Ist es Liebe? - Teil 17

Autor: Sara
veröffentlicht am: 08.02.2012


Sie war fast tot. Du hast sie fast umgebracht. Es ist ein verficktes Wunder, dass sie an deinem Blut nicht verreckt ist. Du solltest sie sofort nehmen. Menschen sind so anfällig für Krankheiten. Wenn du morgen aufwachst, ist sie vielleicht schon tot. Du wirst es ewig bereuen, wenn du nicht...

Das war es. Das war es, was ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Fast hatte er sie verloren. Seine Kehle wurde plötzlich eng. Er brauchte eine ganze Weile, um zu merken, dass seine Augen brannten, weil sich Feuchtigkeit, Tränen darin sammelten. Er schluckte und ließ langsam das Lenkrad los. Gott, fast hätte er sie verloren und er wusste nicht, was dann mit ihm passiert wäre. Es gab keinen, dem er Rache schwören konnte, außer sich selbst. Es wäre seine Schuld gewesen und das hätte er nicht ertragen können. Niemals.

Es war von ihrer Seite aus schließlich nur eine einfache Provokation gewesen. Sie hatte ihn nur ein bisschen unter Druck gesetzt, um sein Blut zu bekommen und schon war er eingeknickt. Und das nur, weil er mit ihr schlafen wollte. So etwas Profanes wie Sex hatte fast ihr Leben gekostet.

Das Brennen wurde mehr, deshalb stieß er die Fahrertür auf und ging nach draußen. Tief durchatmend wischte er sich durch das trockene Gesicht und legte den Kopf in den Nacken. Er wusste, was uraltes Vampirblut bewirkte. Vor gut zweitausend Jahren hatte er seiner viel, viel jüngeren Schwester dabei zugesehen, wie sie ihren Geliebten versuchte zu verwandeln. Er hatte sie nicht aufgehalten, obwohl er wusste, dass es unmöglich war. Zuerst war alles in Ordnung gewesen. Das Blut hatte schon lange seinen Magen erreicht, als die rote Essenz erst seine Wirkung zeigte. Es hatte langsam seinen Magen und dann all seine inneren Organe schmelzen lassen. Wie ein Eiswürfel, auf den man ein dickes Salzkorn legt. Seine Schreie würde Alec niemals vergessen. Auch nicht die Schreie seiner Schwester.

Und trotzdem hatte er Grace, dieser zierlichen, hilflosen, jungen Grace sein Blut gegeben. Obwohl er wusste, was passierte. Er hatte sie getötet, dachte er, als sie den Tropfen mit diesem sinnlichen Lecken von seinem Zeigefinger lutschte. Vor seinem inneren Auge liefen tausende Bilder ab, wie sie nun verrecken würde, nur weil er seine sexuelle Gier über seinen Verstand siegen ließ. Aber sie war nicht gestorben. Es hatte geklappt. Trotzdem... Diese Panik, diese allumfassende Panik, dass er sie fast umgebracht hatte, ließ seine Instinkte einfach nicht mehr zur Ruhe kommen. Er war so knapp davor gewesen, sie zu verlieren, dass er kaum noch in der Lage war, seine Finger von ihr zu lassen. Als müsse er sich mit allen Mitteln davon überzeugen, dass sie lebte. Und er musste sofort erfahren, wie es war, mit ihr zu schlafen.

Seine Finger zuckten, doch auch diesmal behielt er sich knapp unter Kontrolle. In der Luft war der Hauch von Sonnenstrahlen zu fühlen und mit einem Mal wich das Adrenalin aus seinem Körper. Müdigkeit schwappte durch seine Glieder, auch wenn der Tag noch eine Weile auf sich warten lassen würde. Mehr als genug Zeit, sich ein Zimmer zu besorgen, zu duschen und dann ins Bett zu Grace zu gleiten. Vorsichtig drehte er sich um und sah zu Grace im Auto. Auch diesmal regte sich sofort seine Besitzgier, seine Lust in ihm, doch diesmal sanft, nicht aggressiv. Er lächelte das eisblonde Ding mit diesen unfassbaren Augen an und ging dann langsam zur Beifahrerseite des Autos. Er würde heute keine Dummheiten machen, schwor er sich und schob seine zitternden Hände unter ihren Körper, um ihre zierliche, geschmeidige Gestalt hochzuheben. Aber er wollte es. Unbedingt.

Deshalb zitterten seine Finger als Grace' Körper an seine Brust rutschte und er hielt den Atem an, um ihren lieblichen, lebendigen Duft nicht wahrzunehmen. Sein Blick glitt langsam über das kleine Rezeptionsgebäude nach oben in den Himmel. Die Nacht war noch lange nicht vorbei und unwillkürlich fragte er sich, was seine Feinde noch so planten. Die Königin, seine Schwester war auf dem Weg zu Damon. Vielleicht war sie schon da. Vielleicht sprachen sie in diesem Moment über ihre Pläne. Sie würden herausfinden, dass er nicht mehr im Bunker war. Was würde dann geschehen? Würden sich seine Untergebenen zusammenschließen und endlich Damon angreifen? Oder würden sie sich mit Damon verbinden?

Mittlerweile hatte er keine Ahnung mehr, wer noch Freund oder Feind war. Deshalb konnte er auch keine Hilfe anfordern. Er hatte nur ein paar verstreute Vertraute und selbst die konnten die Seite wechseln. Mit einer Armee aus Werwölfen hinter sich war Damon kein namenloser Emporkömmling mehr. Er war ein ernstzunehmender Gegner. Und ein verführerischer Partner.

Doch Alecs Gedanken weilten nicht lange in der Zukunft. Jetzt war Grace bei ihm, in seinen Armen und ihr Atem wärmte seinen Nacken. Er würde zuerst für ihre Sicherheit sorgen und erst dann über das Intrigenspiel seiner Freunde, Familie und Feinde nachdenken. Bis dahin genoss er es einfach Grace' warmen Körper an seinem zu fühlen und den Gedanken an die nächste Nacht. Sie war sein; das wusste er schon mit jeder Faser seines Körpers und seines Herzen. Die Erkenntnis traf ihn nicht so, wie er vermutet hatte. Es war einfach das Gefühl, dass jede Einsamkeit von ihm abfiel, wenn er in ihre tagblauen Augen sah. Sie gehörte zu ihm. Auf ewig. Und morgen Nacht würde er in seinem Haus in New Orleans ankommen und Grace beweisen, dass sie ihm auf jede mögliche Art zwischen Mann und Frau gehörte. Für immer.

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