Ist es Liebe? - Teil 13

Autor: Sara
veröffentlicht am: 24.09.2011


Kapitel 5

Wenn es nicht so echt wäre, wäre es einfach nur verrückt, entschied Grace und wandte sich dann wieder dem Warenregal des Drugstores zu. Es gab nicht viel, das ihren Magen füllen konnte. Popcorn, Süßigkeiten und Chips füllten die Regale des Tankstellenshops, aber es war der einzige Laden, der mitten in der Nacht noch aufhatte. Ein paar fragwürdig aussehende Hotdogs lagen auf einem Heißluftgrill und drehten sich leicht, um die Kunden zu hypnotisieren. Ein älterer Mann mit zahlreichen Tattoos rund um den Hals und auf den Armen saß hinter dem Tresen und las eine Zeitung. Wahrscheinlich war er nicht empfänglich für die drehenden Hotdoghypnosekräfte.

Auch Grace war nicht versucht. Sie wollte am liebsten etwas, das verpackt und keimfrei war. Doch selbst die Chips schienen ihr irgendwie suspekt. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie schon zum Mittagessen um eins in der Nacht Chips und Cola hatte. Ein bisschen Abwechslung wäre wirklich fantastisch, aber um halb fünf in der Früh hatten einfach keine Restaurants auf. Gott, sie hätte alles gegeben, wenn sie ihre Zähne nur in ein ganz normales, frisches Sandwich von Subways graben dürfte. Oder eine Suppe! Himmel, eine cremige Kartoffelsuppe mit frischen Toastecken wäre einfach perfekt.

Stattdessen nahm sie Schokolinsen in die Hand und inspizierte die Inhaltsangabe, um sich ein bisschen darauf einzustimmen. Es wollte sich einfach kein Hungergefühl einstellen, während sie die Inhaltstoffe auseinandernahm. Nüsse klangen zwar ganz gut und Schokolade war immer das richtige, aber es war eben kein Sandwich. Und keine Suppe.

Grace seufzte, als ihr Magen hungrig grummelte. Sie hatte Hunger, aber diese ganzen Sachen hier verdarben ihr den Appetit. Sie wusste, dass Alec nur angehalten hatte, weil zwei Straßen weiter ein Krankenhaus stand. Während Grace sich also damit abfinden musste, dass sie wohl kaum ihre Hoffnung auf irgendeinen Fastfoodladen setzen konnte, stahl Alec sich sein eigenes Essen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Als Ärztin wusste sie nur zu genau, wie knapp Blutkonserven immer waren, denn selbst in den heutigen Zeiten spendeten nur die Leute Blut, die einen freien AIDS-Test wollten. Das war durchaus auch in Ordnung, aber vielleicht sollte man nicht an jeder Spendenaktion vorbeilaufen. Grace selbst spendete regelmäßig, aber sie hatte auch täglich die Möglichkeit dazu.

Trotzdem war es ihr lieber, dass Alec anonymes Blut zu sich nahm, als irgendein betrunkenes Opfer aus der Bar zu nehmen. Besonders, wenn dieses Opfer weiblich war. Über den Anfall von Eifersucht wollte sie lieber nicht allzu genauer nachdenken, den sie hatte, als Alec genau das vorgeschlug. Zum Glück hatte er sich schnell von ihrem Gejammer über ihren eigenen Hunger ablenken lassen und verband das eine mit dem anderen. Blöd war nur, dass sie nicht immer zu diesen Tricks greifen konnte, aber Alec hatte sich geweigert erneut von ihr zu trinken. Er müsse Kraft tanken, hatte er gesagt, und deshalb reiche es nicht, wenn er nur ein bisschen von ihr abzapfte. Außerdem hatte er es beim letzten Mal in dem Bunker übertrieben und sie brauche ihre Reserven für sich selbst. Schließlich sei sie noch nicht gesund.

Grace schnaubte abfällig und legte die Schokolinsen zurück, bevor sie vorsichtig um das Regal ging und zwischen Frostschutzmitteln für das Auto und Politur weitere Süßigkeiten fand. Mit den nackten Füßen wich sie gerade noch einem seltsamen Fleck auf dem Boden aus, bevor sie hineintreten konnte, und sah dann auf. Ihre Augen weiteten sich begeistert. Doughtnuts! Sie riss zwei Pakete aus dem Regal und öffnete das erste. Mit geschlossenen Augen genoss die den ersten Happen und das Gefühl, als sich die Vanillefüllung in ihrem Mund ergoss. Viel besser als langweilige Suppe, dachte sie seufzend und biss erneut ab.

