Ist es Liebe? - Teil 15

Autor: Sara
veröffentlicht am: 20.01.2012


Hier ein langer Teil :P nehmt euch also Zeit um alles auf einmal lesen zu können. Danke für die Kommentare :) Ich hab meine Geschichte spontan umgeändert und ich hoffe er gefällt euch. Ich dachte mir, ich könnte mal 3 Geschichten in eine verpacken. Also...tada.. ich stelle euch Holly vor:

Es war halb fünf in der Früh und trotzdem war Holly Matthews Laden überlaufen. Überall saßen, standen und liefen Frauen zwischen den Tischen hin und her und verwandelten das Fünfzigerjahre-Diner in ein stehendes Chaos. Serviettenspender wurden auf Fensterbänke verschoben, weil die Frauen irgendwelche Tricks zeigen wollten und Platz brauchten. Tische standen am Rand und stattdessen hatten sich ein paar ältere Damen auf den Boden in einen Kreis gesetzt. Leere Teller, Kaffeebecher, Klamottenberge und Handtaschen waren überall auf dem Boden und auf sonst allen Flächen verteilt. Und Holly wollte erst gar nicht darüber nachdenken, wie es in der Toilette aussah.

Eigentlich öffnete Holly ihren Laden immer um vier Uhr in der Früh, weil sie in dieser Zeit immer wunderbar ihre Rechnungen, Bestellungen und Inventuren machen konnte, während sie am Tresen saß. Außerdem hatte sie vor dem Auftauchen der Frühaufsteher, Trucker und Workaholics etwas Luft, um lästige Aufgaben, wie das Auffüllen der Serviettenspender, der Salz- und Pfefferstreuer, der Kaffeebohnenmahlmaschine und der Besteckkisten zu erledigen. Ja, normalerweise war dies die ruhigste Zeit des Tages für Holly. Erst um sechs kam ihr Koch und ihre Hilfskellnerin, und um zwölf gab es dann den Schichtwechsel. Zumindest für den Koch und Hollys Mitarbeiterin; Holly selbst blieb meist noch bedeutend länger, schließlich war dieser Laden alles, was Holly noch besaß.

Sie war gerade auf dem College und hatte das erste Semester hinter sich gebracht, als ihr Vater bei einem Angelausflug ins Wasser fiel und ertrank. Der Pathologe stellte später fest, dass er einen Herzanfall hatte; wahrscheinlich aufgestaut von dem vielen Stress. Der entspannende Ausflug war einfach zu spät gekommen.

Hollys Herz zog sich leicht zusammen, als sie an ihren Vater dachte. Er hatte sich die Hände abgearbeitet, um ihr das College zu finanzieren, deshalb hatte sie ihm nie sagen können, dass sie viel lieber zusammen mit ihm in seinem Diner gearbeitet hätte. Er war immer so stolz auf ihre guten Noten gewesen und hatte ihr immer etwas Besseres fürs Leben gewünscht, als sich in Frittierfettdünsten die Hacken abzurennen. Doch Holly liebte diese Dünste; es erinnerte sie an bessere Zeiten und an das Gefühl geliebt zu werden.

Ihre Mutter hatte sich kurz nach ihrer Geburt einfach aus dem Staub gemacht. Ihr Vater hatte nie viel über sie erzählt und Holly selbst hatte nie nachfragen wollen, weil sie merkte, dass es ihm immer noch weh tat. Heute erfüllte sie nur noch Wut, wenn sie an diese grausame, gesichtslose Frau dachte.

Trotzdem... Vielleicht hatte ihr immer ein Mutterersatz gefehlt. Vielleicht war sie deshalb Pheobe hinterhergelaufen wie eine Besessene. Pheobe war bedeutend älter als sie. Schon damals, als sie sich bei einem Highschool-Buchgruppentreffen kennengelernt hatten, hatte Holly eine seltsame Faszination für die ewige Vierzigjährige empfunden. Sie war so belesen, so klug, so intelligent. So ganz anders als ihre albernen Mitschülerinnen und Mitschüler.

Sie hatte die Frau angebetet. Und mehr als das. Zuerst war es noch der Wunsch gewesen, sie zu imitieren, doch bald wurde etwas anderes daraus, das Holly bis heute nicht so wirklich verstanden hatte.

Pheobe hatte den Buchclub geleitet und hatte sich immer besonders viel Zeit für Holly genommen. Zuerst hatte sich Holly noch eingebildet, dass die ältere Frau einfach nur interessiert an ihrer Buchkenntnis war, doch bald musste Holly sich eingestehen, dass Pheobe nicht nur intellektuelles Interesse an ihr hatte. Und es schmeichelte ihr. Auf eine seltsame Weise. Auf eine erregende Weise. Obwohl sie eine Frau war.

Wäre sie damals, kurz vor ihrem Abschluss, nicht so neugierig gewesen, was es mit Pheobes Interesse auf sich hatte, sähe ihr heutiger Morgen ganz anders aus. Nicht so chaotisch und auch nicht so... schön.

Doch Holly war neugierig gewesen. Und geschmeichelt vom Interesse der schönen, gebildeten Frau. Irgendwann hatte Pheobe Holly zu sich nach Hause eingeladen. Noch bevor sie die zweite verbotene Flasche Wein öffnete, hatte sie die Schülerin gefragt: „Hast du schon Erfahrungen mit Männern?"

Holly war bis zu den Zehennägeln errötet, doch aus irgendeinem Grund war es plötzlich ganz egal, dass Pheobe vor ein paar Wochen in ihrem Kopf noch eine Art... Lehrerin gewesen war. Vielmehr war sie jetzt, während sie gemeinsam auf dem Sofa saßen und Popcorn und verbotenen Wein tranken, eine Freundin. „Naja, es gab da Stevie."

„Stevie?", fragte die ältere Frau und reichte ihr ein Glas. Ihre hübschen Hände waren perfekt manikürt und Holly fragte sich unwillkürlich wie es wäre, von diesen blutrot lackierten Fingern berührt zu werden. „Ein Mitschüler?"

Langsam trank Holly einen kleinen Schluck, versuchte den Gedanken von diesen hübschen, schmalen Fingern abzulenken und zwang sich plötzlich nicht das Gesicht zu verziehen; der erste Wein war viel süßer und besser gewesen. „Nein, er arbeitet während des Sommers in der Eisdiele. Er ist schon auf dem College." Der zweite Schluck Wein war bedeutend besser. „Dort hab ich ihn auch kennengelernt. Bei der Eisdiele, meine ich, nicht auf dem College." Sie kicherte.

Pheobes hübscher, voller Mund verzog sich ebenfalls zu einem wunderschönen Lächeln. „Seid ihr miteinander ausgegangen?"

Holly schüttelte den Kopf und leckte sich unbewusst über ihre eigenen Lippen. „Nicht wirklich. Er hat mich zwei Mal mit zum See mitgenommen. Das letzte Mal in seinem Auto."

Pheobe lachte tief. Holly liebte dieses Lachen. Es hatte so etwas Damenhaftes, Erwachsenes, Volles an sich. Ganz anders als ihr eigenes stupides Gekicher.

„Nicht sehr gemütlich, kann ich mir vorstellen", raunte Pheobe leise und schenkte sich selbst etwas Wein nach. Ihre adrette Jacke fiel vorn ein Stück auseinander und gab den Blick auf eine schmale, feste Rundung ihrer nackten Brust frei. Das helle, sahnige Fleisch dieser Rundung war kaum zu erahnen, doch selbst dieses Bisschen hinterließ eine seltsame Unruhe in Holly. „Du hast doch mit ihm geschlafen?", fügte Pheobe hinzu und richtete sich wieder auf.

