Dämonenkuss - Teil 9

Autor: Oceangirl
veröffentlicht am: 28.08.2011


Gedankenverloren saß ich auf einem Stuhl, mein Fuß wippte hin und her. Als ich nicht mehr aushielt stand ich wieder auf und ging durch dem Raum. An den Spiegel machte ich Halt, vorsichtig schaute ich hinein und musterte mich näher. In dem Kleid sah ich fast adelig aus. Das grüne Kleid passte perfekt zu meine grüne Augen, die Farbe des Grases hatten. Die rote Haaren sahen wie Feuer aus und verlieh mir gewisses Etwas. Meine Figur sah schlanker und gebrechlicher in dem Kleid aus. Ich tastete nach meiner rosigen Lippen, warum hatte er mich nochmal geküsst? In mir herrschte ein seltsames Chaos. Vor allem was ich in der letzte Woche erleben musste. Plötzlich sollte ich hier sein und fast wie eine Prinzessin aussehen? Irgendwas stimmte da nicht. Wieder wanderte meine Gedanken zu dem angenehmeren Kuss. Ein wohliges Kribbeln machte sich in meinem Magen bemerkbar. Ich schüttelte den Kopf und versuchte auf andere Gedanken zu kommen. Kaala! Was war mit ihr? Mein Gesicht sah erschrocken aus und schuldbewusst. Wie hätte ich sie nur vergessen können? Hoffentlich ging es ihr gut. „Hallo“, sagte eine Stimme. Angriffsbereit drehte ich mich um. Es war Naomie. „Ich dachte wir könnten Schach spielen, damit dir nicht langweilig wird“, Naomie trug in ihre Hände einen Brett mit Zeichnungen und in der andere Hand einen Beutel. „Okay“, murmelte ich. Sie erklärte mir wie das Spiel ging. Konzentriert starrte ich auf meine Figuren: „Wie geht’s Kaala?“ Naomie schaute auf: „Wer?“ „Mein Wolf!“, antwortete ich scharf. „Achso, ihr geht es gut. Sie hat gerade einen leckeren Knochen vom dem Koch bekommen. Ein bemerkenswerter Wolf, Cloud hat gleich sich an ihr einen Narren gefressen“, kicherte Naomie. „Wer ist Cloud?“, ich wurde misstrauisch. Ich schob ein Bauer ein Feld weiter. „Der Prinz“, Naomie hatte ihren Springer in die Bewegung gesetzt. Ich hielt inne. Cloud. Der Namen klang zu sanft für einen Prinz, wie er. Mein Turm war jetzt dran und schlug den Springer von Naomie nieder. „Du bist eine Elfe“, sagte ich vorsichtig. Naomie erledigte gerade meinen Turm: „Ja.“ „Wie kamst du hierher? Immerhin sind Dämonen unsere Feinde!“, meine Augen funkelten. Naomie\'s blaue Augen sahen mich ernst an: „Sie sind gut zu mir. Ich war ein kleines Mädchen als ich mich in dem Wald verlief. Ein Dämon fand mich und brachte mich hierher. Sie taten mir nichts und hatten Mitleid. Sie versprachen mir, dass ich hier gut haben werde, wenn ich dafür hierbliebe und meine Heilkräfte einsetze für Verletze. Da ich nicht wieder allein in dem Wald sein wollte, stimmte ich zu. Es ist nicht hier schlimm, in Wirklichkeit sind sie ganz anders, als wir uns es vorstellen.“ „Hm“, murmelte ich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Dämonen gut sein sollten. Meine Königin ging zwei Schritte weiter. „Ich wurde verflucht, Dämonenkuss. Was ist das? Und warum könnt ihr mich sehen?“, fragte ich neugierig. Naomie warf meine Königin raus: „ Weil es ein Dämonenfluch ist, können die Dämonen dich ganz normal sehen und mir hatten sie auch das „dämonisches Sehen“ geschenkt, also kann ich dich jetzt auch normal sehen. Außerdem ist es ja wichtig, wenn ich diese Fähigkeit habe. Wie soll ich denn um verfluchte Kranke oder Verletzte kümmern? Oder wie soll ich andere dämonische Zauberei sehen können? Dämonenkuss, ein schwieriger Fluch. Andere Leute würden dich als verschwommenes, helles Gestalt sehen und das macht ihnen natürlich Angst. Nur wer dich wirklich vom ganzen Herzen liebt, kann dich sehen und mit einem wahren Kuss dich befreien. Denn die Liebe ist der Schlüssel um dem Fluch zu brechen. Nur wenige Dämonen können den Fluch, meistens beherrschen nur hohe Dämonen sie.“ Liebe sollte diesen Fluch brechen können? Es klang ziemlich unsinnig und zu weich für einen Dämonen, der auf Andere Flüche hetzt. Schweigend spielten wir weiter, leider gewann Naomie. Die Sonne ging bereits hinunter, ich war überrascht wie die Zeit dahinging. „Wir müssen runter, Abendessen“, meinte Naomie. Ich folgte ihr. Wir liefen viele Stufen hinunter, dann links, dann rechts und wieder links und....ich verlor die Orientierung. Mir kam ein Gefühl auf, dass Naomie extra mich verwirren wollte, damit ich nicht auf dumme Ideen kam. In mir breitete sich die Enttäuschung, sie war doch eine Elfin und dann wollte sie mir nicht helfen mich hier rauszubringen? Ich musste unbedingt einen Weg hinaus finden, aber vorher würde ich Kaala holen. Der Essaal war riesig und beeindruckend geschmückt. In der Mitte stand ein langes Tafel aus Ebenholz. Dort saßen die königliche Familie. Ich schluckte und fühlte mich etwas unwohler. „Setzt dich doch!