Der tattoowierte Kerl hinter dem Tresen räusperte sich laut und warf ihr durch den Spiegel an der Decke einen scharfen Blick zu. Da er sie sowieso sehen konnte, kam sie um das Regal herum und lächelte ihn entschuldigend an. Sie kaute hastig und schluckte dann das köstliche Gebäck herunter. „Tut mir leid. Ich konnte einfach nicht warten, bis mein...\", sie unterbrach sich kurz, „Freund zurückkommt.\"

Der Mann warf einen kurzen Blick aus dem Schaufenster. Draußen waren nur die beleuchtete Parkfläche und die Tankstationen zu sehen. In ein paar Autos saßen Teenager und betranken sich heimlich, während aus ihren Autoradios Lärm plärrte. Aus seinem Blickwinkel konnte er wahrscheinlich den schnittigen Lexus nicht sehen, der an der Wand parkte und Alec gehörte. Nunja, Alec hatte ihn gestohlen, aber jemand, der sich einen Lexus leisten konnte, würde kaum an der Versicherung sparen. Zumindest versuchte sie damit ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Viel schlimmer war es, als sie Alec gebeten hatte, ihr eine Hose zu besorgen. Im Hotelzimmer hatte er nur ein weißes Männerhemd für sie gehabt, das sie schon im Bunker getragen hatte. Wenigstens hatte er es zwischenzeitlich gewaschen.

Es dauerte nur eine halbe Stunde, bevor er wiederkam - mit seiner Interpretation einer Hose und eines Oberteils. Die Hose war eine äußerst knappe, knallrote Hotpants, die kaum ihren Hintern bedeckte und das Top konnte eigentlich als Badebekleidung durchgehen. Noch peinlicher wurde es allerdings, als Alec und Grace mit dem Aufzug nach unten fuhren und Grace in der Lobby ein Pärchen auffiel, das gerade mit dem Hotelmanager diskutierte. Der Hotelmanager hatte diskret, aber für Grace hörbar, dem Pärchen klargemacht, dass es in einem erstklassigen Fünfsternehotel vollkommen unangebracht war, wenn die Gäste keine Kleidung trugen. Tatsächlich trug die Frau nur ein knappes Höschen, Schuhe und kämpfte sich gerade in einen Hotelbademantel.

Grace hatte Alec stumm angesehen, während der nur schamlos grinste und mit den Schultern zuckte. Zum Glück war niemandem aufgefallen, wie sie aus dem Hotel schlüpften und verschwanden.

Alec schien sich allgemein kaum um das Gesetz zu scheren. Und Grace war schuld daran, dass er es mittlerweile wirklich übertrieb. Die imaginären Schulden, die sich Grace penibel merkte, um sie eines Tages wieder zu begleichen, wuchsen stetig. Sobald dieses ganze Chaos hinter ihr lag, würde sie irgendwie versuchen an ihre Ersparnisse zu kommen. Mit Sicherheit würden die Banken nicht sofort ihre Konten sperren, richtig? Was geschah eigentlich mit dem Geld, wenn man starb und kein Testament hatte und auch keine Verwandten mehr. Behielt das die Bank für sich? Wenn das der Fall war, würde sie Alec bitten müssen, irgendeinen Bankangestellten zu „bequatschen\". Allerdings hatten sie schon jetzt das Problem, dass Banken für gewöhnlich vor dem Sonnenuntergang schlossen.

Grace seufzte und strich sehnsüchtig über die Doughnutschachtel. Es würde bis zum Winter dauern, bis die Sonne wieder früh genug unterging. Das Problem war nur, dass gerade erst Frühling war. Sechs Monate würde sie nicht an ihr Geld herankommen. Sechs Monate würde sie unglaubliche Schulden machen. Und Alec pflegte nicht gerade einen günstigen Lebensstil. Auch wenn sie ohnmächtig gewesen war, hatte sie eine ganze Woche in einem teuren Hotelzimmer geschlafen. Dann hatte sie den Roomservice benutzt. Und kein Trinkgeld gegeben. Mal ganz abgesehen davon, dass sie jetzt auch noch diesen tattoowierten Rockerverschnitt beklauen musste. Obwohl... Der Kerl versuchte bestimmt nicht mit diesem Nachtjob eine achtköpfige Familie durchzubringen und ein Tierheim zu unterstützen. Wahrscheinlich soff er auch wie ein Loch.

Ja, das fühlte sich gleich weniger schlimm an.