Holly hob schnell den Blick, versuchte ebenso mondän zu lachen und verstummte dann. Bei ihr klang selbst das albern. „Ja. War nicht so der Hit", gab sie leise zu. Es kam ihr falsch vor, vor Pheobe mit ihrer mangelhaften Erfahrung anzugeben, wie sie es ab und an bei Übernachtungspartys bei ihren Freundinnen gemacht hatte. „Es tat schweineweh und es war schnell vorbei."

Pheobe nickte langsam und berührte wie zufällig und irgendwie eben nicht tröstend ihren Oberschenkel, bevor sie ihr tief in die Augen sah. Holly war sich nicht sicher, woher plötzlich diese Spannung kam, doch sie war eindeutig da. Eine unausgesprochene Spannung, die sich von jedem einzelnen Blick, den sie heute tauschten, genährt wurde. Ihre Augen sanken ineinander und Holly meinte kleine Blitze in dem dunkelblauen Tiefen von Pheobes Augen zu sehen. Zwischen ihren Schenkeln begann ein seltsames... Blühen. Ein Glühen. Ein... Etwas.

„Hast du dir schon einmal vorgestellt, wie es mit einer Frau wäre?"

Holly war wie hypnotisiert, denn sie erwischte sich dabei, wie sie langsam nickte, bevor sie es verhindern konnte. Wieder rötete schamhafte Hitze ihr Gesicht und sie senkte den Blick.

Pheobe fasste leicht nach ihrem Kinn und hob es an. „Sieh nicht weg. Das muss dir nicht peinlich sein."

Doch, irgendwie schon, dachte Holly stumm und sah wieder in diese blauen Tiefen ihrer Augen. Es war deshalb peinlich, weil der Grund für diese lesbischen Gedanken gerade vor ihr saß und sie genau dieses Thema anschnitt. Trotzdem war sie nicht in der Lage, den Blick noch einmal zu senken. Ihre Blicke tauchten tief ineinander und schienen stumme Botschaften auszutauschen.

Pheobe lächelte sie lange an, bevor sie die Spannung brach, indem sie nach ihrem Glas griff und einen Schluck trank. „Ich glaube, Janine ist dir sehr ähnlich."

„Wie?", fragte Holly verwirrt. Janine war die ungekrönte Königin des Cheerleaderteams. Selbst außerhalb des Trainings trug sie zu recht immer kurze Röcke, denn sie konnte es sich erlauben.

Pheobes Blick glitt schmeichelnd über Hollys mangelhafte Figur. Sofort zupfte sie sich das alte T-Shirt von ihrem gerundeten Bäuchlein, das ein bisschen spannte. Doch sie zwang sich, nicht auch noch ihre vollen Brüste vor Pheobes Blick zu verbergen, obwohl sie gern nach dem Weinglas gegriffen hätte und beim Trinken den Arm somit vor ihrer viel zu großen Brust hielt. Pheobes Blick wurde noch intensiver und für einen Moment hatte Holly das Gefühl, als berühre ihr Blick all ihre Konturen. Der Moment dauerte an, bis Pheobe seltsam belegt sagte: „Janine... Sie hat ein Auge auf dich geworfen."

Hollys Augen weiteten sich, dann lachte sie. „Janine? Nie im Leben!" Und selbst wenn... Holly war das vollkommen egal. Janine war immer total nett zu ihr, aber sie hatte einfach aus Prinzip etwas gegen die Schönheitskönigin des letzten Frühlingsballes. Es war die instinktive Abneigung eines Teenagers, die die Unsicherheiten im Bezug auf ihr eigenes Aussehen irgendwie relativieren musste. Janine war wirklich schön und genau deshalb versuchte Holly sich mit aller Gewalt einzureden, dass Janine gemein, garstig und fies war, während sie selbst nett, lieb und klug war. In Wahrheit hatte Janine ihr nie etwas getan. Sie bot ihr sogar regelmäßig an, ihr in Französisch Hilfe zu geben, aber Holly ignorierte das. Es passte eben nicht in ihr Bild. „Janine steht außerdem auf Ronald." Ronald war natürlich der Quaterback des Highschoolfootballteams.

Pheobe lachte. Es war kein Auslachen, sondern eher das Amüsement einer reifen Frau, die wusste, wann ihr Gegenüber wunderbar naiv war. „Glaub mir, Süße, Janine steht auf dich. Und ich glaube, dass du sie auch ein bisschen attraktiv findest."

Holly kicherte, bevor sie nachdrücklich sagte: „Ich glaube nicht, dass Janine auch nur einmal an mich in dieser Weise gedacht hat. Und selbst wenn; es wäre mir vollkommen egal. Ich finde sie nicht attraktiv." Das meinte sie ehrlich. Und es stimmte auch. Janine war einfach eine viel zu hübsche Klassenkameradin für sie. Nie im Leben hätte Holly sie auch nur ansatzweise in ihre Tagträumereien eingebaut. Sie verstand gar nicht, warum Pheobe das überhaupt erwähnte. Verwirrt griff sie nach ihrem Wein und trank einen Schluck.

„An wen hast du dann gedacht, wenn du es dir mit einer Frau vorgestellt hast?"

Holly verschluckte sich am Wein und begann zu husten. Es gab ihr etwas Zeit, um über ihre Antwort nachzudenken. Wäre sie damals nicht so unbedarft gewesen, hätte sie vielleicht die gezielte Fragestellung von Pheobe bemerkt, doch das hatte sie nicht. Heute war Holly um einiges besser darin, Pheobes liebevolle Manipulationen zu durchschauen. Was sie allerdings nicht davon abhielt, ab und an naiv zu tun. Pheobe hatte genau das am liebsten.

Holly stellte ihr Glas ab und wischte sich über den Mund, um ein paar Weintropfen zu trocknen. Sie wusste immer noch nicht, was sie sagen sollte. „An reifere Frauen", murmelte sie leise und kam sich wunderbar geheimnisvoll vor. Sie warf Pheobe unbewusst einen langen, sehnsuchtsvollen Blick zu, der ihr selbst nicht auffiel. „Du weißt schon... Frauen mit Klasse und... Erfahrung." Holly grinste unsicher und griff dann doch wieder nach ihrem Glas, um vorsichtiger zu trinken.

Pheobes Blick glitt langsam von ihrem Körper zu ihren Augen. „War das ein Kompliment?" Phobes tiefblaue Augen glitzerten wieder so ungewöhnlich lebendig. „Für mich?"

Holly erstarrte. Und sie hatte geglaubt, geheimnisvoll zu sein! Röte schoss in ihr Gesicht. „Nein!"

Phoebes Blick verdunkelte sich enttäuscht und sie wandte sich halb ab. „Soll ich noch eine Ladung machen?" Sie wies auf das Popcorn, nahm die halbleere Schüssel und erhob sich.

Hollys Herz zog sich zusammen, als sie fühlte, wie verletzt Pheobe war und griff nach ihrem Unterarm. „Ja", sagte sie leise und nickte. Ihr Blick hielt Pheobes fest und diesmal kam sich Holly das erste Mal vor wie die Frau in dem Duo, die über den weiteren Verlauf des Abends bestimmte. „Und damit meine ich nicht das Popcorn. Es tut mir leid, Pheobe. Ich kam mir so..."

