In meinem Herzen - Teil 15

Autor: Joy
veröffentlicht am: 30.01.2012


Zwar nicht so lang, hoffe es gefällt euch trotzdem:)


Mein Herz blieb stehen. Positiv.
Um mich herum sah alles verschwommen aus, weshalb ich mich auf den Badewannenrand setzten musste. Ich war so verzweifelt. Oliver wartete draußen auf mich. Was sollte ich denn nun machen?! Ich konnte doch nicht aus dem Badezimmer heraus spazieren und sagen: „Du Oliver, mal so nebenbei, ich bin schwanger...“
Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände. Tausende Gedanken schossen mir durch mein Kopf.
Ich konnte doch kein Kind bekommen. Nicht jetzt. Nicht... nicht mit Oliver. Auch wenn ich es mir immer so sehr gewünscht habe. Aber ich weiß selber, dass ich keine Zukunft mit ihm haben werde und sollte dann... jetzt ein Kind von ihm bekommen? Ich würde ganz alleine da stehen.
Und ich konnte Oliver doch nicht auch noch das zumuten. Er hat schon genug zu kämpfen und muss jetzt nicht noch wissen, dass ich ein Kind von ihm bekomme, was er niemals aufwachsen sieht. Das konnte ich einfach nicht.
Wiederrum ist es aber auch ein wunderschönes Gefühl. In mir wächst etwas heran. Genau jetzt. In diesem Moment. Ich legte meine Handfläche auf meinen Bauch. Tränen stiegen mir in die Augen. Die ich aber schnell wieder wegwischte.
Doch ich musste wieder einen klaren Gedanken fassen. Das konnte einfach nichts werden.
Eine Abtreibung ist der einzig kluge Gedanke. Und Oliver durfte ich davon nichts sagen.
Schnell riss ich fünf oder sechs Streifen Klopapier ab und umwickelte damit den Schwangerschaftstest. Daraufhin warf ich ihn in den Mülleimer.
Ich stütze mich am Waschbeckenrand ab und schaute in den Spiegel, richtete meine Haare und wusch mein Gesicht. Dann öffnete ich die Tür, wo ich auch schon Oliver sah.
„Tut es immer noch weh, Jenncy?“
„Nein, alles gut, “ sagte ich und setzte ein gespieltes Lächeln auf. „Wollen wir wieder an den Strand gehen?“
„Natürlich, “ sagte er und nahm mich an die Hand. Die er schlagartig wieder los lies.
Auf einmal trat Oliver ein Stück zurück von mir und strich sich mit seinen Händen über sein Gesicht. Dann setzte er sich schnell auf das Bett und legte sein Gesicht in seine Hände. Er stöhnte deutlich zu hören auf. Dann löste er seine Hände wieder und in seinem Gesicht sah man förmlich, dass er Schmerzen hatte.
„Oliver? Was ist los?“
Doch er sagte nichts. Schnell trat ich zu ihm und setzte mich neben ihm auf das Bett.
Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und sah, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Woraufhin mir genau das gleiche passierte.
„Oliver, hast du Schmerzen?“
Er nickte.
„Hast du heute schon eine Tablette genommen?“
Er schüttelte seinen Kopf.
Noch nicht einmal antworteten konnte er.
Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten. Nicht mehr mit ansehen. Einfach nicht sehen, wie er leidet. Ich nahm ihn in den Arm und hörte wie er weinte.

Nach fünf Minuten stand ich auf. „Oliver, ich komme gleich wieder...“
Ich wischte mir die schon fast getrockneten Tränen aus dem Gesicht und ging aus der Tür heraus. Ich wusste, dass neben dem Hotel eine kleine Arztpraxis war. Also machte ich mich auf den Weg dort hin. Ich lief schon fast.
Als ich endlich ankam, trat ich in die nach Desinfektion riechende Praxis ein und ging zur Rezeption. So sehr ich es auch wollte, ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten, was der Arzt der an mir vorbei ging, sofort sah.
„Signora?“
„Sprechen Sie Deutsch?“ Etwas besseres viel mir nicht ein.
„Ja, ein bisschen.“
„Mein Freund hat einen Tumor im Kopf der immer mehr wächst.
Er möchte aber nicht ins Krankenhaus. Seit über einen Monat hat er ihn schon. Und er hat jeden Tag mehr Schmerzen. Auch wenn er Tabletten nimmt. Bitte sagen Sie mir, wie lange er noch leben wird, wenn wir nicht ins Krankenhaus gehen?“
Ich sah schon, dass der Arzt nichts aufmunterndes zu sagen hatte.
„Ich sag' es nicht gerne... zwei Wochen... mindestens zwei und eine halbe.“
Mitten auf dem Flur brach ich zusammen. Das durfte einfach nicht sein.
NEIN. WIESO?





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