Zeiten ändern sich. Momente vergehen. Erinnerungen bleiben. - Teil 10

Autor: Mina
veröffentlicht am: 21.09.2011


Grace:
Ich war im Krankenhaus aufgewacht, und hatte eine Panikattacke bekommen. Mir wurde mal wieder eine Beruhigungsspritze verpasst, und ich wunderte mich so langsam, das ich von dem Zeug noch nicht abhängig war.

Mittlerweile war ich wieder zuhause und hatte mich ausgeschlafen. Wir hatten Samstagmorgen, und ich entschloss mich duschen zu gehen und danach nochmal zum Friedhof zu fahren. Ich war gestern sehr erschrocken darüber gewesen, wie das Grab aussah, da die Blumen von der Beerdigung völlig verwelkt waren. Ich hatte mir vorgenommen das Beet neu zu bepflanzen.
Ich machte mich auf den Weg, die anderen schliefen noch, da es erst 9:00 Uhr war. Ich hinterließ keine Nachricht, weil ich nicht gestört werden wollte.

Als ich 1 Stunde später am Friedhof mit dem Fahrrad ankam, mit den neuen Blumen die ich anpflanzen wollte, machte ich mich sofort an die Arbeit. Ich hatte mir blau-lila Blumen ausgesucht, und dazu ein Strauß weiße Rosen.

Ich war 2 Stunden dabei, das Beet zu bepflanzen. Ich steckte mir nach einiger Zeit meine Kopfhörer in die Ohren und hörte mir das Lieblings Lied meiner Mutter an. Ich konnte es auswendig und sang leise mit. Ich hatte früher oft gesungen, allerdings nur mit meiner Mutter. Seit dem Unfall hatte ich es nicht mehr gemacht, doch ich merkte wie viel Spaß es mir bereitete.
Als ich meine Arbeit betrachtete, war ich sehr zufrieden mit mir. Ich wollte noch Wasser holen und die Blumen gießen, damit sie nicht wieder so schnell eingehen würden.
Als ich mich auf den Weg zur Wasserstelle machte, stieß ich mit einem kleinen Mädchen zusammen. Ich hatte Musik gehört und mich nicht auf meinen Weg konzentriert. Sie stand weinend vor einem frischen Grab.
Ich brauchte ein bisschen, doch dann erkannte ich sie wieder. Sie war das kleine Mädchen das Gestern auf der Beerdigung so geweint hatte die ich gestört habe.
Ich machte die Musik aus und kramte ein Taschentuch aus meiner Tasche. Sie saß mittlerweile zusammengekauert vor dem Grab. Ich wusste wie sie sich fühlte … ich wusste es nur zu gut. Ich setzte mich neben das kleine Mädchen und hielt ihr das Taschentuch hin. Sie schaute mich zögernd an, doch dann nahm sie es. Sie trocknete sich ihr Gesicht ab und flüsterte schüchtern: „ Dankeschön.
… Du bist das Mädchen von gestern oder?“
Ich schaute sie an, und sagte: „ Bitteschön.“ Ich machte eine Pause, bevor ich ihre Frage beantwortete: „ Ja, das bin ich.“
Sie schaute mich aus ihren kleinen Augen an und nickte. Ichschätzte sie auf ca. sechs Jahre, ich fragte sie: „ Willst du mir vielleicht verraten wie du heißt ? Ich bin Grace Moore.“
Sie schaute auf das Grab, ich folgte ihrem Blick und ließ den Namen, der auf dem Stein eingraviert war, Nick Brown.
Ich schaute zu ihr. Ihr rollte eine Träne die Wange runter und dann fing sie an zu sprechen: „ Ich bin Rachel Brown. Mein Papa ist vor einer Woche an Krebs gestorben. Ich weiß nicht wer meine Mutter ist, da sie abgehauen ist als ich noch klein war. Alles was ich jetzt noch habe sind meine Großeltern und Mein großer Bruder.“ Sie weinte wieder und ich reichte ihr noch ein Taschentuch. Ich sagte: „Das tut mir leid, Rachel.“
Ich war eigentlich diejenige, die diese Worte hasste, doch sie war noch so klein, und ich hatte das Bedürfnis ihr diese Worte zu sagen.
Nach einiger Zeit des Schweigens fing ich an zu reden: „ Wie ich heiße weißt du ja bereits. Ich habe meine Eltern und meinen kleinen Bruder bei einem Autounfall verloren. Gestern war der Gerichtstermin, für den Unfallfahrer. Er hat mildere Umstände bekommen, weil er Alkoholiker ist. Weißt du was Alkoholiker sind ?“
Rachel schaute mich an und nickte leicht. Ich erzählte weiter.
„ Naja, auf jeden Fall ging es mir danach nicht gut. Und ich bin hier her gekommen. Da hast du mich dann ja auch gesehen.“
„ Das tut mir auch leid.“
Ich schaute sie diesmal an und nickte. Mir wurde gerade bewusst, wie gut es mir getan hatte es jemanden zu erzählen, der mich nicht kannte und dem ich es erzählen wollte. Ich hatte das Gefühl, Rachel das Gefühl gegeben zu haben das sie nicht alleine war. Ich hatte ihr Vertrauen gewonnen.
„ Rachel, weiß jemand das du hier bist?“
Sie schaute mich nicht an sonder schüttelte einfach nur den Kopf.
„ Ich habe eine Idee, wie wär es wenn ich eben noch die Blumen gieße und wir zwei dann in ein Kaffe gehen und ich dir eine heiße Schokolade ausgebe. Und dann bringe ich dich nach Hause zu deinen Großeltern und deinem Bruder, okay ?“
Ich glaubte kurz ein kleines Lächeln gesehen zu haben und stand auf. Ich reichte ihr die Hand, und nach kurzem zögern ergriff sie sie und ließ sich von mir auf die Beine ziehen.
Sie umarmte mich auf einmal und ich ließ es zu, ich drückte sie einmal und lächelte sie kurz an. Sie flüsterte: „ Danke, Grace.“ „ Gerne, Rachel.“