„Kleines\", sprach der Mann sie im selben Augenblick an und ließ seine Zeitung sinken. „Diese Typen da draußen sind bestimmt nicht der richtige Umgang für dich.\" Er warf einen Blick nach draußen zu den trinkenden Teenagern und dann auf sie. Sein Blick glitt kurz und tadelnd über ihre knappe Kleidung. Als er ihre nackten Füße sah, weiteten sich seine Augen ungläubig, doch er sprach sie nicht darauf an und bewies so sein Taktgefühl. „Außerdem solltest du nicht versuchen diesen Deppen mit dieser knappen Kleidung zu gefallen. Du scheinst ein nettes Mädchen zu sein; sei nicht so dumm und versuche diese Trottel zu beeindrucken.\"

Grace seufzte innerlich. Gut, dann war der Kerl doch ein total anständiger Mann, der sich um seine Mitmenschen sorgte. Verdammt, ihr Magen zwickte, als sich ihr schlechtes Gewissen meldete. Warum konnte er nicht ein Drogendealer sein? Einen Drogendealer würde Grace gerne bestehlen. „Ich bin älter als ich aussehe\", antwortete sie in einer Tonlage, die zeigte, wie oft sie genau diesen Satz schon gesagt hatte. „Und ich gehöre nicht zu den Jungs. Die sind definitiv zu jung für mich.\"

Der Kerl hob die Augenbrauen. „Tut mir leid, aber Alkohol verkaufe ich dir trotzdem nicht.\"

Sie rollte mit den Augen. Auch das hatte sie schon eine Millionen Mal gehört. „Danke für ihre Sorge.\" Sie lächelte kurz und wandte sich dann dem Getränkeregal um. Automatisch bekam sie jetzt Lust auf ein Bier. Und einen Schnaps. Einen großen Schnaps. Vielleicht würde es ihr dann auch einfach ein bisschen besser gehen. Ein guter Schwips war immer gut, wenn man bestimmte Sachen vergessen wollte. Und sie wollte gerade eine Menge vergessen, an das sie sich nicht erinnern wollte.

Die Vision von Sam arbeitete immer noch in ihr. Sie wurde sie einfach nicht los, egal wie sehr sie versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Grace hatte schon von übleren Kerlen geträumt; besonders von diesem Damon wollte sie lieber nie etwas erfahren. Sie wusste instinktiv, dass mit Sam trotzdem nicht gut Kirschen essen war, aber sein Gesicht tauchte immer wieder in ihren Gedanken auf, als habe sie etwas vergessen. Oder verdrängt. Und immer, wenn dieses allumfassende Gefühl des Hasses in ihr hochkroch und sie sein Gesicht vor sich hatte, wurde das Gefühl schlimmer. Dieser Werwolf hatte irgendetwas an sich, das ihren Magen schmerzen ließ. Als hätte sie jemand in den Bauch geboxt. Der Schmerz war körperlich wahrnehmbar. Ganz anders als bei ihren sonstigen Erinnerungen, bei dem es eher Gefühle und Eindrücke waren, als echte, fühlbare, messbare Qual. Sie war dankbar, dass Alec auf die Schmerzmittel und Medikamente bestanden hatte. Und dieser Schmerz kam immer wieder, weil sie sich an irgendetwas einfach nicht mehr erinnern wollte. War es diese Arroganz in ihm? War es, weil er ihr Feind war und nicht irgendein Mörder, mit dem sie nie etwas zu tun haben würde? War es etwas vollkommen anderes? Oder war es der Grund, weshalb Sam seinen Vater so sehr hasste?

Sie konnte ihren Finger einfach nicht drauflegen, aber dieses Gefühl, etwas wirklich Wichtiges verpasst zu haben, wollte einfach nicht weichen. Sie versuchte es so gut es ging vor Alec zu verbergen, denn er machte sich schon genug Vorwürfe.

Zum Beispiel darüber, dass sie kein Leben mehr hatte. Alec hatte ihr zwar nach dem kurzen Kuss - sie lächelte bei der Erinnerung - versichert, dass er nach diesem ganzen Schlamassel dafür sorgen würde, dass sie ihre Chance auf Afrika bekommen würde.

Mist, daran hatte sie eigentlich nicht auch noch denken wollen. Sie hatte wirklich ein Chaos als Leben nach dem gefakten Tod. Sie hatte keinen Job mehr und das war echt katastrophal. Was konnte sie schon tun? Welche Funktion hatte sie denn noch? Alec Brüste implantieren? So wie sie ihn einschätzte, würde er das sogar machen lassen und ihr Geld bezahlen, weil er gern ihre ganzen Wünsche erfüllte. Sie war so unglaublich nutzlos.