“, sagte eine mütterliche, warme Stimme. Eine wunderschöne Frau zeigte auf einen freien Platz gegenüber Cloud. Hastig ging ich auf dem Platz. „Ich bin Königin Violine und wie lautet deinen Namen?“, ihre Augen waren nicht gelb, eher braunflüssig. „Lee“, flüsterte ich leise. Neben mir hörte ich einen Schnauben. Ich schaute zur der Person, es war ein Mädchen in meinem Alter. Ihre braunflüssigen Augen, das noch etwas gelblich schimmerte, starrten mich verachtend an. „Willkommen Lee!“, dröhnte eine tiefe Stimme. Mein Blick wendete zu einem Mann, der am Ende des Tisches saß. Er strahlte von Stärke und Macht aus. „Danke“, murmelte ich, dabei starrte ich den goldenen Teller an. Der König klatschte in die Hände und rief: „Das Essen kann beginnen!“ Plötzlich kaum aus allen Richtungen Diener und Hausmädchen um viele Gerichte auf dem Tisch zu stellen. Ich staunte bei so vielen Leckereien, schafften sie wirklich das alles aufzuessen? Nachdem alles gedeckt waren, verschwanden sie auch alle. Nur Naomie blieb im Hintergrund. Jemand leckte meine Hand, erschrocken schaute ich nieder und sah in die graue Augen eines Wolfes. „Kaala“, erfreut streichelte ich den Wolf. Kaala wedelte mit dem Schwanz, schnaubte zufrieden und ging zu einem riesigen Knochen. Die Familie begann zu aßen, ich rührte nichts an. „Warum isst du nichts?“, fragte Königin Violine. Ihre weiße Haaren waren seidenglatt und reichte bestimmt bis zur der Hüfte. „Ich...“, ich wusste nicht was ich antworten sollte. „Wir vergiften dich schon nicht, schlag ruhig zu“, lachte der König und um seine goldflüssigen Augen bildeten sich Lachfalten. Stumm nahm ich mir etwas auf dem Teller. Warum waren sie nett zu mir? Ich verstand das nicht. Das Hühnchen war köstlich, so zart. Heimlich beobachtete ich Cloud, er sah seiner Mutter ähnlich aus, aber die Gesichtszügen hatte er von seinem Vater. Jedesmal wenn unsere Blicke sich begegnen verfinsterten sich seine Augen. Neben Cloud saß ein weitere Junge, er schien etwas älter zu sein. Sein Gesicht war starr wie eine Statue, keine Gefühlsregungen oder Gesichtsausdrücke war zu erkennen. Er sah seinem Vater sehr ähnlich aus, jedoch sah sein Vater viel freundlicher aus. Als er meinen Blick bemerkte starrte er mich kalt an, seine goldflüssigen Augen begannen gelblich zu werden. Ich fühlte mich unwohl, schnell wendete ich mich von ihm den Blick ab. Nach der Hauptspeise kam der Dessert. Waren sie immer so schweigsam beim Essen oder lag es daran, dass ich hier war? „Also, wer würdet unseren Gast alles hier zeigen und dafür sorgen, dass sie sich hier wohl fühlt?“, sprach Königin Violine. „Ich schon gar nicht, das ist mir zu eklig!“, sagte eine helle Stimme neben mir. Ich verkrampfte mich innerlich. „Honey!“, streng sah die Königin ihre Tochter an. Honey drehte den Kopf zu ihr, sodass ihre braune Haaren in der Luft gewedelte wurde: „Was ist Mutter? Ich habe doch Recht! Elfen sind nun mal eklig und widerwärtig!“ Meine Hand begann zu zittern, wütend biss ich auf meine Lippen. „Geh in deinem Zimmer!“, befahl ihr Vater. Zornig stand Honey auf und verließ den Saal. „Lee, es tut mir leid. Sie ist gerade in der Pubertät!“, entschuldigte sich die Königin. „Ist schon in Ordnung“, antwortete ich leise. „Ich habe dafür keine Zeit, ich habe nämlich viel zu erledigen!“, ertönte eine schneidende Stimme. Es war der Junge neben Cloud. Herablassend sah er mich an. „Wenn Damon nicht kann, musst du es machen, Cloud“, meinte der König. „Vater!“, entrüstet sah Cloud ihn an. „Keine Widerrede!“, allmählich verlor der Vater die Geduld. Cloud sagte nichts mehr, dafür schenkte er mir vernichtende Blicke. Das konnte heiter werden. „Laurence, wollen wir das Essen beenden?“, fragte die Königin Violine ihren Ehemann. „Ich wünsche euch allen eine angenehme Nacht und Lee, fühle dich hier wie zu Hause!“, lächelte der König freundlich. Schweigend standen wir auf, Naomie und ich gingen zurück, Kaala folgte uns. Ich wurde in einem fremdes, etwas kleineres Zimmer gebracht. „Das ist der Gästeraum“, sagte Naomie. Ich nickte müde. Das Bett sah groß und gemütlich aus, jedoch hatte es keinen Dach oder Vorhänge. Ich krabbelte hinein, Naomie verabschiedete sich und ging hinaus. Kaala legte sich auf einem grünen, glatten Teppich. Ich machte mir viele Gedanken über den heutigen Tag. Die Könige scheinen nett zu sein, während ihre Kinder eher das Gegenteil waren. Vielleicht hatte Naomie doch Recht....vielleicht waren sie doch nicht so gemein, wie ich mir sie vorgestellt habe. Ich beschloss ihnen eine Chance zu geben. Langsam wanderte ich in das Land der Träume. In der Ferne hörte ich noch Kaala\'s leise Schnarchen.




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