Untitled - Teil 6

Autor: Zoey
veröffentlicht am: 11.09.2011


Der Flug war schrecklich. Ich konnte mich nicht einmal auf den Filmstreifen konzentrieren. Das lag vielleicht aber auch daran, dass es ein Liebesfilm war.
Ich versuchte zu schlafen, was jedoch auch nicht so richtig klappen wollte, weil ich zwischendurch immer wieder aufwachte. Noch sechs Stunden. Noch vier Stunden. Noch zwei Stunden.
Als das Flugzeug auf der Landebahn aufkam, wurde mir bewusst, dass ich Max jetzt sehen würde. Die ganze Zeit schwebten mir Philipp’s Worte durch den Kopf. Selbst als ich Max erblickte, gingen sie nicht weg.
Wie er da so stand, in der Hand einen riesigen Blumenstrauß, tat er mir Leid. Er wusste noch nicht, was ihm bevorstand und ich wollte ihm das auch nicht antun, aber so würde es für alle das beste sein.
Er kam auf mich zu und streckte mir die Arme entgegen. Ich fiel regelrecht hinein, konnte die Umarmung jedoch nicht erwidern. Als er mir einen Kuss geben wollte, drehte ich blitzschnell den Kopf weg und der Kuss landete auf meiner Wange. Seine Augen nahmen einen seltsamen Ausdruck an, er vermied jetzt jedoch mir in die Augen zu schauen oder mich zu berühren. Besser für uns beide.
Ich spürte die Kluft, die sich zwischen uns aufbaute. Desto näher wir unserer Wohnung kamen, desto tiefer wurde sie. Die ganze Fahrt lang schaute ich aus dem Fenster. Gelegentlich merkte ich, wie sein Blick mich streifte oder wie er versuchte meine Hand zu nehmen, sich dann jedoch nicht dazu durchringen konnte.
Es herrschte immer noch Funkenstille, als wir vor der Wohnung hielten. Selbst als wir die Taschen ausluden und das Taxi bezahlten.
Ich griff mir die leichteste Tasche und stieg die Treppe nach oben. Dort schloss ich die Tür auf und stellte den Koffer in die offene Diele. Max trug den anderen Koffer und ließ ihn auf den Boden fallen, als er in die Wohnung kam.
Ich legte mich in unser riesiges Doppelbett und schlief augenblicklich ein.
Stunden später weckte mich der Duft von gebratenem Speck und Kaffee. Ich schlüpfte aus dem Bett, tapste in die Küche und ließ mich auf einen Stuhl fallen. Die Wanduhr bestätigte mir, dass es zwölf Uhr mittags war.
“Was gibt’s denn?”, nuschelte ich.
“Ich hab Rührei und Speck gemacht.”, sagte er und gab mir einen Teller.
“Max, wir müssen darüber reden. Ich bin dir mindestens eine Erklärung schuldig. Wenn nicht sogar mehr.”
“Hmm…”
“Max?”
Als er seinen Kopf hob und mir versuchte in die Augen zu schauen, sah ich seine traurigen Augen aus denen dicke Tränen kullerten.
In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich noch viel für ihn empfand. Ich konnte diese drei Jahre nicht einfach so wegschmeißen.
Aber ich tat es.


Die Abreise, der Kuss, der Abschied. Hart, aber kurz.
Arianna, Arianna, Arianna.
Den ganzen Tag lang geisterte sie mir durch den Kopf. Wie sie mich gemustert hatte, bei unserer ersten Begegnung. Ihr erstaunter Blick, als das Kätzchen aus meinem Rucksack gesprungen war. Ihre dunkelblonde Mähne. Wie sie bei mir saß und mir die drei schönsten Worte der Welt sagte. Wie sie sich an meine Seite gekuschelt hatte im Auto. Die ganzen Erinnerungen stürmten auf mich ein.
Noch nicht einmal Whitney konnte mich mit ihren kleinen Späßchen ablenken.
Ich hielt es nicht mehr aus und wählte ihre Nummer. Sie ging nicht dran. Natürlich ging sie nicht dran. Sie saß im Flugzeug und dachte wahrscheinlich gerade über Max nach. Und darüber, wie sie mir schonend am Telefon beibringen würde, dass sie bei Max blieb.
Sie ging mir gar nicht mehr aus dem Kopf. Selbst nachts nicht. Jede Nacht träumte ich auf eine andere Art, wie sie mir das ganze schonen beibringen würde.
Whitney schlug vor, nach Paris zu fliegen und das taten wir dann auch. Sie buchte den Flug und das kleine 5-Sterne-Hotel. Wir würden am nächsten Abend fliegen. Also packten wir genug Klamotten für zwei Wochen ein.
Die zwei Wochen in Paris ließen mich Arianna zwar vergessen, aber auf dem Rückflug hatte ich genug Zeit zum Nachdenken und das tat ich auch.






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