Sie schloss einen Moment die Augen und griff nach einer Wasserflasche, die sie an ihre Stirn hob. Diese ganze Beziehung zu Alec war wirklich mehr als seltsam. Zwar datete sie auch in ihren normalen Leben keine Männer, weil sie dazu keine Zeit hatte und Männer eigentlich nur ab und an brauchte, um die Schrecken ihrer Visionen zu tilgen. Aber es war einfach absurd, dass sie sich so unglaublich angezogen von einem Mann fühlte, den sie kaum kannte. Obwohl er ihr schon eine Menge von sich erzählt hatte, was andere Männer erst nach zwanzig Ehejahren zugeben würden. Doch diese Anziehung, diese seltsame Unruhe, die sie fühlte, seit Alec sie auf dem Parkplatz zurückgelassen hatte, war nicht natürlich.

Sie war ihr ganzes Leben immer allein auf sich gestellt gewesen. Vielleicht projizierte sie nun ihre ganze Einsamkeit auf einen armen Vampir, der es nur gut mit ihr meinte. Aber sie hatte sich eigentlich nie in ihrem Leben einsam gefühlt. Und wenn, dann hatte sie sich einen kurzen Fick aus einer Bar gesucht und danach ging es ihr besser. Der Gedanke an eine Ehe hatte sie abgeschreckt und... Ja, sie mochte Kinder, aber nur wenn sie nicht ihr gehörten. Kinder waren einfach nie ihr Ding gewesen. Vielleicht war das unweiblich und unnatürlich, aber ihre geistigen Probleme machten sie zu einer katastrophalen Mutter. Ständig hatte sie Aussetzer und brauchte mehr Aufmerksamkeit, als sie schenken konnte. Kein gutes Vorbild für ein unschuldiges Kind. Grace war eigentlich auch kein großartig geselliger Mensch; sie mochte es am liebsten, wenn sie nach einem schweren Arbeitstag einfach allein vor dem Fernseher hockte und CSI-Fälle mit diesem hübschen Detektive aufschlüsselte. Dann fühlte sie sich eigentlich immer am wohlsten. Doch seit sie Alec kannte, überfiel sie immer diese unangenehme Unruhe, sobald sie ihn nicht mehr sah.

Und das konnte nicht gesund sein.

Jeder Mensch sollte zumindest ab und zu das Bedürfnis verspüren, vollkommen allein zu sein. Aber bei Alec fühlte sie sich erst wieder als sei alles in Ordnung, wenn er bei ihr war. Klar, sie hatte jetzt keine körperlichen Schmerzen, weil er kurz etwas zu Essen besorgte, aber sie... vermisste ihn. Und das reichte schon, um sie vollkommen ins Schleudern geraten zu lassen. Sie hatte in ihrem Leben bisher immer nur ihre Eltern vermisst. Niemanden sonst. Schon gar nicht die flüchtigen, gesichtslosen Fremden, die sie mit nach Hause nahm.

Vielleicht lag es einfach daran, dass Alec sich wirklich um sie zu sorgen schien. Sie hatte es vorher nie begrüßt, wenn Männer sie wie ein rohes Ei behandelten, aber bei Alec war sie um diese Sorge dankbar. Denn es gab ihr etwas Zeit dieses ganze Verhältnis zu ihm zu verarbeiten. Sie hatte Sex früher nie viel Bedeutung beigemessen; sie hatte sich einfach genommen, was sie wollte. Aber durch Alecs Zurückhaltung machte er diese sexuelle Anziehung zwischen ihnen zu etwas Besonderem. Es wäre leichter gewesen, hätten sie vorhin nach dem Kuss in dem Hotel einfach miteinander geschlafen.

Jetzt wusste sie einfach nicht mehr, was sie tun sollte. Als sie sich auf dem Parkplatz getrennt hatten, hatte sie sich auf die Zehenspitzen gestellt und auf einen keuschen Kuss von ihm gewartet. Als sie allerdings die Augen wieder aufschlug, strich er ihr nur die Haare aus dem Gesicht und lächelte. Was sollte sie sich denn jetzt dabei denken?

Eigentlich hatte sie immer alles im Griff, wenn es um sexuelle Anziehung ging. Sie setzte das durch, was sie wollte und sonst konnte der Kerl ihr gestohlen bleiben. Sie nahm sich einfach, was sie wollte, ohne weiter darüber nachzudenken, doch Alec brachte diese Spannung in diese ganze Geschichte. Diese nervtötende, intensive Spannung. Im Bunker hatte er mit Anzüglichkeiten nicht gespart, doch jetzt war er ein verdammter Keuschheitsgürtel in Person.

