Untitled - Teil 7

Autor: Zoey
veröffentlicht am: 13.09.2011


DREI



“Max, es tut mir Leid, wie das alles gelaufen ist. Es tut mir Leid, dass wir uns kennen gelernt haben. Es tut mir Leid, dass wenn ich dich geheiratet hätte, die ganze Zeit noch Philipp in meinem Kopf gehabt gewesen wäre. Es tut mir alles so Leid. Du weißt, ich liebe dich und das werde ich auch immer tun. Aber bei Philipp… uns verbindet etwas Stärkeres als Liebe und ich möchte nicht die falsche Entscheidung treffen. Ich möchte ehrlich zu dir sein nach drei Jahren. Du hast mich nicht verdient, weil ich viel zu schlecht für dich bin. Ich wünsche dir einfach, dass du jemanden findest, der dich genauso liebst, wie du ihn. Ich kann dir das nicht geben. Tut mir Leid.”
Mit diesen Worten verabschiedete ich mich von ihm, griff mir meinen letzten Koffer und zog die Tür zu. Auf dem Weg nach unten, hörte ich wie Melody lautstark auf jemanden einredete.
Melody kannte ich erst sehr kurz. Sie hatte auf dem Rückflug neben mir gesessen und wir hatten uns schnell angefreundet. Sie war genau die Person, die ich im Moment brauchte.
Als ich aus der schweren Eingangstür trat, stand sie da mit ihren wehenden goldblonden Haare, die ihr bis zum Bauchnabel reichten und ihrem kurzen blauen Sommerkleid. Sie redete auf den Taxifahrer ein.
“Aah, Arianna. Alles okay, Süße?”
“Ja. Lass uns bitte von hier verschwinden.”
“Gut. Zum Flughafen, bitte.”
Sie hielt mir die Tür auf und ich rutschte in das Taxi. Kurz darauf ließ sie sich neben mich auf den Sitz plumpsen.
“Arianna, ich weiß dass du das schaffst!”, sagte sie und nahm mich in den Arm.


Mittlerweile waren schon mindestens vier Wochen seit ihrer Abreise vergangen und sie hatte sich nicht gemeldet. Nicht auf dem Telefon oder dem Handy. Nicht per E-Mail. Noch nicht mal per Brief. Gar nicht.
Langsam gab ich meine letzte verbliebene Hoffnung auf.
Mittags klingelte jedoch mein Handy. Unbekannte Nummer. Ich dachte mir nichts dabei und ging ran.
“Hallo?”
“Ja, hi. Hier ist Melody. Wahrscheinlich wird dir mein Name nichts sagen. Aber ich habe dir etwas mitzuteilen. Jemand hat mir einen Brief an dich gegeben und möchte, dass ich ihn dir vorlese:



Lieber Philipp,

ich wollte mich bei dir melden. Jeden Tag, glaub mir.
Aber ich brachte es nicht übers Herz. Deine Stimme
zu hören hätte mich womöglich noch mehr verletzt.
Ich fühle mich, als wäre ich ganz tief im Wasser und
bekomme keine Luft, habe aber auch keine Kraft
mehr, um an die Oberfläche zu schwimmen. Meine
einzigste Rettung wärst du. Aber du bist nicht da.
Ich brauche dich, wo bist du? Ich kann dich nicht
finden. Nur in meinem Herz. Aber da warst du ja
schon immer.

Bitte, Philipp.
Melde dich nicht bei mir. Das würde alles nur noch
schlimmer machen.

In Liebe,
Arianna



Das war’s.”
“Wo ist sie? Kann ich sie sprechen?”
“Ich glaube nicht, dass sie dazu in der Verfassung ist. Es tut mir Leid für dich, Philipp.”
“Wer bist du?”
“Ihre beste Freundin. Ich habe sie im Flugzeug kennen gelernt. Am besten erklärt sie dir das selbst. Mehr darf ich nicht verraten.”
Die Verbindung war unterbrochen.


“Danke, Melody. Ich bin dir was schuldig.”
“Ach, quatsch.”, erwiderte sie.
“Okey, danke. Ich ruf dich an, sobald ich angekommen bin. Danke, danke für alles Melody. Ich werde dich vermissen. Wir sehen uns in 3 Wochen.”
“Alles klar, Arianna. Ja, ich hoffe du holst mich vom Flughafen ab, Süße.”, lachte sie und zog mich in eine feste Umarmung. “Ich werde dich auch vermissen.”
Sie gab mir meine Tasche und drückte mir einen letzten Kuss auf die Backe.
“Guter Heimflug!”, rief sie mir noch hinterher. Ich schaute zurück und blickte in ihr hübsches, glückliches Gesicht: “Danke!”

Wieder ein Flug. Wieder ein Liebesfilm. Wieder ein nettes Gesicht neben mir.
22. Groß. Schlank. Hübsches Gesicht. Blonder Surferschnitt. Grüne Augen. Kleine Nase. Er trug ein graues Shirt und schwarze Shorts. Seine braunen Schuhe und die Militärmarke fielen mir irgendwie besonders auf. In der Hand hielt er einen zerkratzten weißen Ipod.
“Willst du mithören?”
“Klar, wieso nicht?”
“Ich bin Ben.”, stellte er sich vor.
“Arianna.”
Das Licht, das durch das Flugzeugfenster fiel, weckte mich. Mein Körper war steif und tat weh.
“Oh, guten Morgen”, kam es von der linken Seite. “Du bist ganz schön schnell weggekippt.”
“Oh, Sorry.”

Ich hob meinen Kopf und versuchte mich aus dem Sitz zu befreien. “Autsch!”
Auf meinem Knie leuchtete ein blauer riesiger Fleck. Na toll!
“Muss wohl vom Sitz sein.”, lachte er.
Ich schlief wieder ein. Nach gefühlten fünf Minuten weckte Ben mich auf, indem er die ganze Zeit auf meinen Arm schlug, aus dem Fenster zeigte und mich lustigerweise anschrie. Ich schlug ihn spaßhalber zurück und schaute aus dem Fenster. Wir waren da. Endlich.
Aus dem Lautsprecher ertönte, dass wir uns jetzt anschnallen sollten, weil wir die Landung antraten.
Ben half mir meine Taschen auf dem Gepäckband zu suchen.
“Louis Vuitton, Louis Vuitton!”, lachte ich. “Louis Vuitton, Ben!”
Nachdem wir beide unser Gepäck hatten, rief er mir ein Taxi und wir verabschiedeten uns.
“Hier meine Nummer. Meld dich mal bei mir, wenn du dort bist, wo du sein willst. Wir können uns ja auch mal treffen, wenn du Lust hast.”, sagte er und gab mir einen kleinen zerknitterten Zettel.
“Auf jeden Fall. Ich ruf dich an.”
Ich fiel ihm in die Arme und gab ihm einen Schmatzer auf die Wange. “Bis dann!”
Er winkte mir, als ich im Taxi saß und ich schickte ihm einen Luftkuss. Er grinste.
“Roadway 124, bitte.”
“Alles klar.”, erwiderte der Fahrer.
Die halbe-Stunde Fahrt dauerte meiner Meinung nach viel zu lang. Also packte ich meinen Ipod aus und schaltete ihn an.
“I don’t want this moment to ever end …”, ertönte es aus den pinken Stöpseln.
20 Minuten später hielt das Taxi und ich blickte aus dem Fenster. Ich war endlich da. Der Fahrer räumte meine Koffer aus und ich hängte mir meine beige Longchamp-Tasche über den Arm und trat ins Sonnenlicht.






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