicht. Der Wind ließ ihre dunkelbraunen Locken tanzen. Auf und ab. Es wäre ein so schöner Anblick gewesen, wenn David nicht gewesen wäre.
David. Ein großer, gutaussehender Mädchenschwarm. Eigentlich ein richtig netter Typ, aber Chris konnte ihn trotzdem nicht leiden. Wieso?
Naja, er küsste gerade das Mädchen, das eigentlich ihm gehören sollte. Und das schon seit Langem.
Er wünschte, er könnte mit David tauschen. Wie lange war er nun schon in Katie verliebt?! Viel zu lange. Er konnte sich kaum an die Zeit erinnern, in der er sie nicht geliebt hatte.
Sie war das netteste und hübscheste Mädchen, das er jemals kennen gelernt hatte.
Leider hatte er damals die Chance verpasst, sie zu seinem Abschlussball einzuladen. An seiner Stelle hatte dann David mit ihr getanzt und sie geküsst. Wie es sich wohl anfühlen musste, sie zu küssen?

„Hey Chris!“, riss ihn eine Engelsstimme aus den Gedanken. Katie stand vor ihm und lächelte.
„Du warst heute Morgen gar nicht im Bus! Hast du wieder verschlafen?“ Sie lachte ihr glockengleiches Lachen und stupste ihn an.
Ihre grünen Augen strahlten förmlich.
„Ich… ehm… naja. Ich musste Mom noch was helfen und dann… war er auf einmal schon weg…“, stotterte er und versuchte ein Lächeln.
Ihr Lachen verschwand.
„Wie geht es deiner Mom? Geht es ihr immer noch nicht besser?“, fragte sie besorgt.
Bevor er antworten konnte, stand David hinter ihr und wirbelte sie herum.
„Na Schöne, was treibst du heute nach der Schule?“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie kicherte.
„Naja, eigentlich wollten Chris und ich heute zusammen lernen! Ich hab bald Prüfungen und ich brauche ihn echt…“, sagte sie und warf Chris einen unwiderstehlichen Blick zu.
Er freute sich schon seit letzter Woche auf diesen Tag. Endlich hatten sie wieder Zeit füreinander.
Als seine beste Freundin sollte sie eigentlich mehr Zeit für ihn haben. Sie sahen sich fast nur während der Schulzeit. Manche Kurse hatten sie gleich belegt, dann war er für kurze Zeit allein mit Katie. Ansonsten fühlte sich Chris wie das 5. Rad am Wagen, wenn Katie ihn mitnahm. Kino mit David. Eis essen mit David. Lernen… mit David. Heute sollte einmal ein Tag sein, an dem sie endlich etwas alleine machen konnten. Selbst wenn es nur lernen war.
„Könnt ihr das nicht einmal verschieben?“, drängte David.
„Ich wollte dich heute zu meinen Eltern zum Essen mitnehmen! Meine Mutter kocht heute extra mehr! Nur für dich!“
Katie erschrak.
„Ach du meine Güte!! Das hatte ich ja vollkommen vergessen!“ Sie wandte sich an Chris und sah ihn entschuldigend an.
„Es tut mir Leid, Chris, aber das kann ich wirklich nicht absagen! Wollen wir das aufs Wochenende verschieben?“
Chris nickte.
„Aber natürlich! Kein Problem. Ich hatte sowieso auch noch was vor, dann hab ich dafür noch Zeit.“, winkte er ab und schluckte.
„Danke Chris!“, sagte sie und kam ihm näher. Für einen Moment dachte er, sie würde ihn küssen wollen, aber dann:
„Es tut mir wirklich Leid, Chris…“, flüsterte sie an seinem Hals und drückte ihn fest an sich.
Wie konnte er nur so dumm sein, dachte er, nachdem sie verschwunden war. Natürlich würde sie ihn nicht küssen.
Was war er denn schon gegen David? Der große, blonde, gutaussehende mit Muskeln bepackte Sportler und Chris.
Chris war etwa 1,77m groß und schmächtig. Er hatte schwarze kurze Locken und eine Brille, die ihm alle 5 Minuten von der Nase rutschte. Um es ganz kurz zu sagen. Chris sah eher aus wie ein Nerd, nicht wie ein Siegertyp. Und wenn doch, dann eher wenn es um Preise ging, die er bekam, weil er in Chemie Jahrgangsbester war.
Mit seinen 19 Jahren hatte er nicht viel Erfahrung mit Mädchen oder Frauen gemacht, geschweige denn Sex oder Ähnlichem.
Seit mehr als 4 Jahren war er schon in Katie verliebt. Sie war seine Traumfrau. Seine beste Freundin. Aber wie sollte man seiner besten Freundin und Nachbarin erzählen, dass man sie mehr liebte, als alles andere auf dieser Welt? Und das auch noch, wenn man Chris Bender war?