Pheobes Lächeln flammte wieder auf. „In die Ecke gedrängt vor?", vervollständigte sie den Satz. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. „Ich hätte nicht so unverschämt sein sollen, aber... Holly", sie setzte sich neben sie und hob leicht die Hand, um eine von Hollys Haarsträhnen aus dem Gesicht zu wischen, „diese Spannung fühlst du auch, oder?"

Holly nickte langsam und ihr Blick glitt zu Pheobes vollen Lippen. Bis auf kleine, hauchfeine Fältchen in den Augenwinkeln war der älteren Frau nicht anzusehen, wie alt sie tatsächlich war. „Ich fühle sie."

Ihre Finger verschränkten sich und beide Frauen sahen einen Moment atemlos auf ihre Hände.

„Meinst du...?"

„Glaubst du...?"

Sie lachten, als ihnen klar wurde, worauf sie hinauswollten. Holly atmete langsam durch, von ihrer eigenen entspannten Haltung selbst überrascht. Aber es fühlte sich so gut an. So richtig. Viele Worte mussten nicht zwischen ihnen gesprochen werden und plötzlich wusste die Achtzehnjährige, dass sie es wollte. Sie hatte sich es sich schon vorher vorgestellt, doch nie hatte sie geglaubt, dass diese wunderschöne Frau wirklich genau diese Art von Interesse an ihr hatte. Doch da war es; es hing unausgesprochen in der Luft und ließ Hollys Atem stocken. Lust stand zwischen ihnen und hüllte sie plötzlich mit aller Macht ein. Wie ein unsichtbares Band, das sie zusammen wob.

Holly war selbst überrascht, als sie einfach die Hand aufstreckte, sie um Pheobes Gesicht legte und sich vorbeugte. Pheobe kam der Einladung zögernd nach, doch dann schlossen sich ihre Augen, ihr Mund öffnete sich hauchzart, so wenig, dass Holly es kaum sah. Dann flatterten auch ihre Lider und ihr Herz setzte aus, als sich ihre Lippen das erste Mal trafen.

Holly hatte schon zuvor Frauen geküsst; ihre Großmutter natürlich und ein paar Freundinnen bei Pyjamapartys, wenn sie Flaschendrehen gespielt hatten. Doch selbst Stevies geübte, wunderschöne Küsse, die sie in sein Auto gelockt hatten, waren nicht vergleichbar mit dieser Vollendung.

Pheobes Lippen waren heiße, zärtliche Rosenblätter; unbeschreiblich, unvergleichbar. Sie waren weich, sanft und schön. Deshalb verstand Holly auch gar nicht, wie diese Hitze vollkommen unvermittelt in ihr aufkochen konnte. Gier vernebelte ihre Gedanken; Gier nach ihr, nach Pheobe, nach ihren Rundungen, ihrem Geschmack. Hollys Griff verstärkte sich und sie öffnete die Lippen.

Doch statt der Einladung nachzukommen, wand sich Pheobe aus ihrer Hand und setzte sich zurück. „Holly..."

Sie erstarrte. „Sag mir bitte nicht, dass das eine schlechte Idee war." Hollys Stimme zitterte vor Angst, gleich eine unüberwindbare Enttäuschung zu erleben.

Pheobes perfekt frisiertes Haar bewegte sich in dunklen Locken auf ihren Schultern, als sie ihre schönen Hände um Hollys legte. „Holly, ich muss dir etwas beichten."

„Oohhkay", gab Holly gedehnt zurück und runzelte die Stirn. Was genau hatte das nun zu bedeuten?

„Ich bin eine Hexe."

Holly dachte noch gar nicht daran zu lachen, als Pheobe auch schon die Hand hob und auf ihrer Handfläche ein Leuchten erschien. Das Leuchten war von einem seltsamen Blau; dasselbe glitzernde, lebendige Blau, das auch Pheobes Augen färbte. Das Leuchten nahm eine einfache Form an und wurde zu einer Art Kugel, die sich immer weiter festigte.

Hollys Augen weiteten sich ungläubig, als sich kleinere Wellen auf der Oberfläche der Kugel bildeten, als sei dies eine... runde Wasserträne. Wie in einer Trance streckte Holly die Hand aus und tippte das Ding an. Ein Wassertropfen blieb an ihrem Zeigefinger hängen und lief über ihren Handrücken, bis er von ihrem Oberteilsaum aufgesogen wurde. „Wow", hauchte sie hingerissen, als Pheobe auch schon die Hand schloss und das Wasser verschwand. Als würde es von ihrer Handfläche aufgesaugt werden.

„Ich kann Wasser manipulieren."

„Oohhkay." Holly starrte immer noch die Hand an, die Pheobe mittlerweile sittsam in ihren Schoß gelegt hatte. Langsam hob sie wieder den Blick und begegnete Pheobes nervös flackernden, blauen Augen.

„Du scheinst nicht geschockt zu sein", sagte Pheobe leise.

„Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich denke", gab Holly gedankenverloren zurück. Dann schüttelte sie den Kopf. „Doch, warte. Ich glaube, ich finde das cool."

Pheobes Augenbrauen hoben sich in perfekten Bögen und die hauchfeinen Fältchen in ihren Augenwinkeln wurden sichtbar. „Cool?"

„Abgefahren. Absolut cool", meinte Holly und nickte niemandem bestimmtes zu. „Ja, voll krass." Ihr Herz schlug immer noch vollkommen normal, als sei nichts Ungewöhnliches passiert, aber der rationale Teil ihres Hirns plädierte darauf, dass dies nicht normal sei. Doch dieser Teil wurde von ziemlich vielen anderen Teilen von Hollys Verstand zum Verstummen gebracht. Sie wusste nicht, warum, aber irgendwie war es normal für sie, dass dies gerade geschah. Ihre Finger kribbelten in dem Verlangen, diese Wasserblase noch einmal zu sehen und anzufassen. Es war wie das Verlangen etwas sehr Vertrautes und Schönes anzufassen. Wie diese antike, silberne Haarbürste ihrer Großmutter mit den weichen Borsten; die sie immer daran erinnerte, wie es war, als Großmutter noch in der Lage gewesen war, ihr in langen, sanften Strichen ihr Haar zu kämmen.

Pheobe nahm langsam ihre Hand. „Ich habe dich verzaubert."

Unwillkürlich sah Holly an sich hinunter, doch sie war immer noch aus Fleisch und nicht plötzlich aus Wasser. „Wie? Was?"

Pheobes Blick verdunkelte sich vor Reue. „Ich kann nicht nur Wasser manipulieren. Wir... Es gibt da eine Gruppe von Hexen; wir bringen uns gegenseitig ein paar Tricks bei. Einer davon ist ein... ein... Liebestrank."

Ein Liebestrank? Sie starrte stumm die Frau an.

„Er weckt bestimmte Leidenschaften. Sexuelle Leidenschaften. Für ein paar Stunden." Pheobes Augen wurden trüb und sie senkte den Kopf. „Ich habe dir heute etwas davon gegeben. Aber... Ich kann das nicht. Ich wollte es; ich will immer noch mit dir schlafen, aber... Es tut mir so leid."

Hollys Augen weiteten sich entsetzt und ihr Herz setzte für einen Moment aus. „Du hast mich...! Das", ihre Finger zeigten auf sich selbst, „ist nicht wahr?" Sie griff sich an die Brust. „Diese Lust ist nur ein Zauber?" Sie schüttelte den Kopf. Nein, das stimmte nicht. Sie hatte schon vorher für Pheobe diese Gefühle gehabt; vielleicht hatte der Trank die Grenzen verwischt, zwischen dem, was sie sich erträumt hatte und was sie nun um jeden Preis wollte. Brauchte. Haben musste.