Als hätte sie ihn mit ihren Gedanken herbeigezaubert, erklang die Türglocke und Alec ging mit langsamen, starken Schritten in den Shop. Sein Blick glitt kurz durch den Laden, als erwarte er irgendeine Gefahr, bevor sich sein vernarbtes Gesicht entspannte und sein Blick zu ihr glitt.

Sie seufzte unwillkürlich. So etwas hatte wirklich jede Frau verdient, die ein bisschen an Romantik glaubte. Aber sie würde es auf keinen Fall teilen. Ihre blauen Augen glitten genießerisch über sein kantiges Gesicht und sie genoss das warme Glühen in seinen Augen, während er auf sie zukam. Es fehlten nur noch gut ein Ballsaal und vierzig Frauen, die eifersüchtig und neidisch zurückwichen und eine Schneise für diesen Mann bildeten, der nur Augen für sie hatte. Leider gab es da nur einen tattoowierten Kerl, der seine Zeitung las und sich gerade in der Nase popelte.

Trotzdem... Es war ein Traum. Alecs Gesicht war dunkel gebräunt, genau wie auch die Teile seines Körpers, die Grace bisher hatte sehen können. Der schwarze Bartschatten auf seinen harten Wangenknochen und an seinem arroganten Kinn war in den letzten paar Stunden gewachsen. Es war erstaunlich, dass Vampire sich ebenfalls rasieren mussten. Seine schwarzen Augenbrauen waren ein Wunderwerk an Bewegung. Jede Emotion schien er allein durch diese Augenbrauen ausdrücken zu können, denn sein Mund lächelte kaum. Es war nur ein winziges Heben des rechten Mundwinkels, das man schon als Strahlen bezeichnen konnte, wenn man diesen Mann länger kannte und ansah. Und Grace hatte die ganze Nacht nichts anderes getan, als heimlich sein Gesicht zu beobachten, das von der Armaturbeleuchtung des Lexus\' beschienen wurde. Unwillkürlich fühlte sie, wie Hitze in ihr Gesicht stieg. Dieser Mann war wirklich unglaublich heiß. Auf diese gefährliche Art und Weise, die Hollywoodstars wie Johnny Depp und Brad Pitt zu Superstars gemacht hatten. Seine linke Augenbraue war gespalten und selbst unter dem Bartschatten konnte man am Kinn und an seiner rechten Wange eine weiße Narbe glänzen sehen. Eigentlich hatte Grace immer auf den Anzugträgertyp gestanden, aber dieser Lederhosen-Liebhaber brachte ihr Innerstes wirklich zum Schmelzen.

Automatisch sah sie an ihm hinunter und genoss, wie sich dieses schwarze Leder an seine Beine schmiegte und jeden Muskel abzuzeichnen schien. Jeder Schritt war ein geschmeidiger Tanz, der ihre Finger dazu brachte sich begehrlich zu krümmen. Langsam wanderte ihr Blick an diesen muskulösen, stämmigen Beinen nach oben und saugten sich an dem anthrazitfarbenen Pullover fest, der seinen Körper wie eine dünne Schicht aus Farbe zu bedecken schien. Dieser Mann hatte kein Sixpack, sondern ein Eightpack. Die Muskeln, die sich wie ein Pfeil an seinen Lenden abzeichneten, waren wie eine stumme Einladung sich hinzuknien und einen überraschten Gesichtsausdruck aufzusetzen. Mit einem lautlosen O auf den Lippen.

Sofort leckte sie sich über die Lippen und bemerkte, wie sein nächster Schritt eigenartig verharrte. Sie hob den Blick und begegnete seinem. Ob ihre Augen auch so feurig glänzten und sich in seine zu saugen schienen? Die Lust in seinem Blick war wie ein Funken auf einem ausgetrockneten Weizenfeld. Augenblicklich stand ihr ganzer Körper in lodernden Flammen.

Ihre Füße bewegten sich auf dem Boden und sie drückte die Beine durch, als ihr Gleichgewichtssinn plötzlich zu spinnen schien.

Sein strahlenstes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als sich sein rechter Mundwinkel einen halben Millimeter hob. Ihre Lider flatterten, als Erregung durch ihren Körper schoss wie die Niagarafälle über den Felsvorsprung. Gott, war dieser Mann sexy.

Sie erschauderte, als er direkt vor ihr stehen blieb und ihr die Pakete und die Wasserflasche aus der Hand nahm. „Hast du alles?", schnurrte er.

Nein!, wollte sie schreien. Nein, ich habe nicht alles! Ich hätte alles, wenn du jetzt diesen letzten Schritt zwischen uns überbrückst, mich in das Kühlregal drückst und mich fickst, bis mein Arsch abgefroren ist!





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