Nächtelang... - Teil 3

Autor: Sunny
veröffentlicht am: 19.12.2011


Sie überlegte, ob sie ihre Tür markieren wollte, um später wieder zurückzufinden, aber da sie nichts bei sich hatte, beschloss sie, die Tür einfach nur einige Zentimeter offen stehen zu lassen.
Danach wandte sie sich nach rechts und folgte dem Gang, wobei sie ab und zu Türen öffnete und hineinschaute, aber die Räume immer leer waren.
Nach einiger Zeit kam sie an eine Tür, die anders aussah als die anderen. Sie war modern und schien neu zu sein, trotzdem war ihre Klinke sehr stark abgenutzt. Vorsichtig drückte Lilly ihr Ohr an die Tür: Sie hörte Stimmen! Da drinnen war jemand! Die Stimme war tief und laut, klang dabei aber verzerrt. Und sie kam Lilly bekannt vor. Millimeter für Millimeter öffnete sie die Tür und Lilly versuchte etwas zu erkennen, doch es war sehr dunkel. Nur ein Licht schien von weit unten zu kommen. Sie öffnete die Tür noch ein Stückchen, sodass sie gerade durch passte und schlüpfte leise in den Raum hinein. Dort stellte sie fest, dass das kein Raum wie die anderen war. Nein, vielmehr war es ein riesiger Saal, eine Aula, bei der von ihrer Höhe aus Treppen nach unter führten, wo sich eine Bühne befand. Auf der Höhe jeder Treppenstufe war je eine Sitzreihe angebracht, insgesamt gab es 6 derartige Blöcke, die sich um die Bühne herum befanden. Lilly trat einen Schritt nach vorne und versuchte zu erkennen, wer auf der Bühne stand, aber das Geschehen war zu weit entfernt. Sie konnte bloß zwei Männer erkennen, der eine normal groß und schmal gebaut, der andere etwas zu klein geraten, dafür muskulös.
Da fing der etwas größere an zu reden. Es war die gleiche Stimme, die Lilly schon davor gehört hatte, und die ihr so bekannt vor gekommen war. Der Mann redete von einer Mission, die sie alle betraf, dabei betonte er die Wichtigkeit der Diskretion und des Zusammenhaltes, da das Ergebnis immens sei. Lilly musste unwillkürlich grinsen: Mit so vielen Fremdwörtern und Genitiven in einem Satz redete nur einer, Herr Agrilla.

Alex wunderte sich: Wo war Lilly hin? Sie war nicht in ihrem Klassenzimmer gewesen, und ein nettes Mädchen aus ihrer Klasse hatte ihm gesagt, dass sie nach der dritten Stunde spurlos verschwunden sei. Sie schien noch etwas zu wissen, aber sie sah ihn nur bedeutungsvoll an und wandte sich ab. Hatte es etwas mit seiner Insensibilität zu tun, das sie die Schule verlassen hatte? Hatte sie die Schule überhaupt verlassen? Oder hatte Toby gar etwas damit zu tun? Er beschloss ihn zu suchen.

Toby starrte den Gartenzwerg an. Wieso hatte Lilly das geschafft, was er nicht schaffte? Er versuchte sich zu konzentrieren, musste aber immer an den Streit mit Alex denken. Alex hatte es nicht so gemeint, das wusste er, aber es hatte ihn trotzdem tief getroffen. Er seufzte und setzte sich hin. Lilly war in höchster Gefahr, das spürte er, hier hatte er das gleiche schlechte Gefühl wie bei Sabina. Er weigerte sich das Wort Stiefmutter zu denken, er würde sie nie als Mutter akzeptieren können. Unter Tränen fixierte er den Gartenzwerg: Wieso konnte er ihn nicht einlassen? Plötzlich fingen die Augen des Gartenzwerges zu leuchten an, genauso wie sie es vorher bei Lilly getan hatten. Er hatte einige Meter neben ihr gesessen, nachdem er ihr gefolgt war, weil es ihm ungewöhnlich geschienen war, dass sie so aus dem Schulhaus gehetzt war, vor allem in der Schulzeit, wo das eigentlich verboten war. Er war jetzt froh darüber, beschlossen zu haben, die letzten Stunden zu schwänzen, da er so eventuell Lilly retten konnte und vielleicht sogar dieses merkwürdige Geheimnis, von dem er keine Ahnung hatte, aufdecken könnte.






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