Aber sie war immer da gewesen; diese Versuchung. Sie hatte von sich aus davon geträumt, wie es wäre mit dieser schönen Frau, wenn sie sich gestreichelt hatte. Und sie glaubte Pheobe, wenn sie sagte, dass sie nur heute etwas in ihr Getränk geschüttet hatte. Vielleicht sollte sie wütend sein, weil sie so manipuliert werden sollte; von Drogen betäubt, aber das fühlte sie nicht. Weil Pheobe nun ehrlich war. Weil sie es offensichtlich bereute. Weil sie ihr niemals schaden wollte. Ehrlichkeit wäre vielleicht besser gewesen, doch Holly war sich nicht sicher, ob sie nicht bei der ersten Andeutung von Pheobe einfach weggerannt wäre. Eine Frau zu küssen, sie zu berühren... Auf diese ganz bestimmte Weise. Das war schließlich nicht das, was Frauen normalerweise taten. Gott, ihr Vater würde durchdrehen, von ihren Freundinnen gar nicht erst zu reden. Oder von ihren Mitschülern. Sie hörte plötzlich schon die Beschimpfungen.

Der Trank hatte ihr einfach nur geholfen, diese Dinge zu vergessen und einfach nur zu fühlen. Und es fühlte sich gut an, richtig. Perfekt. So, wie es sein sollte. „Der Trank war vollkommen überflüssig", sagte Holly schließlich. Ihr Herz schlug ihr plötzlich bis zum Hals. „Ich wollte dich schon vorher."

Pheobe rang immer noch mit sich. „Ich glaube... Wenn es morgen vorbei ist, dann wirst du wütend auf mich sein." „Ich wäre wütend, wenn du mir nicht endlich zeigst, was zwischen uns sein könnte." Holly versuchte erwachsen und selbstbewusst zu klingen, allerdings verhakte sich zwei Mal ihre Stimme in ihrer Kehle vor Aufregung. Sie war sich sicher, dass sie es wollte. Das hieß allerdings nicht, dass sie nicht aufgeregt war. Ihr Magen zog sich vor Nervosität zusammen. Sie rutschte zu Pheobe, bis sich ihre Oberschenkel der Länge nach aneinanderschmiegten.

„Bist du dir sicher?", murmelte Pheobe noch, bevor sie sich ohne auf die Antwort zu warten vorbeugte und Holly einen weichen, sanften Kuss gab. Obwohl diese Berührung wie zuvor eher von Süße, Unschuld und Zärtlichkeit geprägt war, war Hollys Reaktion alles andere als sanftmütig. Ihre Münder öffneten sich leicht und feuchtheiße Zungen fanden sich. Hollys Zunge glitt langsam über die Oberlippe und tauchte dann das erste Mal in den Mund der älteren Frau ein. Sie wusste nicht, woher sie diese Forschheit nahm, doch es fühlte sich wundervoll an, schamlos genau das zu tun, was sie wollte. Pheobe zögerte nicht lange, bevor sie ihre Zungenspitzen miteinander spielen ließ und in einem uralten Tanz zeigte, was noch alles mit diesem Mund anzustellen war. Flackernd, massierend und leckend schmiegten sich Zungen und die Frauen aneinander.

Das junge Mädchen stöhnte heiser und umschlang Pheobes überraschend schmale Schultern mit den eigenen Händen. Ihre Finger glitten langsam über den warmen Rücken in der adretten Anzugjacke, bevor Holly das Gefühl ihrer dicken, schulterlangen Haare testete. Wie feine Zuckerwattefäden kringelten sich diese kühlen Locken. Ihr Griff war fest und probend, auf der Suche nach weichen Rundungen und festen, weiblichen Muskeln. Tastend fühlte Holly nach den Schultern, dem zarten Nacken und dann wieder über ihren Rücken. Völlig gefangen von diesen Entdeckungen, von Hitze und Leidenschaft, nahm sie nur am Rande war, wie auch Pheobes Hände auf Erkundungstour gingen. Für eine Weile blieb dieses Spiel keusch, wenn auch alles andere als zurückhaltend, bis Pheobe schließlich die Initiative ergriff und unmissverständlich am Saum von Hollys Shirt zerrte. Für einen Moment erstarrte Holly, da die Situation nun eindeutiger wurde. Dies hatte nichts mehr von den Schulmädchenküssen mit ihren Freundinnen. Dies war ein ganz anderes Kaliber. Ihre Brustwarzen richteten sich auf und ihr Herz begann schneller zu schlagen, als Adrenalin durch ihre Venen pumpte. Zögernd und mit einem letzten Kuss richtete sich Holly auf und ließ zu, dass Pheobe ihr langsam das Shirt vom Kopf zog. Ihre Haare fielen zurück, als der Kragen von ihrem Kopf glitt, und streichelten ihre nackten Schultern.

Pheobe holte leise Luft, während ihr Blick über Hollys junges Dekoltée und dann über den nackten, weichen, leicht gerundeten Bauch flackerte.

Holly war alles andere als dick. Sie hatte den kurvigen Körper einer Marilyn Monroe und ihr Bauch war so sanft wie bei der Venus von Milo geschwungen. Es war die natürliche Rundung einer Frau, die sich nicht krankhaft jede Weiblichkeit abhungerte, um dem gesellschaftlichen Ansprüchen zu gefallen. Dennoch errötete Holly geschmeichelt, als sich Pheobes blaue, erfahrene Augen fast an diesen Rundungen festzusaugen schien.

„Wunderschön", murmelte Pheobe leise und sah der junge Frau dann in die Augen. „Wunderschön", wiederholte sie, als sei sie gerade aus einer fernen Dimension zurückgekehrt. Ihre Stimme klang verträumt und fast in ihren Grundfesten erschüttert.Die Röte in Hollys Gesicht vertiefte sich und sie senkte unwillkürlich schüchtern den Blick. Ihr Magen zog sich vor Anspannung zusammen, bevor sie fast blind für ihr eigenes Verhalten die Hand ausstreckte und nach den Knöpfen von Pheobes Jacke griff. Ihre Finger zitterten, als sie den ersten Knopf des Jacketts öffnete, denn das Verlangen, die andere Frau nackt zu sehen, diese Brüste zu sehen, wurde übermächtig. Sie wusste, dass Pheobe sie beobachtete, doch sie war nicht in der Lage den Blick zu heben. Nicht, weil es peinlich war, sondern weil die Aufgabe ihre ganze Konzentration erforderte. Endlich gab auch der letzte Knopf nach und Holly griff nach den Aufschlägen der Designerjacke. Der Stoff fiel von den schmalen Schultern der älteren Frau. Darunter trug sie noch eine Bluse, doch diesmal schien sie nicht auf Hollys zaghafte und nervöse Versuche warten zu können. Holly verstand, was sie empfand, denn auch sie wollte endlich den Genuss von Haut an Haut fühlen. Pheobe knöpfte zielstrebig ihr Hemd auf und riss es regelrecht von sich, als sie es konnte.

Holly schnappte nach Luft. Der Blick auf die kleinen, überaus straffen Brüste war durch nichts versperrt. Wie in einer Trance fasste Holly nach den Brüsten und fühlte dieses ungewohnt weiche Fleisch zwischen den Fingern. Die Brustwarzen zogen sich augenblicklich unter ihrer zaghaften Berührung zusammen und tief in sich fühlte Holly, wie sie vollkommen unvermittelt feucht wurde. Es war unglaublich, diese straffe und doch weiche Rundung mit den Fingerspitzen, den Handflächen zu erkunden.Ihr Puls rauschte in ihren Ohren, während ihre Fingerspitzen zart über die harten Brustwarzen strichen.

