In meinem Herzen - Teil 16

Autor: Joy
veröffentlicht am: 02.02.2012


Mittlerweile war ich schon wieder am Hotel angekommen und konnte einfach noch keinen klaren Gedanken fassen. Ich wollte nicht zurück. Ich wollte es ihm nicht sagen. Doch nicht alles konnte ich ihn verheimlichen. Ich meine ich liebe ihn. Das mit dem Kind war schon schwer genug, es nicht zu sagen. Doch das, nein. Gewiss nicht. Ich atmete einmal tief durch und betrat schon mal das Hotel. Doch dann wartete der Fahrstuhl auf mich, in den ich auch eintrat. Nun dann. Ich stand vor unserem Hotelzimmer. Ich zog meinen Schlüssel aus der Tasche und öffnete langsam die Tür, die ich aus versehen lautstark wieder schloss. Somit schreckte Oliver auf. Er wahr wohl eingenickt.
Zuerst schaute er mich einfach nur an, bemerkte dann aber, dass nicht alles stimmte.
„Jenncy? Was ist los?“
Wieder kam alles auf. Nur weil ich seine Stimme hörte. Denn diese werde ich unendlich vermissen.
„Oliver...!“ Ich konnte einfach nicht reden.
„Oliver wir packen sofort unsere Sachen! Bestellen uns ein Flugticket für morgen und fliegen nachhause!“
„Jenncy was ist denn los?“
„Ich war gerade beim Arzt und der teilte mir mit, dass wenn du nicht ins Krankenhaus gehst, du vielleicht nur noch zwei Wochen zu leben hast!“
Oliver senkte den Blick. Ließ seine Hände von mir herunter. Sagte nichts.
Ich nahm ihn in den Arm, so fest wie noch nie.
„Ich gehe jetzt Flugtickets bestellen.“
„Jenncy, wir sind mit dem Auto hier.“
„Das ist mir egal, Oliver. Ich werde mit Sicherheit keine Zeit vergeuden.“
„Auf dieses einen verdammten Tag kommt es jetzt auch nicht mehr drauf an.“
Mein Gesicht verzog sich.
„Auf diesen verdammten Tag kommt es nicht mehr drauf an? Doch Oliver! Genau das tut es!“
Er verdrehte den Kopf. Schaute nun aus dem Fenster.
„Glaub mir Jenncy. Das tut es nicht. Ich möchte es nicht.“
„Natürlich.“
Ich hoffte er hörte die Ironie daraus.
„Wir haben ja gerade nur eine der schrecklichsten Nachrichten erfahren, “ stöhnte ich.
„Verstehst du es nicht oder willst du es einfach nur nicht verstehen?“
Wieder schwieg er.
„Oliver, ich möchte dir doch nur helfen. Und vor allem möchte ich dich noch so lange wie nur möglich bei mir haben! Und wenn du es nicht für dich tust, dann wenigsten für mich...“
Nun wendete er seinen Kopf und schaute mich mit rot unterlaufenen Augen an.

~Oliver~
Ich verstand sie, wirklich. Doch sie wollte mich nicht verstehen und ich meine Lebenssituation im Moment nicht. Sah sie es überhaupt mal aus meiner Sicht? Ich glaubte nicht. Schließlich war ich der Derjenige, der wusste, dass er stirbt. Ich wollte meine restliche Zeit doch einfach nur mit ihr verbringen. Alles vergessen. Leben. Wenn ich jetzt in ein Krankenhaus gehen würde, wären es vielleicht noch drei Wochen. Oder vier. Und dafür soll ich meine restliche Zeit jetzt in einem weißen Zimmer verbringen? Wo ich an Maschinen hänge? Nein, danke.
„Oliver antworte mir doch. Bitte!“
Was sollte ich denn jetzt sagen? Ich konnte und wollte einfach nichts dazu beitragen. Also drehte ich mich wieder weg, woraufhin sie wieder anfing zu weinen. Doch das wollte ich auch nicht.
„Jenncy, was glaubst du denn bitte, wie viel länger ich dann noch leben werde? Es werden vielleicht drei Wochen sein, vielleicht auch vier. Und dafür soll ich mich mit Medikamenten zustopfen lassen, an Maschinen hängen und nichts sehen außer weinende Menschen?“
Sie war wirklich verzweifelt. Strich sich wie wild durch ihre Haare. Vergrub immer wieder für kurze Zeit ihr Gesicht in ihre Hände.
„Oliver. Bitte. Ich flehe dich an.“
Ich liebte Jenncy über alles auf der Welt. Ich konnte noch nicht einmal beschreiben, was ich für sie fühlte. Und deswegen mochte ich ihr auch nicht wehtun. Ich wollte doch auch noch so lange wie möglich bei mir haben. Sie in meine Arme schließen können. Sie küssen. Sie anzuschauen.
„In zwei Tagen.“
„Was meinst du?“ fragte Jenncy mich mittlerweile etwas monoton.
„In zwei Tagen fahren wir. Morgen möchte ich nochmal alles vergessen.“
Nun lächelte sie etwas. Zwar war es kein Lächeln des Glückes, aber eines wo sie sich etwas \'freute\'.
„Danke, Oliver.“
„Aber Jenncy, wir werden fahren.“
„Hauptsache so schnellst wie möglich in ein Krankenhaus.“
Nun war es Sicher. Morgen wird der letzte Tag sein, an dem ich lebe. Lebe ohne Maschinen, lebe ohne Medikamente in mir zu tragen und einfach nur mit Jenncy lebe.





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