In meinem Herzen - Teil 6

Autor: Joy
veröffentlicht am: 17.10.2011


Schlagartig riss ich meine Augen auf. Mein Gesicht war nass und mein Herz schlug so doll, dass ich dachte es springt mir gleich in meine Hände. Ich muss etwas Schreckliches geträumt haben, doch zum Glück konnte ich mich nicht mehr daran erinnern.
Ich hatte starke Schmerzen in meinem Rücken und Nacken. Na ja, wenn man die Nacht im Auto verbringt, dann ist es kein Wunder. Wir wollten gestern noch in ein Motel, aber wir haben einfach keins gefunden, also blieb uns keine andere Wahl, als im Auto zu übernachten.
„Guten Morgen…hey, was ist denn mit dir los?“ fragte mich Oliver besorgt.
„Ich habe wohl etwas Schlimmes geträumt.“
„Oh man. Und, hast du auch so gut geschlafen wie ich?“ fragte er mich sehr ironisch.
„Natürlich. Ich habe auch gar keine Nacken- oder Rückenschmerzen. Mir tut wirklich alles weh. Ich muss mich bewegen, lass uns etwas essen gehen, denn ich habe tierischen Hunger.“
„Ja, frag mich mal. Na gut, dann lass und etwas anziehen und los gehen, “ lächelte Oliver.
„Wie wollen eigentlich etwas bestellen? Wir können doch kein Wort Französisch sprechen.“
„Was? Ich hatte fünf Jahr Französisch in der Schule. Ich kann sehr gut französisch sprechen.“
Ich runzelte meine Stirn etwas, denn irgendwie konnte ich es ihm nicht glauben. Oliver und Französisch? Na ja, mal sehen. Wir zogen uns an, kämmten unsere Haare und stiegen mit knackenden Knochen aus unserem Auto.
Ich holte tief Luft und streckte mich. Am Himmel waren keine Wolken zu sehen, nur die Sonne, die uns direkt ins Gesicht schien.
Es war so schön hier. Ich wollte gar nicht mehr weg. Hier sah es wie in einem Bilderbuch aus. So wie man sich Frankreich vorstellt. Ich konnte gar nicht aufhören zu staunen. Für einen Moment konnte ich sogar Olivers Krankheit vergessen, was mir sehr gut tat.
„Schau, da. Ein kleines Restaurante.“
Alleine dieses Restaurante sah so wunderschön aus. Über dem Laden stand in verschnörkelter Schrift ‚rêve’. Draußen standen drei kleine Tische aus Eisen, mit in sich verschlungenen Beinen und Stühlen. Auf den Tischen stand jeweils eine Vase mit ein paar sehr schönen und gut riechenden Blumen. Es roch nach Gebäck.
Oliver nahm einen Stuhl, zog in ein Stück zurück, sodass ich mich hinsetzten konnte.
Es kam auch sofort eine Kellnerin.
„Que voulez-vous?“
„ Je youdrais une Quiche avec du jus d’orange et Croissants avec ma copine une pomme.“
„Voulez-vous la Confiture Croissant ou quelque chose?“
„Oui, ce serait sympa,“ lächelte Oliver.
“Was? Du kannst wirklich Französisch sprechen?“
„Ja, das habe ich doch gesagt.“
„Okay und was hast du bestellt?“
„Wirst du gleich sehen, “ lächelte er und gab mir dabei einen Kuss auf die Stirn.
Es hat sich wirklich toll angehört, als Oliver Französisch sprach. Fünf ganze Minuten lang starrten wir uns einfach nur an, bis dir Kellnerin kam und uns aus unseren Träumen riss.
Oliver hat mir ein Croissant mir Erdbeermarmelade und Apfelsaft bestellt. Es roch unglaublich gut. Ich bestrich mein Croissant mit der Marmelade und genoss es. Jeden Bissen.
„Mmmh…“ schwärmte ich.
Oliver lächelte und sah sehr glücklich aus. In den zehn Minuten, in den wir aßen, haben wir kein Wort mit einander geredet. Zu tief waren wir in den Genuss der Französischenküche versunken. Irgendwann bezahlte Oliver und wir spazierten ein wenig in der Gegend herum.
Ich werde dich vermissen Oliver. Vermissen deine Hand zu nehmen. Vermissen meine Hand auf dein Herz zu legen und es zu spüren. Vermissen dich zu küssen, dich zu umarmen.
Ich werde DICH vermissen. Tränen schossen mir aus den Augen.
„Jenncy? Was ist los?“ Oliver blieb stehen, nahm mein Gesicht in seine Hände und schaute mich besorgt an. Ich konnte ihm doch jetzt nicht sagen woran ich gerade dachte. Es würde ihn nur traurig machen.
„Ist gut. Alles ist in Ordnung, “ log ich.
Die Leute die um uns herum gingen schauten uns schon an. Er zog mich beiseite und kniff die Augen zusammen.
„Jenncy, was ist los?“
Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände und konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen.
Ohne noch etwas zu sagen nahm Oliver mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Ich versteckte mein Gesicht in sein T-Shirt und blieb eine ganze Weile in seinen Armen. Er schob mich von sich weg und presste seine Lippen auf meine.
Er fragte nicht weiter nach. Er nahm mich einfach nur an die Hand und ging weiter mit mir.
Der Morgen fing so gut an und endete so traurig.
„Wollen wir weiter fahren?“ fragte mich Oliver.
„Nein. Lass uns einfach nur gehen.“
Wir gingen und gingen und gingen. Bis zum Nachmittag. Wir kamen an einem kleinen See vorbei und blieben dort stehen. Wir setzten uns auf die Wiese, die vor dem See war und genossen die Sonne. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und schloss meine Augen. Ich nahm seine Hand und drückte diese ganz fest.
Ich spürte wie sie zitterte. Er löste sich von mir und drehte sich weg. Er legte seine Hände auf seinen Kopf und lehnte sich vor.
„Oliver? Oliver! Was ist los?“
Er antwortete nicht.
„Oliver sag doch was! Oliver!“ schluchzte ich.
Er schmiss sich auf den Rücken, schloss seine Augen und holte ein paar Mal ganz tief Luft.
„Oliver!“ weinte ich.
Nach ungefähr einer Minute öffnete er wieder seine Augen, die leicht rötlich waren und schaute mich an.
„Es ist alles in Ordnung, Jenncy.“
„Nein! Nein, Oliver! Nichts ist in Ordnung! Wir fahren jetzt sofort nachhause und dann in ein Krankenhaus!“
„Nein, Jenncy. Bitte nicht. Es geht mir wirklich gut.“
„Nein Oliver. Es geht dir nicht gut. Du hast Schmerzen!“ weinte ich so heftig, dass auch er fast weinen musste.
„Jenncy, verstehst du mich denn überhaupt nicht?“
„Nein!“
„Jenncy, wenn ich jetzt in ein Krankenhaus fahre, dann habe ich vielleicht ein paar Wochen mehr, ja. Aber dann sehe ich nichts anderes mehr außer Apparate, an denen ich angeschlossen bi, weiße Räume, Krankenschwestern, Ärzte. Dann ist das mein zuhause. Und möchtest du das? Und jetzt seit ganz ehrlich. Die Zeit, die ich noch habe, möchte ich mit dir verbringen, nur mit dir! Ich möchte an etwas anderes denken, abgelenkt werden! Meine restliche Zeit genießen!“
Weinend nahm ich Oliver in den Arm und wollte ihn nie mehr loslassen.






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