Unsicher hob sie den Blick und sah, dass sich Pheobes Augen zu kleinen Schlitzen verengt hatten. Unter schweren Lidern beobachtete sie Hollys erste Gehversuche im Gebiet der weiblichen Lust und schien Hollys Unsicherheit zu verstehen.

Sie beugte sich vor und wieder küssten sie sich. Hitze überflutete ihr Innerstes, als sich ihre flinke Zunge in Hollys Mund schob und dort leidenschaftlich nach Hollys Reaktion suchte. Sofort presste sich das Mädchen an sie, keuchte und vertiefte den Kuss. Ihre Zungen schlangen sich umeinander, zogen sich spielerisch zurück und entlockten Holly ein weiteres Stöhnen. Während Holly ihre Finger in den dunklen, satten Locken von Pheobe vergrub, glitten die Hände der älteren Frau unmissverständlich nach dem Verschluss ihres weißen, einfachen Büstenhalters. Wie es nur eine Frau konnte, öffnete sie leicht, nahezu unwahrnehmbar den Verschluss und augenblicklich rutschten die Träger von Hollys Schultern, als das Gewicht ihrer enormen Brüste nur noch auf diesen feinen Bändern ruhte.

Holly ließ Pheobes Kopf los und ließ die Arme zusammen mit den Trägern sinken.

Diesmal war es Pheobe, die sich über die Lippen leckte und die Hände ausstreckte. Doch sie fasste nur kurz nach den festen, jungen, vollen Kugeln, bevor sie Hollys leicht glasigem Blick begegnete.

„Zieh dich ganz aus", verlangte die ältere Frau.

Einen Moment zögerte Holly, dann erhob sie sich von der Couch und hakte ihre Daumen in den Bund ihrer Stoffhose und zog es ungelenk von ihren Beinen. Nur noch von einem weißen Höschen bedeckt, streifte sie nahezu willenlos ihre Sandalen ab und wartete mit angehaltenem Atem auf Pheobes Urteil.

Einen Moment schien Pheobe wortlos das Angebot zu genießen. Ihre blauen Augen flackerten lustvoll, bevor sie sich vorbeugte und vollkommen unvermittelt einen kurzen Kuss auf Hollys weicher Bauchdecke hinterließ. Und dann, einfach so, biss die ältere Frau zu.

Holly atmete scharf ein, zuckte zusammen und plötzlich zitterten ihre Knie. Der kurze Schmerz des Bisses schoss wie ein Blitz in ihren Unterleib und ließ ihren Atem stocken. Holly war noch nicht in der Lage, diese Empfindung zu verarbeiten, als Pheobe auch schon ihre Finger zwischen Hollys Schenkel gleiten ließ und über den weißen, unschuldigen Stoff des Höschen strich. Ihr Zeigefinger rieb langsam über das Dreieck, das ihre Scham bedeckte, dann wieder zwischen ihre Schenkel. Die Berührung war kaum wahrnehmbar; so gedämpft von dem Stoff des Höschens. Doch als Pheobe plötzlich die Finger krümmte und der Länge nach an Hollys Schamlippen rieb, gaben ihre Knie leicht nach.

Diese kurze, nahezu unfühlbare Berührung war so intensiv gewesen, dass Holly plötzlich gezwungen war, sich an Pheobes schmalen Schultern festzuhalten. Pheobe sah nicht auf, viel zu gefangen von dem Anblick ihrer manikürten, roten Fingernägel, die über den weißen Stoff kratzten, massierten, streichelten.

Holle zischte leise, als Pheobe ihre Finger wieder zwischen ihre Schenkel gleiten ließ und sich diesmal Zeit ließ, die feinen Lippen in dem Höschen nachzuzeichnen. Mit feinem Druck presste sie plötzlich den Stoff zwischen Hollys Schamlippen, rieb dabei über ihre Klitoris und Holly sah kleine Sterne vor ihren Lidern platzen. „Oh Gott!"

Der Stoff zeichnete nun jede Wölbung ihrer Schamlippen nach, während Pheobes Finger unablässig rieben und immer wieder über Hollys Lustperle glitten. Holly fühlte peinlich berührt wie Feuchtigkeit zwischen ihren Schamlippen hervortrat und einen dunklen Fleck auf ihrem Höschen hinterließ.

Dann schien jede Art von Zögern, von Kontrolle, von Schüchternheit von den beiden Frauen abzufallen. Einen Moment noch verharrten sie in genau dieser Position. Holly stehend, die Hände auf Pheobes Schultern, während die ältere, schöne Frau vor ihr auf der Couch saß und ihre Finger zwischen Hollys Schenkel streichelten.

Dann war dieser Moment vorbei. Beide Frauen griffen nach der anderen, umfassten sich fest und leidenschaftlich. Pheones Kleidung wurde mit hastigen Bewegungen von ihrem Körper gerissen und auch Hollys Höschen fiel dieser Hast zum Opfer. Zungen glitten über Münder; Wangen, Schläfen, Nacken. Sie drehten sich, zusammen, miteinander, umeinander. Hände fassten nach Rundungen, nach Brüsten, in der blinden Lust zu befriedigen und selbst befriedigt zu werden. Sie fielen zusammen auf den Boden, rollten sich, bis Holly oben lag, dann unten. Schwindel erfasste sie. Schwindel und unfassbar scharfe Erregung. Pheobe erschauderte, drehte sich, versuchte selbst an das Zentrum von Hollys Lust zu gelangen. Schweiß benetzte ihre Körper, während beide versuchten die Vorherrschaft zu erlangen. Doch die Ältere gewann durch ihre Erfahrung, während Holly schlotternd ihrer Lust zum Opfer fiel.

Plötzlich war es zu viel. Holly warf den Kopf in den Nacken, schrie auf und genoss den wunderschönen Orgasmus, während Phoebe den Anblick mit glitzernden Augen genoss und erst langsam die Berührungen ausklingen ließ. Hollys Körper erschlaffte und für einen unangenehmen Moment wurde ihr bewusst, was sie gerade getan hatte. Was sie alles berührt hatte. Wohin ihre Finger geglitten waren. Ohne Scham. Ohne jedes Gefühl von Anstand.

Oh Gott! Sie schloss ihre Augen und fühlte Hitze in ihr Gesicht steigen. Sie hatte tatsächlich mit einer Frau geschlafen! Eine Frau hatte ihr gerade den schönsten Orgasmus ihres Lebens beschert und trotzdem dachte sie nicht einen Moment daran, jetzt aufzuhören. War das normal?

Letzte Ausläufer durchzuckten noch immer Hollys Körper, als sie endlich in der Lage war die Augen zu öffnen. Pheobe lag an ihrer Seite und schien selbst von irgendeiner inneren Zufriedenheit ergriffen zu sein, obwohl Holly wusste, dass sie noch nicht gekommen war.

Plötzlich schüchtern sah sie in die blauen Augen ihrer Geliebten und wartete irgendwie auf ein Zeichen, dass nun auch sie an der Reihe war, diesen Gefallen zu erwidern. Doch Pheobe küsste sie nur; ließ sie ihren eigenen Geschmack in sich aufnehmen, bevor sie sich zurücksetzte und zärtliche Kreise um Hollys Brustwarzen malte.

„Alles okay?"

