Théâtre Ombre de Lutèce - Teil 7

Autor: Ananas
veröffentlicht am: 02.10.2011


So, hier endlich der siebte Teil. Tut mir leid, dass es im Moment so lange dauert, habe nun nach Ende der Ferien nicht mehr so viel Zeit zum Schreiben. Viel Spaß beim Lesen:

„Kennen Sie sie?“ wiederholt Inspektor Davis seine Frage.
„Nein, eigentlich nicht,“ murmele ich, die Photographie von Emma betrachtend.
„Aber Sie haben sie schon mal gesehen,“ meint Connor, sich das erste mal einmischend, und kassiert daraufhin einen eiskalten Blick vom Admiral. Das hier ist sein Schlachtfeld, er hat das Kommando und der Rothaarige soll sich gefälligst raus halten.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und der Admiral durchbohrt mich mit seinem Blick. Was soll ich nur antworten? Ihnen einfach alles verraten kann ich nicht, und wenn ich lüge, werden sie es merken. Schließlich deute ich ein Nicken an. Ich bin tierisch nervös.
„Wo?“ kommt gleich die nächste Frage hinterhergeschossen.
„Ich erinnere mich nicht mehr,“ lüge ich und sehe kurz weg. Meine Stimme ist kratzig. Ja, eigentlich sollte er mir ein Glas Wasser anbieten.
„Miss Temple, bei allem Respekt, wenn wir Ihnen gestern noch geglaubt haben, sie könnten eine leichte Amnesie davongetragen haben, so ist es hier doch offensichtlich, dass Sie lügen,“ meint Davis stattdessen, sieht mich immer noch durchdringend an.
„Sie haben kein Recht, so mit mir zu sprechen,“ gebe ich zurück.
„Miss Temple, beruhigen Sie sich.“
„Ein solches Verhör mit einem jungen Mädchen – das ist unerhört und unsittlich! Wenn meine Tante das erführe...“ erwidere ich empört und wünsche mir Cassandra zum ersten Mal in meinem Leben sehnlichst an meine Seite, damit sie das hier für mich löst.
„Miss!“ ermahnt mich Davis.
Ich öffne den Mund und schließe ihn wieder. Mein trotziger Blick ist nichts gegen den Meeresturm in Davis\' Augen. „In einem... Theater,“ sage ich schließlich, und lasse die Schultern hängen.
„Setzen Sie sich,“ fordert Davis mich auf und ich nehme wieder auf dem Stuhl Platz von dem ich vorhin aufgesprungen war und wir wissen, dass er gewonnen hat. Mein Widerstand ist gebrochen und ich schäme mich.
„In einem Theater also?“
Ich nicke.
„Meinen Sie, auf der Bühne, Miss Temple?“
Wieder nicke ich teilnahmslos. „Ja, auf der Bühne.“ Ich zupfe nervös an meinem Ärmelsaum.
„Und wären Sie so freundlich, uns zu sagen in welchem Theater das war?“ fragt Davis gereizt, weil er mir jede Antwort aus der Nase ziehen muss.
„Ich...“ Ich überlege einen Moment und schüttele den Kopf. „Ich glaube nicht, dass Ihnen das helfen würde, Inspektor.“
„Wieso das?“
„Nun, es ist ein ziemlich kleines Theater,“ versuche ich zu erklären.
Davis hat sich ebenfalls wieder an seinen Schreibtisch gesetzt und fängt an ungeduldig mit seinen Fingern auf den Tisch zu trommeln. „Auch ein kleines Theater hat ein Schild mit einem Namen dran.“
„Nein, dieses nicht,“ widerspreche ich. „Es... befindet sich in einem Hinterhaus, würde ich sagen.“
„Und wo soll ihr Hinterhaus liegen, Miss Temple?“ fragt Davis. Er hat eindeutig das Gefühl seine Zeit mit irgendwelchen Hirngespinsten zu verschwenden.
„Im East End,“ sage ich.
„Im East End! Natürlich!“ meint Davis seufzend.
Connor mischt sich wider ein. „Ich dachte, alle Theater im East End hätten vor Jahren geschlossen?“
„Sie sind zum protokollieren hier, Mister Connor,“ tadelt Davis ihn für den Einwand. „Und Sie, Miss Temple, wollen uns sicherlich erklären, was eine ehrbare Dame wie Sie in einem Theater im East End macht.“