„Chris, Schätzchen!“, rief seine Mom aus der Küche. „Hilfst du mir bitte?“
Chris legte seine Schultasche ab und ging durch den kleinen Flur in die Küche. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Seine Mom hatte eine Immunkrankheit, die ihr eigenes Gewebe als Fremdkörper bekämpfte und so kam es immer wieder zu Entzündungen, die ihre Organe angriffen. Demnach sah sie sehr müde, abgemagert und schwach aus. Mit ihren 43 Jahren sah sie aus wie eine fast 60 Jährige. Eine 43Jährige, deren Leben tiefe Spuren hinterlassen hatte.
Sein Vater hatte die beiden verlassen, als Chris noch sehr klein gewesen war. Vielleicht 3, vielleicht 4. Man weiß es nicht. Es gab genug andere Probleme, die die Familie Bender bewältigen mussten.
„Mein Lieber, wollte Katie nicht eigentlich mit herkommen? Ich hab Kuchen gebacken!“, sagte sie und beobachtete ihren Sohn neugierig. Er schüttelte nur den Kopf.
„Komm her…“, flüsterte sie und nahm ihn in den Arm. Seine Mom wusste alles über seine Gefühle für Katie. Sie und sein bester Freund Aaron.
„Das nächste Mal wird sie bestimmt kommen…“, versuchte sie ihn zu trösten.



„Du solltest es ihr sagen!“, meinte Aaron und knabberte an seinem Stift.
„Nicht so laut! Das hören die doch alle!“, flüsterte Chris, als er seine Schulbücher aus seiner Tasche kramte und sie auf den Tisch legte. Die Bibliothek der Schule war kein geeigneter Platz, um über Katie zu reden. Jeder kannte und mochte sie.
„Wissen die denn über wen ich rede?“, lachte Aaron und schlug eine Seite im Buch auf.
Chris zuckte nur mit dem Schultern.
„Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll! Glaubst du nicht, dass das unsere Freundschaft zerstören könnte?“, fragte Chris unsicher und rückte seine Brille zurecht.
Aaron stieß verächtlich Luft aus.
„Pff… Freundschaft… wenn ihr wirklich so befreundet wärt, dann würde sie dich nicht andauernd für David versetzen!“, er sah sich kurz um. Dann streckte er den Kopf näher zu Chris.
„Wenn Katie wirklich deine Freundin ist, dann wird sie auch damit umgehen können, anstatt einen Bogen um dich zu machen!“ Er macht noch eine Pause, während er sein Periodensystem suchte.
„Und wenn nicht… naja, dann weißt du ja, wodran du bist und dann kannst du ihr aus dem Weg gehen, bis sie aus deinem Kopf verschwunden ist.“
Aaron hatte Recht, dachte er. Wenn er ihr so wichtig war, würde sie ihn nicht ignorieren, wenn er ihr die Wahrheit sagen würde. Sie würde seine Freundin bleiben.
Insgeheim hoffte er, sie würde ihn einfach küssen. Und er stellte sich David’s entsetztes Gesicht vor, während Chris‘ Hand an ihrem Rücken nach unten wanderte.

Du nimmst jetzt einfach all deinen Mut zusammen und sagst es ihr!, sprach er sich zu, während er vor der Schule auf Katie wartete. Er hatte sich sagen lassen, wann sie Unterrichtsschluss hatte, um warten zu können, obwohl er schon längst hätte zu Hause sein sollen, um seiner Mutter zu helfen. Seine Mutter würde es verstehen, wenn er ihr den Grund für seine Verspätung nennen würde.
Die Schulglocke klingelte und nach und nach strömte Klasse um Klasse aus der Schule. Er strich sich seine Haare zu Recht und schob seine Brille gerade, als er Katie kommen sah.
„Chris!“, strahlte sie wieder und drückte ihren weiblichen Körper fest an ihn. Er zitterte.
„Hast du etwa auf mich gewartet?“, fragte sie und lächelte ihn an.
„Ich muss mit Dir reden, Katie… und ja, deswegen habe ich auf dich gewartet…“, die Worte kamen ungewohnt einfach aus seinem Mund.
Sie legte den Kopf zur Seite und ihre Locken sprangen von ihrer Schulter.
„Worum geht’s?“, fragte sie.
In diesem Moment klingelte sein Handy. Er nahm es kurz in die Hand und legte auf. Bestimmt wollte Aaron Hilfe bei seinen Hausaufgaben.
„Es ist so Katie… wie soll ich am besten anfangen…“ Sein Mund wurde ganz trocken.
Katie sah ihn verwirrt an.
„Stimmt irgendwas nicht?“, fragte sie und fasste seine Schulter. Sofort fing sie an zu kribbeln.
„Nein, es ist alles in Ordnung! Es ist nur so dass…“ wieder klingelte sein Handy und er kramte es heraus.
„… ich dir was ganz wichtiges sagen muss!!“ Er schaute auf das Display. Das Krankenhaus!
„Warte einen Moment, bitte!“, sagte er und ging ran.
Als er aufgelegt hatte und wieder kam, sah Katie ihn besorgt an.
„Was ist denn nur los, Chris? Du bist so blass und… was wolltest du mir sagen?“
Er schluckte.
„Meine Mom musste wieder ins Krankenhaus. Ich muss sofort zu ihr!“
Mit diesem Satz rannte er los, um den nächsten Bus zu bekommen.
Vielleicht war das ein Wink des Schicksals! Seit Monaten hatte seine Mutter nicht so plötzlich ins Krankenhaus gemusst. Ausgerechnet in diesem Moment war es dann geschehen. Vielleicht sollte Katie nicht wissen, dass Chris sie so sehr liebte. Oder vielleicht würde er es einfach noch einmal probieren. Vielleicht sollte er auf den richtigen Moment warten. Aber wann war der?






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