Holly nickte langsam, um dann mit dem Kopf zu schütteln. Vorsichtig wandte sie sich der Frau zu, doch Pheobe schüttelte stumm den Kopf, als Holly nach ihr griff.

„Das ist lieb von dir, aber heute ist dein Abend."

Auf irgendeine Weise war Holly dankbar, dass Pheobe diesen Zwang der Gefälligkeit von ihr nahm, doch sie wollte es. Sie wollte dieselbe Lust auch in Pheobe wecken, auch wenn sie Angst hatte zu scheitern. Schließlich hatte sie noch keine Erfahrungen. Sie beugte sich mit mehr Entschlossenheit zu Pheobe, küsste sie zart, bevor sie sich ihren empfinden Brustwarzen zuwandte und -

Holly landete wieder im Hier und Jetzt, als in ihrem Diner eine der anderen Hexen ein Feuer anfachte und einen Serviettenspender schmelzen ließ. Ein paar Frauen schrien spitz auf und ein kleines Chaos brach aus. Sie schloss die Augen und seufzte, während Pheobe auch schon durch den Raum schoss und das Feuer mit ihrem Wasserzauber löschte.

Pheobe hatte dieses Treffen der Hexencoven vorgeschlagen. Allerdings zum Sonnenaufgang und nicht hier, sondern auf einer Waldlichtung am Ende der Stadt. Dieses hier war nicht abgesprochen. Wenigstens zahlten Hexen für gewöhnlich gut.

Hollys Blick glitt zu Pheobe, die nun selbst mit ihren Künsten beeindruckte. Ihre gemeinsame Affäre war schnell, feurig und befriedigend gewesen, doch nicht von Dauer. Kaum einen Monat später wurde aus der hitzigen Leidenschaft zwischen den Frauen eine innige Freundschaft. Seither waren beide Frauen einige Beziehungen eingegangen; Pheobe hatte sich sogar verliebt. Doch Holly hatte nie wieder das Bedürfnis gehabt, mit einer Frau zu schlafen. Es war ein jugendliches Abenteuer gewesen und sie bereute es nicht. Besonders, weil Pheobe ihr die Hexen ihrer Cove vorstellte. In der Gruppe waren fünfzehn Frauen, doch alle lebten in der Nähe und waren gerade wahrscheinlich am Schlafen und nicht damit beschäftigt, Hollys Laden auseinander zu nehmen. Der Rest, außer Pheobe, waren befreundete Coven. Und diese schlaflosen, aufgeregten Frauen waren zu Besuch. Der Mix aus allen Coven, die in Amerika von Bedeutung waren, hatte ausgerechnet ihren Laden für einen nächtlichen Überfall ausgesucht.

Sie trafen sich aus keinem bestimmten Grund. Es ging nur um den Erfahrungsaustausch und das Ritual des Sommererwachens. In der Mythologie der Hexen begann der Sommer nicht an einem bestimmten Tag, sondern wenn sich die Frauen plötzlich und auf unheimliche Weise wohlzufühlen schienen. Alle fühlten das. Selbst Holly, obwohl sie nie Talent für irgendein Element oder eine sonstige Kraft gezeigt hatte. Vielleicht lag es an ihrem regelmäßigen Umgang mit den Frauen, die tatsächlich hexen und zaubern konnten, dass sie es zumindest fühlte, doch Pheobe war der Meinung, dass sich auch ihr Talent zeigen würde. Eines Tages.

Holly glaubte nicht daran. Bisher hatte sie nur einmal bei einem hochkomplizierten Ritual ein paar Funken erschaffen können, doch die Leistung war für eine Frau, die acht Jahre lang übte, mehr als kläglich.

Sie hatte eben kein Talent. Sie war Mr. Norma Normalo umgeben von Superfrauen. Ihr Blick glitt sehnsüchtig zu den Frauen, die ihre Tricks aufführten, Wesen erschufen und normale Kuchenrezepte austauschten. Sie gehörte zwar irgendwie dazu, aber eben nicht ganz. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie nur wegen der langen Freundschaft zu Pheobe geduldet wurde. Obwohl dieses Gefühl natürlich Quatsch war.

Pheobe hatte sich in diesen acht Jahren äußerlich nicht verändert. Ihre Augen hatten immer noch den gleichen Glanz wie zuvor, auch wenn sie heute an der Seite von Michelle deutlich glücklicher und gesetzter war. Die Abenteuer lagen hinter ihr. Wahrscheinlich war das auch gut, denn die ewige Vierzigjährige ging gerade auf ihren hundertelfen Geburtstag zu. Michelle, eine hübsche Rothaarige, war eine resolute, kräftige Frau, die der flatterhaften Pheobe gerne mal Grenzen aufwies.

Und das bewies sie in diesem Moment, als Michelle den Arm ihrer Geliebten griff, zu Holly nickte und dann etwas sagte. Pheobe hob den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Dann nickte sie.

„Meine Damen?", fragte sie laut. „Wir haben noch eine ganze Menge vorzubereiten. Was haltet ihr davon, wenn wir schon mal vorgehen, damit später alles klappt?"

Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis auch die letzte Frau der Aufforderung nachkam und verschwand. Michelle blieb, um Holly bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Pheobe und Michelle waren nun schon seit fast fünf Jahren zusammen und es war ganz natürlich, dass sie auch zu Holly eine Freundschaft aufgebaut hatte. Der durchsetzungsstarken Frau konnte man auch schlecht etwas ausreden, wenn sie sich zu etwas entschieden hatte.

„War er heute schon da?", fragte Michelle wie beiläufig und schob ein paar Stühle herum, damit sie an den Tisch herankam.

Holly fragte nicht, wen sie meinte. Er war ein mysteriöser Fremder, der seit drei Monaten jeden Morgen um Punkt sechs Uhr auftauchte, einen Milchkaffee bestellte, bar bezahlte und verschwand. An sich wäre er nur einer von vielen Gästen, die morgens nahezu wortlos ihren Kaffee tranken und danach zur Arbeit gingen. Allerdings gab es zwei kleine Unterschiede: Der mysteriöse Mann gab fast krankhaft viel Trinkgeld und er war der schönste Mann, den Holly jemals gesehen hatte.

Fast könnte man glauben, er gäbe das Trinkgeld, um sich ein bisschen bei ihr einzuschmeicheln, bevor er sie vielleicht um ein Date bat, doch er sprach nicht ein einziges Wort, saß stumm da und starrte in seinen Becher. Es war Lauras Idee, die Mitarbeiterin von Holly in der Morgenschicht, diesen Mann Mr. Orgasmusgarantie zu nennen, weil man allein von seinem Anblick schon zerfloss. Holly war die letzte, die dies bestreiten würde.

Ihr Blick glitt kurz zur Uhr. Es war fünfzehn Minuten vor sechs. „Ich glaube, er kommt heute nicht mehr", murmelte sie und wurde rot. Er hatte sich noch nie verspätet, allerdings hatte er bisher auch jeden einzigen Tag seinen Kaffee hier morgens getrunken. Immer an demselben Tisch, immer schweigend, immer in seinen Becher vertieft. Wahrscheinlich würde er auch heute kommen, doch es war ihr irgendwie peinlich, dass Michelle meinte, sie brauche Hilfe. Vielleicht brauchte sie die, aber es war demütigend, dass Michelle das von sich aus sah. War sie wirklich so unbeholfen?