Ich sehe ihn an und fühle mich irgendwie dreckig, ertappt, enttarnt, beleidigt und erröte. „Sie sind schamlos, Mister Davis,“ bringe ich hervor. In seinem Gesicht ist keine Regung zu erkennen, nur dieser Blick wie tiefe See. Meine Anschuldigung lässt ihn völlig kalt und ich fühle mich machtlos gegen ihn.
„Wieso waren Sie dort und was wissen Sie über diese Frau?“ Er tippt auf das Bild.
Ich gebe nach. „Eine Freundin empfahl mir, die Vorstellung mit ihr zusammen zu besuchen. Diese Frau... Sie war so etwas wie die Empfangsdame.“
„War?“ fragt Davis sofort, seinem untrüglichen Ermittler-Gespür folgen wie ein erfahrener Jagdhund seiner Nase auf der Spur nach der Beute.
„Sie ist erschossen worden,“ sage ich halblaut nach kurzen Zögern und betrachte meine Schuhe.
Connor und Davis werfen einander einen Blick zu. „Wann ist das passiert?“
„Vorletzte Nacht.“ Ich habe einen Kloß im Hals und kann nicht weiter sprechen. Dann wird mir etwas klar. „S-sie meinen das hängt alles irgendwie zusammen?“
„Naja, Miss. Die Photographie...“
„Aber Simon könnte sie irgendwo hergehabt haben! Das könnte jeder sein! Ich meine...“ Ich möchte sagen, sie wäre schön, erröte dann aber und bringe doch keinen Ton mehr raus. Meine Güte, was für eine einzige Peinlichkeit.
Davis hadert wieder mit irgendwas. „Das hatten wir auch zuerst vermutet. Aber ist eine Amateurphotographie, offensichtlich in einem Privatzimmer... Es sieht jedenfalls ganz so aus, als hätte Mister Doyle sie selbst aufgenommen...“
Ich schlucke und sehe zu Boden, während ich darüber nachdenke, was das heißt und fühle mich betrogen. „Simon mochte Photographie,“ flüstere ich und denke an die amerikanische Kamera, die er mir einmal mit so großer Begeisterung gezeigt hatte.
Der Admiral seufzt. „Gibt es noch irgend etwas hilfreiches, das sie uns sagen können?“
Ich überlege, doch mir will nichts einfallen. „Nein, Inspektor.“
Er überlegt ebenfalls. „Und wie genau sind sie in den Fluss geraten, Miss Temple?“
„Wir... Ich... Nachdem man diese... Dame erschossen hatte, wollten wir weg, über irgendwelche Kellergänge. Ich bin beim Laufen gestolpert und habe mir den Kopf angeschlagen,“ erkläre ich zögerlich. Das entspricht sogar zu großen Teilen der Wahrheit. Ich lasse lediglich den Teil mit Christel weg. „Ich bin erst auf dem Boot wieder zu mir gekommen.“
Davis sieht mich prüfend an, und diesmal gelingt es mir irgendwie seinem Blick standzuhalten. „Und wer war sonst noch dort? Als Ihre Begleitung meine ich.“
„Nur ich und meine Freundin, sonst habe ich niemanden getroffen,“ sage. Das stimmt nicht ganz, wenn man an ihren Cousin William denkt, tut aber nichts zur Sache.
„Und wie ist der Name ihrer Freundin?“ will der Admiral wissen.
Ich stocke kurz. Ich kann Christel doch nicht einfach verraten. Aber wenn ich nichts sage. Ich sehe betreten drein und sage schließlich: „Christine Adams.“
Davis sieht mich wieder prüfend drein, scheint mir aber zu glauben. Meine Nerven sind dennoch zum Zerreißen gespannt. „Beenden Sie das Protokoll, Mister Connor.“
Es ist endlich vorbei. Oh, dem Himmel sei Dank! Ich sehe kurz zu Connor, der schnell etwas aufschreibt. Dann stehen beide Männer auf und Connor hält mir die Tür auf. Wir verabschieden uns, nicht ohne dass ich darauf hingewiesen würde, dass man den Namen meiner Freundin prüfen werde und sich sicherlich bei mir melden würde, wenn die Ermittlungen etwas Neues zu Tage fördern werden.





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