Rachel:
Ich mochte Grace. Sie musste im gleichen Alter wie mein Bruder sein. Ich war ihr dankbar dafür das sie mich getröstet hatte, und die heiße Schokolade die sie mir ausgegeben hatte war köstlich. Sie hatte mich sogar zum lächeln gebracht, und das hatte ich schon sehr lange nicht mehr, gelächelt. Sie war die einzige die es geschafft hatte. Ich wollte nicht gehen doch Grace sagte mir das wenn ich mich nicht bei meinen Großeltern melden würde, würden sie sich große Sorgen um mich machen.
Ich hatte nicht überlegt als ich weggelaufen bin. Doch jetzt tat es mir leid. Grace wollte mich gerne nach Hause bringen und ich hatte nichts dagegen.
Wir schlenderten den Weg zu meinen Großeltern gemütlich entlang. Grace erzählte mir wo sie wohnte und ich mochte es wenn sie mich fragte oder mich aufforderte etwas zu erzählen. Sie drängte mich nicht dazu und wenn ich es nicht wollte war es auch für sie okay. Als wir vor dem Haus meiner Großeltern standen zögerte ich einen Moment, doch Grace sagte: „ Du brauchst keine Angst zu haben, deine Großeltern wollen dir doch nichts böses.“ Sie lächelte mich leicht an und fügte dann noch hinzu: „ Das Haus ist ja Gigantisch, Rachel. Hörst du auch den Hund bellen?“
Sofort war ich Feuer und Flamme, denn der Hund der da bellte war meiner. Sie war mein kleiner Liebling, sie hieß Lilli.
Ich sagte Grace stolz: „ Das ist Lilli, sie ist mein Hund.“ Ich lächelte sie stolz an und sie sagte: „ Dann musste du sie mir mal unbedingt vorstellen.“

Troy:
Lilli bellte wie verrückt. Und das tat sie nur bei Rachel. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich wollte mich gerade auf den Weg machen um sie zu suchen, doch sie war zurück gekommen. Ich lief zur Tür und machte sie auf. Lilli rannte an mir vorbei direkt auf Rachel zu. Rachel nahm sie in den Arm und kuschelte mit ihr. Da fiel mir das Mädchen auf, das bei Rachel war.
Sie war wunderschön. Sie kam mir bekannt vor. Und da fiel es mir ein, sie war das Mädchen von gestern. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht. Ich beobachtete die beiden. Das Mädchen kniete sich neben Rachel und Lilli, sie lachte. Sie hatte ein schönes Lachen und ich sah das Rachel auch lächelte als Lilli ihr das Gesicht ableckte. Es tat gut meine kleine Schwester mal wieder Lächeln zu sehen. Der Anblick brachte mich auch zum Lächeln. Das Mädchen faszinierte mich, sie hatte es geschafft meine Schwester und mich zum lächeln zu bringen. Das schaffte eigentlich keiner, doch sie schon. Ihre braunen Locken vielen ihr über ihre schultern. Nach einiger Zeit stand sie auf und drehte sich zu mir. Es nahm mir den Atem. Sie sah unglaublich aus. Sie Hatte schokoladen braune Augen die einen Glanz hatten, doch er verschwand so schnell wie er auch gerade gekommen war. Sie hatte zwar leichte Augenringe doch ihr Gesicht war immer noch wunderschön. Das einzige was mir auffiel war das sie ein wenig zu dünn war, doch das lag wahrscheinlich auch an den Umständen. Sie schaute mir direkt in die Augen und ich ihr. Sie bewegte sich nicht, das einzige waren ihre Haare, die im Wind wehten. Ich bewegte mich nicht. Es war wie so ein seltsamer Magicmoment in den ganzen kitschiegen Liebesfilmen. Doch es war real und ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden.






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