Einmal hatte Holly so getan, als könne sie seinen Schein nicht wechseln, damit er mit Karte zahlte. Holly hatte vorgehabt, seinen Namen endlich von der Karte abzulesen, um ihn nicht immer Mr. Orgasmusgarantie zu nennen, doch der Mann hatte einfach gesagt „Behalten sie den Rest" und war verschwunden.

Holly gefiel seine Stimme. Er sagte natürlich nie viel, sondern immer nur „Ein Milchkaffee" oder „Ich möchte zahlen" oder „Behalten sie den Rest", aber dieser Klang, dieser dunkle, tiefe Klang brachte Holly jedes Mal zum Schaudern. Vor Lust.

Würde er nur ein einziges Mal den leisesten Verdacht zulassen, er hätte auch nur ein bisschen Interesse an ihr - Holly würde ihn an den Ohren in die Toilette schleifen und ihn ficken, bis sie Sterne sah. Sie hatte noch nie einen Mann getroffen - oder auch nur im Fernsehen gesehen - der Sex wie einen Duft zu verströmen schien. Jedes Mal, wenn er gegangen war, wurde Holly sich peinlich bewusst, dass ihre Unterwäsche feucht war. Sie hatte niemals geglaubt, dass es so etwas in Wahrheit gab, doch es gab jede Menge Sachen, die Holly erst durch ihn kennengelernt hatte. Diese... spontane Lust war nur ein Beispiel. Eine ganz andere Erkenntnis war, dass sie oberflächlich war. Welche normale Frau würde schließlich nur von einem hübschen Gesicht... und einem heißen, göttlich perfekten Körper... und dieser dunklen, rauen Stimme... von Schweißausbrüchen geplagt werden? Nun, bei Holly war es in jedem Fall so. Und es ließ sich nichts an der Situation ändern.

Das schlimmste allerdings war, dass auch Laura seit einiger Zeit überraschend früh zu ihrem Dienst erschien, statt wie üblich eine halbe Stunde zu spät. Klar, es war schön für das Unternehmen, wenn sich die Mitarbeiter einbrachten, aber Holly gefiel einfach der Grund nicht, den Laura zur Frühaufsteherin machte. Genau wie auch Holly hatte ihre neunzehnjährige Kellnerin ein Auge auf den Fremden geworfen. Und gegen Laura hatte Holly einfach keine Chance.

Laura war die Art von junger Frau, die noch in der Schule schwanger geworden war und trotzdem ihr Leben auf die Reihe kriegte. Sie arbeitete vormittags, wenn ihr kleiner Junge bei seiner Großmutter war und verdiente bei Holly solides, wenn auch schwer erschuftetes Geld. Nachmittags war sie dann ganz für den drolligen Kleinen da und abends ging sie in die Abendschule und machte dort einen Abschluss nach. Sie hatte nicht vor, ewig in diesem Nest zu bleiben, sondern wollte sich und ihrem Sohn ein besseres Leben ermöglichen. Sie hatte schon entschieden, dass sie auch ihren Collegeabschluss machen wollte, doch sie war sich noch nicht sicher in was. Sie schwankte gerade zwischen dem Lehrberuf in Mathematik, Geographie oder in Französisch. Wahrscheinlich würde sie alles machen, dachte Holly und schloss die Augen. Laura war nicht nur bildschön, intelligent und smart, sondern hatte die Art von dreckigem Humor, die selbst Holly regelmäßig zum Lachen brachte. Sie war... charmant und nett. Ein Rundumpaket, wenn man die perfekte Traumfrau suchte. Es war schlimm, wirklich schlimm, dass Holly eifersüchtig auf diese tolle Freundin und Kellnerin war.

Wie auf Kommando riss die Türglocke Holly aus ihrer innerlichen Erstarrung und sie sah auf. Mr. Orgasmus-auf-zwei-Beinen glitt mit geschmeidigen Schritten in das Lokal und wandte sich ohne aufzusehen an den letzten Platz links neben der Wand. Sein kräftiger, eins achtzig großer Körper falteten sich, nachdem er den Stuhl zurückgeschoben hatte, und er ließ sich auf den Stuhl sinken. Holly konnte unter der blanken Tischplatte sehen, wie er zuerst das rechte, kräftige Bein ausstreckte und dann den linken Knöchel hinter seine Ferse schob. Obwohl er wie jeden Tag nur einen Milchkaffee bestellen würde, streckte er seine Finger mit den abgeknabberten Fingernägeln nach der Karte aus und betrachtete sie. So würde er sitzen bleiben, bis Holly zu ihm ging. In der letzten Zeit war Laura meist schneller gewesen, doch heute hatte sie es offensichtlich nicht geschafft. Es sollte sie stören, dass sie schadenfroh war, weil sie selbst nun diesen Augeblick genießen würde, doch es störte sie eben nicht. Freude füllte vielmehr ihr kräftig schlagendes Herz und ihre trainierten Beine begannen plötzlich unangenehm zu zittern.

Michelle grinste schamlos, doch Holly ignorierte sie, als sie den Stuhl an den Tisch schob und schnell durch den Raum wankte, um die Kaffeebestellung aufzunehmen.

Sie atmete schneller, obwohl sie daran gewöhnt war, stundenlang von Tisch zu Tisch zu laufen, als sie den mysteriösen Mann erreichte. „Guten Morgen", sagte sie mit einer viel zu hellen, nervösen Stimme und schalt sich innerlich für ihre Albernheit. Dies war nur eine lächerliche Schwärmerei und sie war eindeutig alt genug mit ihren sechsundzwanzig Jahren, um sich das wenigstens nicht anmerken zu lassen. „Was kann ich für sie tun?" Ihre Stimme klang immer noch atemlos und mädchenhaft. Sie rollte innerlich mit den Augen, weil sie sich so bescheuert benahm.

Sein brauner Schopf mit den goldenen und schwarzen Sprenkeln hob sich und seine haselnussbraunen Augen sahen sie einen Moment an. Sein Gesicht blieb vollkommen unbewegt, während er ihr in die Augen sah und ihr einen Blick in diese karamellbraunen Tiefen gewährte. So musste es sich anfühlen, wenn man in warmen Honig badete. Der Blick ließ ihr Herz schneller schlagen und verschlug ihr für einen Moment den Atem.

„Ein Milchkaffee", sagte er vollkommen tonlos und ließ sie nur diesen Hauch von einem fremdländischen Akzent hören.

Ihr Höschen wurde nass. Einfach so. Während ihre Finger begannen zu zittern, fragte sie sich wieder, was für ein Akzent das war. Er klang nicht britisch, aber er war auf eine seltsame Weise sehr vornehm. Die Akzente waren klar gesetzt und die Stimme war so volltönend, dass Holly sich vorstellte, wie er vor einem riesigen Publikum einen Rocksong brüllte.

„Sofort", atmete sie mehr, als dass sie es auch nur hauchen konnte. Ihre Füße ruckten herum und sie erwischte sich dabei, wie sie fast zum Tresen rannte.

Michelle lachte in der anderen Ecke, aber sah bei ihren Aufräumarbeiten nicht auf. Sofort stieg Hitze in Hollys Gesicht und sie warf ihrer Freundin einen gereizten Blick zu. Einfach, weil Michelle sie erwischt hatte und sich lustig über sie machte.

Sie huschte hinter den Tresen, stieß sich mit der Hüfte an die Ecke der Arbeitsfläche und biss sich auf die Lippe, um nicht laut zu schreien vor Schmerz. Stattdessen griff sie einen blauen Kaffeebecher, füllte ihn mit Kaffee, schämte währenddessen die Milch auf und kippte dann beides zusammen. Vierzig Sekunden später stand sie wieder atemlos am Tisch des Mannes und stellte den Becher ab. „Okay so?", fragte sie, einfach um etwas zu sagen.

Er sah nicht auf, sondern nickte nur und trank einen kleinen Schluck. Dann senkte er die Tasse wieder, entspannte auf eine sehr künstliche Weise seine Schultern und lehnte sich ein kleines bisschen zurück. Bei seiner Statur sah selbst die Wand hinter ihm mickrig aus.

Holly blieb einen Moment einfach stehen und starrte ihn wie ein Mondkalb an. Seine kastanienbraunen Augenbrauen waren einfach zwei Balken über diesen dunklen Augen und zeigten nicht den Hauch einer Bewegung. Auch seine schmalen Lippen waren vollkommen unbewegt. So würde er nun eine viertel Stunde hier sitzen. Alle paar Minuten einen Schluck trinken und in den Becher starren.

„Was machen Sie heute noch?", fragte Holly und erstarrte dann. Sie hatte... Oh mein Gott, sie hatte ihn gerade tatsächlich gefragt, was er machte! Sie hatte ihn überhaupt etwas gefragt! Obwohl sie am liebsten geflüchtet wäre, waren ihre Füße an den Boden getackert, sodass sie sich nicht bewegen konnte. Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Antwort.

Er sah nicht auf, sondern starrte auf die Tasse zwischen seinen großen Händen. „Ich werde schlafen gehen." Er ließ eine winzig kleine Pause, in der Hollys Herz bis in ihre Kehle hüpfen konnte, bevor er fortfuhr. „Allein."

Hollys Herz sackte in ihren Magen und begann zu schmerzen. Sie schluckte trocken und leckte sich über die Oberlippe, bevor sie unsicher nickte. „Dann... Schlafen Sie schön." Sie wandte sich ab und spürte das Brennen auf ihrem Gesicht, während sie versuchte sich hinter dem Mantel ihrer Haare vor Michelles neugierigem Blick zu schützen. Tief durchatmend blinzelte sie die Tränen der Demütigung aus ihren Augen und wankte mit schweren Schritten zum nächsten Tisch, um ein paar Kaffeebecher und Teller aufzusammeln.

Michelle senkte den Blick und Holly atmete auf, denn sie brauchte diesen einen Moment, um den Korb zu verarbeiten, damit sie gleich nonchalant mit den Schultern zucken könnte, als hätte sie das nicht getroffen. Michelle würde über die Männerwelt sagen, dass sie eben keinen Geschmack hatten und alles wäre beim Alten. Dieser Schmerz, dieser vollkommen überzogene Schmerz in ihrem Brustbein würde weg sein. Schließlich war er nur ein Fremder mit einem netten Gesicht. Nichts weiter. Nein, nichts weiter.

Sie stellte die Tassen auf den Tresen, atmete tief durch und versuchte ihren Schmerz wegzuatmen, wie sie es bei den Yogastunden der Hexencove gelernt hatte. Doch er verging nicht. Einen Moment bekam sie Panik, ob dies ein Herzanfall war, doch dann flaute der Druck in ihrer linken Herzkammer ab. Der Schmerz wanderte irgendwie in ihren Magen und zog ihn qualvoll zusammen, doch wenigstens wusste sie nun, dass dies nicht der Augenblick ihres Todes war. Sondern einfach... Moment mal! Liebeskummer?

Sie schüttelte den Kopf und straffte die Schultern. Männer! Wer brauchte die schon? Die waren doch alle scheiße! Sie nickte sich selbst zu und ging langsam zum nächsten Tisch, der in Michelles Nähe stand. Diesmal erwiderte sie den Blick ihrer Freundin, grinste und zuckte mit den Schultern nach dem Motto Was soll's? Ich hab's wenigstens versucht. Mir doch egal. Alles egal. Leck mich, Männerwelt.

Michelles Augen leuchteten amüsiert und sie grinste zurück, bevor sie die verbrannten Serviettenspender vom Tisch kratzte und zum Tresen kam. Der Mülleimersack gab ein pupsendes Geräusch von sich, als der schwere Serviettenklumpen drin landete und die Luft aus der Mülltüte presste. Holly ignorierte für einen Moment erfolgreich den Schmerz in ihrer Brust und lachte bei dem Geräusch.

Michelle fiel in das Lachen mit ein und sie giggelten für ein paar Sekunden wie Teenager, als sie von dem Geräusch der Türglocke unterbrochen wurden. Laura winkte kurz, zog sich mit einer samtigen Bewegung einen feinen Seidenschal von dem schlanken Hals und hängte ihn an den Ständer neben der Tür. Ihr Blick glitt kurz enttäuscht zu dem mysteriösen Arschloch und Holly meinte sie seufzen zu hören, während sie ihre Jacke ablegte.

„Die Sonne geht um sieben Uhr sechsundfünfzig auf", riss Michelle sie aus ihren Beobachtungen und Holly sah sie an. „Sei bitte pünktlich zum Wiccatreffen."

Holly streckte impulsiv die Zunge aus und grinste dann. Vielleicht war es das Teenagerlachen, das sie gerade geteilt hatten, oder einfach dieses Gefühl, wenn zwei Freundinnen die Männerwelt blöd fanden, aber dieses Zungenrausstrecken hatte etwas erstaunlich befriedigendes an sich. „Ich bin nicht Pheobe."

Michelle lachte leise und schüttelte den Kopf. „Natürlich. Tut mir leid, ich bin einfach viel zu sehr daran gewöhnt mit einem Menschen ohne Gedächtnis zusammen zu sein." Ihr Gesicht verzog sich für einen Moment und ihr Lächeln kippte an den Mundwinkeln nach unten, bevor sie sich wieder im Griff hatte.

Holly verstand plötzlich. Sie griff über den Tresen nach der Hand ihrer Freundin. „Denk auch mal an dich, Süße. Das Treffen der Coven war zwar Pheobes Idee, aber wieder bist du es, die alles erledigt und plant." Holly meinte das nicht böse, aber manchmal war es besser, wenn Michelle sich einfach in ihrer Beziehung auch als Person und Individuum durchsetzte und an sich dachte. Pheobe wäre die erste, die endlich mal zurückschrauben würde, doch dafür reichte es eben nicht, einfach alles hinzunehmen. Irgendwann würde Michelle sonst noch kaputtgehen und die Beziehung würde zerbrechen. Dabei machten die beiden sich tatsächlich glücklich. Es wäre schade drum, denn sie liebten sich heiß und innig. „Du solltest Pheobe nicht immer vorspielen, dass es dir nichts ausmacht."

Michelle sah ihre Freundin nachdenklich an und nickte langsam. Sie verstand wohl, was Holly damit sagen wollte, doch bevor sie antworten konnte, unterbrach Laura das Duo.

„Wenn du Tipps im Vorspielen brauchst, bist du gerade bei der Richtigen, oder, Holly?" Laura grinste Holly an und schnürte sich währenddessen die Schürze um den Bauch.

Holly hob eine Augenbraue und rollte mit den Augen. Das war er; Lauras dreckiger Humor. Und er war gerade genau das richtige. „Als ob du die Orgasmusqueen wärst."

„Natürlich", log Laura ungeniert und warf einen Blick über die Schulter. „Ich brauche schließlich nur an Mr. Perfect da denken und schon..." Sie schloss flatternd ihre Augenlider.

Obwohl Hollys Brust plötzlich wieder schmerzte, als die an den Fremden dachte, lachte sie genau so laut wie Michelle.

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